Freitag, 29. Juni 2018

Ein voller Erfolg

von Fragolin

Die Mannschaft hat gewonnen. Das nationslose multiethnische Erfolgsteam hat trotz des hohen Bayern-Anteils voll und ganz die Merkel-Doktrin eingehalten und das Tor weit offen gehalten und den Ball, der ein Recht hat, in jedes Tor zu fliegen, in das er fliegen möchte (Kein Ball ist illegal!), freudig durchgelassen. Die gestrengen Regeln des immer noch ewiggestrigen Fußballverbandes sehen leider nicht vor, dass die Mannschaft das Überrollen der eigenen Torgrenzlinie mit freudigen Gesängen „Say it loud, say it clear, all your balls are welcome here!“ und dem Bewerfen des Balles mit Teddybären erlaubt; aber vielleicht ist ja gerade diese Demonstration grenzenloser Offenheit des Tores der Mannschaft genau jener Ball des Anstoßes, durch den die verstockten alten weißen Männer jeden Alters und jeder Hautfarbe aufgerüttelt werden und dem Fußball endlich ein neues, weltoffenes Gesicht geben. Denn allen nationalistischen Schenkelklopfern der fußballerischen Feindnationen zum Trotz, die jetzt glauben, „Doitschland is rahaus!!“ hat die Mannschaft die Weltmeisterschaft der Toleranz und Weltoffenheit, der Herzlichkeit und des Antinationalistischen No-Borderismus klar und mit höchster Punktezahl für sich gewonnen!

Der dumpfe Stadionpöbel ergeht sich noch in tränendrückenden dunkeldeutschen Emotionen, während die Mannschaft ihren wahren fulminanten Siegt feiert. Wenn nur alle so wären, nur noch als Mannschaft, als Team auftreten, als wesenloser Schwarm bar jeder kulturellen oder gar nationalistischen Prägung, keinem Staat und keiner Nation zugehörig sondern der ganzen Welt und der ganzen Menschheit, dann könnte endlich jenseits der ewiggestrigen engstirnigen Fahnenschwenker, die bunte Lappen brauchen um sich ihrer eigenen Identität zu versichern wie eine Blondine den Knopf vom mp3-Player im Ohr, durch den sie die permanente Anweisung „Einatmen – Ausatmen – Einatmen – Ausatmen...“ bekommt, nur noch um des Fußballspielens willen Fußball gespielt werden.

Dem Gebot der Antidiskriminierung folgend müssen alle Spieler das gleiche Trikot tragen, einfaches Grau, und es müssen alle mitspielen dürfen, die wollen, auch wenn sie adipös daherschnaufende Vier-Zentner-Walzen unbestimmten Geschlechtes sind, denn jeder muss ja die Chance bekommen, einmal bei einer FußballmenschInnenschaftsmeisterschaft mitzuspielen. Jeder darf nach Belieben die Seite wechseln, kein Tor wird bewacht, freie Bahn für freie Bälle heißt die Devise, und das menschenleere Station ist befreit von dumpfe Gesänge Grölenden und heißblütig Ausrastenden wenn der Videorichter das hundert zu hundertsieben verkündet, mit dem endgültig jedem klar gemacht wird, dass die Mannschaft gegen die Mannschaft gewonnen hat und eigentlich immer die Mannschaft gewinnt, egal welche.

Das Match erreicht damit nicht nur die neue moralische Überlegenheit einer Festansprache von Angela Merkel, sondern auch deren Spannung und Begeisterungskraft, die man nur noch toppen kann, indem man einer frisch gestrichenen Wand beim Trocknen zuschaut. Das Gevölke wird tiefenentspannt und deradikalisiert. Außerdem müssen mindestens zwölf weitere Sattelschlepper mit Bier nicht zum Nachbunkern der Vorräte der deutschen Fans nach Russland gekarrt werden und an mehreren Abenden werden in deutschen Großstädten hupende Autokorsos ausfallen.
Also alles in Allem ein voller Erfolg.

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