von Fragolin
Man lasse sich nicht auf das
Minenfeld der Nebelgranaten zerren und mit der ständigen Diskussion,
ob die National-Sozialisten nun Linke waren oder Rechte, in sinnlose
Scheingefechte verwickeln. Die Seiten der Sitzplätze in einem längst
verbrannten Parlament sind irrelevant; das Einzige, was wirklich
zählt, ist der Kern der Ideologie.
Es gibt zwei ideologische
Richtungen, eine extrem starke und weit verbreitete des Kollektives,
der Herde, die immer und überall in der Hierarchie der Diktatur
endet, denn am Ende braucht die Herde ihren Leithammel, und eine
leider die Minderheit der Menschheit bildende Ideologie der absoluten
Freiheit und Selbstverantwortung des Individuums, das sich
kollektiver Zusammenschlüsse allein aus Gründen der Bewahrung der
Freiheit des Einzelnen bedient. Während die Kollektivisten nach
einer Vertiefung des Kollektivs bis zur Aufgabe der Individualität
im kollektiven Einheitsbrei streben und daher immer in einer grauen
Herde enden, die in braunen, roten oder grünen Hemden begeistert
ihren Führern zugrölt oder in minutenlangen Ovationen und
Heilsrufen die größte Erfüllung finden, werden Individualisten die
Kollektivierung immer auf das absolut notwendigste Maß beschränken
und ausreichend Abwehrmaßnahmen gegen ein Überhandnehmen der Macht
des Kollektivs ergreifen, Demokratie nur in personalisierter und
direkter Form als solche betrachten, Parteien und Hierarchien als
Steine im Getriebe der Freiheit verstehen und jedes Streben nach
starker Hand ablehnen.
Sind Kommunisten Kollektivisten?Sind Sozialisten Kollektivisten?Sind Nationalsozialisten Kollektivisten?
Welche Rolle spielt es dabei, ob
man sie nach links oder rechts schiebt? Welche Rolle spielt es dabei,
ob sie sich selbst an irgend einer Seite sehen?
Immer wenn sich Kollektive
zusammenfinden, die das Ziel des Kollektivs über das Ziel des
Individuums stellen, weil nur das Kollektiv die wahre Haltung, Moral
und Heilslehre besitzt und die Unterordnung des Einzelnen unter diese
Gruppe fordern anstatt der hundertprozentigen Diensterfüllung des
Kollektives für den Einzelnen und seine Freiheit, dann hat man es
mit Kollektivismus zu tun. Mit Zusammenrottungen, Aufmärschen,
Fahnenmeeren, gebrüllten Parolen, gereckten Fäusten und endlich
Blutrausch. Deshalb gleichen sich die Ausbrüche der Kollektive im
letzten Jahrhundert so sehr, deshalb haben sie immer in Diktaturen
und in mehr oder minder großen Blutbädern geendet. Und das wirklich
Perverse daran: jene, die sich glücklich in ein Kollektiv einfügen,
sich zur Borg-Drohne assimilieren lassen, glauben auch noch die Lüge,
sie würden nur dadurch die wirkliche Freiheit erfahren.
Ach ja, die
Kollektivismus-Theorie beschreibt auch die Unmöglichkeit von
Integration, außer man hat es mit jemandem zu tun, der bewusst und
freudig ein neues Kollektiv sucht. Muslime können nicht in unsere
Gesellschaft assimiliert werden, weil sie bereits in einem Kollektiv
assimiliert sind, das unsere Gesellschaft als haram ablehnt. Das hat
nichts mit Bösartigkeit zu tun, mit Verhetzung oder irgendwelcher
dubioser Verächtlichmachung, wie auch immer die aktuellen
Kampfparolen der Verteidiger der Kollektive lauten mögen, sondern
damit, dass es Kollektive gibt, die man verschmelzen kann, und
Kollektive, die inkompatibel sind. Ist die Ideologie ähnlich und der
Wertekompass gleich geeicht, kann es zu einem Zusammenschluss kommen,
außer, die Kollektive verstehen sich als direkte Konkurrenz; ein
Denken, das übrigens allen Religionsgemeinschaften inhärent ist.
