Freitag, 2. Mai 2014

Besser spät als nie

... sagt der Volksmund, und so komme ich nach Lektüre des »Skandalbuches« von Akif Pirinçci nicht umhin, es spät aber doch zu rezensieren.

Die anfängliche Schockstarre in den Systemmedien, die — freilich vergeblich — hofften, das Buch einfach totschweigen zu können, war ja bald einer geifernden Kampagne gewichen, in der staatsschmarotzende Bedenkenträger zum wilden Gefuchtel mit der Nazi-Keule ansetzten, ihnen keine Schublade zu tief war, um nicht in sie zu greifen ... und sie dabei nicht merkten, daß sie damit nur eines bewirkten: Werbung für das Buch, dessen Existenz sie am liebsten mit einer Zeitmaschine unmöglich gemacht hätten. Nun, wie bitter für die Systemgünstlinge — doch da diese Zeit ihres Lebens durch (direkte doer indirekte) Staatsalimentation ganz brauchbar abgesahnt haben, hält sich mein Mitleid in engen Grenzen ...

Nun zum Buch: es ist das exakte Gegenteil zu den Publikationen von Thilo Sarrazin: wo dieser seriös bis in die Fingerspitzen penibel Faktum an Faktum reiht (und die Quellen in Fußnoten dokumentiert), da schlägt Pirinçci einfach mit dem Vorschlaghammer auf den Putz. An Treffsicherheit freilich mangelt es in beiden Herangehensweisen keineswegs! Daß Pirinçcis Art — um beim Bild zu bleiben — mehr Staub aufwirbelt, ist dabei ganz natürlich. Das kann man nun mögen oder nicht, aber es ist schwer zu bestreiten, daß viele Menschen, die nie eines der dickleibigen Werke Sarrazins zur Hand genommen hätten (oder wenigstens bald, nach der x-ten Tabellenübersicht, über der Lektüre resignierten) nun bei Pirinçci in üppig dahinbrausenden Satzkaskaden das zu lesen wagen, was sie sich mit einem Micro eines Staatssenders vor der Nase, nie und nimmer auszusprechen trauen: daß ihnen nämlich inzwischen dieses verlogene Gelichter unserer Staatsschmarotzer schon derart auf den Senkel geht, daß sie sie am liebsten allesamt auf einem Schrottschiff nach Ultima Thule ausschiffen und absaufen lassen wollten!

Denn das, worüber sich Pirinçci wortreich erregt, sind ja nur die besonders augenfälligen Idiotien in unserem Land, wie er auch wiederholt klarmacht! Was zu bekämpfen ist, sind die dahinter verborgenen Webfehler unserer Gesellschaft. Und die heißen schlicht: Kollektivismus, etatistische Bevormundung, Schmarotzertum, Heuchelei. Was daneben abgehandelt wird, sind entweder bloße Folgen davon, oder letztlich unwichtige Nebenaspekte.

