Sonntag, 29. März 2015

Heute nachmittag hatten wir einen alten Bekannten zu Besuch

... und zwar einen Management-Trainer, den ich beruflich und privat seit langem kenne. Bei und nach dem Mittagessen kam die Rede — wie sollte es auch anders sein — auf aktuelle Ereignisse, also auch (wenig verwunderlich) auf die Berichterstattung über den Germanwings-Absturz in den französischen Alpen. Meine These, die ganze Medienberichterstattung stimme von vorne und hinten nicht zusammen, wurde mit Kopfnicken quittiert. Und dann sagte mein Bekannter: »Hast du dir eigentlich das Video mit der Pressekonferenz des Staatsanwalts angesehen? Ist dir dabei was aufgefallen?« Ich wußte nicht recht, worauf er hinauswollte, und er schlug vor, sich das Video kurz anzusehen: 


Kurz nach 10:00 machte er ein Zeichen: »Paß' auf!« und dann nochmals bei 13:00. Und dann sagte er lapidar: »Ich mache Trainings für Manager, wie du weißt. Und dabei geht es auch um Körpersprache, was sie verrät und wie man die kontrolliert (was einem extrem schwer beizubringen ist). Und aus meiner Erfahrung heraus sage ich dir ganz intuitiv: der Mann sagt nicht die Wahrheit — oder wenigstens glaubt er nicht an das, was er sagt — was subjektiv allerdings auf dasselbe hinausläuft!«

Er erklärte mir, daß während des ganzen Videos jede Menge Gesten der Unsicherheit, des Unbehagens, der Verlegenheit zu erkennen sind, die bei einem Staatsanwalt, bei dem das Aufreten und Sprechen in aller Öffentlichkeit eigentlich das tägliche Brot sein muß (wie wollte er im Gerichtssaal überzeugend plädieren, wenn er das nicht könnte?) nur eines bedeuten können: er muß hier etwas vertreten, von dem er zumindest keineswegs überzeugt ist — oder sogar dessen Unrichtigkeit ihm völlig bewußt ist.

Im Gegensatz zu meinem Bekannten bin ich mit Körpersprache nicht so bewandert — aber als ich das Video nochmals durchlaufen ließ, war mir schon klarer, was mich daran beim ersten, uninformierten Ansehen gestört hatte. Tipp an die Leser: drehen Sie einfach den Ton ab uns sehen Sie sich's an. Sie werden verblüfft sein, wie deutlich das Gefühl »Daran glaubt der doch selbst nicht, was er das sagt!« zu merken sein wird (eine ganz brauchbare Einführung zur Entschlüsselung von Körpersprache finden Sie hier).

Ach ja, und was unsere Lügenpresse angeht: jetzt wird also eine Exfreundin aus dem Hut gezaubert, die sich erinnern kann, daß ... Wir können davon ausgehen, daß früher oder später auf einem Flughafenklo in Barcelona eine Kritzelei entdeckt werden wird (und aufgrund der DNS dem Copiloten zuzuordnen ist): »Ich lenke den Vogel ins Verderben weil ich depressiv bin«. Bei »Leichenteilen« hat man ja schon die DNS des Copiloten identifizieren können, und aus sicherlich zufällig von Felsen kratzbaren Blutspuren wird man sicher bald zweifelsfrei nachweisen können, daß der Copilot Medikamente im Blut hatte, oder so. Glauben muß man's halt ...

Aber blöderweise erklärt auch die DNS des Copiloten nicht, warum er zehn Minuten lang bloß ruhig atmete, ganz ohne letzte Worte in den Voice-Recorder zu sprechen — wenn er, wie das Bild-Mädel sich »erinnert«, doch angeblich sagte: »Eines Tages werde ich etwas tun, was das ganze System verändern wird, und alle werden dann meinen Namen kennen und in Erinnerung behalten« ... und dann soll er seine »famous last words« einfach auslassen?

Die DNS des Copiloten erklärt ebensowenig, wo die drei Mirage-Kampfjets abgeblieben sind (von denen Augenzeugen des Absturzortes unmittelbar danach berichteten), und was die feststellen konnten. Sie erklärt auch nicht, warum ein Augenzeuge, kurz nach dem Absturz interviewt, angab, ein rauchend-brennendes Flugzeug abstürzen gesehen zu haben.

