Freitag, 29. Dezember 2017

Weihnachtsgrüße vom Blockwart

Von Fragolin

Seit zwei Tagen tobt das „Standard“-Forum in mehr als 1500 Postings über den bevorstehenden Aufmarsch der Nazitruppen, die in Kürze mit Gewalt die Demokratie stürzen und unter dem Führer Kurz (ja, die ÖVP ist bei denen bereits Hardcore-Faschismus, da weiß man erstens wie die drauf sind und zweitens was für ein Bild von den Nazi-Verbrechen die haben) endgültig das Alpen-Mordor ausrufen werden. Erste Anzeichen sind, äh, warte mal, da müssen wir ein bisschen suchen… ja, genau, alte kitschige Postkarten aus der Zeit des Postkartenmalers, die FPÖ-ler zu Weihnachten auf Facebook zeigen! Na gut, eine alte kitschige Postkarte und ein FPÖ-ler. Also nicht direkt, eher ein Parteiloser. Aber immerhin auf der Liste der FPÖ! Jaja, einer sehr kurzen Liste, also eigentlich nur einer von zwei Gemeinderäten einer kleinen Klitsche mit 2000 Einwohnern. Aber immerhin! So fängt es an! Sie kriechen aus den Löchern und wünschen sich frohe Weihnachten! Da kann ja nur ein Silvesterfeuerwerk aus Sturmgewehren der aufmarschierenden Nazihorden folgen, das ist so klar wie sonst nichts! Und der Aluhut drückt auch erst nach dem dritten Joint!

Ich finde drei ganz andere Punkte diskussionswürdig, die aber nur zu erwähnen bereits bei einigen zu Geiferfluss und teils auch sehr persönlichen Beleidigungsversuchen führt. (Versuche deswegen, weil mich Menschen, die ich nicht kenne und die für mich bedeutungslos sind, nicht beleidigen können.) Wobei man mehrmals formulieren muss, bis so etwas inhaltlich überhaupt die Forenzensur übersteht.

Erstens: Da durchforsten sogenannte „FPÖ-kritische Gruppen“ penibel sämtliche Facebook- und Twitter-Absonderungen von FPÖ-lern und sogar Parteilosen, die aber auf FPÖ-Listen antreten, selbst wenn es um Leute aus kleinen unwichtigen Bergdörfern am Rande der „Fuchs-sagt-Hasen-Gute-Nacht“-Grenze geht und auch über die Feiertage. Und aus diesen linksextremen Gruppen tropft immer wieder die Angst vor „zuviel Überwachung“ (sie können es eben nicht lassen, von sich auf andere zu schließen). Das sind natural born Blockwarte. Wie ideologisch einbetoniert muss man sein, um sich das anzutun? (Und nebenbei: Warum tun Gleiches nicht „Rechte“? Hat es damit zu tun, dass die eben keiner Überwachungs- und Bestrafungsideologie anhängen oder einfach nur damit, dass die rund um die Uhr arbeiten gehen und deshalb keine Zeit für solche Sperenzchen haben?)
Und dann ist deren ganze Ausbeute zehntausender durchkontrollierter Tweets und Postings eine zugegeben kitschig-geschmacklose Postkarte, deren NS-verherrlichende Nazisymbolik keinem aufgefallen wäre, wenn nicht auch noch die Erklärung der Bilddeutung mitgeliefert und per „Standard“-Schlagzeile zum Megaskandal hochstilisiert worden wäre. An wie dünnen Haaren zerrt da eine selbsternannte Jagdgesellschaft nach flächendeckender Suche eine Lächerlichkeit zutage? Dagegen hat Gollum ja eine dichte Matte.

Was treibt diese selbsternannten Nazijäger überhaupt an, demokratisch gewählte Gemeinderäte am Rande der Wahrnehmungsgrenze flächendeckend zu überwachen und dem Pranger der linksextremen Medieninquisition vom Schlage eines „Standard“ zu übergeben? Wenn ein Verstoß gegen das Verbotsgesetz vorliegen sollte, dann anzeigen und fertig. Wenn nicht, dann war da nix. Und wenn dieses Nix alles ist, was diese Nazijäger bei der Totalüberwachung einer ganzen Partei und deren Sympathisanten finden können, dann bin ich aber beruhigt. Da hat der rechte Rand der FPÖ weniger Potential zur Beunruhigung als der linke Rand der SPÖ.