Einer dieser Nebenaspekte stößt freilich entschieden religiösen Menschen sauer auf: Pirinçcis recht flapsige Stellungsnahmen zu Religion und religiösen Menschen. Der »Papsttreue Blogger« bringt das recht gut auf den Punkt:
Denn Pirinçcis Idealgesellschaft ist in aller erster Linie mal säkular. Dass er gegen Frauen in Kopftüchern und bärtige Muslime wettert, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Pirinçci Religion an sich als ein überholtes, nicht gesellschaftskonformes Modell bewertet. Das Christentum wird von ihm, da hier historisch gewachsen, toleriert. Eine innere Verbundenheit liegt dem aber nicht zugrunde. Pirinçcis Welt ist eine Welt des Hedonismus, eine Welt ohne wirkliche Transzendenz, eine Welt deren Werte aus demokratischen Mehrheiten erwachsen korrigiert um das, was Pirinçci eben für vernünftig hält. Das alles ist nicht direkt antichristlich, es ist aber auch kein Grund, sich als Christ hinter dieses Buch zu stellen. Christen und die Botschaft des Buches eint die Kritik an Genderideologien, an der politischen Bevorzugung des Islam und ein paar weiteren übereinstimmenden Punkten, das aber ist zu wenig um es für ein christliches Buch zu halten. Und noch mal in aller Klarheit: Ich nehme auch nicht an, dass Pirinçci sein Buch als solches verstanden wissen will.
Nicht alle können freilich so gelassen mit »religiöser Unmusikalität« umgehen; so fühlt sich Blogging-Kollege »Geistbraus« bemüßigt, Herrn Pirinçci wie folgt zu beurteilen:
Nachdem der Papsttreue Kollege gerade noch eine Rezension über das entsinnlichte Deutschland verfasst ist, die mir (auch wenn ich das Buch nicht gelesen habe) aus christlicher Sicht plausibel erscheint, kann ich meinen Senf zum Pirintschi auf einen Satz beschränken:
Ich finde den Typ schlicht einen Kotzbrocken. [...]
Dass der “tolle Atheist” von Staats wegen verbieten möchte, neue Kirchen zu bauen (worauf der Papsttreue dankenswerterweise hinweist), überrascht bei so einem Selbstbild dann auch nicht weiter. Und dass er seinen eigenen Tod mit einem faden Witzchen weglächelt, ist ebenso erwartbar – ist ihm schließlich der Blick in die Ewigkeit von dem übergroßen Ego, das er zwischen seinen Beinen spazierenführt, verstellt…
Offensichtlich mag Kollege Geistbraus ihn ganz lebhaft nicht — was sich noch deutlicher in der daran anschließenden Diskussion äußert, in der ein Kommentarposter zu bedenken gibt:
Natürlich nicht gelesen – und deshalb überflüssigerweise und sehr christlich zum ad personam übergehen …. !
Wenn man mal seine Wagenburg verlassen würde und das fromm-ironische salbadern sein ließe und sich kundig machen würde – ja, dann würde Ihnen auffallen, daß dieser atheistische Testosteronkotzbrocken Akif eine atemberaubende Polemik gegen die Abreibungspraxis – gleichsam wie der Rächer der Enterbten, der im Western so gekonnt aus der Hüfte schießt – vom Stapel gelassen hat (zum schnellen Nachlesen beim Buchhändler zum Beispiel auf S.246 – 248 in “Deutschland von Sinnen”) – und damit vielleicht mehr ungeborenes Leben gerettet hat als die zahmfrommen, intellektuell-eitlen Katholenblogs. Salz der Erde? Wo es gebraucht wird, fehlt’s !
Das nun mag freilich der christliche Kollege mit Vorliebe für die römische Liturgie vor dem »Novus Ordo Missæ« nicht so wirklich hören, und schnappt mit kurzer Abfertigung zurück:
achwas? mein Artikel ist nun wahrlich kürzer als Pirinccis Buch, trotzdem bringts offenbar manch einer fertig, nicht mal diese paar Absätze aufmerksam zu lesen, bevor er “zum ad personam übergeht” und dem Blogger Eitelkeit zu- und das Christentum abspricht. Also, noch kürzer und diesmal bitte vollständig lesen: Ich spreche in meinem Artikel mit keiner Silbe über Pirinccis Buch, das ich nicht gelesen habe, sondern lediglich über ihn und seine Interviews und Artikel, die ich sehr wohl gelesen habe. Und jetzt bitte woanders weitertrollen.
Der pöhse Poster landete sogleich auf der Sperrliste — naja, jeder wie er meint und wie er kann ... Offenbar trifft einen »Christen« der Vorwurf, so 'n dreckiger Atheisten-Kotzbrocken wäre puncto Kritik an der Abtreibungspraxis wirksamer als die »zahmfrommen, intellektuell-eitlen Katholenblogs« ins Mark. Kann doch nicht sein!

Sicher haben die religiösen Kritiker, denen Pirinçcis Forderung, künftig den Bau von Moscheen und Kirchen zu verbieten, sauer aufstößt, irgendwie recht. Nur — wenn der recht hypothetische Verzicht auf weitere Kirchenbauten das notwendige Übel ist, um damit das weitaus größere Übel irgendwelcher Moscheebauten zu verhindern, von denen dann demnächst — wieviel wetten wir? — fünfmal täglich der Muezzin seine leicht größenwahnsinnigen Gebetsaufforderungen heult, dann würde ich sagen: gebongt!

