... ist heute ja in der FAZ bestens bedient: ein Denker, ein Visionär, ein Erzähler des Potentiellen. Mit einem Wort: ein Journalist mit Leib und Seele, wobei diese, wie es scheint, von Visionen und dem Potentiellen eher gespeist wird als von Fakten- und Grundsatztreue. Wir wollen es dabei bewenden lassen, und verzichten auf die Einholung von Kontrollbefunden, bspw. durch Martin Walser oder Thor Kunkel ...
Da der teure Tote bereits vor einigen Jahren mit einer Laudatio über einen noch nicht fertiggestellten Film eine solide prophetische Begabung erkennen ließ, dürfen wir davon ausgehen, daß er auch jetzt weiß, wie der Dreh weitergeht. Wir sind — freilich nur virtuell — stolz, ihm dazu den Bambi Courage überreichen zu dürfen, und wünschen ihm weiterhin viel Glück.
6 Kommentare:
Nichts, wenn nichts Gutes. Deshalb nichts.
Aber wenn schon auf den besagten Artikel verlinkt wird, möchte ich dazu …
"Durch seine Entscheidung, Graf Stauffenberg sein Gesicht zu leihen, wird Tom Cruise das Bild, das die Welt sich von uns Deutschen macht, verändern."
… was sagen.
Gar nichts wird sich verändern. Und gar nichts hat sich geändert.
Es ist einfach gelogen, dass Deutschland wegen 33…45 in der Welt schlecht angesehen wäre. Ich rede hier gar nicht darüber, dass das Buch in den arabischen Ländern demonstrativ im Schaufenster liegt. Das geht schon von der einfachen Logik her nicht auf, dass die fanatischen Antisemiten, von denen einigen schon in den Tausend Jahren mit dem Führer deswegen enge Beziehungen unterhielten, wegen 33…45 schlecht über Deutschland denken. Das Gegenteil ist der Fall (ob man sich darüber freuen muss, ist eine andere Frage).
Und ich rede auch nicht davon, dass die Inder (davon gibt es immerhin 1.200.000.000) durchaus positive Assoziationen zum Hakenkreuz haben. Nicht nur, weil das dort ganz einfach das Sonnenrad ist, sondern auch, wegen Bose und allem was dazu gehört.
In Osteuropa wirkt der Mythos Deutschland bis heute nach, wegen dem hohen Ansehen, das sich Heer und Wehrmacht dort erworben haben.
Anfang 1994 war Ephraim Kishon bei STERN-TV. Jauch hat mit ihm über dieses und jenes geschwätzt. Keine Sensationen, ich weiß nicht mehr, worum es ging.
Mit einer Ausnahme.
Auf die Frage, welche Diktatur er als schlimmere erlebte, antwortete Kishon "die Kommunisten".
Das am meisten beeindruckende kann ich verbal leider nicht widergeben: Spontaneität, mit der diese Antwort kam; und die ebenso spontan folgende Erklärung. Da war kein tricksen, kein taktieren, kein "wie kann ich den Kunden Honig um den Mund schmieren".
Das war echt. Der Jude, dessen Ermordung die Nazis fest eingeplant und vorbereitet hatten, hielt die Braunen nicht mal für das größte Übel.
1995 (also 50 Jahre nach HC, um das mal auf der Zeitleiste abzubilden) hatte ich einige Monate in Israel gearbeitet. Auf mein "Germany" nach "wo kommst´n her" habe nie, wirklich kein einziges Mal, eine negative Reaktion erlebt.
Was also hat sich mit der Schmierenkomödie geändert?
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Wollte ich nur mal loswerden.
Nunja, jetzt ist der tot, der (Ge)Schirrmacher. Das tragische und lehrreiche an dieser Tatsache ist, dass das Alter zwischen 50 und 60, der sog. "zweite Frühling" für Männer verdammt kritisch ist. Man(n) denkt, dass man noch physisch in jeder Beziehung mit den Jungspunden mithalten kann, kann es aber in realita nicht mehr. Alarmsignale des Körper sollten gerade in diesem Alter ernst genommen werden - soviel zum Medizinischen. Ansonsten gibt es tatsächlich nur eher Ungutes über den FAZ-Ruinierer zu sagen und leider muss einiges raus.
Schirrmacher hat und hätte niemals die intellektuelle Klasse eines Joachim Fest erreicht, dessen Fußstapfen ihm zeitlebens viel zu groß waren. Sch. ist auch nicht der Nachfolger von Fest, sondern eigentlich in jeder Hinsicht von Marcel Reich-R. Seine Denkansätze und Ansichten waren allesamt nicht diskutabel, sondern Unfug. Er trug Themen meinungsstark und mit großem Resonanzboden in die Öffentlichkeit, allerdings ohne sie im Kern zu verstehen. Das Thema Internet ist nur ein prominentes Beispiel.
