von Fragolin
Berlin ist bunt, Berlin ist sexy, Berlin ist – rassistisch. Kann
man sich unter einer ultralinks-kommunistischen Mischregierung kaum
vorstellen, ist aber so. Man will wohl den diffusen Ängsten der vom
rechten Rand aufgehetzten Abgehängten entgegentreten, und, um es mit
dem verhinderten Gottkanzler zu sagen, „voller Mut und Zuversicht“
der Angst einen Raum geben.
In der „B.Z.“, die wir hier schon lange nicht mehr hatten, steht
gestern ein toller Artikel
zur Volksberuhigung.
„Auf
der Silvesterparty gibt es eine Schutzzone für Frauen“
Im ersten Moment war ich sprachlos. Wie kann es sein, dass der
Rassismus gerade im linken und friedlich verbunteten Berlin so um
sich greift? Denn denkt mal nach: seit Jahrzehnten, so behaupten die
unfehlbaren Verkünder der Einzigen Wahrheit, werden durch Deutsche
zehnmal mehr Sexualstraftaten gegen Frauen begangen als durch
Zuwandernde und Frauen auf solchen Feierlichkeiten zu hunderten gegen
ihren Willen begrapscht, unter das Höschen gegriffen, in die Bluse
gefahren (und manchmal auch andersherum) und vom #metoo‘n bis zum
Vergewaltigen als Lustfleisch behandelt. Aber erst als ob dieser
rohen Sitten erstaunte eingewanderte Edle Wilde im löblichen
Bestreben, sich unserer primitiven und frauenverachtenden Sitten
anzupassen, es den Deutschen Lustbolden gleichtun wollten, wurde
plötzlich die „Schutzzone für Frauen“ erfunden. Deutschen
Männern war angeblich jahrelang das Ausgreifen, Anbraten und
Vergewaltigen erlaubt, aber die armen armen Traumatisierten werden
jetzt rassistisch und xenophob ausgeschlossen und zu Verbrechern
stilisiert. Wie man‘s macht ist falsch.
Doch meine Sprachlosigkeit sollte länger dauern, denn es ging noch
besser weiter:
„Damit sich Vorfälle wie die in der Kölner Silvesternacht
2015/2016 nicht wiederholen, wird auf der Silvesterparty am
Brandenburger Tor eine Sicherheitszone für sexuell belästigte
Frauen eingerichtet.“
Ach. Es gibt gar keine Sicherheitszone für Frauen. Es gibt eine
Sicherheitszone für sexuell belästigte Frauen. Eine Frau
muss erst durch aktives Vorgehen eines oder mehrerer „Männer“
zum Opfer geadelt werden, um ein Recht auf Teilhabe zu besitzen.
Damit eine Frau in den Genuss einer eigenen „Schutzzone“ kommt,
muss sie erstmal Sexobjekt sein. Ob es schon reicht, sich so zu
fühlen, sei dahingestellt. Ob Frauen, bei denen später herauskommt,
sie hätten das nur erfunden, um bei ihren Freundinnen zu sein, die
das auch erfunden hatten, später dafür bestraft werden, weiß ich
nicht. Jedenfalls muss jede, die nicht dazugehört, erstmal voll auf
die Kraft von Armlänge und „Respekt!“-Armband vertrauen.
Doch der richtige Reißer kommt noch. Da ist mir wirklich die Spucke
weggeblieben. Aber diesmal nicht wegen dem offenen Rassismus und der
extra dafür eingerichteten Verhetzungsecke. Ja, Verhetzung, denn es
werden wieder einmal sehr wahrscheinlich hauptsächlich Übergriffe
von Exoten vermeldet werden; an das Grapschen der Einheimischen haben
sich die Frauen hier in den Jahrhunderten des xenophoben Patriarchats
offenbar gewöhnt. Oder so. Denn daran, dass es hauptsächlich
Eingefallene sind, die sich hier so aufführen, kann es nicht liegen,
das wäre rechte ausländerfeindliche Hetze, und die ist immer Lüge.
Immer. Selbst dann, wenn sie die Wahrheit sagt, ist sie Lüge. Weil
sie rechts ist. Ist so. Punkt.
Also abgesehen von diesem rassistischen Fauxpax kommt der Überbrüller
jetzt.
Festhalten.
