Montag, 18. September 2023

Bürgerrechte und Bürgerpflichten

von Helmut
 
 

Die Lethargie, immer zu sagen, was soll ich denn als Einzelner bewirken, ich bin doch viel zu klein, usw., - es geht mir auf den Wecker. Es ist falsch. Jeder Einzelne kann etwas unternehmen, was Sinn macht. Man muss sich nur darüber informieren, was Sache ist.

Ich drucke hier ein Beispiel ab, das sich in Rumänien abspielt. Na klar, Rumänien ist was anderes, da klappt nichts, etc. Ist es in Österreich oder Deutschland anders? Es ist dasselbe, nur die Modalitäten differieren.

Damit mich niemand falsch versteht — es ist ein Beispiel von vielen, was ich hier abdrucke — es soll nicht dazu dienen, zu zeigen, welch toller Hecht ich bin, sondern dazu beitragen, dass die Leute auch in den anderen Ländern endlich begreifen, dass sie Rechte haben, und vor allem auch die Pflicht, sich gegen das zu wehren, was eigentlich nicht sein soll.

Machen wir das nicht, dann spielen wir denen in die Tasche, die sich in der Selbstherrlichkeit suhlen und meinen, dass ihnen niemand ans Zeug pinkeln kann. Schweigen war noch immer die Interpretation der Zustimmung.

Meine Mails gehen an Präsidenten, an die EU in Brüssel, an alle möglichen Politiker, an die Presse, usw. usw. Irgendwann werde ich das alles in einem Buch zusammenfassen, was ich so fabriziert habe. Jeder hat das Recht und die Möglichkeit dazu, wenn er nur will.

Na, so lange ich lebe, wird’s ja noch gut gehen, was soll ich denn noch ausrichten: diesen Satz höre ich permanent. Wir, sofern wir uns zu den denkenden Menschen zählen, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind, müssen hier reagieren, weil es die Zukunft unsere Kinder und unserer Enkel betrifft. Wenn uns das egal ist, dann lassen wir uns schon jetzt begraben und warten nicht mehr auf den natürlichen Exitus.

Das ist ein Aufruf anhand dieses Beispiels, um jeden, der meint, wenn er in den Foren und sozialen Netzwerken seine Missbilligung zum Ausdruck bringt, dass er damit die Welt rettet. Das ist nur hinsichtlich der Information ein Weg, aber betreffend der danach notwendigen Aktion ein Selbstbetrug, wenn diese Aktion danach nicht erfolgt.

 

Mein Beispiel – ganz aktuell – aus Rumänien (übersetzt):

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

Sie erinnern sich, dass ich in einem letzten Gespräch vor Beginn der Kanalarbeiten in der Petru Rares (*) angeboten habe, kostenlos die Bauüberwachung durchzuführen. Darauf habe ich von Ihnen keine Antwort erhalten.

Da es sich um die Straße handelt, in der wir wohnen, habe ich zwangsläufig nicht nur Interesse daran, dass hier richtig gearbeitet wird, sondern auch die Möglichkeit der täglichen Überwachung.

Nun habe ich gravierende Mängel festgestellt, die für die Anwohner erhebliche Nachteile mit sich bringen werden. Diese Nachteile formulieren sich in der Art, dass man in mehreren Jahren mit Absenkungen an bestimmten Stellen in der Fahrbahn rechnen muss.

Zur Schilderung des Details:

Es wurden für die unterirdische Verlegung der Kanalrohre für das Schmutzwassersystem mit Spundwänden ca. 4 x 4 m große Gräben ausgehoben, die als Verbindungspunkt für die Zusammenführung der Rohre gedient haben. In der Mitte dieser Gräben wurde dann ein Schacht montiert, in dem die beiden Enden der Kanalrohre zusammengeführt wurden.

Danach wurden diese ca. 4 m tiefe Gräben wieder mit Erde aufgefüllt, erst neben, und dann über diesen bereits verlegten Kanalrohren. Nach meinen Beobachtungen, die ich fotografisch festgehalten habe, wurden die ersten 2 m nur mit dem Bagger aufgefüllt und mit der Schaufel des Baggers statisch angedrückt, aber unzureichend. Eine dynamische Verdichtung durch geeignete Verdichtungsgeräte erfolgte nicht.

Erst danach, also bei den letzten beiden Metern bis zur Oberfläche der Straße, wurde ein Verdichtungsgerät eingesetzt, das die einzufüllenden Schichten lageweise verdichtet hat. Diese lageweise Verdichtung hätte aber bereits von Anfang, also beginnend neben der Hauptleitung, stattfinden müssen. Es gibt kein Verdichtungsgerät, das tiefer verdichtet als maximal 30 cm.

Was wird nun passieren: Die lageweise Verdichtung der letzten beiden Meter wird für die nächsten Jahre halten, - wie lange, das weiß ich nicht. Aber es ist durchaus möglich, dass es solange funktionieren kann, wie die Firma Geiger(**) in der Gewährleistung steht.

Aber es wird sicher danach Absenkungen in der Straße geben, genau an diesen Stellen, die ich übrigens genau vermessen habe. Für mich stellt sich die Frage, wie man das nun verhindern kann.

Fest steht, dass ich niemanden von Apa Tarnava Mari (***) oder von der Stadtverwaltung gesehen habe, der diese Bauarbeiten regelmäßig kontrolliert hat, insbesondere dann, wenn die wichtigen Arbeiten, insbesondere die Auffüllung und die entsprechende Verdichtung, durchgeführt werden.