Ich habe mir in meinem Leben oft genug derartige, nein, nicht bloß Lärmbelästigungen, sondern wegen ihres Inhaltes einfach inakzeptable*) Muezzin-Rufe anhören müssen — danke, mein Bedarf daran ist mehr als gedeckt! Und »Kirchenneubauten«, wo doch schon die existierenden Kirchengebäude für die tatsächlichen Gottesdienstbesucher fünf- bis zehnfach (in protestantischen Gebieten vermutlich sogar 50-fach!) überdimensioniert sind, sind (von marginalen Ausnahmen abgesehen) einfach überflüssige Geldverschwendung. Da könnten die Kirchen wohl sinnvollere Ausgaben tätigen. Aber das ist insgesamt nur ein kleines Detail, ein Nebensatz in diesem Buch, das die Aufmerksamkeit nicht wirklich lohnt.

Pirinçci hat jedenfalls eines geschafft: die Systemschreiberlinge haben sich vor dem Publikum eine höchst peinliche Blöße gegeben, indem sie mit Schaum vor dem Mund ganz offensichtliche Tatsachen wegeskamotieren wollten. Und gleichzeitig die völlige Wirkungslosigkeit ihrer sofort ausgepackten Nazi-Keule unter Beweis gestellt. Die lächerliche Schnappatmung, in die deutsches Feuilleton und deutsche Politruks wegen dieses Buches verfallen sind, hat höchst eindrucksvoll enthüllt, daß der Kaiser schon längst keine Kleider anhat. Das wußten wir zwar schon lange — aber manche wollten es einfach nicht wahrhaben ...

-------------------------------------------------------------------------------------------------------

*) das wäre etwa so, wie wenn in katholischen Gegenden dreimal täglich nicht bloß zum Angelus geläutet würde, sondern die Gebetsformel auf Latein vom Tonband per Lautsprecher heruntergerasselt würde. Danke nein!



10 Kommentare:

FDominicus hat gesagt…

Von meiner Seite her, tue ich mich einfach zu schwer mit zu viel Fäkalsprache. Ja mir ist auch manchmal danach, ich versuche dem aber zu wiederstehen.

Glaubenssachen sind Privatsache und hier sollte sich der Staat heraus halten. Mir ist der Islam aber auch christliche Kirchen suspekt. Und eine Kirche die einem Menschen nur immer das Schlechte einredet finde ich einfach nur schlecht und was im Namen der Kirche alles gemacht wurde hat mit meinem Verständnis von recht nichts zu tun.

Wer den Gott im AT und NT vergleicht der muß zugeben Dr Jekyl und Mr Hyde sind dort durchaus vertreten. Feine zermalmen, vernichten und was weiß ich noch alles hat mir meinem Verständnis von Frieden nicht sonderlich viel zu tun.

Und mir immer zu erzählen ich wäre sowieso nur ein Sünder, nervt mich einfach nur.

Ich sehe aber durchaus auch gute Dinge nur überwiegen die eben für mich nicht die Dinge über die ich persönlich nicht weggehe.

Insgesamt ist meine Toleranzschwelle was schmutzige Worte angeht weitaus geringer als das ich mir mehr als 1 Din-A5 Seite von Herrn Pirinçci. Ich habe davon schon auf den Blog Seiten zu viel.

Egal ob er recht haben mag oder nicht, ich werde mich nicht an so eine unflätige Ausdrucksweise gewöhnen.

Wenn es das ist was die Leute hören und lesen wollen, dann bin ich mehr als bedient....




Anonym hat gesagt…

Werter FDominicus:

Fühlen Sie sich von bisher ca. 200.000 Lesern bedient!

Aber Achtung: offensichtlich bedienen Sie als Einer von Milliarden dann genauso diejenigen Menschen, die sich über AT-Leser erregen wollen. :)

FDominicus hat gesagt…

Wow 200 000 Leute die tatsächlich auf so etwas stehen? Ok, Sie haben gewonnen.
AT ist das die österreichische Bild?
Nun soll jeder Lesen was er will, ich muß ja nicht alles mitmachen.



Le Penseur hat gesagt…

@FDominicus:

Nun, die von Ihnen bemängelte Fäkalsprache ist zwar vorhanden, wird aber durch die sie gezielt heraussuchende Zitierweise der Systemmedien übertrieben dargestellt. Es ist, grosso modo, nicht so viel ärger als auf diesem Blog, bei dem auch gelegentlich Wendungen wie "Arschgeigen", "mit KAtzendreck zuscheißen" etc. vorkommen.

Das Leben ist kein Mädchenpensionat. Und unser heutiges erst recht nicht ...

