Unter dem ein wenig irreführenden Titel »Gabalier, Rauch-Kallat und der Schließmuskel« kommentiert »Die Presse« eine in der ZIB 24:00 unter Leitung einer ORF-Mitarbeiterin abgeführte Diskussion des volkstümlichen Schlagersängers Gabalier mit der ehemaligen ÖVP-Ministerin Rauch-Kallat. Nicht nett — wenngleich sachlich alles andere als unzutreffend —, eine ORF-Mitarbeiterin als »Schließmuskel« zu bezeichnen, das muß einmal gesagt sein!
Doch halt —»Die Presse« bezieht sich mit dem »Schließmuskel« nicht auf das Bild, sondern auf eine ungemein witzige Äußerung Rauch-Kallats, welche »Die Presse« wie folgt referiert:
Um jedoch kurz beim Schließmuskel zu bleiben: die SPÖ-Frauenministerin Heinisch-Hosek fühlte sich bemüßigt, Herrn Gabalier Nachhilfestunden zu erteilen ...
und verursachte damit einen
Denn in diesem Streit geht es ja nicht bloß um irgendwelche feminazistische Hirnblähungen, sondern schlicht um die Verunstaltung eines formal tadellosen Gedichtes — wie immer man den Literaturwert dieser Hymne der österreichischen Dicherin Paula von Preradovic einschätzen mag (was bei den meisten Hymnen der Welt zu vermutlich noch deutlich geringeren Einschätzungen führen dürfte, aber das nur nebenbei bemerkt).
Die Hymne ist in akzentuierend vierhebigen Trochäen gedichtet (also: –υ–υ–υ–υ) und lautete bis zur Gschaftlhuberei Rauch-Kallats in ihrer letzten Nationalrats-Sitzung, als sie die Hymnen-Verunstaltung anleierte, in ihrer ersten Strophe (von den anderen kennt ja ohnehin kein Schwein den Text!) wie folgt:
Die seit 1. Jänner 2012 mit Gesetzeskraft versehene, »geschlechtergerechte« Version lautet hingegen:
Man muß nun kein Hölderlin, Platen oder Rilke sein, um zu erkennen, daß das Versmaß durch diesen gesetzgeberischen Eingriff ruiniert wurde, denn der vierte Vers hinkt nun regelwidrig und abweichend vom restlichen Gedicht –υ–υ–υυ–υ dahin — was einfach eine erbärmliche Flickschusterei, und umso ärgerlicher ist, als eine metrisch einwandfreie Lösung (wenn man sich schon partout darauf versteift, unbedingt »Töchter« besingen zu müssen) ohne Schwierigkeiten herzustellen gewesen wäre.
Daß sich ein biederer Schlagersänger weigert, solch ein Machwerk zu singen, sagt schon viel. Daß sich eine angebliche Bildungsministerin nicht geniert, es noch zu verteidigen, freilich noch mehr. Ein Sommertheater, das alles über dieses unser Land sagt. »Land der Hämmer«*) wäre da noch die schmeichelhafteste Assoziation ...
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*) Für Piefkes: wer in Wien über jemanden äußert: »So ein Hammer!«, der meint damit: »So ein Volltrottel!«
Der „Volks-Rock'n'Roller“ traf in der „ZiB“ um Mitternacht auf die frühere ÖVP-Frauenministerin – und die beiden waren sich nur bei der Wahl ihrer Garderobe erstaunlich einig. Andreas Gabalier erschien im braunen Trachtenjopperl und wiederholte, er habe die Bundeshymne beim Grand Prix in Spielberg in der Retroversion – also ohne die 2011 eingefügten „großen Töchter“ – gesungen, weil er das als Achtjähriger so gelernt habe. Schlagfertig konterte Maria Rauch-Kallat im blauen Trachtenkostüm: „Ich gehe davon aus, dass sie als Einjähriger noch in die Windeln gemacht haben und heute trotzdem ihren Schließmuskel beherrschen.“Gerade Frau Rauch-Kallat sollte mit derlei Scherzchen freilich vorsichtig sein, schließlich eilt ihr der Ruf voraus, ihre glanzvolle politische Laufbahn von der Assistentin im ÖVP-Parlamentsclub bis zu Ministerehren nicht zuletzt dem karrierefördernden Einsatz ihrer Unterleibsmuskulatur zu verdanken — wenngleich (das sei konzediert) nicht explizit der Einsatzfreude ihres Schließmuskels (zumindest sind allfällig sensationelle Griechisch-Kenntnisse Rauch-Kallats nicht zu LePenseurs Ohren gedrungen). Dennoch: wer wie sie dem Vernehmen nach über den Unterleib Karriere machte, sollte — situationselastisch — dann doch lieber andere Körperregionen zum Gegenstand witziger Bemerkungen wählen.
