Freitag, 22. Februar 2019

Dumm wie Toastbrot

von Fragolin

Mir ist ja bei meinen gelegentlichen Ausflügen in die Welt der Irgendwasmitmedienschaffenden schon mehrmals der Web-Auftritt „Tag24“ aufgefallen, vor Allem durch seine intellektuell hochwertige und von journalistischer Qualität durchseelte Erscheinungsweise.
So fiel mir gestern dieser Artikel zu, der ein Thema aufgreift, über das an sich ich schon herzhaft lachen musste, und der das auch noch in beispielhafter Manier veranstaltet.
Es geht um Toast.
„Dumm wie Toastbrot“ ist ja ein Spruch, der schon vor der Erfindung des permanent mieselsüchtigen Depressiv-Vierkantes „Bernd“ bekannt war, aber gegen manche Zeitgenossen wirkt selbst eine Scheibe doppelt gebranntes Burger Knäcke wie eine Reinkarnation von Albert Einstein, und damit meine ich ausnahmsweise mal nicht die dem Nachnamen ähnliche Konsistenz. In so manchem Toast scheint es mehr der gestern erwähnten Intelligenz-Gene zu geben als in machen Menschen.
Und so titelt dieser sächsische Ableger des Hauses Gruner&Jahr mit immerhin 40%-iger Dirketbeteiligung der Partei der sozialdemokratischen geistigen Elite, also faktencheckende Qualitätspresse at it‘s best:

Verbrannte Toastscheiben verpesten die Luft mehr als Autos“

Äh. Ja. Also. Wie soll ich mir das vorstellen? Wenn ich in meiner geräumigen Nahrungsmittelzubereitungskemenate einen Scheibe Toast röste, dann verpeste ich die Luft mehr, als wenn ich für die gleiche Zeit die Abgase eines vor dem Haus mit eingeklemmtem Gaspedal vor sich hinjaulenden Vierzigtonners in die Küche leite? Oder müssen es mehrere Toastscheiben sein? Immerhin wird ja von der Mehrzahl geschrieben, allerdings auch bei den Autos. Also ist das Anbrennenlassen von drei Millionen Toastscheiben luftverpestender als das Herumstehen von drei Elektroautos? Mal sehen, ob aus dieser Nicht-Aussage noch irgendwas wird.

Jedem ist wahrscheinlich schon einmal aufgefallen, dass in einer viel befahrenen Stadt die Luft wesentlich schlechter ist, als auf dem Land.“

Mein erster Gedanke war: definiere „gut“ und „schlecht“ und versuche dann, die Kommaregeln der deutschen Sprache zu verstehen. Beides sollte eine leichte Aufgabe für einen qualifizierten und kompetenten Journalisten sein, und etwas anderes werden die Genossen doch wohl nicht einstellen, oder? Immerhin kann er den Unterschied von „als“ und „wie“ richtig interpretieren und das ist ja schonmal was.
Als Zweites ist mir aufgefallen, dass mir noch nie aufgefallen ist, dass die Luft in einer viel befahrenen Stadt schlechter, und schon gar nicht wesentlich, wäre als auf dem Land. Nicht etwa wegen der über morgendliche ländliche Feuchtwiesen ziehenden Gülleduftschwaden sondern einfach, weil ich noch nie in einer viel befahrenen Stadt war. Ja, auf viel befahrenen Straßen schon, aber die führten maximal durch eine Stadt; die meisten Autofahrer haben es geradezu penibel vermieden, etwas anderes zu befahren als die Straße, und so ist mir zwar schon manche viel befahrene Straße begegnet, durchaus auch außerhalb von Städten, aber noch nie eine viel befahrene Stadt.
Eine erste zarte Ahnung vom Kompetenzlevel des Artikels durchweht die Zeilen.

