... starb am 26. Mai 1997 zu Dresden der Naturwissenschaftler Manfred Baron von Ardenne. Ein "roter Baron", das "einzige Genie in der DDR" ... der mehr (und weniger) schmeichelhaften Charakterisierungen sind viele, die seinen unaufhaltsamen Weg bis über das Ende der DDR hinaus begleiten. eine MDR-Dokumentation möge einen kleinen Rückblick geben auf ein bewegtes Leben. Ein Leben, das vieles und auf vielen Fachgebieten bewegt hat:
Abgesehen von einigen, den Paradigmen der Nachkriegsgeschichtserzählung geschuldeten Kotaus wird das Leben und Schaffen des vielseitigen Wissenschaftlers recht gut zusammengefaßt. Wer Ardennes Leben aus dessen eigener Sicht geschildert bekommen will, ist mit seinen recht flüssig und amüsant geschriebenen "Erinnerungen" (1997, ISBN 3-7700-1088-4) gut bedient.
Doch auch ein auf den ersten Blick so "rundum erfolgsverwöhntes" Leben hatte freilich seine Schattenseiten. Und die lagen wohl weniger in den Beschränkungen an politischer Freiheit in der DDR, die dem passionierten Forscher, der in seiner Arbeit aufging, wohl weniger am Herzen lag, solange er mit gezollter Anerkennung und wirtschaftlich erfolgreich forschen und entwickeln durfte, sondern im faktischen Scheitern seines letzten großen Forschungsthemas: der Medizin, insbesondere der Entwicklung einer neuen und kostengünstigen (!) Krebstherapie. Hier waren Skepsis gegenüber dem "Quereinsteiger", eingefahrene Denkstrukturen einfach zu stark, als daß sie selbst ein so umtriebiger Forscher wie Manfred von Ardenne hätte überwinden können.
Ein in manchem vorsichtig formulierender, doch insgesamt durchaus "freundlicher" Artikel im Ärzteblatt bietet einen guten Einstieg in dieses Thema einer alternativen Krebsbehandlung. Ein überzeugendes Beispiel für die ebenfalls von ihm entwickelte "Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie" zur allgemeinen Leistungssteigerung bot er selbst, der bis weit in seine Achtziger hinein als begeisterter Tennisspieler Agilität und Sportlichkeit unter Beweis stellte.
Manfred von Ardenne begründete seinen für westliche Kollegen bizarr erscheinenden Entschluß, nicht in den Westen zu flüchten, sondern bis zur Wende im Ostblock zu wirken, mit einem Rat, den ihm der Onkel seiner Frau, der deutsche Dichter Werner Bergengruen, gegeben habe: gute Leute könne man überall brauchen und könnten sich in jedem System nützlich machen. Er mag mit der Entscheidung indirekt auf seinen Nobelpreis verzichtet haben (der Forschern aus dem Ostblock zwar nicht prinzipiell, aber doch faktisch verwehrt blieb): daß er mit seinen Forschungen seiner näheren Heimat, also der DDR, und auch ihrer Bevölkerung gedient hat, das wird man ihm nicht absprechen können.
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