Weshalb sie immer nebeneinander existieren können, aber nicht
miteinander. Sie können nicht verschmelzen. Es funktioniert nicht.
Deshalb wird auch das große Gesellschaftsexperiment, dessen
ungefragter, aber zur Teilnahme gezwungener Zeitzeuge wir sind,
misslingen. Es wird blutig misslingen.
Und anstatt das Problem im
Kollektivismus als solchem zu suchen, werden sich die Kollektive nur
wieder gegenseitig die Schuld zuschreiben. Manche Tage lässt mich
das Gefühl nicht los, wir sitzen mental immer noch streng in Horden
getrennt auf Bäumen und bewerfen uns gegenseitig mit Kokosnüssen.
Und am lautesten kreischen jene, die glauben, sie wären zu Führern
erkoren, und sei es nur moralisch.
Die Individualisten waren immer
in der Geschichte der aufrecht gehenden Schmalnasenaffenhorden
Außenseiter und Spinner. Und es waren gleichzeitig jene, die diese
Affen am weitesten gebracht haben, zivilisatorisch wie technologisch.
Und die Oberkreischer, Empörungsschreier, Parolenbrüller,
Mittelfingerzeiger und moralischen Zeigefingerwedler sind allesamt
und durch die Bank Vertreter des Kollektivismus; Leute wie Hitler,
Stalin, Mao und wie die lange Liste der Massenmörder lauten mag
waren und sind nur die blutrote Spitze eines gigantischen Gebirges
von kollektivistischen Verbrechern. Ihre Anhänger bis heute
befeinden sich, weil jeder glaubt moralisch besser zu sein als der
Andere, aber am Ende sind sie alle Diener des gleichen Götzen: des
heiligen Kollektivs. Des Volkes, der Rasse, der Klasse, der Genossen.
Deshalb ist es so pittoresk, wenn sich Marxisten und Stalinisten als Verteidiger der Demokratie gegen Nationalkonservative stellen und diese als Nazis bebrüllen, während die echten in ganz anderen Kleinparteien sitzen und sich ins Fäustchen lachen. Kollektivisten schreien, dass die Anderen Kollektivisten wären.
Nur gegen die Individualisten,
da sind sich die meisten einig.
Denn das Einzige, was dem Kollektiv gefährlich werden kann, ist die Idee der Sinnlosigkeit seiner Existenz. Die Erkenntnis, dass es eben keine Höhere Aufgabe gibt, keine Missionierung, keine Bekehrung, keine Klassenrettung, keine Rassenrettung, keine Klimarettung, keine Flüchtlingsrettung, keine Weltenrettung, die die Existenz des Kollektivs und sein rigides Vorgehen gegen das Individuum rechtfertigt.
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P.S. Und den getretenen Hunden
vom linksradikalen Hetzkollektiv gleich vorweg ins Stammbuch
geschrieben: Genau deshalb habe ich kein Problem mit Menschen, die
herkommen und an einem demokratischen System und einer solidarischen
Gemeinschaft mitbauen wollen, die die Freiheit des Individuums stärkt
und die Potenziale der Menschen sich entfalten lässt. Aber solche
Menschen kommen nicht. Sondern noch strenger konditionierte und
fanatischere Kollektivisten als wir selbst schon haben, die unsere
Freiheit des Einzelnen zutiefst verachten. Und auf die kann ich gerne
verzichten.
P.P.S. Und noch was zum um sich
greifenden Wahn: Die in der Herde trottenden und die Parolen des
Leithammels blökenden Schafe glauben, sie wären die, die Haltung
zeigen würden, während die wenigen, die sich gegen den
Leithammel stellen und Freiheit fordern, nur Feiglinge sind.
Das glaubten sicher
fackelziehende Pimpfe ebenso wie aufmarschierende FDJ-Züge. Sie
verteidigten Führer, Volk und Vaterland oder den Sozialismus und den
Weltfrieden gegen feige Feinde; Juden, Bolschewiken,
Konterrevolutionäre, Faschisten, Rechte… Feindbild austauschbar.
