Montag, 17. Dezember 2012

»Ramsch hamma da!«

... hieß es in meiner Jugend ironisch anpreisend, wenn wieder einmal ein sich bei näherem Besehen als völlig wertlos herausstellendes »Trumm«*) angeschafft worden war. Und heute schreibt »Die Presse« ganz, total, also wirklich völlig Überraschendes zum Thema Kroatien:
Neues EU-Mitglied Kroatien ist nur noch Ramsch

Kurz vor dem Beitritt zur Union ist das Land über die Herabstufung des Ratings auf Ramsch-Status durch Standard & Poor's erschüttert. Eventuell werde 2013 der IWF gerufen, so Kroatiens Finanzminister.

Zagreb/Bloomberg/Apa. Im Juli 2013 tritt Kroatien der Europäischen Union bei. Viele Kroaten freuen sich ein halbes Jahr zuvor darüber, dass das Land nun als zweite ehemalige Teilrepublik Jugoslawiens die Wunden der Vergangenheit abstreifen konnte, und hoffen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung durch den Beitritt. Viele dieser Hoffnungen wurden durch die Ratingagentur Standard & Poor's am Wochenende auf den Boden der Realität zurückgeholt. Denn aufgrund der fehlenden politischen Reformen stufte S&P Kroatiens Kreditwürdigkeit auf Ramschniveau herab.

Die Probleme Kroatiens erinnern dabei an Griechenland und andere europäische Krisenstaaten: Mangelnde Flexibilität des Arbeitsmarktes sowie geschützte Bereiche, die aufgrund des massiven Widerstands von Interessensgruppen von der Politik nicht angegangen werden, hätten zu einer geringen Beschäftigungsquote sowie dem Verlust von internationaler Konkurrenzfähigkeit beigetragen, so S&P in der Begründung für den Schritt.
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Na, wer hätte bloß sowas gedacht! Die hoffnungsvolle Osterweiterung der EU, die mit einer baldigen Aufnahme der Türkei ihre Krönung finden sollte, kann durch solche Kleinigkeiten nicht in Frage gestellt werden. Ach, das wird schon, auch Griechenland legte doch einen durch Statistiken der griechischen Regierung nachweislichen wirtschaftlichen Höhenflug hin, seitdem es bei der EU ist, und erst ganz besonders, seit es den Euro hat. Also ganz einfach dieses Erfolgsrezept kopieren, und wir haben blühende Landschaften am Balkan, wie wir sie noch nie hatten und sonst nie hätten. Oder so.

Ist Kroatien erst mal dabei, dann kann es endlich den erfolgreichen Weg Portugals gehen, beispielsweise. Oder Spaniens. Oder Italiens, Frankreichs und Belgiens (okay, okay! Belgien hat es schon hinter sich, denn Belgien muß erst zerfallen, Kroatien ist ja bereits ein »Trumm«, das von Jugoslawien übergeblieben ist ...). Und die EU re(a)giert offenbar nach dem alt-bewährten Motto: »Is' die Kuh hin, soll's Kalb aa hin sein!«

Dafür ist sie auch ein preisgekröntes Friedensprojekt! Ist doch auch was schönes, besonders in der bald kommenden Weihnachtszeit, die bekanntlich eine Zeit des Friedens und der Geschenke ist. Und allen Menschen ein Wohlgefallen. Allen Menschen ...?

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*) für Piefkes: die im Hochdeutschen nur als Pluralform existierenden »Trümmer« gibt's im Idiom Österreichs auch als Singular, und bedeuten (wechselweise) einen durch Größe, Unhandlichkeit und/oder Wertlosigkeit gekennzeichneten Gegenstand

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