Mittwoch, 18. Juni 2025

Ehrenrettung für Trump!?

Ein verzweifelter Versuch  
oder ein essayistischer Gewaltakt  
oder was auch immer ...

von Franz Lechner 

 

Sind wir naiv gewesen, indem wir auf Trump vertraut haben?

Nun, einem grundsätzlichen Pessimismus muss jegliches Prinzip Hoffnung per se naiv erscheinen. Aber solche Gemeinplätze helfen nichts. Eher könnten wir uns fragen, worin unsere allfällige Naivität gelegen haben sollte – in der Verkennung von politischen Realitäten oder etwa schlicht in der Beurteilung des Trumpschen Charakters? Hat er seine grundsätzliche Friedensliebe uns nur erfolgreich vorgetäuscht? Oder dient seine Großmäuligkeit nur dazu, eine grundlegende charak-terliche Schwäche zu kaschieren?

Ehe wir uns diesen Fragen widmen, wollen wir ein paar Punkte geklärt wissen:

1) Dass unsere Hoffnungen in Trump enttäuscht worden sein mögen, ändert nichts an der Tatsache, dass er, verglichen mit den demokratischen Kandidaten, noch immer das ungleich kleinere Übel gewesen ist. Keiner, der Trump gewählt hat oder für ihn eingetreten ist, braucht sich etwas vorzuwerfen.

2) Auch wenn die Trumpschen Kapriolen, insbesondere sein social-media-Geschwätz auch auf den Bestgesonnenen allmählich enervierend wirkt, muss gesagt sein, dass Trump bislang keineswegs alles falsch gemacht bzw all seine Wahl-versprechen gebrochen hat; vielmehr kam sein Schwenk in der Iran-Frage jedenfalls für mich völlig unerwartet.  

3) Der auf Trump lastende Druck vor allem bezüglich des Ukrainekriegs muss immens gewesen sein; und möglicherweise neigt man dazu, seine diesbezügliche Standhaftigkeit und vielleicht auch Schlauheit zu unterschätzen. Jedenfalls hat er – wohlgemerkt nur in seiner zweiten Amtszeitder Ukraine keine beträchtlichen Hilfen mehr zukommen lassen bzw darauf hingearbeitet, sich überhaupt aus dem Konflikt zurückzuziehen.

An dieser Stelle eine erste gedankliche Eskapade. Wohlgemerkt, die folgenden Zeilen sind rein spekulativ und geben meine persönliche Laieneinschätzung wieder; kein Mensch muss mir das glauben; und ich kann mich auf niemandes Meinung berufen bzw irgendeinen Gewährsmann anführen. 

Also: Ich teile nicht die Auffassung, dass Trumps Verhalten im Zusammenhang mit den ukrainischen-westlichen Drohnenangriffen auf die russische Atom-Bomberflotte von Unfähigkeit, Überforderung, Ungeschicklichkeit, Schwäche oder gar Charakterlosigkeit zeugt. Vielmehr vermeine ich ein geniales, zwischen Putin und Trump abgesprochenes Verhalten zu erblicken, die Ukraine und gewisse Teile ihrer westlichen Verbündeten zu einem für sie desaströsen Schritt zu verleiten, der Russland ein paar ausrangierte Flugzeuge und der Ukraine die Reputation in den USA kostete. Mit diesem Faustpfand ukrainischer Verantwortungslosigkeit und Illoyalität scheint es Trump nunmehr ein Leichtes zu sein, die US-Beteiligung an jenem unseligen Krieg ein für alle Mal zu beenden.

Ist er nicht doch ein schlaues Kerlchen, unser Donald? Ob gewollt oder ungewollt – auf dieses Ergebnis ist die Sache jedenfalls hinausgelaufen. Und wie hatte schon sein Amtsvorgänger F.D. Roosevelt gesagt – über dessen Charakterlosigkeit wir uns nicht den Kopf zu zerbrechen brauchen: "In der Politik passiert nichts zufällig." Wenn das einer wissen musste, dann diese unselige Figur.

All dies würde nun Trumps grünes Licht für Israels Angriff auf den Iran, noch dazu nach dieser vorangegangenen Heimtücke, noch weniger erklären. Denn nach wie vor durften wir annehmen, dass Trump ein Mann des Friedens sei und folglich auch einen Krieg gegen den Iran zutiefst verabscheuen würde.

Ich bin tatsächlich der Meinung, dass es sich so verhält. Warum aber um alles in der Welt dieser Umschwung?

Meine Antwort ist sehr pessimistisch und überaus lehrreich. Wir sollten sie uns gut merken, sozusagen hinter die Ohren schreiben und sie auch weiterverbreiten. Hier vermögen wir sogar in die innenpolitische Zukunft zu sehen, sofern es überhaupt einmal zu so etwas wie zu einem Volkskanzler Kickl kommen sollte. Die überaus traurige Wahrheit ist nämlich, dass jegliches Regime, jegliche Regierung, auch, dh gerade die bestmögliche, von uns herbeigesehnte, vom Feindvom sogenannten deep stateumfassend erpressbar geworden ist. Ein Schnipp mit den Fingern, und unsere Straßen sind voll von sengenden und brennenden migrantischen Horden unter Antifa-Koordination, die sich von keiner, jedenfalls von keiner ihr unliebsamen Staatsgewalt mehr in den Griff kriegen lässt. 

