Freitag, 3. November 2017

Mann

von Fragolin

Das Fachblatt für den intellektuell anspruchsvollen Journalismus, der „Spiegel“, berichtet intellektuell anspruchsvoll über eine folkloristische Unannehmlichkeit in Bremen. Der Artikel strotzt erwartungsgemäß vor neutralen Fakten und messerscharfen Fragen. Anders als in der „Welt“, die zwischendurch in dumpfen Rechtspopulismus abgleitet. Das ist natürlich ein Fall für mich, wollen doch meine sich langsam auch auf diesem Blog einfindenden Kritiker oder neudeutsch „Hater“, also selbsterklärte Bewahrer der Wahrheit und Freiheit, die jeden, der den Ergüssen der Medien nicht vorbehaltlos glaubt, sofort ferndiagnostisch des rechtsextremen Abgleitens ins Nazitum überführen, irgendwas zum Anrubbeln haben.

Was ist passiert? Ein MannTM hat einen anderen MannTM vor einem Supermarkt erschossen, nachdem die Beiden einen Streit hatten. Ganz normal zwischen MännernTM. Worüber die sich gestritten haben, konnten auch Augenzeugen nicht erklären, weil es keiner verstehen konnte. Auch das ist normal zwischen MännernTM, dass zumindest Schon-länger-hier-LebendeTM das nicht verstehen, was die MännerTM sagen oder wollen. Oder auch nur hier zu suchen haben.

Am Vormittag sind vor einem Supermarkt in Bremen mehrere Schüsse gefallen. Ein Mann wurde angeschossen. Inzwischen ist er laut Polizeiangaben gestorben.“

So weit, so schlecht.

"Die Schüsse fielen im Eingangsbereich des Rewe-Supermarktes", sagte Frank Passade, Sprecher der Bremer Staatsanwaltschaft. Die Identität des Opfers sei bekannt. Der 25-Jährige stamme aus Nordrhein-Westfalen. Den Ermittlern zufolge kannten sich Täter und Opfer. Ein terroristischer Hintergrund werde ausgeschlossen.“

Okay. Die Identität ist bekannt. Hilft dem aber auch nicht weiter.
Interessant ist aber der Hinweis, das Opfer „stamme aus Nordrhein-Westfalen“, wenn in einem Video, das durchs Netz geistert, eine junge Frau eindeutig erklärt: „Das waren keine Deutschen.“ Man kann inzwischen also aus NRW „stammen“ und trotzdem „kein Deutscher“ sein.
Egal.
Der Hinweis, dass ein terroristischer Hintergrund ausgeschlossen sei, verstört etwas. Wenn bei einem Streit einer eine Waffe zieht, vermutet doch keiner Terror. Außer man weiß etwas über Herkunft und religiöse Ausrichtung des Täters, die einen solchen Verdacht selbst bei „normalen“ Verbrechen aufkommen lassen.
Danke für den Tipp!

Mal ein anderer Fall:
Aktuell etwa 400 Mann der österreichischen Polizei, darunter Angehörige der Elitetruppen „Cobra“ und „WEGA“, durchforsten ganz Österreich nach dem Doppelmörder von Stiwoll, der im Streit seine Nachbarn erschossen haben soll. In diesem kleinen Ort, nahe der Stelle wo sich Fuchs und Hase Gutenacht sagen, blieben Schule und Kindergarten tagelang aus Sicherheitsgründen geschlossen und die Bevölkerung wurde kriseninterventionistisch betreut. Permanent gehen neue Warnungen für verschiedene Regionen Österreichs durch die Medien, dass der irre Bewaffnete dort auftauchen könnte und eine Gefahr für die Bevölkerung darstelle, weil bewaffnet und offensichtlich bekloppt eine meist für die Umwelt eher unangenehme Paarung darstellt. Was hat der Irre von Stiwoll, dessen Fahndungsfoto bereits Stunden nach Entdeckung seiner Tat durch die landesweiten Medien ging, was der MannTM von Bremen nicht hat? Eine Waffe? Einen Knall? Mangelnden Migrationshintergrund?

Jedenfalls weiß der „Spiegel“ über den MannTM von Bremen:

Es gebe keine Hinweise, dass die Bevölkerung gefährdet sei, hieß es weiter.“

Ach.
Der geht mit einer geladenen Knarre einkaufen. Hat die praktisch immer dabei. Rastet bei einem Streit aus, ist sofort bereit die Knarre einzusetzen und Menschen zu erschießen. Ist mit der geladenen Knarre auf der Flucht. Ein bewaffneter Mörder. Noch harmloser kann man gar nicht sein.
Wenn man eben ein MannTM ist. Dann hat man das Engelchen-Gen, das Goldstück-Abzeichen, den Unantastbaren-Bonus, die Merkel-Krone.

Der Supermarkt liegt in einem Gewerbe- und Wohngebiet in Oslebshausen, drei Gehminuten entfernt vom Bahnhof.“

Welche Relevanz hat dieser Satz? Was ändert das, wenn der am Waldrand oder dem Ufer eines Karpfenteiches liegt? Zumindest unterstreicht es die Gefahrlosigkeit des Täters, dass der sehr wahrscheinlich bewaffnet und durchgeknallt in einem Wohngebiet untergetaucht ist.
Ist ja nicht so tragisch, vor Allem, wenn man sieht, was das für ein Wohngebiet ist.

Das Viertel gehört zum Bremer Ortsteil Gröpelingen und ist wegen der Hafennähe eher ein klassisches Arbeiterviertel.“

Finde ich wohlklingend geschrieben. Nicht so herablassend wie die „Welt“, die gleich weiß:

Der Bremer Stadtteil Gröpelingen hat einen überdurchschnittlichen Anteil sozial schwacher Bewohner.“

Liebe Kanzleusenpostillone, könnt ihr mir mal bitte „soziale Schwäche“ definieren? Sozial würde ja heißen, mit der Gesellschaft verbunden, in der Gesellschaft verankert, gesellschaftsfähig. „Sozial Schwache“ sind also Abgehängte und Ausgebremste? Sowas wie „sozialer Brennpunkt“? Also für mich klingt das nicht gerade nach „klassisches Arbeiterviertel“ sondern eher nach „Marxloh-Klon“.

Was der Mann aus Nordrhein-Westfalen dort in dem Supermarkt machte, ob er in Bremen wohnte oder arbeitete - all das ist noch unklar.

Was der MannTM überhaupt in Deutschland tat, wird eine Frage sein, die in den nächsten Tagen wohl noch aufkommen wird. Dass er aus NRW gekommen ist, mag sein, dass er aus NRW „stammt“, darf bezweifelt werden.

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