Donnerstag, 18. April 2019

Lesefrüchte aus Ernst Jüngers Werken (3)


Kirchhorst, 18. April 1939

Im Garten Wege vertieft. Die Würmer, die der Spaten schneidet, die sich tänzelnd krümmen — der Schmerz rührt uns in solchen Bildern kurz, wie mit dem Ätzstift an. Es leuchtet ein, daß man im Wurme den Schmerz symbolisiert und daß der Mensch, sofern er schutzlos leidet, mit ihm verglichen wird. [...]

Immer, wenn man den Wurm sich krümmen sieht, mischt sich auch Widerwille in das Mitgefühl, ganz ähnlich wie beim Schwein, mit dem er in der Art des Schmerzes Verwandtschaft hat. Ich nehme an, daß sich auf diese Weise die sorgenlose Existenz quittiert ...




(Gärten und Straßen, S 37f – in Ernst Jünger, Sämtliche Werke, 1. Abteilung, Bd. 2 »Strahlungen I«)


1 Kommentar:

Biedermann hat gesagt…

Jedes Kind kennt die großen, glänzenden Caraben, die in den Gärten den Schnecken nachstellen. Sie sind vor allem Nachtjäger. Obwohl sie "Läufer" genannt werden, sind sie nicht schnell genug, um sich in ihrer glänzenden Rüstung ans Licht zu wagen; sie ziehen die Dunkelheit oder die Dämmerung vor. Einmal, als ich zu sehr früher Stunde mit dem Rad zur Schule fuhr, sah ich die Landstraße von ihnen bevölkert; jeder trug einen Regenwurm zwischen den Kiefern und schleppte ihn vor Sonnenaufgang seinem Schlupfwinkel zu.

Sämtliche Werke, Band 10, Subtile Jagden, S. 76