Sonntag, 30. März 2025

Gespräche über Donald Trump (Teil 3)

Eine Doppelconference 
 


Advocatus: Erläutern Sie.

Adversarius: Niederwerfung der Ukraine und deren Kapitulation. Das wird nun durch die Waffenlieferung hinausgezögert. 

Advocatus: Zugegeben. Aber ist das wirklich die einzige und vor allem beste Option? 

Adversarius: Wissen Sie eine bessere?

Advocatus: Ein Verhandlungsfrieden, der den russischen Forderungen weitgehend nachkommt. 

Adversarius: Halten Sie das für realistisch?

Advocatus: Zunächst nicht. Aber die Herstellung eines amerikanisch-russischen Konsenses ist ohne Frage sehr wichtig. Irgendwann, im Laufe der Zeit, wird die Ukraine zustimmen, vor allem, wenn es gelingen sollte, Zelensky abzusägen. 

Adversarius: Und wie verträgt sich dieser ach so gute Wille mit der Wiederaufnahme der Waffenlieferungen? Wozu braucht man diese, wenn man auf einen Waffenstillstand hinarbeitet?

Advocatus: Diese sind letztlich unumgänglich für den Trumpschen Friedensplan, nämlich als einziges zur Verfügung stehendes Druckmittel, die Ukraine zum Abschluss zu bewegen. 

Adversarius: Das verstehe, wer will... Warum setzt er dieses nicht gleich ein?

Advocatus: Weil er guten Willen zeigen musste, um die Ukrainer überhaupt erst an den Verhandlungstisch zu bringen, überhaupt nachdem das Treffen im Oval-Office dermaßen schief gelaufen ist. Derartige Prozesse laufen einfach nicht linear ab. Man darf nicht vergessen, dass Trump es mit Verrückten zu tun hat - sowohl auf Seiten der Ukrainer, die partout an einem völlig suizidalen Krieg festhalten wollen, als auf Seiten der Europäer, die in ihrer Russophobie völlig den Verstand zu verlieren beginnen. 

Adversarius: Umso mehr Grund, die Sache möglichst rasch auf dem Schlachtfeld entscheiden zu lassen - ohne US-Waffenhilfe bekanntlich eine gemähte Wiese.

Advocatus: Das ist alles andere als sicher. Schließlich sind die russischen Fortschritte angesichts dieser riesigen Landflächen bei aller Stetigkeit nur als marginal und sozusagen  nur mit der Lupe wahrnehmbar zu bezeichnen. Die deutsche Wehrmacht hat 1944/45 bewiesen, dass auch eine bereits geschlagene Armee für den Feind durchaus letal sein kann. Dazu käme noch ein so riskantes wie unweigerliches Unternehmen wie die Dnjepr-Übersetzung... Nein, selbst im Falle des Totalkollapses der ukrainischen Armee, der uns übrigens schon sein Monaten, wenn nicht Jahren verkündigt wird, und der sich gewissermaßen auch abzeichnet bzw der bereits regelmäßig stattfindet, wird dieser Krieg noch eine verdammte Zeit lang dauern und auch auf russischer Seite abverlangen. 

Adversarius: Und derweil beliefert Trump die Ukraine halt weiter mit allem Nötigsten... Aber sicher haben Sie eine Erklärung dafür, dass auch dies dem Frieden dient...

Advocatus: Dies ließe sich in der Tat argumentieren... 

Adversarius: Spannen Sie mich nicht länger auf die Folter!

Advocatus: Wie sonst, außer mittels Drohung, die Unterstützung zu entziehen, kann die Ukraine an den Verhandlungstisch gezwungen werden? Und übrigens, bis zu einem gewissen Grade auch Russland. Denn die Aussicht, weiterhin gegen eine US aufgepäppelte Ukraine antreten zu müssen, ist auch für Putin alles andere als erfreulich. 

Adversarius: Diese Argumentation muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen! Friedensbemühungen durch weitere Kriegsverlängerung...