Schirrmacher ist für den Linksdrall und die Feuilettonisierung des einstigen Leitmediums FAZ verantwortlich. Es sorgte dafür, dass sich dort solch obskure Gestalten wie Rainer "Don Alphonso" Meyer breitmachen konnten und gute Redakteure das Blatt verließen. Außerdem hat Sch. für die Rettung der linksradikalen Propagandapostille FR gesorgt.
Für einen Leser, der links gewonnen wurde, verlor die Zeitung mitte-rechts zehn, doch das war Schirrmacher egal. Wohin die FAZ jetzt steuern wird, bleibt der Zukunft überlassen. Ich habe allerdings wenig Hoffnung, dass sich an der grundsätzlichen - falschen - Richtung etwas ändern wird. Früher wäre es mal schade gewesen, jetzt soll das Ex-Leitmedium ruhig im linkspopulistischen Medieneinheitsbrei untergehen.
Lesetipp
http://www.antibuerokratieteam.net/2014/06/13/ein-sehr-grosser-geist-kein-nachruf/
@Patzer:
Ich habe Ihr Posting zu dem dazugehörigen Artikel verschoben, wenn's recht ist ...
Beim Anblick solcher charismatisch irrlichternden Figuren frage ich mich immer, wie das überhaupt geht, das "ich habe zwar nichts zu sagen, davon aber ganz viel"; wie man so leben kann.
Natürlich sind die Menschen sehr unterschiedlich, und so wie der Phänotyp ist sicher auch die psychische Grundausstattung vielfältig. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das System unendlich belastbar ist.
Miriam Meckel ist an der Hohlheit, der hyperaktiven Inszenierung des Nichts, schon mal in die Knie gegangen. Mit 32. Offiziell hieß es burn out Syndrom, aber das glaube ich nicht. Sie ist zusammengeklappt unter der Last der Orientierungslosigkeit, die sie als Marktschreierin alltäglich als intellektuelle Leistung verkaufen musste.
Vor ein paar Jahren hatte ich mal eine Viertelstunde (oder so) mit Julia Bonk geschwätzt. Sie war eine charmante weibliche Erscheinung und hat das auch (was ich sehr schätze) bewusst eingesetzt. Aber ratlos zurückgelassen hat mich ihre Orientierungslosigkeit. Was die öffentlich zelebrierte (Drogen für alle, Schöner leben ohne Nazis) das war doch der verzweifelte Versuch, der Hohlheit die Anmutung von Substanz zu geben.
Nein, ich glaube nicht, dass jeder Mensch eine Vision braucht, ein Ziel verfolgen muss. Im Gegenteil, es wäre vielen viel Leid erspart geblieben, wenn Figuren wie Stalin oder Mao keine Vision, kein Ziel verfolgt hätten.
Aber wer in einer Partei einen höheren, im Licht der Öffentlichkeit stehenden Posten bekleidet, wie kann der überleben ohne Kompass?
Ich habe es nicht verstanden. Und ein paar Jahre später sie auch nicht mehr.
Schirrmacher erschien mir schon lange als die Kreuzung der beiden.
Wo für steht dieser Typ eigentlich?
Und was will er erreichen?
Die zahlenmäßig große Dummschwätz-Fraktion ist ihm gefolgt; das ja (gekauft haben die seine Bücher). Aber die rennen jedem hinterher, der nur genügend Wortgeklingel ablässt. Und mehr als Wortgeklingel habe ich bei dem nicht gesehen. Seine Ergüsse waren vielfach so dämlich, dass nicht mal das Gegenteil richtig gewesen wäre.
Er hat sich beim (in der Mimikry der totalen Buntheit daherkommenden) rotfaschistischen Mainstream angedient und gleichzeitig versucht, einen auf bürgerlich zu machen. Das ging auf den ersten Blick scheinbar ganz gut. Die Wahrheit ist aber, dass die Fraktionen sich am Ende doch mehr zum Original hingezogen fühlen, zu dem mit dem Stallgeruch. Die Linken vergöttern am Ende eben doch Gysi, Augstein & Gen.; Schirrmacher darf sich mit dazusetzen, wenn zufällig noch ein Stuhl frei ist.
Und die Bürgerlichen haben immer mehr die Nase gerümpft. Sind Kapitalismuskritik (vulgo: sozialistische Propaganda), Gleichschaltung, Umvolkung, Diskriminierung, mehr Staat und Rassismus neuerdings bürgerliche Werte? Wird dieser Dreck uns aus dem Schlammassel raushelfen? Welcher Bürgerliche hat Schirrmacher noch ernst genommen?
Und wie kann jemand diesen Spagat aushalten, ohne zusammenzubrechen?
Nun ist die Frage beantwortet; er hat es nicht ausgehalten.
Wenn meine ungeschmaddeten
Ahnen recht hatten, watet Schirrmacher jetzt in Likstrand in kaltem Eiter. Dort, wo die Neidinge hinkommen.
Wenn aber Lukrez recht hatte (um noch einmal darauf zurückzukommen), post mortem nihil est. Schade eigentlich.
(Nach Hel kommen nur die, die den Bluttod fürchten - Felix Dahn)
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