von Fragolin
Wie geht Propaganda?
Die Presse macht es vor:
Erst einmal eine
reißerische Überschrift:
„Norbert Hofer rechnete Loge für Akademikerball über das
Parlament ab“
Was? Das kann doch
nicht wahr sein?! SKANDAL!
„FPÖ-Politiker Norbert Hofer buchte beim Akademikerball
in der Hofburg eine Goldloge für fünf Personen. Abgerechnet wurde laut
"profil" über das Parlament.“
Und dazu das passende
Bild:
Was denn, hat der
dort auf Steuerzahlerkosten auch noch hitlereske Endsiegreden gehalten? Was für
ein ekelhafter blauer Sumpf!
Da muss man doch gar
nicht mehr weiterlesen. Ist doch alles klar.
Oder?
Lesen wir mal
trotzdem weiter:
„Hofer buchte eine der Goldlogen mit fünf Plätzen um
insgesamt 1000 Euro, wie aus der „profil“ vorliegenden Spesenabrechnung Hofers
hervorgeht.“
Naja, wie und warum
Spesenabrechnungen von Nationalratsabgeordneten zum „profil“ kommen und, für mich
viel wichtiger, diese Dinge nicht sowieso veröffentlicht werden, ist mal eine
eigene Geschichte. Ein investigatives Nachrichtenmagazin hätte sich diese Frage
auch gestellt und vielleicht mal verglichen, was die anderen Damen und Herren
Abgeordneten so über ihr Spesenkonto abrechnen. Stichworte Salzburger Festspiele,
Opernball oder von mir aus Feuerwehrball Hintertupfingen an der Schnalze. Aber
genau daran erkennt man Propaganda: Sie sucht den Splitter im Auge des Anderen
und blendet den Balken im eigenen konsequent aus.
„Warum die öffentliche Hand für VIP-Karten des von der
FPÖ ausgerichteten Balles in der Wiener Hofburg aufkommen soll, wollte das Büro
des Nationalratspräsidenten auf „profil“-Anfrage nicht beantworten. Ebenso
wenig wie die Frage, welche vier Personen neben Hofer den Ball auf Staatskosten
besuchten.“
Wollte oder hat
nicht? Und warum auch? Es ist nämlich bereits beantwortet. Das wird aber als einzelner Abschlussabsatz
zwischen zwei blinkenden Werbebannern versteckt:
„Rechtlich dürfte Hofers Spesenabrechnung nach
„profil“-Recherchen gedeckt sein. Dem Dritten Nationalratspräsidenten steht
laut Parlamentsdirektion eine jährliche Abrechnungspauschale von 7674,24 Euro
zur Verfügung.“
Eben.
Repräsentationskosten unserer lieben Parlamentarier, die diese auch ausnutzen
dürften, und zwar ohne jeden Belang, wofür. Ob das gerechtfertigt ist, wird
nicht hinterfragt, nur wenn der Eine das Gleiche tut wie alle Anderen wird
plötzlich ein Skandal daraus gestrickt – he, jeder Parlamentarier rechnet
Spesen im Rahmen seiner Pauschale ab.
Liebe Presse, wenn
ihr noch für voll genommen werden wollt, dann findet heraus, wofür die anderen
beiden, Frau Bures und Herr Kopf, ihre Pauschalen verbraten, und fragt dann mal
nach, ob es in der teuersten Parteilokratie der Welt überhaupt notwendig ist,
noch fette Spesenpauschalen aus dem Steuertopf zu schöpfen um proporzgetreu
jeder Partei einen Funktionär zusätzlich zu seinen fetten Bezügen zu mästen.
Und schreibt nicht billige Propaganda ohne inhaltliche Substanz und Relevanz
von anderen ab, denen irgendwer irgendwelche Zettel zugesteckt hat, auf denen
nichts abzulesen ist, außer dass da einer genau das getan hat, was er darf.
Und wer Hofers Gäste
waren ist nebenbei erwähnt in diesem Zusammenhang sowas von egal, dass man sich
fragt, ob wir wirklich keine anderen Sorgen haben. Qualitätsjournalismus? Das
ist das Gossenniveau unterster Boulevardblätter, Super-Illu auf österreichisch.
Wer sowas abliefert, sollte sich nicht über sinkende Leserzahlen beschweren.
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