Kaum ist das "Drama", die "Tragödie" von München vorbei, ergeht sich die Systempresse in ihrer Lieblingsbeschäftigung: dem politkorrekten Kaffeesud-Lesen, was denn "die Hintergründe" dieser Tat sein könnten.
Zunächst mal ein Vorschlag: lieber Journaillisten und Politruks - packt endlich den idiotischen Begriff "Amok" in den Kasten: bei einem Täter, der angeblich (wenn man das G'schichtl so glauben möchte - dazu weiter unten mehr) seit einem Jahr detailliert plante, und dazu ein "Manifest" verfaßte, ist "Amok" einfach die falsche Schublade (sonst wäre bspw. Stalin auch ein "Amokläufer" gewesen, und das ist doch ziemlich daneben ...).
Weiterer Vorschlag: unter der Voraussetzung, daß das ganze G'schichtl stimmt, möge sich die deutsche Bundesregierung nicht noch lächerlicher machen, als sie ohnehin ist, und als Antwort auf eine
illegal erworbene Waffe doch, bitteschön, nicht Verschärfungen beim
legalen Erwerb von Waffen andenken! Sie läuft sonst Gefahr, daß man sie nicht nur für einen lächerlich inkompetenten Haufen hält, sondern überhaupt für Vollidioten (wofür freilich auch andere Indizien sprächen ...).
So, und nun zur Frage: "stimmt" das G'schichtl, oder eben nicht? Im vorherigen Artikel entspann sich eine lebhafte (und bis zur Untergriffigkeit emotionale) Diskussion darüber. Ein paar halblustige Poster (wobei der Verdacht, es könne sich dabei um nur einen unter mehreren Nicknames handeln, allerdings naheliegt, da muß ich dem "Selbstdenker" beipflichten!) wollten jegliche Frage nach der Plausibilität der uns vorgelegten Story ins Absurde ziehen.
Nun, das ist ein ebenso beliebter wie unredlicher Diskussionstrick, der freilich (anders als in einer TV-Talkrunde) in einem Blogthread nicht so toll funktioniert. Man kann nämlich Argumente nochmals lesen, und dann merkt man schnell die Absicht, und ist verstimmt. Womit die rhetorische Wirkung auch schon verpufft ist. Also, geschätzte Kommentarposter: spart Euch die Mühe ...
Aber zurück zum "G'schichtl":
Hierzu gibt es ein weiteres Posting von "Nereus", einem der ältesten und emsigsten Kommentatoren im "Gelben Forum". Und da erwidert er einem anderen Kommentarposter folgendes:
Du schreibst:
Auf Telepolis wird diskutiert, dass es sich um einen Iraner handelt, der
von Türken gemobbt wurde und sich deswegen an ihnen rächte .. Unter den
Getöteten sollen sich mehrere türkische Jugendliche befinden. Soll
natürlich alles unter den Tisch gekehrt werden.
Mit solchen Nebenschauplätzen soll die Diskussion umgeleitet werden – das ist hier der wesentliche Punkt.
Der von Dir zitierte User schreibt:
Wenn da was dran ist, dann ist es umso bedauerlicher, dass er sich
am Jahrestag des Breivik-Massakers kein Beispiel an Breivik genommen
hat: Sobald die Polizei auftaucht, Waffe wegwerfen und sich sichtbar
ergeben. Wenn er das - vor Zeugen - macht, dann können sie ihn nicht
mehr so einfach erschießen.
Aber das hat er wohl aufgrund seines jugendlichen Alters, genauso wie
der Winnenden-Attentäter, der wohl auch jahrelang gemobbt wurde, vorher
nicht ausreichend bedacht.
Was gedanklich gut beginnt, endet leider in einem geistigen Kurzschluß.
Jeder, der noch alle Sinne beisammen hat, weiß, daß Tim Kretschmer als
roter Hering benutzt worden war und es ist sehr stark davon auszugehen,
daß es mit dem „iranischen David“ ebenso war.