Um jedoch kurz beim Schließmuskel zu bleiben: die SPÖ-Frauenministerin Heinisch-Hosek fühlte sich bemüßigt, Herrn Gabalier Nachhilfestunden zu erteilen ...
und verursachte damit einen
Shitstorm gegen Heinisch-Hosek auf Facebook
... berichtet »Die Presse« erschüttert. Seltsamerweise kann ich mich beim #Aufschrei-Shitstorm gegen Brüderle vor eineinhalb Jahren nicht erinnern, daß »Die Presse« diesen als »bedenklich« qualifiziert hätte. Für weitaus bedenklicher halte ich hingegen, daß eine angebliche Bildungsministerin (und das ist Heinisch-Hosek im Nebenberuf ja auch noch) sich nicht entblödet, sich mit einer Darstellung der literarisch verhunzten Hymne abbilden zu lassen.Die Frauenministerin postete ein Foto mit dem Hymnen-Text (inklusive "Töchter") auf Facebook. Die Reaktionen waren bedenklich."Im Sinne des lebenslangen Lernens hier eine kleine Lernhilfe für Andreas Gabalier ;)" - zusammen mit dieser Anmerkung postete Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) ein Foto von sich auf Facebook: In ihren Händen hält sie ein Schild mit dem Text der österreichischen Hymne, ihr Zeigefinger richtet sich dabei auf den Teil, in dem auch die "Töchter" vorkommen.
Dieses eine Posting löste einen regelrechten Shitstorm aus: Mehr als 15.000 Menschen kommentierten das Bild, meist auf negative Art und Weise. Die beiden Pressesprecherinnen der Ministerin sind laut eigenen Angaben seit gestern dabei, die übelsten Beschimpfungen aus dem Netzwerk zu löschen - auch Morddrohungen seien dabei. "Die Kritik ist schon massiv. Aber wir haben auch positives Feedback bekommen", heißt es aus dem Ministerium. "Dabei hat die Ministerin nur auf den fültigen Text hingewiesen."
Denn in diesem Streit geht es ja nicht bloß um irgendwelche feminazistische Hirnblähungen, sondern schlicht um die Verunstaltung eines formal tadellosen Gedichtes — wie immer man den Literaturwert dieser Hymne der österreichischen Dicherin Paula von Preradovic einschätzen mag (was bei den meisten Hymnen der Welt zu vermutlich noch deutlich geringeren Einschätzungen führen dürfte, aber das nur nebenbei bemerkt).
Die Hymne ist in akzentuierend vierhebigen Trochäen gedichtet (also: –υ–υ–υ–υ) und lautete bis zur Gschaftlhuberei Rauch-Kallats in ihrer letzten Nationalrats-Sitzung, als sie die Hymnen-Verunstaltung anleierte, in ihrer ersten Strophe (von den anderen kennt ja ohnehin kein Schwein den Text!) wie folgt:
Land der Berge, Land am Strome,
Land der Äcker, Land der Dome,
Land der Hämmer, zukunftsreich!
Heimat bist du großer Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne,
||: Vielgerühmtes Österreich :||
Land der Äcker, Land der Dome,
Land der Hämmer, zukunftsreich!
Heimat bist du großer Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne,
||: Vielgerühmtes Österreich :||
Die seit 1. Jänner 2012 mit Gesetzeskraft versehene, »geschlechtergerechte« Version lautet hingegen:
Land der Berge, Land am Strome,
Land der Äcker, Land der Dome,
Land der Hämmer, zukunftsreich!
Heimat großer Töchter und Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne,
||: Vielgerühmtes Österreich :||
Land der Äcker, Land der Dome,
Land der Hämmer, zukunftsreich!
Heimat großer Töchter und Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne,
||: Vielgerühmtes Österreich :||
Man muß nun kein Hölderlin, Platen oder Rilke sein, um zu erkennen, daß das Versmaß durch diesen gesetzgeberischen Eingriff ruiniert wurde, denn der vierte Vers hinkt nun regelwidrig und abweichend vom restlichen Gedicht –υ–υ–υυ–υ dahin — was einfach eine erbärmliche Flickschusterei, und umso ärgerlicher ist, als eine metrisch einwandfreie Lösung (wenn man sich schon partout darauf versteift, unbedingt »Töchter« besingen zu müssen) ohne Schwierigkeiten herzustellen gewesen wäre.
Daß sich ein biederer Schlagersänger weigert, solch ein Machwerk zu singen, sagt schon viel. Daß sich eine angebliche Bildungsministerin nicht geniert, es noch zu verteidigen, freilich noch mehr. Ein Sommertheater, das alles über dieses unser Land sagt. »Land der Hämmer«*) wäre da noch die schmeichelhafteste Assoziation ...
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*) Für Piefkes: wer in Wien über jemanden äußert: »So ein Hammer!«, der meint damit: »So ein Volltrottel!«
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