von LePenseur
... erschien auf diesem Blog ein Artikel zu Ehren eines faszinierenden Denkers, Autors und Predigers der Unitarischen Gemeinde in Dublin:
Bill Darlison... früherer Unitarian Minister in Dublin, und danach Präsident der »General Assembly of Unitarian and Free Christian Churches«, stellt (und beantwortet) in einer Predigt die Frage: »Have you ever had a Religion Experience?«
Man kann über die Ästhetik seiner Stola geteilter Meinung sein (nein, eigentlich nicht: sie ist einfach schrecklich ...), doch das ist völlig nebensächlich. Beim Anhören der Predigt hatte ich den blitzartigen Gedanken: »Warum hört man derlei qualitätvolle Predigten nicht in Gottesdiensten der Katholiken?«.
Ja, warum denn nicht ...?
7 Kommentare:
Ja, warum den nicht? Weil die "Predigt" eine Sache der Protestanten ist, und diese sind nach überlieferter katholischer Lehre Häretiker. Die Predigt wird bei den Katholiken gar nicht ernst genommen, da blättern die Leute bestenfalls im Gesangbuch, wenn sie nicht andere Lektüre zum Zeitvertreib dabei haben. Sie wachen erst wieder zur Eucharistie auf - da spielt die Musik.
Die Predigt wird bei den Katholiken gar nicht ernst genommen, da blättern die Leute bestenfalls im Gesangbuch, wenn sie nicht andere Lektüre zum Zeitvertreib dabei haben.
Und genau das ist mit einer der Gründe, weshalb ich Gottesdienste der RKK ziemlich unbefriedigend finde. Das mag die "smells & bells"-Fraktion anders sehen - aber wer von Gottesdiensten auch geistig angesprochen werden möchte, wird das ebenso empfinden.
Es geht aber darum, nicht irgendwelches intellektualistische, pseudo-biblisch angereichertes Geschwalle über sich ergehen zu müssen, sondern Christus zu begegnen, indem man seinen Leib in der Feier des Messopfers empfängt. Die "Predigt" ist ja sowieso eine dieser vielen unerfreulichen "Neuerungen" nach dem unseligen "Konzil". Es wäre wünschenswert, wenn sie - wie sagt der Penseur gerne - wieder aus unseren Messen rückstandslos entsorgt würde.
Cher Montfort,
Es geht aber darum, nicht irgendwelches intellektualistische, pseudo-biblisch angereichertes Geschwalle über sich ergehen zu müssen, sondern Christus zu begegnen, indem man seinen Leib in der Feier des Messopfers empfängt.
Mag sein, daß Sie das interessiert. Mich hingegen nicht wirklich - und die allermeisten anderen wohl ebenso wenig. Und da Sie ja so sehr im Lobpreis der Vergangenheit unterwegs sind: bis weit ins 20. Jahrhundert war (außer für den Klerus, der [fast] täglich die Messe zelebrierte) der Kommunionsempfang die absolute Ausnahme, so etwa "alle heiligen Zeiten" einmal. Die überwältigende Masse der "stillen" Messen wurde (falls überhaupt) vom "Volk" bloß mit Rosenkranzbeten "begleitet". "Participatio actuosa" war erst ein Schlagwort "des Konzils" (und einiger reformistischer Kreise in seinem Vorfeld). Sie gehen höchst ahistorisch von einem Zustand aus, in dem sich vielleicht heute einige versprengte Mini-Gemeinden des "Tradi-Lands" befinden.
Der allsonntägliche Kommunionsempfang war jedenfalls vor dem 2. Vaticanum eine Seltenheit und wurde von den Geistlichen auch nicht (oder höchstens: in der Theorie) gefordert oder auch nur gebilligt.
Streuen Sie also unseren jüngeren Lesern nicht Sand in die Augen:_ ich bin alt genug, mich noch gut an die Meßzelebration in den Tagen vor der Liturgierreform zu erinnern und weiß daher: es war eben nicht so, wie Sie es beschreiben. "Liturgie" war entweder feierliches "Hochamt" mit Musik, Weihrauch und Glöckenklingen, Massen von Zelebranten (eigene Rituale bspw. in Wien für "fünfspännige Messen" - die dem Missale Romanum eigentlich unbekannt waren und nur zur größerer "verfeierlichung" dienten), eine Zelebration, die quasi als glanzvolle Inszenierung eines Mysteriums vor einem "Publikum" aufgeführt wurde - die "stille Messe" als Standardform, die ebenfalls ohne Beteiligung der Meßbesucher ablief und in äußerlicher Einfachheit - ein Priester und ein, zwei Ministrant(en) - die Rubriken und lautlos gemurmelten Texte "vollzog".
Irgendeine Auseinandersetzung mit dem Inhalt der Predigt? - natürlich: Fehlaneige ... Statt dessen eine Polemik darüber, ob's eine solche braucht oder nicht. Formalmasturbation bis zum Exzeß ...
Werter Penseur,
auf die Frage "Have you ever had a Religion Experience?" möchte ich kurz eingehen: Meine letzte religiöse Erfahrung liegt gerade mal 1,5 Stunden zurück. Nach einem erholsamen Schlaf bin ich gesund wieder aufgewacht und kann nun mein Tagwerk angehen. Nach einer kurzen Besinnung und einem Gespräch mit Gott, ich empfehle die tägliche Laudes, bin ich nun bereit für die unzähligen religiösen Erfahrungen die mich erwarten. Aktuell gibt es z.B. in der Natur so einige farbliche Exzesse die mich in religöse Verzückung versetzen und zur Kamera greifen lassen.
Um auf das leidige Thema Predigt noch ein Wort zu verlieren: Es gibt auch unter katholischen Priestern ausgezeichnete Predigten, letzen Sonntag habe ich selbige genießen dürfen. Als Katholik steht es mir frei dem innhaltslosen Geschwalle mancher Geistlichen fern zu bleiben, hier folge ich dem Hinweis unseres Herrn: "Nur die Wahrheit wird euch frei machen!" Auch eine religiöse Erfahrung die sich immer wieder bestätigt.
Tschuldigung, aber innerhalb der traditionellen katholischen Messfeier genießt die Predigt allerhöchsten Stellenwert. Gehen Sie mal in eine Messe des alten Ritus, Pius oder Petrus-Brüder, die Predigten dort sind lange und allerhöchstes Niveau. Andererseits geht innerhalb der nachkonziliaren Kirche wirklich alles den Bach runter und nicht nur die Predigt...
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