Noch schlechtere Luft atmet ihr jedoch ein, wenn ihr in euren eigenen vier Wänden Toastbrot röstet.“

Also schlechtere Luft als in einer „viel befahrenen Stadt“. Aber nur in euren eigenen vier Wänden. Also können sich alle zurücklehnen, die auf Miete oder sogar noch bei den Eltern wohnen. Gehören dir die Wände nicht, schadet dir auch kein Toasten!

Laut einem Bericht der "Times" waren nach dem Einschalten des Toasters sofort giftige Feinstaubartikel in der Luft messbar.“

Zwei Fragen bewegen mich, seit ich diesen Satz lesen durfte:
Erstens, was ist ein „Feinstaubartikel“? Ein „Artikel“ ist ja ein zum Verkauf angebotenes Produkt; zählt jetzt der Backwarenartikel „Toastbrot“ auch zu den „Feinstaubartikeln“? Gibt es beim Aldi oder bei Rewe eine Abteilung mit „Feinstaubartikeln“? Google hat keine brauchbaren Ergebnisse ausgespuckt, ich bin wirklich ratlos. Oder bezieht sich das doch auf Zeitungs-Artikel? Dann ist also das Geschriebene selbst ein „Feinstaubartikel“? Jetzt habe ich mir also zuhause die Luft verseucht, ohne zu toasten, einfach nur durch Öffnen dieses Feinstaubartikels?
Zweitens war es mir bisher durchaus bewusst, dass Feinstaub ab einer gewissen Menge als gesundheitlich bedenklich oder gar gesundheitsgefährdend gilt, aber „giftig“ ist neu. Giftig sind meist Chemikalien, weil es durch diese zu schädlichen chemischen Reaktionen kommt, aber Feinstaubartikel? Nicht mal, wenn es sich um Feinstaubpartikel handelt, gelten diese als giftig, weil Gift eben ganz was anderes ist als Staub, aber man lernt eben nie aus.

Die Forscher gehen davon aus, dass es dafür zwei unterschiedliche Gründe gibt:“

Sie gehen davon aus? Also wissen sie es nicht, sondern nehmen es nur an? Der Verdacht, dass es sich nach der Nicht-Überschrift auch um einen Nicht-Inhalt handelt, verhärtet sich von fein herumwirbelndem Staub zu einem veritablen Klumpen aus Zweifel und Kopfschütteln. Doch schauen wir mal, welche zwei Gründe das sein könnten:

Zum einen stammen die Partikel vom Gerät selbst, zum anderen von Toastkrümmeln, die am Boden des Geräts zu rauchen anfangen.“

Ach. Toaster zerstäuben also ganz von selbst beim Einschalten? Ich habe einen Doppelschlitztoaster mit dem Fassungsvolumen von vier Scheiben amerikanischem Sandwich-Toast, und der funktioniert bereits seit einem Jahrzehnt ohne allzu auffällige Zerfallserscheinungen. Wenn der bei jedem Toastvorgang auch nur ein Zehntel Gramm seines Gewichtes in Feinstaub umgewandelt hätte, würde der heute nur noch aus Folie bestehen. Aber wenn Forscher von irgendwas ausgehen, muss das ja nicht schlüssig sein.

Und dann zu den Krümmeln. Ich muss gestehen, mein Toaster hat sowas nicht. Der ist einfach technisch nicht in der Lage, Krümmel mit typischer Doppel-M-Belastung zu produzieren. Dem entstehen nur Krümel, und die sind relativ egal, weil mein Toaster auch noch eine technische Raffinesse besitzt, die ich Dummerle für eine normale Vorrichtung gehalten habe, obwohl es anscheinend eine ganz besondere bauliche Besonderheit meines Toasters ist: Nach dem Toasten kann man eine kleine Schublade unten rausziehen, auf der die ganzen Brösel und Krümel herumliegen, die dem Brot beim Toasten entfallen sind, und die entsorgt man dann einfach in den Müll, anstatt sie im Schrank bis zum nächsten Sonntag vor sich hingammeln und -schimmeln zu lassen, auf dass sie sich beim nächsten Toasten zu stinkenden Kohlen verwandeln.

