Samstag, 18. Juli 2020

Fußnoten zum Samstag

von Fragolin

Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass es reicht, an der Kasse zu lächeln, um das Geschäft nach dem Einkauf verlassen zu dürfen. In einer intensiven Langzeitstudie konnte ich feststellen, dass es immer die gleiche Prozedur ist, die mich mit vollem Wagen an einer Kasse vorbeibringt.
1. Ich lächle und zahle bar,
2. Ich lächle und zahle mit Mastercard,
3. Ich lächle und zahle mit Visa,
4. Ich lächle und übergebe einen Gutschein,
5. Ich lächle und lasse meine Frau zahlen.
Damit ist bewiesen: egal wie ich die Bedingungen verändere, ja sogar die handelnden Personen oder das Geschäft austausche, zwei Dinge bleiben konstant: das Lächeln und das Verlassen des Geschäftes. Somit kann ich alles andere ausschließen und feststellen, dass ein Lächeln reicht, um seinen Einkauf aus dem Geschäft zu bringen.
Klingt seltsam? Vielleicht, aber das ist oft beobachtete geisteswissenschaftliche Logik. Das, was am Häufigsten zusammentrifft, muss zwangsläufig die richtige Antwort sein. Wenn dort, wo viele Störche brüten, auch viele Kinder geboren werden, bringt offensichtlich der Storch die Kinder.
Nach der gleichen Sichtweise werden auch Auswertungen aus Studien zu Corona medial transportiert. Achtet mal drauf. Das hat mit Logik nichts mehr zu tun.

Kleiner Ausflug in die Statistik.
Um Rückschlüsse von einer Stichprobe auf eine Grundgesamtheit zuzulassen, müssen einige Dinge beachtet werden:
1. Muss die Stichprobe rein zufällig und ohne bewusste Suchkriterien aus der Gesamtheit entnommen werden,
2. Muss die Messmethode eine möglichst minimale Messabweichung bzw. inhärente Messunsicherheit gewährleisten,
3. Muss die Messung unter immer den gleichen definierten Messbedingungen und rückführbar vergleichbarer Messmittel erfolgen und
4. Muss der gemessene Wert nicht als Absolutwert sondern Wahrscheinlichkeitswert der Grundgesamtheit betrachtet werden.
In Textklar: Wenn ich die Stichprobe anhand bestimmter Symptome vorsortiere, eine nicht validierte Messmethode und nicht gesichert gleich funktionierende Messmittel verwende, die Messunsicherheit ignoriere und die dann gewonnenen Werte als Absolutwert der Gesamtheit ausgebe, sind das so viele Verstöße gegen basale Statistikregeln, dass die Aussage vollkommen wertlos und jede auf deren Basis getroffene Entscheidung Unsinn ist. Und jeder, der mir so etwas anbietet, wäre seinen Job los. Bei unserer Herrscherkaste ist er ein „richtiger Experte“.
Noch kürzer formuliert: Wir werden verarscht.

Apropos Messunsicherheit. Im Gegensatz zum Messfehler, der zusätzlich auch noch passieren kann und unendlich viele Ursachen haben kann, ist die Messunsicherheit dem Messsystem inhärent und kann daher berücksichtigt werden. Bei den Corona-Tests geht man davon aus, dass in 0,1 Prozent der Testungen ein negatives Ergebnis kommt, obwohl eine Infektion vorliegt, während man – mangels Validierung der Methode sogar sehr großzügig und wohlwollend – von 1,5 Prozent positiven Ergebnissen ausgeht, obwohl gar keine Infektion vorliegt. 1,5 falsche positive minus 0,1 falsche negative macht zusammen also netto bis zu 1,4 Prozent falsche positive Fälle in jeder Testreihe. Wenn ich also an einem Tag 10.000 Testungen durchführe, sind die ersten 140 positiv getesteten Fälle als unsicheres Messergebnis anzusehen und lassen keinerlei Rückschlüsse zu. Erst mit steigender Zahl ist mit höherer Wahrscheinlichkeit echter Infizierter zu rechnen. Ja, Wahrscheinlichkeit, denn Messwerte sind niemals absolute Werte sondern immer Näherungswerte in einem Vertrauensbereich einer Wahrscheinlichkeit.

Daraus kann man jetzt zwei interessante Dinge ableiten:
Erstens: Es wird immer positive Fälle geben, wenn man nur genug Testungen durchführt. Das ist praktisch, weil man durch die Menge der Testungen auch die absolute Höhe der Testergebnisse beeinflussen kann. Zusammen mit der statistischen Fehldeutung, dass ein positiv Getesteter automatisch ein neu aktiv Erkrankter wäre, kann man daraus alles machen, was man braucht, um weiter an der Angst zu arbeiten, in deren Starre man den Pöbel gefangen halten will.
Zweitens: Die absoluten Zahlen entsprechen einem wahrscheinlichen Mengenverhältnis und müssten jetzt auf die Grundgesamtheit hochgerechnet werden. Die absolute Zahl allein nur für sich ist vollkommen aussagefrei.
Also wenn ich nach 10.000 Tests aus 8 Millionen eine Anzahl von 100 positiv Getesteten habe, kann das bedeuten, dass der wahre Wert der Infizierten zwischen Null und (bei Annahme einer absoluten Messsicherheit) hochgerechnet 8.000 liegt.

Die Frage ist, welche Entscheidungen man auf dieser Basis treffen will, welche Schlüsse man daraus zieht und wo genau man jetzt die Begründung für Schulschließungen, Maskenpflicht oder die Desinfektion von Einkaufswagerln mit tägliche Kubikmetern an Desinfektionsmitteln findet.


1 Kommentar:

Arminius hat gesagt…

Und wenn man dann doch einen erkrankten Virenträger findet, empfielt es sich, ihn in den Einzugsbereich einer Klimaanlage zu plazieren. Dann braucht man für die nächsten positiven Ergebnisse nicht so lange zu suchen.