„Auf der gesamten Festmeile besteht grundsätzlich ein Verbot
für große Taschen, Rucksäcke und Koffer. Denn gerade zum
Jahreswechsel sind viele Taschendiebe unterwegs.“
Ist der gut? Leute von der B.Z., ihr macht wirklich jeden
Kabarettisten arbeitslos. Das kann man einfach nicht mehr toppen.
Das Verbot von großen Taschen, Rucksäcken und Koffern besteht, weil
die sonst von Taschendieben geklaut werden könnten! Weil
Taschendiebe nicht etwa kleine Handtaschen und Geldbörsen sammeln
sondern gerne mit einem Haufen Rucksäcken und einem ganzen Trolley
voller Koffer unterwegs sind. Und dass die Behauptung, es würde sich
um Vorsichtsmaßnahmen gegen sprenggläubige Surensöhne handeln, die
das Feuerwerk bodennäher und opfereffektiver veranstalten wollen,
weil ihnen jede Form der Feier der Kuffar ein Graus ist, reine
rechtesexteme islamophobe Hetze ist, muss jedem klar sein. Hätte man
Angst vor Sprengstoffgürteln, wären ja Gürtel verboten, oder?
Und die Sicherheitszäune ringsum stehen da nur, damit keine
Wildschweine, von der Knallerei aufgeschreckt, zwischen die Leute
rennen.
Das Merkel-Lego (das „Angelith“ - Danke für diesen Tipp!) wurde
ausgelegt, um Riesenkindern, die bei Böllerei nicht schlafen können,
etwas zum Spielen zu geben.
Würde mich nicht wundern, wenn die einzige Zufahrt auf der linken
Seite liegt. Als Schutz vor Nazis. Die biegen nämlich immerr rrächts
ab. Immärrr!
Und für alle, die immer noch nicht begriffen haben, wo die Gefahren
liegen, gibt die Polizei, der hilfsbereite Freund und Helfer, noch
ein paar Tipps:
„Wenn
Sie eine kleine Handtasche dabei haben sollten – schließen Sie die
Tasche und tragen diese möglichst an der Körpervorderseite, im
besten Fall mit der Öffnung zum Körper bzw. unter den Arm
geklemmt!“
Da große Handtaschen, Rucksäcke und Koffer verboten sind, wird wohl
nicht viel was anderes übrig bleiben, damit Madame ihr Handy vom
Format eines Fernsehers mitnehmen kann um die voll supi Party zu
filmen und den Freundinnen später Neidvideos zu schicken, weil alles
so voll geil war. Ob die noch was mitbekommt, wenn sie auf der einen
Seite von zwei deutschen Jungs mit exotischen Wurzeln angetanzt wird,
während ihr der dritte Franz-Wilhelm neckisch das Täschlein unter
der Achsel wegschneidet, sei dahingestellt.
„Nehmen Sie
möglichst keine Wertgegenstände und wenig Bargeld mit!“
Also richten sich
diese Tipps jetzt allein an Frauen? Die kommen an solchen Abenden mit
wenig Bargeld aus. Bei Männern sieht das anders aus. Genau deswegen
brauchen Frauen ja auch weniger Bargeld. Die holen sich abends an der
Bar nämlich den Gender Pay Gap-Verlust doppelt zurück. Früher
konnte man als Mann vielleicht sogar noch mit einer kleinen Belohnung
rechnen, doch heute kann es eher passieren, dass die verschmitzt zur
Unterfertigung mit dem dritten Mojito rübergeschobene schriftliche
Einverständniserklärung mit dem Anhang zum Ankreuzen der erlaubten
Sexualpraktiken trotzdem ohne Unterschrift zurückgeschoben wird.
Oder heißt jetzt
„wenig Bargeld“ soviel wie „eher Kreditkarte“? Dann kann der
Taschendieb nicht nur drei Drinks für die Beute kaufen sondern
gleich den kompletten Kreditrahmen ausräumen.
Wie denn? Eben
habe ich den Tipp bekommen, die zuhause zu lassen; wie soll ich dann
auf die achten, wenn ich bei einer Silvesterparty bin? Also doch
mitnehmen?
