von LePenseur
... wird heute achtzig. LePenseur gesteht, daß er dem Wiener Erzbischof all die Jahre hindurch nicht allzu große Sympathie entgegenbrachte. Zu schwach fand er die Führungsqualitäten des Kardinals, zu sehr schien ihm dessen Bemühen um "Ausgewogenheit" die Grenzen der Beliebigkeit, sogar, sit venia verbo: Feigheit, zu überschreiten. Der Kardinalspurpur hatte bei ihm nicht die Reminizenz einer Bereitschaft zum Martyrium (für die er angeblich stehen soll).
Kardinal Schönborn hinterläßt eine, man muß es leider sagen, herabgewirtschaftete Diözese: außer einer sich als links-zeitgeistige NGO mißverstehenden "Caritas" ist von Aktivität wenig zu spüren. Offenbar steckt man vor der muselmanischen Machtübernahme, die spätestens schon in einigen Jahrzehnten Realität werden dürfte, den Kopf in den Sand und versucht "auszusitzen". Das wird nicht funktionieren.
Sicherlich: nach den Turbulenzen um seinen Vorgänger Hans Hermann Kardinal Groërhatte Schönborn es nicht leicht, das sei konzediert! Aber daß er in fast drei Jahrzehnten, die er nun an der Spitze der Erzdiözese Wien stand, kein markanteres Profil zu zeigen vermochte, stimmt traurig. Noch trauriger stimmt freilich, was angesicht der unter dem derzeitigen Papst Franz üblichen Ernennungspolitik für Wien als nächster Oberhirte drohen dürfte; der volkstümliche Satz "Schlimmer geht immer" könnte sich wieder einmal bewahrheiten.
Das alles heißt aber nicht, daß Kardinal Schönborn nicht auch seine Meriten hatte und hat: zweifellos ist er ein feinfühliger Seelsorger (wie mir einige, die mit ihm engeren Umgang hatten, bestätigten). Und er ist sicher auch ein Theologe von Format (egal, ob einem die "Richtung" nun gefällt, oder nicht). Aber all das entspricht perfekt der job desciption für einen Universitätsprofessor oder Studentenseelsorger, nicht eines Bischofs einer großen Diözese.
Dennoch: verabschieden wir uns von ihm in seinem Amt mit einer gewissen Wehmut. Manches hätte wohl viel schlimmer kommen können (wenn ich etwa an eine Ernennung eines Weihbischofs Krätzl zum Wiener Erzbischof denke, wie sie von manchen erhofft und von diesem vielleicht insgeheim erwartet worden war). "Quod potui feci, faciant meliora potentes", mag der nunmehrige Emeritus ins Treffen führen. Hoffen wir's. Denn, wie der Russe sagt: "Die Hoffnung stirbt zuletzt" ...
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