Es ändert sich gar nichts; an
ihrem Handeln könnt ihr sie erkennen.
Und an ihrem Hass und ihrer
Hetze gegen jeden, der sich im Namen der Freiheit gegen das grölende
Kollektiv stellt.
P.P.P.S. (bevor mir die P‘s
ausgehen) ein netter Spruch, den ich letztens aufgefangen habe:
„Politiker sind wie Bananen – die grünen und die braunen kannst
du vergessen!“
7 Kommentare:
Das alles dürfte Björn Höcke, der wie kein Zweiter immer wieder sein Narrativ des homogenen "deutschen Volkskörpers" beschwört, völlig anders sehen. Und große Teile der AfD-Anhängerschaft, für die Höcke ja fast ein Erlöser ist, auch.
Individualismus ist für Höcke & Co. Inbegriff der von ihm bis aufs Messer bekämpften "Dekadenz des Westens".
Bereits 2008 regte Björn Höcke in der "Jungen Freiheit" eine Debatte über einen „Dritten Weg“ als Alternative zum „zinsbasierten Globalkapitalismus“ an. 2011 versuchte er mit Gleichgesinnten eine „Patriotische Deutsche Gesellschaft“ zu gründen.
Als Lehrer in Hessen war Höcke bei seinen Schülern beliebt und zeitweise Vertrauenslehrer. Nach Aussagen eines ehemaligen Schülers lobte er wiederholt das Hauptwerk des französischen Sozialpsychologen Gustave Le Bon „Psychologie der Massen“ und zeigte sich fasziniert davon. Er habe oft über Charisma gesprochen und von einem Treffen seines Großvaters mit Adolf Hitler erzählt. Dessen „unglaublich blaue Augen“ seien für Höcke zentrales Element des Führerkults gewesen. Er habe den Nationalsozialismus im Geschichtsunterricht viel kürzer als andere Themen der deutschen Geschichte behandelt. Außerdem habe er sich als Anhänger des Deismus bezeichnet, der an den „Naturgeist“ glaube, sich für nordische Mythologie begeistert und regelmäßig eine Halskette mit einem Thorshammer-Anhänger getragen, der seit etwa 1900 Erkennungszeichen für die völkische Bewegung war.
Cher (chère?) "Anonym",
1. Debatte über einen „Dritten Weg“ als Alternative zum „zinsbasierten Globalkapitalismus“
Na, na , na! Aber Sie werden hier doch nicht gegen Seine Heiligkeit Papst Franziskus wettern wollen! Der tickt nämlich auch in diese Richtung.
Ist zweifellos einer der vielen Punkte, in denen ich Höcke für eine in weiten Bereichen ziemlich uninformierte Figur ansehe. Aber das macht noch keinen "Nazi" aus ihm — außer Sie wollen Seiner Heiligkeit auch diesen Titel verpassen.
2. ... lobte er wiederholt das Hauptwerk des französischen Sozialpsychologen Gustave Le Bon „Psychologie der Massen“
Na und? Es ist nach wie vor eines der Standardwerke der Sozialpsychologie, falls Ihnen das nicht bekannt sein sollte. Keine linke Theorieklitterung (wie bspw. die sachen von Marx), zugegeben — und das dürfte Sie offenbar stören. Mich weniger.
3. Er habe oft über Charisma gesprochen und von einem Treffen seines Großvaters mit Adolf Hitler erzählt. Dessen „unglaublich blaue Augen“ seien für Höcke zentrales Element des Führerkults gewesen.
Nette Anekdote. Und beweist ... ... was? Meine Eltern hätten (rein zeitlich gesehen) auch problemlos Hitler getroffen haben können — und was sagt das über mich aus, wenn ich in einem solchen Falle das erzählen würde? Ja, richtig: nichts! Mein Vater hat bspw. den (wenigstens in Österreich) legendären Bundeskanzler Raab getroffen. Und ich erzähle Ihnen das jetzt. Bin ich daher ein ÖVPler? Ist doch lächerlich!
4. Er habe den Nationalsozialismus im Geschichtsunterricht viel kürzer als andere Themen der deutschen Geschichte behandelt.