„Lassen Sie
Gegenstände, auch Getränke, nie unbeaufsichtigt!“
Das ist eine
Zusammenballung von über Hunderttausend Menschen. Da kannste froh
sein, wenn du ein Getränk bekommst. Ich habe in meiner
Sturm-und-Drang Zeit Konzerte besucht, also nicht das, was die
Feinsinnigen hier im Forum darunter verstehen, sondern eher die für
Proleten, wo es so richtig kracht. Wo die Ohren eine ganze Woche
brauchen, bis der Normalbetrieb wiederhergestellt ist. Wo sich Leute
als Musiker bezeichnen, die mit Eisenstangen auf Blechplatten
prügeln. Und das Ergebnis Musik nennen. Depeche Mode, Metallica,
Within Temptation. Wer sich mit Einhunderttausend emotional
aufgepeitschten Feiernden im Matsch vor der Bühne zusammenrottet und
dort abfeiert, der hat keine Gelegenheit, ein Getränk
unbeaufsichtigt zu lassen. Das ist in der Hand, bis es leer ist. Und
wie Bier nach einer halben Stunde in einem dünnen Plastikbecher in
einer warmen Hand schmeckt, habe ich verdrängt. Wer schneller
trinkt, ist hinterher länger durstig, wer langsamer trinkt,
verelendet die Brühe immer weiter. Einmal irgendwo abgestellt
bedeutet verloren. Alles was man nicht bezahlen muss ist Beute und
einigen graust es eh vor nix.
„Meiden Sie
aggressive Personen und Gruppen!“
Wo haben die den
Satz her? Vom letzten G20-Gipfel?
Nochmal: Das ist
eine Zusammenballung von über Hunderttausend Menschen. Niemand kann
steuern, wer da um ihn herum auftaucht und wieder verschwindet. Wenn
man den ganzen Abend die nähere Gegend, also die nächsten
Dreihundert oder so, abscannen muss, wann da eine Veränderung
eintritt oder sich eine Gruppe nähert, die einen aggressiven
Eindruck macht (wie auch immer sie das tut, am Aussehen darf man es
auf keinen Fall erkennen), dann kann ich besser zuhause bleiben. Da
ist vorne eine Bühne wo was los ist, da sind Menschen um mich herum
die ich kenne oder gerade kennenlerne, da wird geschrien,
gestikuliert, getanzt. Da hat gar keiner Zeit für einen Scan.
Deshalb sind ja die Taschendiebe unterwegs. Der Rolf, der Günther
und der Hannes...
„Weisen Sie
klar und unmissverständlich darauf hin, dass Sie bestimmte Dinge,
wie z. B. zu dichtes Herankommen oder Anfassen, nicht wünschen!“
Also da wäre ich
vorsichtig. Wenn man als unmissverständliche Geste, dass man eine
Armlänge Abstand einfordert, den rechten Arm hebt und waagerecht vor
sich hält, könnte die Feier ganz schnell vorbei sein.
Machen Sie in
einem solchen Fall auf sich aufmerksam, sprechen Sie andere Feiernde
an und bitten um Hilfe!
Mit der Geste muss man nicht weiter auf sich aufmerksam machen. Das
geht ganz von allein. Da ist auch ganz schnell die Polizei da.
Ich wünsche allen Berlinern rassistische Silvester! Lasst es
ordentlich krachen und zeigt eine Armlänge Abstand. Das hilft zwar
nix, aber ich habe zu Neujahr wieder jede Menge zu schreiben...
3 Kommentare:
Die Schutzzone für Frauen ist sehr praktisch, sollte an Silvester eine Frau ausgeraubt, vergewaltigt, gemessert oder innerlich verbrannt werden, so hat diese ja selber Schuld, sie hätte doch die Schutzzone in Anspruch nehmen können. Vielleicht wird das System Frauen-Schutzzone noch ausgebaut, den Frauenbadetag gibt es doch schon. Je mehr wir fleißig Geschlechtertrennung praktizieren,desto weniger Übergriffe auf Frauen gibt es und die die trotzdem dran glauben müssen, haben bestimmt etwas verkehrt gemacht (Schutzzone verlassen, falsche Kleidung).
In Indien, den Iran und in Pakistan haben sich die Frauenzonen schon bewährt, nicht auszudenken was da ohne solche Zonen los wäre..
In Satira
Adebar
Na, dann hoffen wir mal, dass nicht einigen der Damen ihre Teddybären auf die Füße fallen.
FritzLiberal
Frage: Gab es Hinweise, daß im öffentlichen Nahverkehr (haha!) ebenfalls Frauenschutzzonen eingerichtet werden? Nicht daß es bei Zu- und Abreise vonner Sylvester-Partie nicht doch zu ungewollten, oben beschriebenen Situationen kommt?
Ansonsten ist der ganze Zinnober sprichwörtlich -für den Bär!
Kommentar veröffentlichen