Ein kleines Rätsel zum Feiertag
von Fragolin
Durch Zufall bin ich über einen Artikel aus einer Zeitung
gestolpert, der eindrucksvoll dokumentiert, wie sich
Berichterstattung und Ideologie in den letzten 18 Jahren grundlegend
gewandelt haben. Ich werde den Namen der Zeitung mit XYZ verfälschen,
damit jeder mal ein bisschen raten kann, um welches Blatt es sich
handelt, dass ich da mit einem Artikel aus dem Jahre 2001 zitiere.
Unter der Schlagzeile „Wenn die Fatwa droht“ wird dort
festgestellt: „Damit Komik entlarvend wirkt, müssen Regeln
verletzt werden“
Na dann, verletzen wir mal. Damals gab es ja noch keine AAS-Stasi.
Also eigentlich nicht allzu viele zu verletzende Regeln; das hat sich
netzwerkdurchsetzungsgesetzend ja inzwischen stark verändert. Und
das Verletzen von Regeln war noch etwas ungefährlicher im Hinblick
auf Karriere, sozialen Status und die Feuerfestigkeit des
Familienfahrzeuges.
„Am
Mittwoch erschien (...) unter dem Titel „Mullahs immer klüger“
ein Artikel über indische Muslime, die das Fernsehen für das
verheerende Erdbeben vor drei Wochen verantwortlich machten und
daraufhin ihre TV-Geräte zerstörten. Der Schlusssatz des Textes
lautete: „Allah ist groß, Allah ist mächtig, er hat einen Arsch
von drei Meter sechzig.“
Also schnell zwischendurch: Ich distanziere mich natürlich
vollinhaltlich und voller Ekel, oder wie dieses Gefühl heißt dass
man nach einem längeren Lachanfall hat, von einer solchen
offensichtlich schwer islamophoben und rassistischen, Muslime
beleidigenden Aussage. Ich zitiere nur. Um zu dokumentieren, was man
vor 18 Jahren schreiben konnte, wie dieses begründet wurde – und
von wem.
Also weiter:
„Kaum
war der Vers weggedruckt, hagelte es Beschwerden: „Sie haben kein
Recht, durch Beleidigungen und herabwürdigende Äußerungen
Millionen von Muslimen in Deutschland in ihren religiösen
Anschauungen zu verletzen“, schrieb ein Schwerverletzter. Viele
Beleidigte verlangten eine Entschuldigung: „Ich erwarte, dass die
XYZ sich für diese bedauerliche Passage auf niedrigstem Niveau
entschuldigt.“ Auf niedrigstem Niveau entschuldigen? Kein Problem:
Tschuldigung.“
Man ahnt es: mit dieser triefenden Häme muss es sich um ein
rechtsradikales Hetzblatt handeln. Irgend ein Jugendwerk eines schwer
moslemhassenden späteren Pegida-AfD-Identitären. Wer sonst haut
erst einen analorientierten Rassistenwitz raus und verhöhnt dann
noch die tief in ihren religiösen Gefühlen getroffenen Muslime?
Aber es kommt noch dicker:
„Der
zitierte Kinderreim ist nicht neu und existiert in mehreren Formen,
wie schon in Peter Rühmkorfs 1969 erschienenem Werk „Über das
Volksvermögen“ nachzulesen ist: „Allah ist groß, Allah ist
mächtig, wenn er auf den Stuhl steigt, ist er ein Meter sechzig“
oder „Allah ist mächtig, Allah ist groß, fünf Meter sechzig und
arbeitslos“.“
Hui, die legen sogar noch nach.