Trump hatte sich bekanntlich mit dem deep state – ein Ausdruck, den er und die Seinen sogar zu benutzen wagten – massiv angelegt. Nun ist der sogenannte deep state wohl noch größer und mächtiger als wir vielleicht angenommen hatten – und hier mag wohl tatsächlich so etwas wie eine Naivität von unserer Seite liegen. Ohne Zweifel umfasst der deep state in den USA auch ein Phänomen, das gemeinhin Israel-Lobby genannt wird und über die sogenannten Neocons bestens in Trumps Republikanischer Partei verankert ist. Letztlich verdankt Trump sogar diesen Leuten seine Wahl. Just saying, pflegt der von mir geschätzte Alexander Mecouris in einem solchen Zusammenhang zu bemerken.

Also – warum haben wir in diesbezüglich überhaupt etwas zu hoffen gewagt? Die ukrainischen Eskapaden hat man dem alten Donald noch durchgehen lassen, aber in diesem Punkt haben gewisse Leute offensichtlich gar keinen Spaß verstanden. Man hat mit dem Finger nach Los Angeles gezeigt und gleichzeitig keinen Zweifel darüber gelassen, dass dies lediglich erst der Anfang gewesen sein könnte.

Die Entscheidung wird für Donald Trump ohne Zweifel verhängnisvolle Auswirkungen haben. Natürlich nicht nur für ihn, sondern für alle Beteiligten und Betroffenen, jedoch wollen wir hier unseren Focus auf ihn persönlich richten. Diese … seien wir nicht kleinlich, darauf läuft es hinaus: Kriegsbeteiligung wird in den USA niemals populär werden, wie sich auch ihre Ursachen nicht patriotisch beschönigen oder verbrämen lassen werden. Wenn die erste US-Soldaten in Särgen in der Heimat eingetroffen sein werden, dürfte kein Zweifel bestehen, dass die aufgebrachte Öffentlichkeit nur zu gut wissen wird, dass all die Opfer nicht für US-Interessen erbracht worden und, vor allem, wem diese zu verdanken sind. Nicht nur beim politischen Gegner, sondern vor allem in der eigenen Basis wird die Empörung entsprechend ausfallen.

Hätte Trump nicht nachgegeben, wäre das Land über kurz oder lang in völligem Chaos versunken, und das Volk hätte nicht unbedingt nach einem „klassischen starken Mann“, als solcher sich Trump ja vergeblich zu gerieren versucht hätte, sondern nach einem geschickten und diplomatischen Taktierer gerufen, denn darüber, dass Trump so gut wie alles falsch gemacht hatte, hätte nach vielen schmerzlichen Erfahrungen und entsprechender medialer Indoktrinierung kein Zweifel mehr bestanden. So hat er versucht, seine persönliche Macht, sein Amt, seine Interessen und wohl auch wenigstens einen Teil seiner politischen Ideen zu retten.

Ist dies das Verbrechen dieses Krieges wert? Wie viele Tote hätte sein potentieller Nachfolger aus der klassischen Kriegstreiber-Partei verursacht?

Wer vermag auf diese Fragen so etwas wie eine Antwort zu finden?

Ich für meinen Teil will glauben, dass Trump rasch für sich eine Ausrede gefunden hat. Offensichtlich glaubte er den israelischen Versprechungen, wonach ihr Enthauptungsschlag rasch einen regime-change bewirken würde, was ja schließlich auch im Interesse des armen iranischen Volkes gelegen sei, nicht wahr?

Dass es nicht ganz so einfach geht, wird ihm hoffentlich eine Lehre sein, nicht alles gutgläubig hinzunehmen, oder?

Leutln, lasst mir Deppen halt wenigstens noch einen Funken Hoffnung! 
 

4 Kommentare:

Sandokan hat gesagt…

Ich kann naturgemäß nur für mich sprechen.
Trump war aus meiner Sicht immer nur das geringere Übel im Vergleich zu Biden und Kamala.
Bereits in der 1. Amtszeit traten seine Schwächen offen zu Tage.
Er ist ein ordinäres Großmaul, unintelligent, ein Lügner (OK, das sind sie alle) und leicht beeinflussbar.

Jetzt, wo er sich nicht mehr um eine Wiederwahl sorgen müsste, hat er eine historische Chance verpasst wirkliche Veränderungen in Gang zu bringen. Aber er begeht nicht nur wieder die gleichen Fehler, er setzt sogar noch einen drauf.
Gerade hat er sein eigenes Regierungsteam geschwächt und Tulsi (Koordinatorin der Nachrichtendienste) in einem Interview bloßgestellt: "Mir ist egal was sie sagt (Anm.: zum Iran)".