Zweitens: Die Roten leben eine geradezu körperlich schmerzende Heuchelei, dass es ärger nimmer geht. Solange die Blauen den Roten den Verbleib an den Fressnäpfen der Macht zementieren, werden sie mit Lob und Anerkennung tapeziert, bis sie wie Engelchen aussehen. Aber kaum haben sie im Bund den Platz der Roten an der Seite der ÖVP eingenommen und die SPÖ damit von den Futtertrögen verdrängt, sind sie wieder die aufmarschierenden Nazihorden, die es bis aufs Blut zu bekämpfen gilt. Wie bigott ist das denn? All jene in diesem linkshetzenden Schneeflöckchenforum beim „Standard“, die toben, jetzt müsse sich aber Kurz sofort von der FPÖ lossagen und nie wieder mit denen reden und dürfe nur noch die Roten um Koalition anflehen, verstummen sofort, wenn man sie fragt, warum sie nicht auch die sofortige Aufkündigung von Rot-Blau in Burgenland fordern oder den endgültigen Abgang des mit der fettesten Sozialhilfe Österreichs versorgten SPÖ-Vorsitzenden, der noch vor der NR-Wahl die Option Rot-Blau nicht ausschließen wollte. Oder eiern das übliche „Das kann man nicht vergleichen!“-Gewäsch herum. Doch, kann man.

Und drittens: in welcher Rolle sieht sich der „Standard“? In der Rolle des neutralen investigativen Qualitätsmediums (Hahaha, war der gut oder war der gut?) oder in der eines roten Parteiorgans und linksextremen Propagandablattes? Es wird nämlich nicht nur jeden Tag der heulenden Meute ultralinker Hetzer und Nazijäger, die sich inzwischen auf eine zum Teil besorgniserregend geschmacklose Weise gegenseitig zum kommenden aktiven Widerstand aufpeitschen, irgend ein Stöckchen, und sei es noch so substanz- und belanglos, über die aufmarschierenden Faschisten der ÖVP und FPÖ, geworfen, das diese dann hechelnd und geifernd apportieren können, sondern auch jeder besonnen eingreifende Kommentar, man möge nicht aus jeder Mücke in einem kleinen Bergdorf einen staatsgefährdenden Skandal stricken, gnadenlos wegzensuriert.
Man will die Empörung, man heizt ein, und für mich entsteht der immer weniger zu entkräftende Verdacht, dass nicht nur die tendenziösen und emotionalisierenden Artikel ganz bewusst lanciert werden, sondern im (nach einer recht offenen Phase jetzt anscheinend wieder extrem zensur- und löschfreudigen) Forum auch interne Aufpeitscher die entsprechenden Parolen ausgeben und die Stimmung ganz bewusst lenken. Ich gestehe ehrlich, den offensichtlichen Missbrauch eines überregionalen Mediums für das Aufkochen von Aggressionen (und den Tonfall dort muss man sich echt mal geben) für weit bedenklicher und demokratiegefährdender zu erachten als die Auswürfe eines Dorftrampels vom Rand der bewohnbaren Zone.

P.S.
Die ultralinken Foristen dort sind zwar in ihrer Hasszerfressenheit so blind und blöd, dass sie bei ihrer permanenten Forderung, die FPÖ müsse nun endlich beweisen dass sie gegen „solche“ Funktionäre Parteiverfahren durchführt, absolut nicht begreifen, dass ich gegen einen Parteilosen genau gar keine Parteiverfahren einleiten kann, weil sie eben keine Funktionäre sein können, wenn sie nicht mal Mitglieder sind, können aber auch nicht erklären, warum in einem anderen Fall offener Verhetzung und Verherrlichung von Kapitalverbrechen zwar ein Gemeinderat von diesem Posten zurückgetreten ist (ist, nicht wurde, anders geht es nämlich nicht), von seiner Partei aber ansonsten nicht weiter belangt wird. Wird auch nicht gefordert im Heuchelforum. Der gehört nämlich zur richtigen Partei, und die dürfen Hetze und Hass verbreiten und zu Aggression aufrufen, da ist Kritik überflüssig.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Heil zum Jul, alte Edelzecke, und mach' Dich mal über die Lawon-Affäre schlau.
D.a.a.T.