Zu einem überaus lesenswerten Artikel beim »Papsttreuen« über das sogenannte »Unwort des Jahres 2017«:
Alternative Fakten gibt es tatsächlich. Und genau darum ist der Begriff auch kein Unwort, seine Wahl dazu ein Akt mangelnden Verständnisses von Fakten.
Nun also „Alternative Fakten“. Nachdem es im vergangenen Jahr der Begriff des „Volksverräters“ war und im Jahr zuvor der „Gutmensch“, davor (2014) „Lügenpresse“ und (2013) „Sozialtourismus“ hat sich eine – laut FAZ – „unabhängige Jury aus Sprach-wissenschaftlern und einem Publizisten“ wieder für ein Wort als „Unwort des Jahres“ entschieden, dass nicht nur aus der politischen Diskussion stammt sondern dort ins- besondere aus der Auseinandersetzung der politisch rechten und linken Lager (diese Vereinfachung bitte ich zu entschuldigen, aber ich denke, es ist klar, was ich meine). [...]
Zum Glück eilt da ein sehr aktuelles Beispiel herbei. Man kann nämlich – so wird berichtet – faktisch richtig sagen, dass in Deutschland lebende Flüchtlinge (dabei wird vermutlich nicht zwischen Asylanten, Migranten, subsidiär Geschützten etc. unter-schieden … sei’s drum) die Krankenkassen entlasten! „Hurra“, ruft da der Gutmensch, „es lohnt sich also doch, sie alle rein zu lassen!“ [...]
Gleichzeitig kann man aber ebenfalls behaupten: „Flüchtlinge belasten das Gesund-heitssystem!“ Nanu, wie das? Ein kleiner, aber immerhin bei n-tv nicht verschwiegener Aspekt kommt hier zum Tragen: „Das Geld kommt vom Bund.“
erschienen dortselbst einige Kommentare, die hier »konsolidiert« wiedergebracht seien als
Gastkommentar
von Gero
Auf den sofort gebrachten Einwand von Siegfried Simperl:
Die Jury besteht aus vier Sprachwissenschaftler und einem Journalisten, die Sprachkritik auch außerhalb der Universität für relevant halten. Die Jury wird im jährlichen Wechsel durch ein weiteres sprachinteressiertes Mitglied aus dem Bereich des öffentlichen Kultur- und Medienbetriebes ergänzt. Sie arbeitet institutionell unabhängig, d.h. ist weder an einzelne Universitäten, Sprachgesellschaften/ -vereine oder Verlage gebunden.Die Jurymitglieder beteiligen sich ehrenamtlich und aus Interesse und verstehen sich als Vermittler öffentlichen Unbehagens an bestimmten Sprachgebrauchsweisen, nicht aber – ein häufiges Missverstehen – als “Sprachschützer”.Die sprachkritische Aktion basiert auf dem Interesse und auf der Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger. Jede und jeder kann zum 31.12. eines jeden Jahres schriftlich Unwortvorschläge an die Jury einreichen (bitte mit kurzer Begründung und Quellenangaben!). Die Jury “kreiert” also keine Unwörter, sondern wählt nach gemeinsamer Diskussion begründet aus den aktuellen Einsendungen aus.
kann ich nur entgegnen: Haben Sie die von Ihnen angeführten Sprachwissenschaftler mal in persona gegoogelt? Also Herkunft und ihre politische Zugehörigkeit sowie die der sie
ausbildenden oder alimentierenden Universitäten und/oder Stiftungen. Was denken Sie über das Zusammentreffen der Wörter “Gutmensch”, “Lügenpresse” und “Volksverräter” in abfolgender Reihe? Welches politische Spektrum würde selbst eine solche Wahl vorschlagen? Sie können wählen zwischen
1.)”Links”
2.) “Mitte”
3.) “Rechts”
Wobei wir 1.) und 3.) jeweils mit 25% der Bevölkerung, 2.) aber mit 50% gewichten wollen. Wenn Sie jetzt ehrlich zu sich selbst sind, sehen Sie, was da für eine Nummer abläuft.
Und die Frage, die ich jetzt noch an mich selbst stelle, ist, wieso ich so was hier schreiben muß, statt eine realistische Einschätzung zu
diesem Mummenschanz in den üblichen Printmedien lesen zu können — denn die sollten das gelernt haben und werden schließlich dafür bezahlt!
Aber sowas kommt von sowas.
http://meedia.de/2018/01/16/miserable-woche-fuer-die-drei-grossen-wochenmagazine-nur-352-794-kiosk-kaeufer-minusrekord/
http://meedia.de/2018/01/16/miserable-woche-fuer-die-drei-grossen-wochenmagazine-nur-352-794-kiosk-kaeufer-minusrekord/
Wer mit den Wölfen heult, wird irgendwann vom Jäger erschossen.
Für mich sind diese Worte gerade durch ihre angebliche Wahl dieser Ideologen als Kampfbegriffe geadelt. Sorgen wir also dafür, das der Schuß nach hinten losgeht und gebrauchen sie kräftig und ohne Unterlass.
Mich wundert nur, daß solche Sachen so dilettantisch und überhaupt nicht mehr subtil angestellt werden. Ist der Berufsstand “Mainstreamjournalist” intellektuell wirklich am Ende? Oder hat die “Speerspitze der Demokratie” tatsächlich nur in den feuchten Träumen von Nachkriegs-Lohn- schreibern stattgefunden?