Bellfrell hat gesagt…

@Le Penseur
Habe mir erlaubt zu verlinken und was die Sprache des Buches angeht (@FDominicus), öfter mal mit Bus und Bahn fahren und Augen und Ohren aufmachen...

FDominicus hat gesagt…

Ich kenne die Schreibweise ich denke es war von der Achse des Guten und eigentümlich frei und mir war es da schon zuviel. Aber schön vielleicht haben Sie ja Recht, vielleicht ist es nicht so schlimm.

@Bellfrell. Nein ich vermeide die Bahn und ich lege mich auch mit meinen Kindern an wenn Sie mal wieder gewisse Worte benutzen. Ich gebe ja zu, ich bin da doch sehr empfindlich und @penseur. Sie benutzen diese Ausdrücke sehr sparsam.

Nennen Sie mich altmodisch oder wie auch immer, ich finde nicht, daß es ein Argument verbessert wenn man es gleich mal mit unflätigen Flüchen loslässt...

Geistbraus hat gesagt…

ach Penseur, es sei Ihnen ja gegönnt, mirs nun heimzuzahlen - auch wenn ichs anständiger fände, wenn Sie zu dem Zweck nicht die Fakten verdrehen würden, indem Sie - vor dem Hintergrund der zitierten Kommentare unzutreffend - schreiben "Der pöhse Poster landete sogleich auf der Sperrliste"; und in der sich mit "offenbar" anschließenden Mutmaßung geflissentlich meine Begründung der Sperre des Kommentators ggüber Phil ignorieren...

Aber naja, jeder wie er meint und wie er kann...

Anonym hat gesagt…

Wenn Christen stumm werden z.B. gegenüber der millionenfachen Abtreibungen in Europa, dann spricht Gott halt durch Atheisten.

Akif bezeichnet sich als Atheist, aber ich kenne weitaus dogmatischere Atheisten als ihn.

Das Buch ist auch für einen Christen lesenswert und sei es nur zur eigenen Standortbestimmung.

Nietzsche wird ja auch von Christen gelesen und rezensiert.

Le Penseur hat gesagt…

@Geistbraus:

Erstens: zahle ich es Ihnen nicht heim — ich weiß schon, was Sie meinen, aber ob Sie mir's glauben oder nicht: das war nicht der Grund meines Links, sondern weil ich Ihre Stellungnahme als durchaus "typisch" ansah — auf eine mir nicht ganz unsympathische, dennoch aber m.E. ungerechtfertigte Art. Un, dagegen muß ich mich verwehren: ich verdrehe hier auch nicht die Fakten (die übrigens durch meine Verlinkung ohnehin leicht nachlesbar sind).

Zweitens: was das "sogleich" betrifft — wie sonst würden Sie es nennen, wenn Sie auf die nach ihrem "Und jetzt bitte woanders weitertrollen" vom Kommentator noch gewagte Replik ihm schnoddrig mitteilen, daß Sie ihn auf die Sperrliste gesetzt haben, weil er offenbar nicht intelligent genug ist, das "woanders weitertrollen" zu verstehen.

Es ist natürlich Ihr Blog, und Sie können es damit halten, wie Sie wollen — aber mir erschließt sich nach der Lektüre beider Postings von "Friedhelm Bestek" in keiner Weise, was daran "trollig" sein soll.

Drittens: da ich Ihre an "Friedhelm Bestek" gegebene Begründung, ihn als "Troll" anzusehen, in extenso zitiert habe, rätsle ich auch über ihren Vorhalt: "... in der sich mit "offenbar" anschließenden Mutmaßung geflissentlich meine Begründung der Sperre des Kommentators ggüber Phil ignorieren..."

Mit ihrem Schlußsatz haben Sie freilich recht. Vielleicht wissen Sie garnicht, wie recht Sie damit haben. Leider ...

Siri hat gesagt…

Ich finde es ehrlich gesagt wahnsinnig und sowas von sinnfrei, wie immer wieder und nun leider auch hier innerhalb der intellektuellen Rechten Selbstzerfleischungen stattfinden. Statt dass man über derartige Peanuts einfach hinweg sieht und die Reihen möglichst geschlossen hält, um den gemeinsamen linksgrünen Feind im Visier zu behalten. Denn der lacht sich kaputt, wenn er hier mitliest.