Advocatus: Ich habe es schon angedeutet: Wir, und somit auch Trump und Putin, haben es mit Verrückten zu tun. Ich meine das durchaus ernst, zwar nicht unbedingt im medizinischen Sinne, aber sehr wohl, was Moral und auch strategisches Denken anbelangt. Vergessen Sie nicht, dass diese Verrückten nicht nur in Kiew und Brüssel und London sitzen, sondern, leider, auch in den USA, sogar innerhalb Trumps eigener Partei. Angesichts des enormen Drucks, unter den Trump steht, kann er es sich vermutlich nicht leisten, die Ukraine möglichst rasch den Bach runter zu gehen lassen. Eine linear nachvollziehbare Vorgangsweise ist unter diesen Umständen höchstwahrscheinlich nicht durchsetzbar.

Adversarius: Verstehe. Allerdings, soviel muss gesagt sein, ist es eine extrem bequeme Argumentation, auf die Sie sich da einlassen. Egal, was Trump gerade tut, welchen Haken er gerade schlägt - er kann es gar nicht falsch machen! 

Advocatus: Es kommt doch bitteschön auf das Gesamtbild an! Und dieses hat sich seit Trumps Antritt doch entscheidend zum Guten gewendet.

Adversarius: Wieder so ein Advocaten-Winkelzug... Als ob wir diesen Umstand jemals außer Streit gestellt hätten...

Advocatus: Ich will Ihnen ein wenig entgegen kommen: Kann sein, dass Trump scheitern wird. Kann sein, dass Trump den einen oder anderen Fehler macht, ja, nein, davon ist sogar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszugehen. Ich glaube jedoch nicht, dass ein allfälliger Fehler Trumps für ein solches - im übrigen gar nicht unwahrscheinliches - Scheitern Trumps kausal sein wird. Es ist einfach so, dass die Lage zum gegenwärtigen Zeitpunkt verdammt verfahren ist...

Adversarius: Was verstehen Sie unter "Scheitern"? Den Dritten Weltkrieg?

Advocatus: Danke, dass Sie diese Option an dieser Stelle erwähnen, auch Sie scheinen mir kräftig zuzuarbeiten! Nein, genau diesen Punkt meine ich nicht, und genau dieser Umstand, dass wir ein solches Szenario aktuell nicht mehr zu befürchten haben, spricht doch so sehr für Trump, dass sich alle möglichen Kritikpunkte gleichsam ins Nichts marginalisieren...

Adversarius: Schon wieder der Winkelzug des Relativierens angesichts des Biden-Horrors!

Advocatus: Mit Verlaub, Sie haben diesen Punkt ins Spiel gebracht... 

Adversarius: Ihre Definition des möglichen Trump’schen Scheiterns steht noch aus.

Advocatus: Das bezog sich ausschließlich auf seine Friedensbemühungen. 

Adversarius: Also auf den Fall, dass die von den eigentlichen Friedensverhandlungen ausgeschlossene Ukraine dem mit Russland ausgehandelten Ergebnis nicht zustimmt...

Advocatus: Nein, die Ukraine wird zustimmen müssen, da Trump andernfalls die militärische Unterstürzung einstellen würde. Eben darum hat der die Aufkündigung der Unterstützung aufgekündigt, um diese Option noch weiter in Händen zu halten. Ich meinte vielmehr den Fall, dass es Trump gar nicht gelingen sollte, ein Ergebnis auszuverhandeln, das für ihn keinen Gesichtsverlust bedeuten und gleichzeitig Russland zufriedenstellen würde.

Adversarius: Letzteres sollte doch die leichteste Übung sein, wird doch Trump in den westlichen Medien als Art Bettvorleger Putins gehandelt.

Advocatus: Ich muss doch sehr bitten, dass die Anklage während des Verfahrens nicht geändert wird...

Adversarius: An einer Anklageerweiterung oder -modifikation ist nichts Unzulässiges zu erblicken.

