Freitag, 18. September 2020

Quo vadis, Unterberger ...?

Zu einem – nun, sagen wir mal: »interessanten« – Artikel des sonst durchaus vernünftigen Dr. Andreas Unterberger erschien dort ein brillantes Kommentarposting
 
 
von Oberösi
 
 
Es kann keinen vernünftigen Grund geben, anzunehmen, daß Putin hinter dem Giftanschlag auf Nawalny steht. Es sei denn,

1. man wäre intellektuell nicht in der Lage, Politik differenzierter zu betrachten als der durchschnitt-liche Kronzenzeitungs- oder ORF-Konsument.

2. man hat eben seine klare Agenda, und die lautet: die Interessen der USA über alles, die des eigenen Landes, eines wirklich freien Europas danach.

Kein auch nur halbwegs vernünftiger Mensch wird annehmen, daß Putin Derartiges veranlaßt, aus-gerechnet in der heiklen, heißesten Phase des Nord Stream Projekts, der Fertigstellung der letzten hundert Kilometer, in einer Phase, in der die offizielle US-Politik seit Monaten tut, was sie seit 150 Jahren am besten kann: Gegner mit Sanktionen einzuschüchtern, auch gegen alles internationale Recht, und wenn dies nichts fruchtet, mit wirtschaftlichen oder militärischen Mitteln zu disziplinieren (wohl-gemerkt: Feind ist jeder, der sie daran hindert, ihren parasitären Lebensstil auf Kosten des Restes der Welt zu befriedigen, jeder, der nicht nach der Pfeife der Wallstreet-Oligarchen und des anhängenden militärisch-wirtschaftlichen Komplexes tanzt).

Also: Putin, jener laut unseren Medien angeblich so kühl kalkulierende, kalte Stratege und Macht-mensch vergiftet einen der populärsten Kritiker im Lande. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, der ihm absehbar die größtmögliche negative Propagande in der Auseinandersetzung um das umstrittene Pro-jekt Nord Stream 2 mit dem ach so moralischen Westen bringt. Anstatt ihn, wenn er schon wollte, heimlich, still und leise verschwinden zu lassen, wie dies die Art aller Geheimdienste dieser Welt ist.
 
Dem nicht genug, läßt er ihn in Folge offiziell in einer Klinik behandeln und, als das nichts fruchtet, erklärt er sich bereit, ihn in eine Berliner Klinik ausfliegen zu lassen, um dort das Gift als russisches Gift diagnostizieren zu lassen.

Ausgerechnet Deutschland, jenes nach wie vor besetzte Land, wo Merkel, die rückgratlosen Politelite und die Medien nur darauf warten, einen Vorwand zu konstruieren, um Putin so richtig in die Pfanne zu hauen als Bösewicht, um Nord Stream 2 endgültig versenken zu können. Denn mit so einem verwerf-lichen Mörder kann man ja wirklich nicht, gell?

Von den Deutschen erwarte ich nicht wirklich etwas anderes: dieses rückgratlose, orientierungslose, entwurzelte Volk ist offensichtlich nur glücklich, wenn es sich selbst ins Knie schießen kann. Und die Milliarden, die bereits investiert wurden, um qualitativ hochwertigeres Russengas günstiger beziehen zu können, in den Wind zu schießen und dafür das schlechtere, aber teurere Shale-Gas der Amerikaner zu kaufen, um deren bröckelnde Hegemonie zumindest ein paar Tage zu verlängern.
 
Vom Autor des Unterberger-Blogs allerdings hätte ich doch etwas mehr erwartet.

Daß man nicht immer einer Meinung ist, ist normal. Im Gegenteil, durch andere Sichtweisen, gegen-teilige Meinungen ergeben sich oft fruchtbare, interessante neue Aspekte. Was ja auch der Sinn der Sache ist.

Doch dieser Beitrag eröffnet ein neue Dimension der Verblödung und wirft ein klares Schlaglicht auf die offensichtliche Agenda des Unterberger-Blogs. Jedenfalls stellt sich mir dies so dar, und ich ziehe daher die Konsequenz.