Der Typ vor dem Schnellimbiß, den man, wie zu erwarten, nicht wirklich
identifizieren kann, dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit NICHT der
Deutsch-Iraner sein. Er hat nämlich keinen Rucksack dabei, wo er die 300
„Mumpeln“ mit sich führt.
Oder willst Du mir erklären, daß der Täter die Reservemunition irgendwo deponiert hat?
Auf dem Parkdeck ist der Rucksack auch nicht zu sehen.
Das läßt nur 2 sinnvolle Erklärungen zu.
Entweder hat er immer wieder seine Munitionsreserve abgelegt, was bei
einem gut geplanten Anschlag aber geradezu absurd ist, weil man damit
rechnen muß, daß man von der Polizei gejagt wird und diese ggf. zur
Abwehr benötigt oder – und das ist mein Favorit – der Mann vor dem
Freßtempel und auf dem Parkdeck war nicht David.
Wer einigermaßen zwei und zwei zusammenzählen kann, dem werden sicherlich geradezu schreiende Unstimmigkeiten im Plot auffallen. Unstimmigkeiten, die mir bei einem "Tatort" ähnlichen Inhalts die Zornesröte ins Gesicht trieben, und einen erregten Diskurs mit LaPenseuse (die sich auch bei Krimis eher für die schauspielerischen Qualitäten interessiert, als für die folgerichtige Entwicklung eines Drehbuches) nach sich zöge.
Natürlich weiß ich, daß das Leben manchmal seltsam spielt, und der Zufall gar krause Ranken schlingen kann. Das sei alles konzediert. Aber andererseits bin ich seit Jahrzehnten als Berater in der Wirtschaft tätig, und da wird man immer wieder mit dem Ansinnen konfrontiert, irgend ein "G'schichtl" nachzustricken, weil man das für einen Prozeß (oder zur Vermeidung eines solchen) halt dringend braucht. Und hier sage ich meinen Klienten immer: "KISS - keep it small und simple!"
So wenig Schritte weg von der Wahrheit, wie nur irgend möglich (auch wenn's einen kleinen, aber irgendwie tragbaren Nachteil bedeutet!), denn jeder weitere Schritt ins Blaue läßt die Komplexität der Nach-Konstruktion exponentiell steigen. Und deshalb weiß ich, warum Geheimdienste so oft patzen: in der Arroganz der Macht, in der Gewißheit, von ihren Regierungen immer gedeckt zu werden, egal wie dämlich sie sich aufführen, in der Selbstsicherheit, jeden wirklich gefährlich werdenden Kritiker immer noch mundtot machen zu können, denn mit dem Fälschen von Beweismitteln kennen sie sich ja aus, sind sie bereit, auch komplexe Konstruktionen zu wagen: aus Hochmut, Leichtsinn, aus ästhetischen Gründen ... was weiß ich!
Und das geht dann irgendwo an einem Detail schief. Damals, bei den beiden Uwes, die sich mit Pumpguns erschossen haben sollten, haben sie schlicht nicht auf die notwendigerweise in so einem Fall korrekte Zahl an "gefundenen" Patronen geachtet (wie der geniale
Blog "PPQ" seinerzeit publizierte - ich habe noch nie etwas von einer Widerlegung der aufgezeigten Unmöglichkeit des von den Behörden behaupteten Hergangs gehört oder gelesen!). Und wenn damals "die Dienste" Scheiß bauten und danach die Öffentlichkeit in die Irre führten: warum soll ich heute darauf vertrauen, daß es nun besser und richtiger ist, was sie mir da verzapfen? Vor allem, wenn jede Menge Ungereimtheiten auftauchen, die aber nur dann wirklich einen deutbaren Sinn ergeben, wenn man davon ausgeht, daß das alles eben ein bewußt hergestelltes Konstrukt ist!
