Montag, 11. Oktober 2021

Zum Kurzen Abschied aus dem Kanzleramt

 
... über den Prof. Dilger einen Artikel brachte, schrieb ich folgenden Kommentar:
 
die Aktion von Kurz ist, wie man so schön sagt, eine bloße Augenauswischerei! Sie dient nur dazu, die GrünInnen, deren Vorsitzender, Vizekanzler Kogler, sich mit der Ansage, eine "untadelige Persönlichkeit" als Kanzler haben zu wollen, eigentlich viel zu weit (nämlich: für die Interessen der GrünInnen, die Neuwahlen nach einem Koalitionsende fürchten müssen, wie der Teufel das Weihwasser!) aus dem Fenster gelehnt hatten, eine halbwegs gesichtswahrende Fortführungsoption zu bieten.

Daß auch die Türkisen bei schnellen Neuwahlen nicht ungerupft geblieben wären (und damit Kurzens Karriere endgültig den Bach runter wäre), hat diesen sicher bewogen, bloß optisch aus der ersten Reihe zu treten, faktisch aber weiterhin die Fäden ziehen zu wollen.

Nun, es wird abzuwarten bleiben, ob ihm dieses doch recht durchsichtige Spielchen gelingen wird. Ich tippe eher auf einen (durch weitere Ermittlungen erzwungenen) "Abschied auf Raten". Das kennt man in der Ökonomie ja vom Leverage-Effekt: solang es aufwärts geht, kann man rasant "hebeln", wenn sich der Trend umkehrt, führt es aber ebenso schnell ins Desaster!

Die grande dame der österreichischen Jounalistenzunft, Ursula Stenzel (die sowohl der ÖVP wie auch der FPÖ verbunden war, sich aber in beiden Fällen ein erstaunliches Maß an Unabhängigkeit bewahrte) hat jedenfalls einen lesenswerten Artikel dazu verfaßt — die darin angedachte Lösung wird allerdings (derzeit) nicht kommen, da die Proforma-Aktion von Kurz versucht, das Problem durch "Tarnen und Täuschen" auszusitzen. Es ist aber mehr als fraglich, ob ihm das länger als ein paar Wochen lang gelingen wird.

Was an der ganzen Aktion der Wirtschafts- und Korruptions-Staatsanwaltschaft freilich sauer aufstößt, ist die Tatsache, daß sie am linken Auge völlig blind agiert! Genau dieselben Pressebestechungen hat es beim früheren SPÖ-Verkehrsminister und dann Bundeskanzler Faymann auch gegeben; diesbezügliche Anzeigen wurden jedoch jahrelang verschleppt und schließlich mit geradezu abenteuerlichen Scheinargumenten schubladisiert. Und auch die Korruption der Wiener Grünen (unter ihrem Stadtrat Chorherr) wurde erst zögernd aufgegriffen, als schon die Spatzen empört alle Details von den Dächern pfiffen!

Aber wie schon Fürst Metternich wußte: "Der Balkan beginnt am Rennweg!" — wobei für den Nicht-Ortskundigen zu bemerken ist: der Rennweg ist eine große Straße vom Wiener Zentrum gegen Süd-Osten. Und weiters: das Palais Metternich (heute die italienische Botschaft) liegt an genau dieser Straße. Was dem verbürgten Diktum Seiner Durchlaucht eine nicht unpikant selbstkritische Note verleiht ...

Und heutzutage beginnt der Balkan eben schon am Ballhausplatz, mitten im Zentrum der Stadt, im Kanzleramt ... 


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