Trump war also "gut" weil das geringere Übel, aber er arbeitet hart daran, selbst diesen Rang noch zu verlieren.
Die paar Dinge die er (halbherzig) innenpolitisch auf den Weg gebracht hat - siehe Ende von DOGE, Überwachung der Bürger durch Palantir usw. - wiegen den Schaden den er verursacht nicht mehr auf.

Dass er über die korrupten Trottel in der EU und deren Politik herzieht mag reflexhaft Zustimmung finden. Aber erstens sind diese eben auch mit das Produkt früherer US-Regierungen.
Und zweitens bietet er auch keine Alternative dazu.
Seine kriegsgeile Außenpolitik verursacht etwa bloß neue Flüchtlingsströme Richtung Europa.
Dass er Illegale aus den USA rausschmeißt, davon haben wir hier in Europe nichts.

Anonym hat gesagt…

...sein Amtsvorgänger F.D. Roosevelt gesagt – über dessen Charakterlosigkeit wir uns nicht den Kopf zu zerbrechen brauchen – : "In der Politik passiert nichts zufällig." ...
Nichts für ungut, dieses Zitat taucht erst ab 1971 auf. Davon abgesehen, weitgehende Zustimmung - Wobei der Kommentar von Sandokan eben auch nicht von der Hand zu weisen ist.
Mit Dittsche: "Man weiß es nicht".

Heinz hat gesagt…

Tja?
Wie passt da hinein, dass es Trump war, der 2018 einseitig (!) und ohne Not das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt hat?

Warum passen die Massenvernichtungswaffen des Irak mit der Atombombe des Iran so "wundervoll" zusammen, und wann wurde jemals irgendwer für die Sauerei mit dem Irak zur Verantwortung gezogen?

Seinerzeit (2001) als Gequatsche abgetan wurden die Aussagen von General Wesley Clark, siehe https://www.youtube.com/watch?v=Nv-3MdT7ylk&t=13s
In Nachhinein betrachtet war er wohl ein Prophet, wie in die Welt noch nie gesehen hat.

Es gibt einen langfristigen Plan und kurzfristige Präsidenten. Zitat: "Ich habe viele US-Präsidenten kommen und gehen gesehen. Sie kommen immer mit guten Vorsätzen, aber dann kommen Männer in schwarzen Anzügen und blauen Krawatten und mit einem Koffer.......", sie kennen es.

Selenskiy hat seine Wahl gewonnen, weil er Frieden in der Ostukraine versprach, verursacht hat er Tod und Zerstörung. Und Trump, glaubt denn irgendwer, Trump hätte gewonnen, wenn er seinen Wahlkampf mit Krieg für Israel geführt hätte? Dem Trump geht nur die Ukraine am Arsch vorbei (sorry für die Ausdrucksweise), er muss das Thema loswerden, dort werden zu viele Ressourcen verschwendet, die er für seinen Fokus auf den Iran dringend braucht.

Für mich gibt es keine Ehrenrettung für Trump, ich bin auf ihn hineingefallen und jetzt,..... jetzt darf ich öffentlich nicht mehr weiterschreiben.

Anonym hat gesagt…

Warum die in Donald Trump, den »Vater der Impfung«, und sein zionistisches Kriegstreiberkabinett gesetzten Hoffnungen bald bitterer Enttäuschung weichen dürften, habe ich bereits am 14. November 2024 ausführlich beschrieben. Dass auch die beiden Hauptargumente seiner Befürworter – dass er die mRNA-Kampagne mittlerweile bereue und in seiner ersten Amtsperiode Friedenspolitik betrieben habe – schlichtweg falsch sind, ebenfalls. Denn anhand der nackten Zahlen lässt sich eindeutig belegen, dass Trump »der kriegslüsternste Präsident der jüngeren Geschichte« war. Und wie stolz er auf »Operation Warp Speed« ist, die unzählige Amerikaner Gesundheit oder Leben kostete, ließ er die Welt zuletzt am 17. November 2024 auf seinem Social-Media-Netzwerk Truth Social wissen.

Trumps Interesse gilt nicht Frieden und Freiheit, sondern Donald Trump. So war es sein ganzes Leben lang. Wenn sich »The Donald« jemandem verpflichtet fühlt, ist es vielleicht Wilbur Ross, der ehemalige Chef von Rothschild Inc. Bankruptcy Advising. Denn wie das Forbes Magazine am 8. Dezember 2016 korrekt erläuterte, rette das Bankhaus vor gut 30 Jahren nicht nur Trumps bankrotte Casinos, sondern damit auch seine ganze Karriere. Nicht weil man in Trumps Geschäften und Immobilien einen besonderen Wert sah, sondern weil man die Person Donald Trump als »Anlage« betrachtete. Trotzdem ist es sicher nur Zufall, dass Ross von 2017 bis 2021 Handelsminister der Vereinigten Staaten war.
https://www.regenauer.press/die-eloi