Interessant auch die Reaktion der Polit-Szene und ihrer Medien auf das Ganze: sofort wird über eine Verschärfung der Waffengesetze nachgedacht. Über mehr Überwachung. Denn: mehr Staat bedeutet mehr Sicherheit. Oder so. Im libertären Blog "Freitum" schreibt Kurt Kowalsky:
Die Anzahl der Opfer macht deutlich, dass jeder x-beliebige Irre mit einer handelsüblichen Pistole und einem entsprechenden Vorrat an Munition jedes denkbare Massaker anrichten kann, das sich wie folgt begrenzt:
1. die Pistole versagt
2. die Munition geht aus
3. der Täter gibt auf
oder
4. der Täter wird von Dritten kampfunfähig gemacht.
Und jetzt geht es wirklich los. Ministerpräsident Seehofer verkündete nämlich, dass "wir" alles dafür tun müssten, um unsere Freiheit zu verteidigen. Dass es ohne Sicherheit keine Freiheit gäbe und "wir" deshalb auch in Zukunft einen starken, handlungsfähigen Staat bräuchten.
Die Konsequenz dieses Politikers und seinesgleichen ist so fatal wie offensichtlich verlogen. Den starken, handlungsfähigen Staat erleben die Bürger des Landes bei der Durchsetzung des nächsten Steuerbescheides. Der starke, handlungsfähige Staat machte sich besonders in München bemerkbar, als es darum ging, in den Zigarrenclubs das Rauchverbot durchzusetzen. Und selbstverständlich wird jeder Autofahrer wissen, was ein starker, handlungsfähiger Staat so alles leistet, hat man einen Scheibenwischer und ein Nummernschild.
Wenn aber ein x-beliebiger Irrer auf Passanten schießt, wird er dies nicht in der Nähe von uniformierten und bewaffneten Polizisten tun, welche gerade dabei sind, einen Autofahrer zu reglementieren. Und so wird der Irre mit einer gewissen Ruhe und Gelassenheit auf die Schutzbefohlenen dieses starken und handlungsfähigen Staates schießen können, wie ein Jäger auf flüchtende Hasen.
(Hier weiterlesen)
Und die Begeisterung, mit der unsere Politruks neun beklagenswerte Todesopfer zum Anlaß nehmen, um ihr totalitäres Überwachungsstaat-Süppchen damit zu kochen, läßt (wenigstens in Bösmenschen wie mir) den Verdacht keimen, daß denen die Schüsse in München nicht unwillkommen kamen. Natürlich nicht für die Abendnachrichten, da war man pflichteifrig geschockt, und in Gedanken bei den Opfern und ihren Hinterbliebenen (nur in Hintergedanken bei der Regierungsvorlage über die Durchsetzung der Totalüberwachung der immer aufmüpfigeren Untertanen).
Der Schritt vom Verdacht, eine unvorhergesehene Notsituation schlau auszubeuten, zum Gedanken, daß vielleicht die Notsituation nicht so unverhergesehen war, wie jetzt dargestellt, ist ein kleiner. Aber einer, der natürlich nur bei einer gewissen Verdachtslage zulässig ist.
Und diese Verdachtslage könnte z.B. darin bestehen, daß ein vom Nachmittagsschläfchen erwachter
Münchener sich fragt: "warum fahren da im Minutentakt Einsatzfahrzeuge mit Sirene vorbei?" und auf die Uhr schaut. Und da war's halt erst 17 Uhr. Okay, er schreibt "ca. 17 Uhr", also geben wir ein paar Minuten dazu. Aber nicht über eine dreiviertel Stunde. Und da hat ja angeblich alles erst angefangen.
Ich weiß, ich weiß: alles nur Verschwörungstheorien ...
So, wie die Verschwörungstheorie, daß Saddam Hussein damals gar keine Massenvernichtungswaffen, die bis London reichten, hatte. Und wie so viele andere "Verschwörungstheorien", die irgendwann, nämlich genau dann, als das politische Interesse, sie als Verschwörungstheorien zu brandmarken, nicht mehr vorhanden (oder wenigstens nicht mehr durchsetzbar) war, sich als leider zutreffende, wenn auch nicht erfreuliche Wahrheiten herausstellten.
Es wird mit dem angeblichen "Amoklauf" in München vermutlich nicht viel anders sein. Leider.