Dienstag, 6. August 2013

1. Urlaubs-Intermezzo: Die kleine rote Henne

Eine kleine Geschichte fand ich zufällig in den »Klosterneuburger Marginalien« in einem Kommentarposting. Vielleicht kennt sie der eine oder andere noch nicht, und so wird sie eben auch auf diesem Blog nacherzählt:
Es war einmal eine kleine rote Henne, die auf dem Bauernhof scharrte, bis sie einige Weizenkörner fand. Sie rief ihre Nachbarn und sagte: »Wenn wir diesen Weizen pflanzen, werden wir Brot zu essen haben. Wer will mir helfen ihn anzubauen?«
»Ich nicht«, muhte die Kuh.
»Ich nicht«, schnatterte die Ente.
»Ich nicht«, grunzte das Schwein.
»Ich nicht«, meinte die Gans.
»Dann werde ich es tun«, sagte die kleine rote Henne. Und sie tat es.

Der Weizen wuchs hoch, reifte und trug goldene Körner. »Wer will mir helfen den Weizen zu ernten?«, fragte die kleine rote Henne.
»Ich nicht«, sagte die Ente.
»Dafür bin ich nicht zuständig«, sagte das Schwein.
»So etwas schickt sich einfach nicht für eine Kuh«, wandte diese ein.
»Ich würde meine Arbeitslosenunterstützung verlieren«, klagte die Gans.
»Dann werde ich es tun«, sagte die kleine rote Henne, und sie tat es.

Schließlich kam die Zeit, da das Brot gebacken werden sollte. »Wer hilft mir das Brot zu backen?«, fragte die kleine rote Henne.
»Das hieße Überstunden für mich«, maulte die Kuh.
»Ich riskiere doch nicht meine Sozialhilfe«, meinte die Ente entrüstet.
»Ich bin so ungeschickt und habe nie gelernt, wie man das macht«, sagte das Schwein.
»Wenn ich die einzige sein soll, die hilft, ist das diskriminierend«, murrte die Gans.
»Dann mache ich es«, sagte die kleine rote Henne.

Sie buk fünf Laibe Brot und hielt sie hoch um sie den anderen zu zeigen.
Jetzt wollten alle etwas davon abhaben; sie forderten sogar lauthals ihren Teil. Aber die kleine rote Henne sagte: »Nein, ich kann die fünf Brote ebenso gut selbst essen.«
»Unmäßiger Profit«, brüllte daraufhin die Kuh.
»Kapitalistischer Blutsauger«, schnatterte die Gans.
»Gleiches Recht für alle«, forderte die Ente.
Das Schwein grunzte nur.

Und sie malten Slogans wie: »Für soziales Gewissen!« und »Gerechtigkeit für alle!« auf Transparente, liefen um die kleine rote Henne herum, und riefen Flüche gegen sie, und Schimpfworte.

Als wegen des Tumults der Regierungsvertreter kam, sagte er zu der kleinen roten Henne: »Hör mal, du darfst nicht so habgierig sein!«
»Aber ich habe mir das Brot doch selbst erwirtschaftet«, erwiderte die kleine rote Henne.
»Genau«, sagte der Regierungsvertreter. »Das ist ja das Wunderbare an unserem System der sozialen Marktwirtschaft: jeder auf dem Bauernhof kann so viel erwirtschaften, wie er will. Aber dank unserer zeitgemäßen und sozial gerechten Gesetzesbestimmungen müssen die produktiv Tätigen ihr Produkt eben mit denen teilen, die nicht arbeiten!«

Und so geschah es auch. Nur wunderten sich alle auf dem Hof, warum die kleine rote Henne nie wieder Brot gebacken hat ...
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P.S. (falls es wen interessiert): LePenseurs Urlaub verläuft bislang erholsam. Nur das Bloggen geht ihm ein bisserl ab ;-) ....

1 Kommentar:

FaulerWilli hat gesagt…

"Nur wunderten sich alle auf dem Hof, warum die kleine rote Henne nie wieder Brot gebacken hat ... "


Und ich staune, daß es in Österreich und Deutschland doch noch so viele kleine Brot backende Hennen gibt.