Und begründen das dann relativierend auch noch damit, dass man ja
auch auf Pfaffen Witze reißt:
„Diese komischen Verse stehen in der Tradition der
„Pfarrerverse“, die ihren Witz daraus beziehen, dass religiöse
Figuren mit unerwarteten, meist sexuellen Motiven konfrontiert
werden: „Der Pfarrer von Kempten / der stärkt seine Hemden / mit
eigenem Samen / in Gottes Namen / Amen“ oder: „Der Pfarrer von
Loretto / dem seiner wiegt netto / zwei Kilo ein Pfund / sonst ist er
gesund“.“
Jaja, kennen wir. Fips Asmussen und der Glöckner von Speyer. Und das
gibt das Recht auf antimuslimische Hassverse? Mir ist nicht bekannt,
dass die Redaktion damals von wütenden Antifanten niedergebrannt und
die Ruine zu einer Bühne für ein „Konzert gegen rechts“
umfunktioniert wurde, also sah man das Ganze anscheinend noch etwas
entspannter als heute. Woran auch immer das liegen mag.
„Solche Scherzreime haben eine Art Blitzableiterfunktion, indem
sie die Macht der Religion unterlaufen und ihre Zwanghaftigkeit ins
Lächerliche kippen lassen. Wie auch der „Allah ist groß“-Vers,
der im Kontext des Erdbebentextes eines zeigen sollte: Wenn Muslime
so infantile Reaktionen auf eine Naturkatastrophe zeigen, indem sie
TV-Geräte zerstören, dann muss man sich mit Hilfe kindisch alberner
Komik fragen, was denn das für ein seltsamer Gott ist, der sich
solche Anhänger wählt. Anhänger, die dem Autor für diesen
antireligiösen Scherz die Fatwa an den Hals wünschen und in ihrer
hysterischen Aufregung übersehen, dass es sich nicht, wie behauptet,
um eine rassistische Äußerung handelt.“
Papperlapapp, wer heute die Frage beantwortet (oder noch schlimmer:
stellt), was denn das für ein seltsamer Gott sei, der wird
inzwischen purer Hassrede geziehen und sollte eine gute Versicherung
gegen Vandalismus haben – falls dem Versicherer nicht seine
islamophobe Grundhaltung bekannt ist, was die Polizze faktisch
unbezahlbar machen würde. Bei aller Berechtigung der Frage.
„In der XYZ gibt es regelmäßig eine breite
Berichterstattung über Muslime und ihre politischen Organisationen,
die selbstverständlich auch auf ihre Religion eingeht. Es gibt in
der XYZ allerdings eine Tradition der antireligiösen
Kritik, die der Tradition der Aufklärung verpflichtet ist. Diese
aufgeklärte Vernunft wendet sich gegen jede zwanghafte Form von
Religion. Die Satire ist ein Kind der Aufklärung.“
Heute ist antireligiöse Kritik aber nur noch gegen Christen spürbar;
die reagieren nicht ganz so verhaltenskreativ wie ihre vom Vatikan ja
indirekt zu Glaubensbrüdern erklärten Muslime. Die das, was der
Vatikan sagt, naturgemäß nicht allzu ernst nehmen. Man ist halt
XYZ, aber nicht mehr Charlie. Satire ist heute schenkelklopfender
linksradikaler Mordaufruf, hahaha, und regierungskonforme Dresche
gegen die Opposition, hihihi. Molsemverarschung ist den sich immer
wieder ihres eigenen Mutes und Willens zum Abwehrkampf überzeugenden
Journalisten bei Charlie Hebdo aus dem Hirn geschnitten worden. Dazu
am Ende noch etwas.
„Und so gehört zum Leben in einer multikuturellen Gesellschaft
auch das Verständnis dieser säkularen Tradition, die nicht nur das
herrschende Christentum, sondern auch den Islam in die Satire
einbezieht. Es ist eher eine Form der Anerkennung, wie wichtig in
unserer Gesellschaft die drittgrößte Religionsgruppe geworden ist.
Statt sie auszugrenzen, werden Muslime genauso behandelt wie andere
Gläubige auch.“
Hui, ich kann mich an einige Reaktionen erinnern, als ich in einer
deutschen Tageszeitung den Kommentar postete: „Wenn der Islam zu
Deutschland gehört, haben Mohammedaner das gleiche Recht wie
Pfaffen, diskriminiert, beschimpft oder ausgelacht zu werden.“ Da
ging es aber rund, aber nicht lange, dann war das Posting weg – und
mein Account auch.
