Sonntag, 30. Dezember 2012

Tante »Presse« blickt in die Kristallkugel

... und erfreut — bzw. besorgt — ihre treuen Leser mit einem launigen Ausblick auf das kommende Jahr:
Silvio Berlusconi schafft kein Wahl-Comeback, Angela Merkel und Benjamin Netanjahu bleiben im Amt. Und in der Iran-Krise kommt es zum Showdown.

Europa stehen zwei Wahlen bevor, die Spuren hinterlassen werden. Gelingt am 25.Februar Silvio Berlusconi die Rückkehr an die Macht in Rom, könnte es eng werden unter dem Euro-Rettungsschirm. Noch sieht es nicht danach aus. Die Partei des Possenreißers liegt klar hinter Pier Luigi Bersanis Mitte-links-Bündnis. Und im Zentrum erwächst nun auch in der Allianz, die sich um den Technokratenpremier Mario Monti schart, eine neue Alternative. In Deutschland deutet alles auf einen Herbstsieg von Kanzlerin Angela Merkel hin. Peer Steinbrück dürfte sich bald wieder Vorträgen widmen können. Denn auch unter ihm als Spitzenkandidaten kommt die SPD nicht vom Fleck. Sorgen muss sich die Union um ihren Koalitionspartner: Sollten die Liberalen mit Philipp Rösler in die Wahl ziehen, stellen sie möglicherweise gar keine Abgeordneten im nächsten Bundestag. Merkel kann dann noch immer eine Große Koalition bilden.
Na, ist doch nicht so schlimm: unter dem Euro-Rettungsschirm wird's nicht eng, dafür sorgen schon die bekannt wirtschaftsverständigen Sozen unter Bersani im Gleichschritt mit einem G/S-Bankster, und die Deutschen wählen statt eines vortragenden Possenreißers die bewährte Stasi-Mitarbeiterin, die »als Schutz und Schild« diesmal nicht der Partei der Arbeiterklasse, sondern der Partie der polit-bürokratischen Nehmerklasse fungiert, und die weitere Aushöhlung der Finanz- und Wirtschaftskraft ihres Landes durch wertlose Target2-Forderungen an die EZB wie schon bisher abnickt.
Bei der Wahl in Israel am 22. Jänner wird die Labour-Partei unter Shelly Yachimovich wieder ein Lebenszeichen von sich geben. Doch es wird nicht reichen, um die Koalition von Premier Benjamin Netanjahu aus dem Amt zu jagen. Mit dem Votum im Rücken wird er noch vehementer als zuvor darauf drängen, Irans Atomprogramm unschädlich zu machen. 2013 könnte das Jahr der Entscheidung sein. US-Präsident Obama wird noch einmal einen Verhandlungsanlauf nehmen. Lässt Teheran den Westen wieder ins Leere laufen, wird sich eine militärische Eskalation nur schwer abwenden lassen.
Na, wenn jetzt schon so geschrieben wird, dann kann man davon ausgehen, daß egal was der Iran machen würde, es immer so dargestellt würde, als wenn Teheran »den Westen wieder ins Leere laufen« ließe. Irgendeinen Grund, den Einmarsch anzuordnen, wird man schon finden, und wären es bloß Satellitenaufnahmen von Massenvernichtungsanlagen, welche USrael, ganz Europa, die ganze Welt oder überhaupt das Universum (samt Aliens) bedrohen. Das hat ja auch im Irak prächtig funktioniert, und warum sollte man von einer bewährten Erfolgsformel abgehen?

Vielleicht stellt sich im Rückblick auf 2013 heraus, daß sich die ollen Mayas nur um ein Jahr verrechnet haben (falls noch jemand zurückblickt, nämlich ...). Was jedoch angesichts der vielen Jahrhunderte, die deren Prophezeiungen alt sind, unter die Kategorie »Meßungenauigkeiten« subsumiert werden könnte. Tante »Presse« schließt jedenfalls launig:
Wird es 2013 passieren? Nicht unbedingt. Meistens kommt bekanntlich fast alles anders. Und für Prophezeiungen gilt ohnedies, dass sie in die Zuständigkeit von Narren oder Kindern fallen. Wahrscheinlich machen sie deshalb so viel Spaß.
Fast soviel Spaß, wie die Lektüre derartiger Presseartikel. Bei denen sich schon die Frage stellt: warum mußten schöne Bäume gefällt werden, damit solch belangloser Unsinn gedruckt werden kann ...

1 Kommentar:

Arminius hat gesagt…

Prohezeihungen sind immer dann problematisch, wenn sie die Zukunft betreffen.

In diesem Sinne:
Einen guten Rutsch und alles Gute für 2013!