Samstag, 21. September 2024

Heute vor sechzig Jahren

von LePenseur
 
 
... verstarb nach langer Krankheit der langjährige erste Ministerpräsident der DDR: Otto Grotewohl. Ein Mann, dessen schon seit vielen Jahren, wenn überhaupt, dann gehässig gedacht wird. Wenn man das Regime bedenkt, an dessen Leitung er beteiligt war, nicht wirklich verwunderlich. Aber dennoch ... aber dennoch ...

Ist es die ganze Wahrheit, wenn man in ihm den karrieristischen Verräter der Demokratie zu erblicken glaubt (als ob es derer nicht weitaus dezidiertere gegeben hätte, hüben wie drüben ...)?
 

Vor zehn Jahren habe ich einen Artikel über ihn veröffentlicht, da lag sein Tod fünfzig Jahre zurück. Nun sind es sechzig — und wurden für mich zum Anlaß, meinen damaligen Artikel nochmals zu lesen und zu überdenken ...
»Manches war doch anders«
… lautet der Titel der lesenswerten Lebenserinnerungen des — zu Weimarer Zeiten — DDP-, und nach 1945 CDU-Politikers Ernst Lemmer. Und dieser Titel könnte auch über der Biographie jenes Mannes stehen, der heute vor fünfzig Jahren, am 21. September 1964, verstarb: Otto Grotewohl, erster DDR-Ministerpräsident (und auch einziger, denn nach ihm hießen Stoph, Sindermann, und bis 1989 wieder Stoph nur mehr »Vorsitzende des Ministerrates der DDR«). Von den einen (sehr wenigen!) als Mitbegründer einer Einheitspartei der sozialistischen Arbeiterschaft gefeiert, von den anderen (weitaus zahlreicheren!) als Totengräber der Sozialdemokratie in der Sowjetzone, als karrieregeiler Opportunist, als unfähiger Schwächling, oder als was auch immer, aber nichts Gutes verfemt, »schwankt sein Charakterbild in der Geschichte«. Die biographischen Details gibt die Wikipedia durchaus ausreichend, hier aber soll es um die Motive, menschliche Hinter- (und vielleicht auch Ab-)gründe gehen. 
An den damaligen Artikel schloß sich nur eine kurze, nicht allzu belangvolle Diskussion. Vielleicht kommen einige neue Gedanken bei der heutigen »Neuauflage« dazu.

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