Dienstag, 5. August 2025

Nochmals: Überflutungen

von Helmut
 
 
Mit Sicherheit hat der Mensch — resp. so manche Verwaltung — ihren Teil an Schuld daran, dass da so manches passiert, was nicht passieren müsste. Ich denke da an die Flussbegradigungen, weil die natürlichen Mäander für manche Baulandumlegung nachteilig waren.

Dazu kommt ein erhebliches Maß an Unwissen und auch an Geldgier der Kommunen. Wobei es auch Gegenden gibt, wo man Überflutungen nicht vorhersehen konnte, so wie in dieser rumänischen Zone.

Zum Unwissen: Ich erinnere mich an eine Industriehalle, bei der wir die Baukontrolle übernommen hatten. Da war ein Flachdach mit einer ca. 70 cm hohen Betonumrandung, wobei das Regenwasser unterhalb der Hallen-decke über verschiedene Abläufe abgeleitet werden sollte. Nun gibt's da einen gehörigen Unterschied beim Wolkenbruch. Die ersten 5 bis 10 Minuten, wo es extrem herunterkommt, das ist eines, und dann lässt es nach und regnet wieder "normal".

Aber diese ersten Minuten mit dem extremen Regen sind gefährlich. Anfragen bei den Wasserwerken auf gemessene Werte bei diesen gefährlichen Minuten — tote Hose. Die messen den gesamten Regen, also z.B. in 4 Stunden sind x-Liter pro m² heruntergekommen. Das aber hilft mir nicht, weil ja die ersten Minuten mit dem extremen Niederschlag wichtig sind, danach packen das die Abwassersysteme wieder.

Ich hab mir das dann selbst ausgerechnet, und mir eine Linie zwischen Holland und Bulgarien gezogen. Da waren es vor 7 Jahren in Rumänien ca. 45 lt./min/m². Die Menge steigt eindeutig vom Ärmelkanal bis zum Schwarzen Meer kontinuierlich an. In meiner Studienzeit in Stgt.-Hohenheim (70er Jahre) da hatten wir dort den Maximalwert von 17 lt/min/m². Heute sind es bei uns schon über 50 lt. Das Resultat war, dass wir drei zusätzliche Notüberläufe angeordnet haben, weil mir auch der Statiker nicht garantieren konnte, dass die Hallendecke einem Wassergewicht von 70 cm standhält.

Nun komme ich auf den Punkt: Bei der letzten Stadtratssitzung in unserer Stadt habe ich den anwesenden Bürgermeister sowie die Stadträte gefragt, ob es ein Regenwasserabflusskonzept bei Starkregen für die Stadt gibt. Damit meine ich, dass man bei Gefällesituationen der Straßen die anfallenden Wassermengen eruiert, einschl. der Beton- und Dachflächen der umliegenden Häuser, und dann prüft, wohin das Wasser abgeleitet werden kann oder muss, ohne dass es in die Keller der Leute kommt. Dabei müssen auch die Dimensionen der Regenwasserkanäle sowie deren unterirdisches Gefälle bei den Straßen einschl. der Straßenabläufe überprüft werden.

Die haben mich angesehen, als würde ich von einem anderen Stern kommen. Wär mal interessant, ob es diese Überlegungen überhaupt in anderen Städten in Österreich oder Deutschland gibt und wie die aussehen. Auch die Frage, ob ein "Otto Normalo" wie ich dann so etwas auch einsehen kann. Hier in Rumänien ist es üblich, dass die Verwaltungen Antworten auf Fragen, bei denen man "schwimmt" oder sowieso weiß, dass man da auf verlorenem Posten steht, als etwas behandeln, das nicht publiziert werden darf.

Zur Geldgier der Kommunen: Ich erinnere mich an ein Fertighauszentrum, das vor langer Zeit in Mannheim errichtet wurde und wo wir die Auflage bekamen, sämtliches Regenwasser (Dachflächen und Wegeflächen) über einen Sickerschacht auf dem jeweiligen Grundstück des Fertighauses zu entwässern. Eine sinnvolle Idee, zumal der Grundwasserspiegel seit Jahrzehnten in vielen Gegenden im Falltrend liegt. Irgendwann in den 80er Jahren erinnere ich mich in der Kurpfalz an ein Jahr, wo bei anhaltender Trockenheit der Grundwasserspiegel von 5m auf 8 m abgesunken und auch nicht wieder zurückgekommen ist.

Logischerweise spüren das die Birken als Flachwurzler am ersten und vertrocknen. Wäre ja eine gute Methode, wenn das auf allen Grundstücken, auch auf den schon bestehenden, angeordnet würde, weil dann das Wasser nicht in die Flüsse wandert, was zu Überschwemmungen führen kann, sondern dorthin, wo es hingehört und Sinn macht. Dann ist man bei der Stadtverwaltung draufgekommen, dass man dem Bürger bei dieser Konstellation dann keine Regenwasserabgabe pro m² verlangen kann, was doch ein gehöriges Plus in den Stadtsäckel bringt. Also wurde diese Idee des Ableitens in das Grundwasser als "umweltschädlich" propagiert und wieder zurückgenommen. Für mich war klar, dass diese Entscheidung nur aus finanziellen Überlegungen erfolgt ist.

Heute wird der überwiegende Teil des Regenwassers über die Kanalisation abgeleitet, was oftmals nicht getrennt erfolgt (in Nürnberg z.B. gibt es kein Trennsystem) und dann zu Überlastungen in den Klärwerken führt. Was macht man dann? Man öffnet die Schleusen, und das Schmutzwasser (Toiletten, etc.) wird zusammen mit dem Regenwasser aufgrund der nicht verkraftbaren Menge ungeklärt direkt in die Flüsse geleitet. Man nennt das dann vornehm "Mischwasser". Die Würstel aus dem Klo dienen dann den Fischen als "Zusatznahrung".

Würde man überall die Auflage machen, dass das auf dem Grundstück anfallende Regenwasser (Dachwasser und befestigte Flächen) auf genau diesem Grundstück entwässert werden muss, dann würde die Gefahr von Überschwemmungen drastisch zurückgehen, weil die Bäche und Flüsse nicht mehr soviel Wasser beim Starkregen aufnehmen müssen.

Argumente, dass man dadurch das Grundwasser bei der Einleitung verschmutzen würde, sind für mich Quatsch, weil es dafür heutzutage Vorrichtungen gibt, um das schon vor der Einleitung zu verhindern. Eines der vielen Beispiele:

Bei meinen Planungskonzepten im privaten Bereich, wo auch eine entsprechende Grünanlage vorhanden ist, wird generell ein Glasfasertank in entsprechender Dimension im Boden vergraben, wo sämtliches auf dem Grundstücke anfallende Regenwasser eingeleitet wird, und bei dem ein Überlauf bei zuviel anfallendem Wasser existiert, der überwiegende Teil des Wassers aber für die Gartenbewässerung (Beregnungsanlage) verwendet wird.

All diese Maßnahmen helfen mit, die Einleitung des Regenwassers bei Platzregen in die Flüsse zu reduzieren und dem Umstand Rechnung zu tragen, dass es eben seit 50 Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Regenmenge gibt.
 

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