... starb der nicht besonders bekannte (da bald verstorbene) Vorgänger seines — wenigstens in Deutschland bis heute immer noch recht populären — Nachfolgers Gorbatschow: Konstantin Tschernenko.
Interessant ist, daß der höchst kompetente Kritiker des sowjetischen Nomenklatura-Systems, Michael Voslensky, in seinem zweiten, dem epochalen Erstling »Nomenklatura« an Qualität nicht nachstehenden, großen Werk »Sterbliche Götter« (1989 — ISBN 3-927491-11-X) klar herausarbeitet, wie viel von dem, was später als Gorbatschows großes »Reformprogramm« angesehen wurde, bereits in den letzten Breschnew-Jahren von Tschernenko (der damals als alter Gefolgsmann von diesem als designierter Nachfolger aufgebaut wurde, und nur durch die taktisch geschickte Vorgangsweise Andropows ausgebootet werden konnte) vorgedacht war, und von Tschernenko in seiner kurzen Wirkungszeit als Generalsekretär dann in ersten, zögernden Ansätzen umzusetzen versucht wurde.
In der Außenwirkung freilich erschien das anders: hier wurde Tschernenko als sklerotischer Partei-Apparatschik wahrgenommen, quasi eine nur leicht verjüngte Neuauflage von Breschnews Endzeit, wogegen Gorbatschow von Anfang an in den Westmedien mit Vorschußlorbeeren bedacht wurde. Politik ist ein undankbares Geschäft — und wer glaubt, daß die Mühlen der Geschichte langsam, aber gerecht mahlen, der muß seinen Zeithorizont schon in Jahrhunderten bemessen (obwohl genug schiefe Urteile von Zeitgenossen von den Historikern oft sogar jahrtausendelang unbesehen übernommen wurden)!
Daß der sich rapide verschlechternde Gesundheitszustand Tschernenkos diesem kaum Zeit ließ, eigene Pläne in die Tat umzusetzen, ist verständlich. Daß nach der jahrelangen Lähmung der Spätzeit Leonid Breschnews, einem kurzen, gleichfalls durch die schwere Krankheit gezeichneten Übergangsregiment durch Andropow, nun schon ein drittes Mal nötige Reformschritte durch den Gesundheitszustand eines Generalsekretärs gehemmt wurden, trug sicherlich zum so rapiden Verfall der Sowjetunion maßgeblich bei. Als Gorbatschow ans Ruder kam, war die ganze Situation schon zu verfahren, als daß er auch nur hätte versuchen können, erfolgreich gegenzusteuern.
Manche Leser werden fragen, warum dieser — irgendwelcher Sympathien für den Kommunismus sicherlich recht unverdächtige — LePenseur-Blog mit erkennbarer Regelmäßigkeit verschiedenen Politikern des sozialistischen Lagers gedenkt. Nun einerseits, weil auch aus dem Scheitern historischer Persönlichkeiten und Bewegungen zu lernen ist; andererseits aber, weil LePenseur ein Anhänger des alten Grundsatzes »audiatur et altera pars« ist. Als Freund von Marktwirtschaft und (alt-)liberaler bis konservativer Gesellschaftsordnung blindwütig nach links zu dreschen, ist nicht nur etwas unfair, sondern auch höchst unklug. »Prüfet alles, das Gute behaltet«, sagt schon Paulus. Und so zu tun, als wäre nichts von dem wenigstens bedenkenswert ist, was von linker Seite je gedacht wurde, kann sich in Zeiten revolutionärer Umwälzungen als fatale Engführung des Denkens herausstellen. Und man muß kein Prophet sein, um solche Umwälzungs-Zeiten auch (und gerade!) in naher Zukunft zu erwarten ...
In der Außenwirkung freilich erschien das anders: hier wurde Tschernenko als sklerotischer Partei-Apparatschik wahrgenommen, quasi eine nur leicht verjüngte Neuauflage von Breschnews Endzeit, wogegen Gorbatschow von Anfang an in den Westmedien mit Vorschußlorbeeren bedacht wurde. Politik ist ein undankbares Geschäft — und wer glaubt, daß die Mühlen der Geschichte langsam, aber gerecht mahlen, der muß seinen Zeithorizont schon in Jahrhunderten bemessen (obwohl genug schiefe Urteile von Zeitgenossen von den Historikern oft sogar jahrtausendelang unbesehen übernommen wurden)!
Daß der sich rapide verschlechternde Gesundheitszustand Tschernenkos diesem kaum Zeit ließ, eigene Pläne in die Tat umzusetzen, ist verständlich. Daß nach der jahrelangen Lähmung der Spätzeit Leonid Breschnews, einem kurzen, gleichfalls durch die schwere Krankheit gezeichneten Übergangsregiment durch Andropow, nun schon ein drittes Mal nötige Reformschritte durch den Gesundheitszustand eines Generalsekretärs gehemmt wurden, trug sicherlich zum so rapiden Verfall der Sowjetunion maßgeblich bei. Als Gorbatschow ans Ruder kam, war die ganze Situation schon zu verfahren, als daß er auch nur hätte versuchen können, erfolgreich gegenzusteuern.
Manche Leser werden fragen, warum dieser — irgendwelcher Sympathien für den Kommunismus sicherlich recht unverdächtige — LePenseur-Blog mit erkennbarer Regelmäßigkeit verschiedenen Politikern des sozialistischen Lagers gedenkt. Nun einerseits, weil auch aus dem Scheitern historischer Persönlichkeiten und Bewegungen zu lernen ist; andererseits aber, weil LePenseur ein Anhänger des alten Grundsatzes »audiatur et altera pars« ist. Als Freund von Marktwirtschaft und (alt-)liberaler bis konservativer Gesellschaftsordnung blindwütig nach links zu dreschen, ist nicht nur etwas unfair, sondern auch höchst unklug. »Prüfet alles, das Gute behaltet«, sagt schon Paulus. Und so zu tun, als wäre nichts von dem wenigstens bedenkenswert ist, was von linker Seite je gedacht wurde, kann sich in Zeiten revolutionärer Umwälzungen als fatale Engführung des Denkens herausstellen. Und man muß kein Prophet sein, um solche Umwälzungs-Zeiten auch (und gerade!) in naher Zukunft zu erwarten ...
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