Sie erklärt weiters nicht, warum ein Zerschellen an einer Feldwand einerseits keine deutlich sichtbare Spur hinterlassen hat (bzw. warum uns diese, wenn es sie denn gibt, in allen veröffentlichten Videos bislang vorenthalten wurde).

Sie erklärt nicht, warum die Überbleibsel des Flugzeugs und seiner Insassen kleinstverteilt »wie Konfetti« (© LaPenseuse) verstreut sind, wogegen in ähnlichen Fällen, in denen Flugzeuge wegen Nebels, eines Unwetters etc. gegen eine Bergwand knallten, die Trümmer weitaus größer waren — und warum es nicht zu einem massiven Brand bzw. einer Explosion wegen des austretenden Treibstoffs kam (bedenken wir, daß der Treibstoff größtenteils noch in den Tanks war — der Flug hatte ja erst begonnen!).

Sie erklärt ebensowenig, wieso bei einem massiven Sinkflug (bei dem, wie ein alter Flieger erklärte, die Passagiere kotzend und in Panik-Modus sich in den Sitzen verkrallt haben müssen) angeblich Schreckensschreie erst in den letzten Sekunden zu hören sind. Sie »erklärt« schlicht überhaupt nichts, außer (wenn's denn wahr ist) der Tatsache, daß der Copilot an Bord war. So what?!

Nochmals: auch ich habe keine Ahnung, was genau passiert ist (bzw. überhaupt passiert sein kann). Ich habe nur ein sehr starkes Gefühl, daß das, was man uns jetzt als Erklärung andient, »erstunken und erlogen« ist, wie man so schön sagt. Und deshalb frage ich mich: warum serviert man offensichtliche Desinformation statt Information? Das muß Gründe haben — und die sind allesamt recht unerfreulich:

1. Die Geilheit der Medien nach knalligen Schlagzeilen führt dazu, daß schnell ein »Ermittlungserfolg« gemeldet werden muß — egal ob er nun wahr ist oder nicht.

Fangen wir also beim vergleichsweise »harmlosesten« an: es wäre nach den Erfahrungen der letzten Jahre und in Anbetracht des alten Satzes »only bad news counts as news« durchaus denkbar. Bedrohlich wäre daran, daß sich die Politik und Justiz dazu hergeben, als gefällige Stichwortgeber für einen Medienhype herzuhalten.

2. Man vertuscht ein technisches Gebrechen.

Bspw. um das französisch-deutsche Projekt »Airbus« nicht gänzlich zu desavouieren. Da steckt viel Arbeit, Schweiß und Prestige drin, das will man nicht auf's Spiel setzen!

3. Man vertuscht einen Abschluß des Fliegers durch die Mirage.

Das wäre sowohl in der Variante »irrtümlicher Abschluß« denkbar (den Hollande derzeit im Wahlkampf eta so sehr braucht wie einen Nagel ins Knie), wie auch als »gezielter Abschluß«, weil ein unkontrollierter Flieger (bspw. wegen Fall 2.) eben runtergeholt werden muß — und das besser in menschenleeren Bergen, als z.B. über einer Stadt, aber derartige Klugheitsüberlegungen sich in der französischen Öffentlichkeit nicht gut machen — da hat man lieber eine Skandalgeschichte (betrifft eh bloß die »Boches«).

4. Man vertuscht eine gezielte Aktion von außen.

Das kann in einer ganzen Palette von Spielarten gedacht werden —

4.1. Beginnend mit einer gezielten Demütigung Merkels und Hollandes, die in der letzten Zeit in Sachen Rußland-Sanktionen nicht so recht spuren wollen, wenn die Falken in Washington gepfiffen haben. Denen knallt man einen Charter-Vogel ab (oder läßt ihn per Fernsteuerung abstürzen) um ihnen zu zeigen: »Glaubt bloß nicht, daß wir euch nicht jederzeit fertigmachen können, wenn wir's bloß wollen!«

4.2. Es wäre auch in Form einer »internen« Intrige (Geheimdienst[e] gegen Regierung[en] — hier wieder in vielen möglichen Kombinationen) vorstellbar.

4.3. Es könnte auch ein bloßer (beabsichtigter oder leider etwas »aus dem Ruder gelaufener«)  Testlauf gewesen sein, die Fersteuerung von großen Fliegern zu perfektionieren, weil man damit in künftigen »asymmetrischen Kriegen« punkten will.

