Dienstag, 19. Dezember 2017

Tür 18

von Fragolin

Unerbittlich naht der Punkt, an dem unweigerlich die besinnliche Theorie mit der stressgeladenen Praxis kollidiert. Wir haben das dergestalt gelöst, dass es eine Staffelbescherung gibt. Einen kleinen Teil am Heiligen Abend, damit die Kinder erstmal etwas zum Freuen und Spielen haben, und den Rest bringt das Christkind dann per Nachsendung in der Nacht vorbei, und so finden sich die restlichen Packerl am Weihnachtstag in der Früh unter dem Baum ein. Dann haben die Kinder den ganzen Tag Zeit, auszupacken und zu spielen und das Neue zu probieren. Und wir etwas weniger Stress.

Das Thema hinter dem 18. Türchen ist natürlich die neue Regierung in Österreich. So viel kommentiert und beschrieben, dass ich mir heute das Hintterlegen mit links erspare, das würde zuviel werden, und wen es interessiert, kann eine beliebige Website einer beliebigen österreichischen Zeitung anschauen, die sind voll davon.

Das Kanzleramt wurde final Ent-Kernt und es beginnt die Kurze Regierungszeit. Und es geschah nichts, was nicht zu erwarten war. Der greise Schussel im Präsidentenamt hätte fast die ganze Zeremonie versemmelt, seine ehemaligen linken Begeisterungsjubler rotteten sich zum folkloristischen antifaschistischen gegenseitigen Aufpeitschen zusammen und die Medien drückten mal wieder beide Augen gnädig zu. Die Filterblasen peitschen sich gegenseitig auf, im linksextremen „Standard“-Forum wird der Untergang der Freiheit beklagt und der Klassenkampf gegen die faschistische Regierung ausgerufen, auf „unzensuriert“ toben die rechtsextremen Poster, man müsse das ganze demonstrierende linke Gesocks mit der Peitsche an die Arbeit jagen und beide Seiten zeigen damit ganz deutlich, dass ihre Randgestalten von Demokratie offensichtlich ungefähr so viel Ahnung haben wie eine Wildsau vom Sockenstricken. Nur dass die Wildsau zu dem Thema dann lieber das Maul hält.

Fakt ist, dass ein demokratischer Wahlentscheid vorliegt und ein rechtsgültiger Koalitionsvertrag ausverhandelt wurde. Fakt ist, dass die neue Regierung, egal wem sie gefällt und wem nicht, rechtmäßig und verfassungskonform gebildet wurde und mit einem deutlichen Mandat ausgestattet wurde. Sogar bei Rot-Grünen Mehrheiten wurde so etwas akzeptiert, also bitte. Fakt ist auch, dass jeder aus welchem Grund auch immer und mit welchen Parolen auch immer dagegen demonstrieren darf. Dass jeder seine Meinung dazu frank und frei äußern darf, ohne dafür bedroht oder angegriffen zu werden.

Wenn bei der Angelobung einer rechtskonservativen Regierung linksextreme Krakeeler mit „Alerta antifascista!“-Geplärr und „No pasaran!“-Plakaten durch die Straßen ziehen, dann muss man das nicht allzu kritisch sehen sondern darf das als eine Mischung aus jugendlicher Revolutionsromantik, historischer Ahnungslosigkeit und schlichter Naivität abtun. Anders wirkt es bei „Tod dem Faschismus!“-Parolen gegen eine solche Regierung; das halte ich für ebenso indiskutabel wie „Tod dem Sozialismus!“-Schreien während der Angelobung eines Sozenkanzlers. Man möge bitte auf dem Teppich bleiben und das Brandstiften bleiben lassen. Am linken Rand gibt es genug Idioten, die sowas als Handlungsempfehlung verstehen, die muss man nicht Öl ins Feuer schütten.

Erwartungsgemäß drehte auch nur eine kleine Gruppe durch, die nach Beendigung des retrosozialistischen Revolutionsgedöns mit nur wenigen Böllern und Brandsätzen und nur erfolglosen Versuchen, Polizeiabsperrungen niederzureißen, noch nicht befriedigt waren und deshalb noch eine kleine Sonderaktion drehen wollten. Die Polizei konnte das Trüppchen der aufrechten Zweihundert aber abfangen, einkesseln und – jetzt kommt die Offenbarung – zurück zur Universität geleiten. Da die MINTis eher feste Ausbildungspläne haben und erfahrungsgemäß kaum Zeit für Demos und ähnliche Sperenzchen außerhalb des Wochenendes, kann man davon ausgehen, dass die Orchideen Auslauf hatten. Drei hat die Polizei wohl einkassiert, was ich bei den Bildern geworfener Nebelbomben und Brandsätze für äußerst zurückhaltend empfinde.