Dadurch steht für mich fest, dass die Verantwortung für diese Verfehlungen bei den Leuten liegt, die diese Arbeiten in Auftrag gegeben haben. Natürlich könnte man versuchen, im weiteren Verlauf für die in Jahren notwendigen Reparaturarbeiten von diesen Leuten, die ihrer Kontrolltätigkeit nicht nachgekommen sind, einen Schadenersatz für die nun entstehenden Kosten über die Instanzen zu verlangen.

Das ändert aber nichts an der Situation, dass man nach der Renovierung der Straße, die hoffentlich mit einem technisch obligatem Unterbau vor sich geht (mindestens 40 cm) , wieder mit Absenkungen konfrontiert wird, die beim Durchfahren von Autos in der Straße den Inhalt der Pfützen auf der Straße an die Fassaden spritzen.

Ich bringe klar zum Ausdruck, dass ich das nicht hinnehmen werde. Wenn Sie es wünschen, werde ich Ihnen die Unterschriften aller Anlieger in dieser Straße vorlegen, die das genauso nicht möchten. Die Zeiten mit "es geht auch so" sind - zumindest in unserer Straße- vorbei. Wir wollen einen europäischen üblichen Standard, der im Jahre 2023 normal ist.

Nun bin ich seit mehr als 57 Jahren in diesem Gewerbe tätig und weiß sehr wohl, wie die Zusammenhänge sind. Genauso weiß ich, wie man das Problem beheben kann. Auch, wenn hier Fehler begangen wurden. Allerdings ist die Behebung des Problems mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Es geht nur auf die Weise, dass man über dieses 4 x 4 m breite Loch eine Betonplatte mit mindestens 5 x 5 m in der Stärke von mindestens 20 cm mit zwei eingelegten Baustahlmatten erstellt, damit es später keine Absenkungen gibt.

Wer nun für diese Mehrkosten aufkommt, liegt in Ihrer Entscheidung. Aber es wird ohne diese Maßnahmen nicht möglich sein, das Problem zu beheben. Selbst auch dann, wenn man vertraglich die Firma Geiger statt 5 Jahren nun 10 Jahre in die Haftung nimmt, - es kann immer nur darauf hinauslaufen, dass man eine zusätzliche Asphaltschicht auf die Absenkung aufbringt, und die eigentlich neu erbaute Straße wird dann laufend geflickt.

Wenn das in anderen Straßen passiert, und die Bürger nehmen es hin, dann soll mir das egal sein, aber in unserer Straße wird das nicht passieren. Ich werde sämtliche Möglichkeiten ansetzen, auch juristischer und publizistischer Art, um letztlich in unserer Straße eine anständige Arbeit mit einem Ergebnis nach geltenden Normen zu erreichen.

Ich habe Ihnen die offene Hand angeboten, diese Arbeiten zu überwachen, ohne Kosten für die Stadtverwaltung. Ich bekam keine Antwort. Welche Nachteile es für den Bürgermeister oder die Stadtverwaltung gebracht hätte, wenn ich diese Kontrolltätigkeit ausgeführt hätte, kann ich nicht beurteilen; - es bleibt der Phantasie überlassen.

Hier liegt ein klarer Fehler der öffentlichen Vertragspartner vor. Aus meiner Erfahrung, insbesondere unserer Kontrolltätigkeit beim Flughafenausbau in Sibiu im Jahre 2007, bei dem wir die Qualität der Ausführung sowohl von Kanal als auch Pisten und die Rechnungen geprüft haben, weiß ich, dass die Firma Geiger immer bemüht war, im Falle von Beanstandungen die Arbeiten zur Zufriedenheit des Auftraggebers auszuführen.

Mit freundlichen Grüßen

 

(*): Es ist der Name der Straße, in der wir hier in Rumänien leben

(**): Die Firma Geiger ist eine Tiefbaufirma in der Kreisstadt Hermannstadt (Sibiu), die üblicherweise für qualitativ hochwertige Arbeiten bekannt ist. Sofern sie weiß, dass man ihre Arbeiten auch kontrolliert. Diese Firma ist deutschen Ursprungs und seit Jahrzehnten in Rumänien tätig.

(***): Apa Tarnava Mari ist der örtliche Wasser- und Abwasserpartner in der Stadt, denen auch letztlich die Unterhaltung der unterirdischen Leitungen obliegt.

 

Ergänzung:

Dieses Schreiben hat nicht nur die Stadtverwaltung erhalten, sondern wird auch über die sozialen Netzwerke in Rumänien veröffentlicht, auch über verschiedene kritische Medien, und vor allem auch der Beschwerdestelle in Brüssel zugeleitet, die letztlich das Geld für diese Baumaßnahmen bewilligt hat. Dann schau‘n ma mal, was dabei herauskommt.

Fotos dazu:

https://ibb.co/LR7dXHq

https://ibb.co/kyL49t7

https://ibb.co/Lg76FdW

https://ibb.co/qFMhzKn

 

1 Kommentar:

helmut-1 hat gesagt…

Nachdem sich nun 18 Tage lang nichts getan hat in unserer Straße, habe ich bei der Stadt, dem Wassser- und Abwasserversorger und der ausführenden Firma angerufen, ob sie vorhaben, dieses Baumaßnahme in die schlechte Jahreszeit reinzuziehen. Dazu Mails geschrieben, auch in den sozialen Netzwerken veröffentlicht, usw.

Soll keiner sagen, dass es keinen Zweck hat, den Beteiligten auf die Hühneraugen zu treten. Am Tag darauf wurden wieder die Maschinen gebracht und die Arbeiten fortgesetzt.

Der Vorteil: Nun wissen die genau, dass sie nicht unbeobachtet sind und dass da ein Komiker herumläuft, der vom Fach ist, das alles genau kontrolliert und dazu auch Fotos macht.

Schau'n ma mal, was nun dabei herauskommt.