Naja, das war ja auch kein so verhetzendes Hetzblatt wie das
vorliegende, und da geht es auch fröhlich weiter:
„Damit
Komik entlarvend wirkt, müssen Regeln verletzt werden. Vor allem
jene Regeln, die angeblich von einer höheren Macht aufgestellt
wurden und in deren Auftrag Glaubensritter anderen Menschen etwas
wegnehmen oder verbieten wollen. Es gibt das Grundrecht auf
Meinungsfreiheit und Albernheit. Dem allein ist die Wahrheit
verpflichtet. Dass allerdings demnächst wegen des Abdrucks dieses
komischen Kinderreims sogar eine Demonstration vor der XYZ-Vertretung
in (...) geplant ist, wie einer der empörten Briefeschreiber
mitteilt, macht die Arbeit der Wahrheit fast überflüssig, entlarvt
sich der Vorgang doch selbst als Satire.“
Erster Spoiler zur Identität des Blattes: heute würden sie selbst
an vorderster Front für eine solche Demonstration die Trommelstöcke
schwingen und sich selbst ob ihres eigenen Textes wegen Hassrede
anzeigen, der Kahane-Stasi und der örtlichen Antifa-Gruppe melden
und glühende Antirassimsu-Artikel gegen sich selbst verfassen.
Doch einen Absatz haben wir noch:
„Leider
produzieren aber nicht alle Wahrheit-Kandidaten eigenhändig solche
Satiren auf sich selbst. Deshalb braucht es immer noch die Wahrheit
und die XYZ, die als einzige Tageszeitung die satirische Form der
Auseinandersetzung mit den Phänomenen der Wirklichkeit ermöglicht.“
Tja, das war 2001.
Inzwischen heißt es ermöglichte.
Denn solche Texte findet man nicht mehr in diesem Medium.
Satire gegen den Islam, das geht gar nicht mehr.
Was hat sich geändert?
Nun, die Frage kann sich jeder selbst beantworten.
Ich beantworte nur eine Frage: Welche Zeitung ist gemeint?
P.S. Ich habe ja noch was zu „Charlie Hebdo“ versprochen. Passt
gut, kommt nämlich aus dem gleichen Stall, aber eben nicht 2001, als
man der Satire gegen Religionen pauschal das Rassistische absprach,
sondern aus 2016, als man mit Blut in eine Redaktion das Memo
schrieb: Irrtum, Satire gegen den Islam ist ein Schwerverbrechen, auf
das der Tod steht.
Und so klang es dann
nur wenige Jahre später:
„Doch man kann sich fragen, ob das noch Satire war und ist. Denn
im Sinne Tucholskys ist eine Satire keine Satire, wenn sie gegen
Schwächere tritt. Mohammed-Karikaturen aber sind keine Kritik an
religiösem Fundamentalismus – sie machen sich über den Glauben
religiöser Muslime lustig, die in Frankreich nun mal eine
diskriminierte Minderheit sind. Das ist ein kleiner, aber elementarer
Unterschied.“
Brav kusch, und kein Wort mehr über den Arsch von Allah!
Die Schere im Kopf hat viel zu tun...
1 Kommentar:
werter fragolin!
diese angebliche religion kann man nicht ernst nehmen. der beste weg ist, sie lächerlich zu machen dazu ein hadith: ein gebet eines mulsims ist nicht gültig, wenn er unrein ist. und unrein ist ein gläubiger mislim, weenn er zum beispiel blähungen hat, das heißt, pforzen iund beten gleichzeitig ist haram.
und jemand, der während des genets nach rechts spuckt, begeht eine sünde, denn man nuss nach links unter de nlinken fuß spucken.
ein kontrollfreak schrieb eine anleitung für psychopathen oder zukünftige.
Kommentar veröffentlichen