von Fragolin
Als
in Berlin letzten Freitag eine Handvoll Identitäre in NVA-Uniformen
mit einem Plakat gegen das „Zensurministerium“ vor der Hütte vom
Maasmännchen auftauchten und es sogar wagten, die Tür zu berühren,
pudelte sich die lokale Presse darüber auf, dass Neonazis in
Wehrmachtsuniformen das Justizministerium stürmen wollten. Den
Unterschied zwischen NVA und Wehrmacht und den Sinn von Symbolik
braucht man Propagandisten und Hetzern jetzt nicht versuchen zu
erklären, und dass ein Anklingeln noch kein Stürmen ist, auch
nicht, deshalb lasse ich das mal.
Aber
interessant waren die Kommentare. Man sah nämlich ein Bild von zwei
Polizisten, die recht freundlich mit einem Teilnehmer der wegen
Nichtgenehmigung sofort aufgelösten Demo sprachen. Sofort erregte
sich ein aufrechter Kommentator, dass man daran den schweren
Rechtsdrall der Polizei erkennen könne, denn gegen rechte
Terroristen würden sie nur in einfacher Uniform auftreten, gegen
linke Aktivisten dagegen in Panzerung, mit Knüppeln, Pfefferspray
und Wasserwerfern.
Etliche
stimmten dem sofort zu und sahen sowieso einen schweren „Rechtsruck“
durch die Gesellschaft gehen. Nein, es war kein linkes Kampfblatt
sondern eine ganz normale Berliner Regionalzeitung. Scheinbar haben
die Berliner wirklich die Stadtregierung verdient, die sie freiwillig
gewählt haben.
Ich
halte das für schweren Realitätsverlust. Für Sinnverdrehung. Die
Polizei kommt das eine Mal in Straßenuniform und das andere Mal mit
Kampfausrüstung nicht wegen ihrer ideologischen Durchseuchung,
sondern ganz einfach weil „rechte Terroristen“ maximal ein Plakat
entrollen und höflich an der Tür klingeln, während „linke
Aktivisten“ vermummt mit Baseballschlägern, Böllern und Bengalos
anrücken und sofort mit brutaler Zerstörung beginnen, Fenster
zertrümmern und Menschen angreifen.
Dabei
sollten die das doch selbst kennen. Immerhin versammeln sich doch
sofort viele friedliche zivilcouragierte aufrechte Antirassisten,
wenn irgendwo der AfD-Ortsverband auf ein Bier geht, aber wenn
Islamisten „Juden ins Gas!“-brüllend durch die Straßen
marschieren oder Erdogan-Cheerleader ihren diktatorischen
Westentaschensultan feiern, findet sich keiner bereit, auf eine
antirassistische Gegendemo zu gehen. Welch anderer Grund dürfte
vorliegen als der, dass die AfD-ler sich höchstens durch die
Hintertür schleichen, damit kein Ärger aufkommt, während die
Radikalmuslime keine Skrupel haben, die Angelegenheit gleich an Ort
und Stelle zu klären. Zur Freude der örtlichen Dentisten.
Sie
sind ja ach so mutig und ach so klug, diese kleinen realitätsfernen
Feiglinge.
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