Und das ist auch völlig in Ordnung so. Die Geschichte "Deutschlands" beginnt ca. um das Jahr 1000 n.Chr. — umfaßt also eine Spanne von ca. 1000 Jahren. Wenn "Geschichtsunterricht" davon heute zu geschätzt 50%+ nur zwölf Jahre behandelt, und den Rest nur überfliegt (und teilweise totschweigt), dann ist das der Skandal — und nicht, wenn einer das korrekt in Relation setzt!
Außerdem habe er sich als Anhänger des Deismus bezeichnet ...
Wow! Dann waren also auch Kant & Co. also Nazis? Und Albert Schweitzer übrigens auch! Schon bestürzend, was durch Höcke also so rauskommt!
... sich für nordische Mythologie begeistert und regelmäßig eine Halskette mit einem Thorshammer-Anhänger getragen, der seit etwa 1900 Erkennungszeichen für die völkische Bewegung war.
Nordische Mythologie hat ihre Reize (wie die meisten Mythologien). Nette Freizeitbeschäftigung und sicherlich von nicht geringerem kulturhistorischem Wert als bspw. Kenntnisse der christlichen, der antiken, der vorderasiateischen, ägyptischen, indischen oder chinesischen Mythologie. So what?!
Und das mit dem Thorshammer-Anhänger: ja, ja ... bitte Beweis auf den Tisch, nicht nur Tratsch. Und dann bitte auch noch die Ableitung, warum das — bspw. im Gegensatz zu kabbalistischen Spinnereien (und Abzeichen) von Madonna & Co. oder zu satanistischen Hirnblähungen div. Potentaten, oder den Scull'n'Bones in den USA — soooo fürchterbar schröcklich sein soll. Viel Spaß dabei!
Cher Atlantiker,
Das alles dürfte Björn Höcke, der wie kein Zweiter immer wieder sein Narrativ des homogenen "deutschen Volkskörpers" beschwört, völlig anders sehen.
Mag sein. Aber was hätte das für eine denkbare Relevanz für den LePenseur-Blog?
Individualismus ist für Höcke & Co. Inbegriff der von ihm bis aufs Messer bekämpften "Dekadenz des Westens".
Nein, nicht bis aufs Messer — irgendeine Gewalttätigkeit von Höckes Seite ist nicht bekannt.
Das mit dem Messern ist eher die Spezialität der "Noch-nicht-so-lange-hier-Lebenden", wie uns die Kriminalitätsstatistik zeigt.
Cher Penseur,
das mit Höcke und dessen vermeintlichen Pazifismus sehen spätestens seit Hanau laut Umfrage 78 Prozent der Deutschen ganz anders...
Werter Atlantiker,
da Höcke mit Hanau etwa so viel zu tun hat wie Roth mit Volkmarsen, wo ein Mitglied der örtlichen Drogen- und Kifferszene, deren Legalisierung ebendiese Frau fordert, nach Zeugenaussagen im Drogenrausch Kinder niedergemäht hat, sagt dieses Umfrageergebnis nichts über Höcke aber alles über die manipulative Macht der Medien aus.
Und da Höcke anscheinend begeisterter Kollektivist ist, bleibe ich auch bei meiner Einschätzung, dass er ein ungustiöser Schmierlappen ist, von dem ich mich ebensowenig auf ein Bier einladen lassen würde wie von der Roth.
MfG Fragolin
@ Atlantiker: Was ich von solchen wie ihnen halte, und was ich mit Ihnen machen würde, so ich könnte, damit will ich nicht den ehrwürdigen Blogwart in Verlegenheit bringen.
Mit dem Aufzählen meiner Künste und Qualifikationen - ja, das alles auf Ehr', das kann ich und noch mehr - mag ich nicht die Profiler atzen, auch ist es müßig, denn da könnte jeder kommen. Jedenfalls habe ich aus so manchem Ofen Brot gegessen.
Die Aufforderung, sich so büschen zu schämen, dürfte bei Ihnen auch zwecklos sein. Vierbeiner gut, Zweibeiner schlecht.
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