Mittwoch, 29. Oktober 2014

Mr. Black Tuesday feiert in aller Rüstigkeit seinen 85. Geburtstag

... und alle, alle feiern fröhlich mit!
Vorausgegangen war eine Spekulationsblase. In den 1920er Jahren hatte eine unaufhaltsam scheinende Hausse den Dow Jones auf bis zu 331 Punkte getrieben – 1923 lag er noch bei ungefähr 100. Man sprach von einer „eternal prosperity“ – einem ewigen Wohlstand. In dieser Fehleinschätzung der Lage spekulierten nicht nur Großanleger und Firmen, auch zahlreiche Kleinanleger riskierten viel; Millionen nahmen kurzfristig hohe Kredite auf, um sich davon Aktien zu kaufen (oft galten allein die Aktien als Sicherheit), in der Hoffnung diese mit den Gewinnen zurückzahlen zu können. Eine Börsenaufsicht und viele heute selbstverständliche Gesetze zur Regulierung existierten damals noch nicht.
Es gab Warnungen im Vorfeld (z. B. von Roger Babson), die als Schwarzmalerei abgetan wurden. Die Mehrzahl der Wirtschaftsführer und -wissenschaftler war noch Mitte Oktober davon überzeugt, dass der Höhenflug ewig weitergehen würde. Der Wirtschaftsprofessor Irving Fisher verkündete noch am 16. Oktober: „Es sieht so aus, als ob die Aktien ein dauerhaftes Hochplateau erreicht haben“. Als der Dow Jones im Oktober 1929 deutlich verlor, brach Nervosität aus: Viele begannen zu bemerken, wie hoch das Risiko war, das sie eingegangen waren. Bis zum 19. Oktober hatte der Dow Jones 15 Prozent verloren; Banken und Investmentfirmen begannen mit Stützungskäufen.
[...]
Endgültig brach der Markt erst am darauffolgenden Dienstag zusammen. Die Kurse waren zu weit gefallen, um die Kredite noch decken zu können – die Banken forderten nun ihr Geld zurück und zwangen oft die Anleger, ihre als Sicherheit hinterlegten Aktien zu verkaufen. Dies sorgte nun für massive Verkäufe zu jedem Preis, das Handelsvolumen stieg immer weiter, der Dow Jones fiel auf 260 Punkte. Die Kurse trudelten weiter nach unten, und der Kurswert der Unternehmen fiel um weitere 14 Milliarden Dollar. Am darauf folgenden Dienstag wuchs das Handelsvolumen sogar auf 16,5 Millionen, einige Aktien waren um 99 % gefallen. Einige Anleger nahmen sich das Leben; das Bild des Managers, der sich aus dem Bürofenster stürzt, ist bis heute bekannt.
... informiert uns Wikipedia. Irgendwie könnte dieser famose Professor Irving Fisher auch 2014 seine Weisheiten verzapfen — händchenhaltend mit Helicopter-Ben und Signore Draghi. Und Mutti fände ihn »alternativlos«. Frohes Geburtstagsfest, meine Herrschaften! Und bitte: nehmen S' doch, wenn's vorbei ist, auch den Weg durchs Bürofenster — das wäre doch das mindeste, was Sie für uns tun könnten ...


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