4 Kommentare:

Götz hat gesagt…

Welcher Beitrag hier eine neue Dimension der Verblödung eröffnet, jener von Dr. Unterberger oder der von "Oberösi", darüber lässt sich trefflich streiten.

Wie auch immer: Kein denkender Mensch wird annehmen (außer "Oberösi" und seinesgleichen), dass Putin, nachdem er sei vielen Jahren mit seinr Strategie in- und extraterritorialer Vergiftungsunternehmungen mißliebiger Kritiker noch jedes Mal durchschlagenden Erfolg hatte, sich durch Nord Stream 2 oder sonst einen globalstrategischen Grund daran hindern ließe, auf diesem für ihn so erfolgreichen Weg auch bei seinem missliebigsten Kritiker fortzufahren.

Das sehen nicht nur die pöhsen USA so, die "Oberösi" in einer Weise karikiert, wie man das sonst nur von hasserfülten Bannern islamistischer Schreihälse kennt, sondern bemerkenserterweise sogar mehr und mehr Russen selbst.

Aber mit einem "Reichsbürger" oder den "Reichsbürgern" nahestehenden Zeitgenossen, als welcher sich "Oberösi" durch den alten Reichsbürger-Narrativ des "nach wie vor besetzten Landes" outet, lässt sich bekanntlich nicht reden.

gerd hat gesagt…

Wenn jemand daran glaubt, dass die EU ein Leuchtturm des Friedens und des Rechts für Millionen sein kann, dann muss man sich der Einschätzung Oberösis, was den Artikel von Unterberger angeht, vorbehaltlos anschliessen.

SF-Leser hat gesagt…

Ich möchte dazu zwei Anmerkungen machen:

Geht man davon aus, daß die Vergiftung (ich nehme mal an, es war wirklich eine.) nicht von Putin angeordnet wurde, bedeutet dies ja, daß ausländische Mächte oder innerrussische Nichtregierungs - Mächte genügend Möglichkeiten haben, solch eine Aktion durchzuführen. (also Logistik, Giftbesorgung usw.)
Das soll der russische Geheimdienst nicht mitbekommen haben??

Geht man davon aus, daß Putin den Anschlag angeordnet hat, dann fragt man sich schon warum so dilettantisch?
Nicht ausreichende Giftmenge
Unwissenheit, daß auch dieses Gift nachweisbar ist? usw
Auch dies halte ich für schwer vorstellbar!

Wenn Putin den Giftanschlag angeordnet hat, aber so, daß alle Indizien auf seine Urheberschaft hindeuten, dann ist die Absicht vielleicht ja wirklich die, die Pipeline nicht zu Ende bauen zu müssen, weil Deutschland ja nicht mehr will und so eben Rußland nicht vertragsbrüchig wird.
Will Rußland etwa seinen Gaslieferungsvertrag gar nicht mehr erfüllen? Nur warum? Zu lange Laufzeit mit zu niedrigen Preisen?
Oder kann Rußland den Vertrag nicht erfüllen? (nicht genügend Gas z.B.)

Stecken also ganz andere Absichten dahinter, als jetzt so vordergründig erörtert werden oder zu erkennen sind??


Grüße

Anonym hat gesagt…

Götz Doppelplusgutdenk.

SF-Lesers (Kenne ich ihn von einem anderen, seinem, Blog?) Ansicht ist bemerkenswert. Diese Herrschaften, die da im Trüben fischen, spielen eben gleich mehrfach über Bande. Die durchaus zutreffende Regel "Wem gut?" ist deswegen nicht gleich gänzlich aufgehoben.
Beispiel Sarrazin: Warum wird er derartig angepinkelt? Er will doch nichts anderes, als daß das Wasser im Topf nur langsamer erhitzt wird, damit es der Frosch nicht doch noch merkt.
Es ist verwickelt.