Zu diesem Artikel auf Andreas Unterbergers Tagesbuch erscheint folgender
Gastkommentar
von Helmut Oswald
Juristen — wie ich zu meinem Bedauern feststellen muß damit auch meine akademische Kollegenschaft — entwickeln, je nach Gattung, eine atemberaubende Befähigung lebenspraxisferne Gedankengänge zu entwickeln und an die Folgen der Umsetzung dieser ihrer Kopfgeburten — also an das, was man in der Kriegführung heute Kollateralschäden nennt — nicht den geringsten Gedanken zu verschwenden. Die meisten Juristen sind eine Plage für die Menschheit, weil sie als ihr Geschäftsmodell erkannt haben, Dinge nicht einfacher, sondern komplizierter zu machen.
Eine besondere Plage sind die ideologisch — sendungsbewussten Produkte des real existierenden Sozialismus und ihre Bereitschaft, jeden noch so absurden Blödsinn des Gesetzgebers in sogenannte Rechtsnormen zu gießen, die in der Sache selbst oft bereits krassesten Rechtsbruch bedeuten. Diese »Vollzugs«juristen sind Teil eines stumpf- bis blödsinnigen Steuer und Verwaltungsstaates, in dem sie die Feigenblattfunktion des rechtskundigen und gelehrten wissenschaftlich-akademischen Geistes höherer Gattung geben, der vor dem Altar des Gesetzgebers dessen niemals versiegenden Weihrauchbrand schürt und dem gewöhnlichen Volk vorgaukelt, was Wunder an Vollkommenheit und Gralswürde doch das nie versiegende fürsorgliche Werk der Güte und Vollkommenheit hier doch zum Besten und Wohle der Allgemeinheit von Wenigen, rastlos und selbstlos tätigen Auserwählten einer stets zu beweihräuchernden höheren Gattung verrichtet wird. Zweifel an dessen Geltung uns Sinnhaftigkeit auch nur anzudeuten gilt es diesen als widerwärtigsten Geistesfrevel aufzudecken, zu brandmarken und mit exemplarischer Härte abzustrafen.
Und wenn sie dann in ihren Maßanzügen, gestärkten Hemden und gerade nicht allerneuesten Krawatten mit genagelten Schuhsohlen durch die Gänge der Gerichtsgebäude und Verwaltungs-großbauten schreiten, jeden Schritt so unüberhörbar setzend, daß selbst den schwächlichsten ihrer Gattung das gebotene Maß an Selbstbewusstsein in den Ohren so lange reflektiert, daß auch die letzten Selbstzweifel rückstandslos und ohne die geringste Wirkung verklingen, dann sind sie von der Überzeugung getragen, sie und sie alleine sind dazu bestimmt, die ehrfurchtgebietende Rechts-ordnung alleine zu verkörpern. Sie sind in ihrer Person auserwählt, dem übrigen menschlichen Gekröse klarzumachen, daß diese alle bloß normunterworfene Subjekte seien, der Schicksal letztlich in ihren Händen zu liegen hat, komme an Einwänden oder anderslautenden Vorstellungen da des Weges, was es auch immer es sei. Beugt Euch, ihr Völker.
Wozu dann auch noch rechnen können?
2 Kommentare:
Hallo Herr Lepen,
ich schätze Ihre Artikel und auch die Art der Ausdrucksweise.Aber im Allgemeinen können,ohne das ich Ihnen da persönlich zu nahe treten möchte,die Juristen nicht rechnen.Da gibts auch so ein Sprichwort meines Wissens.
Sicher,Prozent und Dreisatzrechnerei hören zur Juristerei.Klar ist aber auch,aber alles was darüber hinaus geht ,da wird es dergestalt doch schon etwas schwieriger.So mancher Mandant kann sicherlich davon ein Lied singen.
Mit besten Grüssen
Jö, ein kleiner Witzbold! Oder war's nur ein Tippfehler, statt "LePenseur" einfach "Lepen" zu schreiben ...?
Außerdem: Fragen, Wünsche und Beschwerden bitte jeweils an den Autor zu richten, und das ist bei diesem Gastkommentar Helmut Oswald.
Danke.
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