Die Medien haben natürlich bei aller Freude an berichtenswerter Randale diese doch sehr sensationsgebremst und eher wohlwollend aufgenommen. Den Hinweis, wie die wohl berichtet hätten, wäre Gleiches bei umgedrehten Vorzeichen passiert, verkneife ich mir. Kann sich eh jeder denken.

In Berlin reagiert Mutti eher verschnupft, was ein gutes Zeichen ist, während die CSU jubelt. Dass die Bayern mit der uckermärkischen Walküre überhaupt noch können, ist mir unverständlich. Das, was Merkel aus der einstigen CDU gemacht hat passt zur CSU inhaltlich nirgends mehr zusammen, also muss es andere Gründe geben.
Der Schulz-Nachfolger der Sozen in Brüssel blafft gleich mal wieder was von „Sanktionen“, die haben – natürlich – nichts gelernt. Sollen sie es doch versuchen, diesmal geht der Schuss noch stärker nach hinten los, denn sie würden die eigene Fraktion in Europa damit spalten. Die SPÖ kann sich nicht noch einmal auf die Seite von Sanktionierern gegen das ganze Volk stellen, das überlebt sie politisch nicht. Ob da der Ungewählte bei seinem Ausheulen in Brüssel auch Rückhalt in der eigenen Partei bekommt, darf bezweifelt werden. Und wenn doch – gut so. Das nächste Mal steht ein Eisner vorne.
Intern ist es eher ruhig, die Absonderungen der Pizzaprinzessin werden großteils genau so ignoriert, wie sie es verdient haben, die Pinken wissen noch nicht, ob sie jetzt Opposition sind oder nicht, die Liste Pilz steht ohne Pilz als leere Liste da und die Grünen – äh, wer war das nochmal?
Wird noch lustig über die Feiertage.

Durch einen Blogeintrag bei Danisch aufmerksam geworden habe ich mir mal die dort verlinkten Artikel zur zweiten Staffel der Serie „Berlin Station“ des US-Produzenten Epix angeschaut.
Ich halte das wirklich für einen Skandal der Extraklasse. Nicht etwa, dass dort die AfD, hinter dem Namen „PfD“ versteckt, offen als Nazi-Partei und deren Anführerin als hochkriminelle Figur mit direkten Verbindungen zu einem Mordanschläge verübenden Neonazi-Terrornetzwerk dargestellt wird, was an sich schon sehr an der künstlerischen Freiheit kratzt, nein, diese Frau wird auch noch gespielt von Natalia Wörner, der Lebensgefährtin des selbsternannten Nazijäger-Rumpelstilzchens und amtierenden deutschen Justizministers Heiko Maas. Da kommt aber ein recht übler Gestank auf, dass sich da ein Justizminister die mediale Verhetzung der Opposition bestellt hat, um international Stimmung gegen die zu machen und Hass zu schüren. Das hat Putinsche Qualität.

Ich bin, obwohl ich das nach der Entwicklung des Merkel-Regimes in den letzten Jahren nicht mehr sein sollte, immer wieder erstaunt, womit dieser Typ durchkommt. In einem demokratischen Rechtsstaat wäre der schon längst aus dem Amt gekickt und vor einem Richter gelandet. Irrsinn, was für hasszerfressene Linksradikale in Deutschland Ministerposten besetzen und ihre hetzerische Ideologie durchpeitschen dürfen.

Wenn ich sehe, was da ein linksextremer Minister der Sozen anrichtet, muss mir keiner mehr Angst vor irgendwelchen „Rechten“ in der Regierung einreden. Schlimmer als ein Maas kann auch ein Kickl nicht sein.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"In Berlin reagiert Mutti eher verschnupft, was ein gutes Zeichen ist," – gut möglich, dass angesichts der europäischen Großwetterlage bald auch noch ein hartnäckiger Husten hinzukommt.

Den Namen Wörner wird man sich merken müssen. Angesichts ihrer Dauerpräsenz in den Propagandastreifen der öffentlich-rechtlichen Sende-"Anstalten" (sic! Welch feine Selbstironie der ÖR) und ihrer neuerlichen Starbesetzung kann man aber nur bedauern, dass Leni nicht mehr ist. Eine Perle wie N.W. inmitten braunen amerikanischen Borstenviehs strahlt allerdings auch so besonders hell.