Vielleicht hätten die Professoren dieser amerikanischen Universität ihre illegalen honduranischen Küchenhilfen das Brot toasten lassen sollen, die hätten erst den Dreck aus dem Toaster geräumt und das Brot dann nicht dringelassen, bis es verkohlt. Denn neben dem technischen Wunderwerk der Krümelschublade haben die Toastingenieure auch so einen komischen Drehknopf an den Toaster gebaut, der zwar waschmaschinös aussieht, aber auch für Männer der höheren Bildungsstufe einfach bedienbar gestaltet ist. Da kann man einstellen, dass der Toast aus dem Gerät fliegt, bevor er zum Brikett mutiert ist. Ganz ohne IoT und App.

Die Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass der Toaster womöglich nur für eine kurzfristig hohe Belastung sorgt.“

Na was für ein womögliches Glück, immerhin riecht es sogar eine halbe Stunde nach dem Sonntagsfrühstück immer noch nach Toast in meiner Wohnung, als wäre ich weiterhin von kleinen giftigen Feinstaubartikeln umgeben. Also nur während des Toastens und kurz danach flach atmen oder besser Gasmaske tragen. Oder Atemschutzgerät mit Sauerstoffflasche. Ich werde mal meine alte Taucherausrüstung vom Boden holen, zumindest der Schnuffel müsste mir noch passen. Ich hoffe sie ist nicht zu sehr eingestaubt; es muss ein komisches Bild sein, wenn die Rettung kommt und mich mit der Tauchermaske vor dem Gesicht und mit Feinstaubartikelvergiftung vor einem Toaster zusammengebrochen in der Küche findet.

Trotz dass die Werte niedriger sind, seien die Langzeitfolgen von Autoabgasen wesentlich höher.“

Trotz dass der Schreiberling von der reichsten Partei und einem der größten Medienhäuser bezahlt wird, muss es recht niedrig sein, wenn man sein Sprachniveau betrachtet. Zumindest was das willkürliche Zusammenlöten von Buchstaben und Worten zu kreativen Neuschöpfungen angeht, scheint das Toasten als Solches unbedenklicher zu sein als der Konsum eines Artikels von „Tag24“.
Ansonsten ist auch dieser Satz inhaltsleer.

Dennoch wird empfohlen, seinen Toaster regelmäßig zu reinigen und den Toast maximal zu "vergolden".“

Dennoch empfehle ich, seine Texte regelmäßig gegenzulesen oder zumindest durch ein Rechtschreibprogramm laufen zu lassen und seine Blödheit maximal für sich zu behalten.
Aber nur ganz unverbindlich.

Was ich aber wirklich befürchte ist, dass sogar dieser journalistische feinstaubartikelvergiftete Krümmelkäse Leute bei den Grünen aufscheucht und nach dem „Dieselgipfel“ Antonia Hofreiter, aus deren Bartflusen bei jedem Nicken wahrscheinlich mehr Feinstaub ausbröselt als mein alter Toaster in einem Monat produzieren kann, vollmundig und fetthaarig einen „Toastergipfel“ fordert und vor einem Einknicken der Bundesregierung vor der kriminellen Toastlobby warnen muss.
Und wieder fällt mir der Spruch „Dumm wie Toastbrot“ ein...

1 Kommentar:

gerd hat gesagt…

Bei akuten Suizid Gedanken empfiehlt es sich, nicht nur die Abgase ins Auto zu leiten (wenn man sich für diese Form des Ablebens entschieden hat,)sondern noch zusätzlich einen Toaster auf dem Amaturenbrett zu plazieren, mit entsprechendem Vorrat an Toastbrot.

Dies ist keine Anleitung zum Selbstmord, sondern reiner Sarkasmus meinerseits. Eine Dosis am Tag sei mir gestattet!