Sonntag, 24. Mai 2020

Wort zum Sonntag: Man kann und darf Pius XII kritisieren


Man muß ihn auch keineswegs bewundern oder gar verehren (LePenseur findet bspw. Gründe zur Bewunderung nur in eingeschränktem Umfang, über Verehrung hat er noch gar nicht nachgedacht ...) — aber man darf ihn auch nicht diffamieren und durch Halbwahrheiten (bis hin zu blanken Lügen) zu skandalisieren versuchen. Dazu schrieb Michael Hesemann bei kath.net einen lesenswerten Artikel:

Pius XII., der Vatikan und der neue Kulturkampf gegen die Kirche


Wie die ARD ihr Publikum belügt und Tatsachen verschweigt - Gastkommentar von Michael Hesemann
Düsseldorf (kath.net)

 „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt“, heißt es in Artikel 5 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, das in diesen Tagen 71 Jahre alt wird. Es ist tatsächlich schon ein wenig in die Jahre gekommen. Das mag erklären, weshalb es von der Politik und den Medien immer weniger beachtet wird. Manchmal wird es so sträflich vernachlässigt, als stünde es schon in der Rumpelkammer der Geschichte.

Deutschland entwickelt sich immer mehr zu einer Meinungs- und Gesinnungsdiktatur. Der öffentliche Diskurs wird ausgeschaltet, die öffentliche Meinung gleichgeschaltet. Alternative Sichtweisen, und seinen sie noch so gut begründet, werden bestenfalls ignoriert, oft auch dämonisiert. Wer sie vertritt, gilt dann als „Ewiggestriger“, „Rechter“ oder „Verschwörungstheoretiker“. Solche Etikettierungen sollen dem Mainstream signalisieren, dass man sich mit Vertretern dieser oder jener ungeliebten Meinung am besten gar nicht erst einlässt, da ansonsten die gesellschaftliche Stigmatisierung droht. In den meisten Fällen aber bedarf es nicht einmal einer solchen Diffamierung. Es ist einfacher und effizienter, die unerwünschte Stimme einfach totzuschweigen.

(Hier weiterlesen)
Lesenswert! Nicht nur wegen der Informationen über vergangene Zeiten (die unserer heutigen Jugend »dank« flächendeckender Beschäftigung des schulischen Geschichtsunterrichts mit den 12 Jahren — und natürlich unter klarer Prioritätensetzung — zu gefühlt 99% unbekannt bleiben), sondern auch des Bezugs zu unserer diesbezüglich höchst unerfreulichen Gegenwart halber. Die pharisäische Frage der (damals noch nicht Alt-)68er-Generation: »Wie konnte das geschehen? Warum hat's keiner erkannt?« an die kriegsüberlebende Elterngeneration darf heute, weitaus weniger pharisäisch (denn 1968 ff. herrschte keine Diktatur in Deutschland) den (mittlerweile doch schon Alt-)68ern gestellt werden: »Wie konnte es geschehen, daß ihr euch aus Ablehnung angeblicher Nazi-Haltungen eurer Eltern den linken Ideologen angedient habt? Warum habt ihr nicht die Verbrechen der Kommunisten erkannt?«

Und morgen wird man LePenseurs Generation (und die Folgegeneration) mit noch weit mehr Recht fragen: »Wie konnte es geschehen, daß ihr euch gegen die x-fachen Verfassungsbrüche des angeblich "demokratischen" Merkel-Regimes nicht gewehrt habt? Warum habt ihr nicht die Agenda erkannt, die zu einer neuen Diktatur unter etatistisch-sozialistischen Vorzeichen, unter ökologischen Vorwänden, führen mußte?«

Nochmals: lesenswert! Diskussionswürdig (wenn auch, wie ich fürchte, sich wieder nur die üblichen »Nieder mit den Pfaffen!«-Schreier mit Kommentaren zu Wort melden werden ...)

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P.S.: Dank an Blogger-Kollegen Superpelliceum für den Hinweis!

P.P.S.: daß Hesemann vor Jahrzehnten sich auch mit esoterischem Krimskrams beschäftigt hat, weiß schon Wikipedia zu berichten — der Neuigkeitswert ist also überschaubar. Und vor allem für das Thema »Pontifikat Papst Pius XII« etwa so relevant wie die physikalische Unrichtigkeit von Goethes Farbenlehre für die Frage nach autobiographischen Bezügen in »Dichtung und Wahrheit«. Nämlich: exakt null.

9 Kommentare:

Kreuzweis hat gesagt…

Keine Sorge, Kreuzweis wird sich im Zaum halten, der er kennt auch einige "Pfäfflein", denen er freundschaftlich zugetan ist.

" Und morgen wird man LePenseurs Generation (und die Folgegeneration) mit noch weit mehr Recht fragen: »Wie konnte es geschehen, daß ihr euch gegen die x-fachen Verfassungsbrüche des angeblich "demokratischen" Merkel-Regimes nicht gewehrt habt? Warum habt ihr nicht die Agenda erkannt, die zu einer neuen Diktatur unter etatistisch-sozialistischen Vorzeichen, unter ökologischen Vorwänden, führen mußte?« "

Nein, man wird euch fragen: "Wie konnte ihr willig die Propaganda der Feinde glauben statt dem Zeugnis eurer Nächsten? Wie konntet ihr die Edelsten unter euch, die versuchten die Ehre der Kriegsverlierer zu verteidigen, beschimpfen, verraten, mißhandeln, vernichten und maßlos lange in den Kerker werfen lassen? Wie konntet ihr von Rechtsstaat sprechen, obwohl diesen Leute das wichtigste Prinzip "Et audiatur altera pars!" versagt wurde? Wie konntet ihr von Wissenschaft sprechen, wo ihr das eherne Axiom der Aufklärung, daß ohne Widerspruchsrecht KEINE wahre Erkenntnis möglich sei, vergessen habt? Wie konntet ihr so ehrlos leben?"

