Samstag, 30. Mai 2020

Fußnoten zum Samstag

von Fragolin

Auch gestern wieder ein Paradebeispiel für eine Basti-Messe:
Erst tritt der kindliche Kanzler in seine Plexiglaskanzel und verkündet salbungsvoll, in nur drei Wochen dem Gevölke weitere Erleichterungen huldvollst zu erlauben und den Maulkorb abzulegen, so sie dieses wünschen. Nicht gleich heute, denn es bedarf noch einiger mentaler Vorbereitung der Untertanen, für die das im Oberstübchen nicht allzu hell durchleuchtete Schoßhündchen Anschober bereit steht und dann wie gewohnt den Part des Miesmachers übernimmt. Es drohe eine gigantische Gefahr, das Killervirus lauere noch da draußen und warte nur auf seine Chance, tausende Menschen dahinzuraffen, deshalb müssen wir die Gnade des Gesalbten nicht leichtfertig dafür missbrauchen, die Vorsicht fahren zu lassen und die Masken abzunehmen. Und zum Schluss darf dann des Herzenskanzlers Kettenhund Nehammer den Anwesenden die Omnipräsenz von Heer und Polizei in Erinnerung rufen, auf dass niemand auf dumme Ideen komme.

So wird es passieren, dass zwei medial durchgewalkte Wochen später die Masken abgesetzt werden dürfen, aber jene, die es wirklich tun, von den weiterhin freiwillig bemaulkorbten Hysterikern zu egozentrischen Massenmördern erklärt und verhetzt werden. Die Saat der Angst, Hysterie und Verblockwartung wurde erfolgreich gesät und wird reiche Frucht tragen, und über allem schwebt der Erretter, von den Einen gelobt und gefeiert, weil er huldvollst die Freiheit des Atmens zurückgeschenkt hat und von den Anderen, weil er mit seiner Weisheit uns alle vor qualvollem Tode errettet hat und nur auf Druck der bösen Wirtschaft den Unbelehrbaren und Egozentrikern nachgeben musste. Kurz steht strahlend da und Anschober darf für die einen den rückgratlosen Nachgeber und für die anderen den knietschigen Miesmacher abgeben.

Eines muss man Kurz lassen: Geschick hat er. Seine Auftritte sind exakt durchorchestriert, solange er nicht im Walsertal die Demutsbezeugungen der Provinzsatrapen abnimmt und darob die Vorsicht vor der sonst kunstvoll bespielten omnipräsenten Medienorgel vergisst. Sogar die Verlängerung der Sperrstunde auf 1 Uhr sieht noch aus wie ein Geschenk an den versumpften Präsidenten und seine grünen Parteifreunde in der Koalition von Gnaden des Gesalbten. Showpolitik hat im postfaktischen Zeitalter die Regentschaft übernommen; nun denn, es deucht, das Gevölke will es so.

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Wenn man Bill Gates unterstellt, für seine Spenden an die WHO in zigfacher Millionenhöhe einen persönlichen Nutzen zu erwarten, ist man ein übler Verschwörungstheoretiker und Aluhutträger.
Wenn man George Soros unterstellt, für seine Spenden an Medien und Organisationen einen persönlichen Nutzen zu erwarten, ist man ein übler Antisemit und Faschist.
Wenn man Klaus Ortner oder Stefan Pierer nicht unterstellt, für ihre Spenden an Kurz und die ÖVP einen persönlichen Nutzen zu erwarten, ist man ein dummer, blinder, hirngewaschener Bastijünger.
Wann finden die Meinungsdirigenten nur endlich einen Kompass, der nicht zwei exakt gegenüberliegende Norden hat?


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