So, das war quasi die »Aufwärm-Übung« — denn daß dieses Klavierquintett zwar fraglos angenehm zu hören ist, aber doch — bei aller brillanter Variationskunst! — endenwollenden Tiefgang aufweist, ist nicht zu bestreiten. Aber war Czerny wirklich bloß ein talentierter Salonkomponist? Nun, es gibt ein paar Streichquartette seiner Hand, die durch hohe Qualität ebenso bestechen, wie auch durch Czernys Fähigkeit, diese Qualität so zu präsentieren, daß sie wirklich mit Genuß und Freude anzuhören ist (was bekanntlich nicht von jedem qualitätsvollen Streichquartett gesagt werden kann). Aus dem Spätwerk des Komponisten ist da vor allem das Streichquartett No. 28, in As-dur, aus dem Jahr 1851 zu nennen
Doch auch das tragisch umflorte Quartett in d-moll beeindruckt ebenso durch meisterhafte thematische Arbeit wie durch die diffizil-kontrapunktische Satzkunst:
Wer unvoreingenommen und ehrlich zu sich ist, wird auch bei den größten Meistern wenig »bessere« Quartette finden ...
Auch sein spätes Streichquartett in e-moll aus dem Jahr 1854 (Allegro affettuoso 00:00 |
Andante poco sostenuto 6:17
| Scherzo: Vivace 14:31
| Finale: Allegro vivace 19:13) überzeugt durch die perfekte Balance zwischen düsterer Dramatik der Themen und klassisch klarer Umsetzung in Form und Zusammenspiel, wie es schöner und intensiver kaum gedacht werden kann — wer hier noch immer an Klavieretüden denkt, dem kann nicht geholfen werden ...
Hoffentlich konnte dieser Einschub in unserer kleinen Carl-Czerny-Serie einige hartnäckige Vorurteile beseitigen ...
Im dritten Teil geht es, wie angekündigt, um die Klaviersonaten No. 8 bis 11.
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