Anonym hat gesagt…

Et audiatur altera pars --

An einem altehrwürdigem Rathaus soll außen, las ich einst, in Stein gemeißelt stehen:
Eines Mannes Rede ist halbe Rede - du sollst sie anhören bede." (Nebenbei kam mir auch eine Variante mit Imperativ unter: Audite et ...)
Jedoch hört man die andere Seite - ein gewisses singuläres Ereignis und damit eben auch Pius XII. betreffend, nun gerade NICHT an, sonder steckt sie ins Loch, oft recht lange. Na, warum wohl.
Die rechtliche (harhar) Lage ist mir wohlbekannt, und natürlich heische ich von keinem Blogbetreiber, sich das Knie dick zu machen. Aber logische Schlußfolgerungen sollten verlangt werden dürfen.

Halbgott in Weiß


Die Wahrheit muss ans Licht! hat gesagt…

Mal völlig unabhängig von irgenwelchen "politischen" Implikationen, wenn es um diesen oder jenen Papst geht. Es lässt einen immer wieder schaudern, wie lange der Arm von "Mutter Kirche" reicht, dass denkende, kritische Menschen wie Le Penseur bei etwas deutlicherer Kirchenkritik in seiner Leserschaft sofort reflexartig zurückzucken, den Koopf einziehen und diese sinistre mafiöse Organisation plötzlich in Schutz nehmen. Obwohl sie als denkende Menschen doch wissen, dass keine Organisation weltweit mehr für den Bevölkerungsaustausch, die Aufwertung fremder, steinzeitlicher Religionen und die Zerstörung der europäischen Kulturnationen getan hat und tut als die Kirche.

Semel catholicus, semper catholicus - lautet ein uraltes kirchliches Dogma. Zumindest im Blick auf die durch Angst erzeugte Bindekraft der Kirche scheint es wahr zu sein. Es spielt keine Rolle, ob jemand mal aus der Kirche "ausgetreten" ist und keine Kirchensteuer mehr entrichtet - die DNA bleibt unauslöschlich pechschwarz, weil "Mutter Kirche" lange genug ihren Schafen eingehämmert hat: wenn Du mir nicht treu bleibst, kommst Du auf ewig in die Hölle! Geniale PR-Strategie, das muss man dem Verein lassen.

Wilhelm hat gesagt…

1995 organisierte Michael Hesemann in Füsseldorf die erste „UFO-Weltkonferenz“, wo er Video-Beweise für die sogenannte Alien Autopsy präsentierte (die Obduktion eines Außerirdischen, der 1947 mit einem UFO bei Roswell abgestürzt sei). Er bestritt aber, ein „Ufologe“ zu sein und konstruierte einen Zusammenhang zwischen Gott und Außerirdischen:

„Gott, der Schöpfer des Universums, war kein Alien. Doch warum soll Gott in seiner Omnipotenz in diesem gewaltigen Universum nur einen bewohnten Planeten, nur eine Menschheit geschaffen haben? Gott diesen Mangel an Kreativität zu unterstellen grenzt für mich schon an Blasphemie."

Interessanter Wissenschaftler. Wenn er Pius XII. reinwäscht, dann ist das ein Freispruch allererster Klasse.

Anonym hat gesagt…

Denn, so schließt er messerscharf, dass nicht sei kann, was nicht sein darf ...

Anonym hat gesagt…

Et audiatur et altera pars - gilt natürlich nicht für unbequeme bzw. widersprechende Ansichten. Wäre ja noch schöner.

Anonym hat gesagt…

Wie konnte das geschehen? Bruhaha. Altes chinesisches Splichwolt: Wel nicht hölen will, muss fühlen.

Le Penseur hat gesagt…

Cher (chère?) Anonym Die Wahrheit muss ans Licht!,

Ihre ferndiagnostischen Talente in allen Ehren ... aber: wenn Sie wüßten, wie kritisch ich der RKK (insbesondere, aber keineswegs nur in ihrer derzeitigen Form!) gegenüberstehe, hätten Sie Ihr Posting nicht geschrieben.

Nur: auch berechtigte Kritik berechtigt nicht zur Diffamierung eines verstorbenen Papstes durch dreiste Lügen und Fälschungen. Sowas hat nichts mit "semper catholicus" zu tun, sondern ist einfach der natürliche Reflex eines Juristen (der diese Bezeichnung verdienen will)!

Le Penseur hat gesagt…

Cher Wilhelm,

Gegenfrage: Kant war bekanntlich der Meinung, daß das Lüften seines Schlafzimmers für das Vorkommen von Bettwanzen verantwortlich sei, und untersagte es daher strengstens. Eine, wie Sie mir wohl zustimmen werden, höchst absurde Theorie.

Schmeißen wir deshalb sicherheitshalber auch seine "Kritik der reinen Vernunft" weg?

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P.S.: wie schrieb ich im Artikel?

"P.P.S.: daß Hesemann vor Jahrzehnten sich auch mit esoterischem Krimskrams beschäftigt hat, weiß schon Wikipedia zu berichten — der Neuigkeitswert ist also überschaubar. Und vor allem für das Thema »Pontifikat Papst Pius XII« etwa so relevant wie die physikalische Unrichtigkeit von Goethes Farbenlehre für die Frage nach autobiographischen Bezügen in »Dichtung und Wahrheit«. Nämlich: exakt null."

Sie wußten meine Vorahnnung zu bestätigen ...