von Fragolin
Generell
bin ich dafür, Staat und Kirche sehr strikt voneinander zu trennen,
und begrüße deshalb auch Regelungen, die es Staatsbeamten (und
damit auch Lehrern) verbieten, ihre Religion deutlich vor sich
herzutragen. Das Verbot primärer religiöser Symbole wie in Berlin
geht in Ordnung, aber ich finde es absolut witzig, was jetzt daraus
gemacht wird.
Erwähnenswert
finde ich übrigens die Handlungsrichtung: während
Kopftuchträgerinnen wegen angeblicher Diskriminierung das Land
klagen, geht das Land seinerseits disziplinarisch gegen Trägerinnen
christlicher Symbole vor. Das sollte man ruhig im Hinterkopf
behalten, in welche Richtung hier die Hasen laufen.
Im
vorliegenden Falle hat sich also eine Lehrerin demonstrativ
ein ziemlich großes Kruzifix um den Hals geschnallt. Da im Artikel
auch von „Kreuz“ die Rede ist, muss ich (mal wieder, herrje...)
die Schlampigkeit der Berichterstattung kritisieren. Es macht nämlich
durchaus einen Unterschied, ob es sich um ein Kreuz oder ein Kruzifix
handelt. Aber ob man das in den Redaktionsstuben von außerhalb der
Stadtgrenzen eher unbedeutenden Berliner Provinzpostillen weiß, sei
dahingestellt. Jedenfalls wurde ihr, also der Lehrerin, dringend nahe
gelegt, im Sinne der Fortführung ihrer Karriere den Angenagelten
nicht mehr während ihrer Dienstzeit zur Schau zu tragen.
Geht
für mich abseits jeder Diskussion um die Berechtigung irgendwelcher
Beschwerden von Muslimen absolut in Ordnung. Dass es ausgerechnet
religiöse Fanatiker sind, die sich von religiösen Symbolen anderer
gestört fühlen, ist ja nur ein Treppenwitz am Rande dieser
Geschichte. Ebenso wie der, dass ausgerechnet die angeblich
atheistischen und säkularen Linken den religiösen Fanatikern den
Teppich ausrollen. Doch das soll (zumindest heute) nicht Thema sein.
Mit
dem Verzicht auf das Kruzifix wäre damit ja die Sache aus der Welt,
wenn, ja wenn, nicht das Unsagbare geschehen wäre, diese
fürchterliche Provokation!!! Was hat die Lehrerin gemacht, das so
ungeheuerlich und provozierend ist? Sich nackt in Kreuzpose auf den
Dachgiebel der Schule gestellt? Sich ein Kruzifix auf den Arm
gebrannt oder ein Stirngeweih mit Jesus stechen lassen? Nein, sie
hat, festhalten, eine Halskette getragen. Mit einem Fisch. Richtig.
Fisch. Gut, bei gläubigen Christen ist dieses aus zwei gebogenen
Strichen bestehende Symbol, das jeder kennt, der „Quo vadis?“
gelesen hat, ein bekanntes Zeichen. Oder das lange P mit dem X durch.
So
wie der Halbmond bei den Mohammedanern. Der Davidstern wird ja nicht
mehr so gerne hergezeigt hierzulande, was die Hirnkranken um den
Rotzgebremsten ein für alle Mal den Juden in Mitteleuropa versaut
haben, deshalb geht der als Vergleich nicht mehr.
Aber
die fanatischen Atheisten vom linken Rand tragen dafür gerne den
Fünfzackigen über ihrem CheGuevara-T-Shirt oder gleich Hammer und
Sichel auf Sowjetrot. Gilt das Verbot des Tragens von Symbolen
eigentlich auch für Ideologien?
Aber
was passiert jetzt, wenn eine muslimische Lehrerin einen kleinen
Halbmond um den Hals trägt? Oder als Ohrstecker? Ist das dann auch
eine ungeheuerliche Provokation? Oder ein Jude mit einem Halskettchen
und einer kleinen Schmuck-Menora dran?
Liebe
Leute, ihr solltet auf dem Teppich bleiben, bevor der mit euch gen
Mekka fliegt. Das Verbot von Kruzifix oder religiöser Bekleidung bei
Beamten hat seine Berechtigung in einem säkularen Staat. Aber jetzt
Sekundärsymbolik zu jagen, das grenzt an die Lächerlichkeit, mit
der Nazijäger versuchen, noch aus der Fahrzeugnummer chinesischer
Ringelspiele herauszulesen, ob ein Karussellbetreiber mit Gaskammern
liebäugelt.
Moslems
müssen den Anblick eines kleinen Schmuckkreuzes oder Fisches ebenso
ertragen können wie wir den Anblick von Halbmonden an Halsketten
oder als Ohrstecker ertragen. Und soweit ich weiß, hat wegen des
Tragens einer Halbmondkette auch noch kein Schreibknecht eine solche
Schnappatmung bekommen wie jetzt wegen diesem Fischsymbol.
Religiöse
Symbolik hat nicht wie eine Monstranz vor sich hergetragen zu werden,
da bin ich sofort dabei. Aber sich an solchen Kleinigkeiten
aufzupudeln, da merkt man, dass der Fisch gewaltig stinkt.
Und
woher, das weiß jeder.
Berlin
ist rot-rot-grün...
1 Kommentar:
Ja, Berlin ist rot-rot-grün. Aber nicht durch Gewalt oder Putsch, sondern demokratisch legitimiert durch den treudoofen Wähler bzw. die treudoofe Wählerin. Also: Selbst schuld, kein Mitleid.
Und solange - wie jetzt in NRW - ca. 90% der zur Wahl gehenden weiterhin die Blockflötenparteien rot-schwarz-gelb-grün wählen: Erst recht kein Mitleid. Dumm wie Brot, die Wähler und -innen...
Tomj
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