4.4. ...?

5. ...?

Klingt alles bloß nach ... ... Verschwörungstheorie? Kann durchaus sein. Dann wäre ich nur dankbar für einen wirklich plausiblen Hinweis, warum ich die offizielle Story glauben soll, obwohl die hinten und vorne hakt und klemmt.


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P.S.: »Merkel / Hollande / BILD / die Staatsanwaltschaft X hat gesagt ...« ist für sich allein kein wirklich plausibler Hinweis.


6 Kommentare:

der Seppenrader hat gesagt…

Es tut fast körperlich weh diesem Mann bei seiner Erklärung zu zusehen

Gerhard hat gesagt…

Bei n-tv sah ich die Erklärung des Staatsanwaltes, bei dieser Übertragung wurde nicht von "ruhig atmen" gesprochen, wie heute ständig betont wird, sondern der Staatsanwalt sagte "schweratmend", zumindest wurde es so übersetzt.

flyboy hat gesagt…

"Ein gezielter Abschuss durch eine Mirage.." Also echt jetzt, kein Scheiß? Ein Flugzeug wird von einer Rakete getroffen und bleibt bei auf konstanten Kurs, konstantem Speed und bei einer konstanten Sinkrate von 2980 fpm?
Das wäre ja ein Wunder der Aeronautik ;-)
Und zur Bemerkung von "Penseuse": vielleicht ist ihr nicht klar, dass das Flugzeug mit einer Speed von ca. 410 knts direkt in den Berg gerast ist. Das kommt nicht allzu häufig vor. Normalerweise zieht der Pilot bei Cfit die Maschine vor Aufprall stark nach oben, wodurch die Geschwindigkeit stark verringert und der Aufprallwinkel flacher wird. Dadurch die größeren Trümmer. Bei einem durch Stall verursachten Unglück wie AF 447 betrug die Aufprallgeschwindigkeit ca. 14.000 ft/min also 140 knts.

kenner der lage hat gesagt…

@flyboy:

*"Ein gezielter Abschuss durch eine Mirage.." Also echt jetzt, kein Scheiß? Ein Flugzeug wird von einer Rakete getroffen und bleibt bei auf konstanten Kurs, konstantem Speed und bei einer konstanten Sinkrate von 2980 fpm?
Das wäre ja ein Wunder der Aeronautik ;-)*

ja, aber nur, wenn das, was uns erzählt wird, auch stimmt. wenn nicht, dann sieht ohnedies alles anders aus. und erklärt uns, warum leider die blackbox datenleer ist, sofern man sie findet.

*dass das Flugzeug mit einer Speed von ca. 410 knts direkt in den Berg gerast ist. Das kommt nicht allzu häufig vor.*

dann wäre noch zu klären, warum ursprünglich von "trümmer auf mehrere km verteilt" die rede war. auch bei so ner geschwindigkeit spritzt das zeug nicht km-weit zurück.

die zeugenaussage mit dem brennend-rauchenden flugzeug ist auch interessant. verträgt sich nicht perfekt mit konstantem kurs etc.

bei diesem fall kommt überhaupt einiges "nicht häufig vor"

Anonym hat gesagt…

Die Medienberichterstattung zu diversen Ereignissen wirft heutzutage mehr Fragen auf als beantwortet werden. Und wirklich heiße Eisen fassen heute nur noch ein paar wagemutige an, die sich weder Sorgen um Ruf oder Karriere machen.

Siehe Selbstmord der Richterin Heisig, Schulmassaker in Erfurt, NSU etc pp.

FDominicus hat gesagt…

Können Trümmer wirklich bei einem Aufprall mehrere Kilometer auseinander liegen oder ist da einfach stückweise "zerfallen". Wenn es auch an einen Hang gekracht ist dürfte es doch auch nur an diesem Hang Trümmer geben und eben am Fuß vom Hang wo Reste abrutsuchen hätte können. Also ist das Flugzeug an einer Lawinenscharte zerschellt?

Ich kenne mich mit den Sicherheitsbestimmungen nicht aus, halte es aber für möglich, daß die so blöd sind und mehr Angst vor Terroristen als Problemen eines Piloten haben. Aber insgesamt scheint mir hier Vorsicht angebracht zu sein.