Advocatus: Doch, sehr wohl, und zwar wenn der Vorwurf in sein genaues Gegenteil modifiziert wird! Bislang haben Sie Trump nämlich ausschließlich die Fortbetreibung der Biden-Agenda vorgeworfen, und jetzt, auf einmal, Knall und Fall, ist er Ihnen im Sinne der westlichen Neo-Con-Journaille zu Putin-freundlich...

Adversarius: Muss hier tatsächlich so etwas wie ein Widerspruch bestehen? 

Advocatus: Wer hat da soeben von Winkelzügen und bequemen Argumentationsmustern, nach denen man gar nicht falsch liegen kann, gesprochen? 

Adversarius: Ungerechtigkeit erscheint sehr wohl gegenüber sämtlichen widerstreitenden Prozessparteien denkbar, überhaupt wenn man die biedere Vermittlerrolle zur Betreibung eigener Interessen missbraucht! 

Advocatus: Zweifelsohne sprechen Sie auf den sogenannten Mineralien-Deal an...

Adversarius: Sicherlich werden Sie für diesen schäbigen Erpressungsversuch gegenüber einer unterliegenden Kriegspartei relativierende Worte finden...



15 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wer sind die Autoren dieser Doppelconference? Und wer is hier der Gescheite und Blöde?

Admin hat gesagt…

Die Autoren bleiben anonym. Wer der Gescheite und wer der Blöde ist, dürfen die Leser herausfinden.

Anonym hat gesagt…

Adcocatus ist natürlich der Gescheite.
Adversarius ist der Blöde.

Anonym hat gesagt…

Jedenfalls ist die Spannung, wer gewinnt, schier nicht auszuhalten! Werden Wetten angenommen?

Le Penseur hat gesagt…

Nein, werden sie nicht. Ein Gespräch ist kein Wettbewerb.

Mit einem Gespräch verhält es sich etwa so, wie mit dem Geschlechtsverkehr: etweder, die beiden können miteinander, dann gewinnen beide — eben oder nicht, dann haben beide verloren (zumindest Zeit ...)

Wetten darüber sind weder spannend noch zielführend.

Heiner S. hat gesagt…

Adversarius ist doch nicht der Blöde! Seine Argumente sind solider als die seines Widersachers, der sich ganz schön herumwinden muss. Der Mineraldeal ist doch wirklich widerwärtig. Übrigens hat ihn Zelensky jetzt nicht unterzeichnet, und das wie man hört mit gutem Grund. Vielleicht war auch das eine Trumpsche Taktik, um Zelensky blöd dastehen zu lassen. Vielleicht wird uns der Advocatus das so erklären. Nur, wie er Grönland rechtfertigen will, ist mir schleierhaft. Bis jetzt hat er von diesem Thema auf sehr durchsichtige Weise abgelenkt... Wenn ihm der Adversarius das so durchgehen lassen sollte, wär das ziemlich enttäuschend und für diesen Dialog jammerschade.

Anastasius Krapfenbauer hat gesagt…

Was heißt hier anonym? Das sind wir doch alle hier! Oder glauben Sie, dass ich tatsächlich Anastasius Krapfenbauer heiße?

Le Penseur hat gesagt…

Cher Monsieur Krapfenbauer,

natürlich gehe ich davon aus, daß Sie Krapfenbauer heißen, wenn Sie unter diesem Namen posten, nicht wahr?

Aber Sie werden damit leben müssen (und sicherlich auch können ...), daß die Herren "Advocatus" und "Adversarius" eben exakt so heißen, wie sie heißen.

Anastasius Krapfenbauer hat gesagt…

Sie weichen aus! Fast könnte man meinen, Sie seien tatsächlich dieser verschlagene Advocatus! Was würde es ändern, wenn wir wüssten, Ihr Gegenpart in diesem Dialog (so Sie überhaupt beteiligt sind) wäre ... Sandokan oder ... ich geh jetzt nicht alle durch. Sie würden ja dennoch alle anonym bleiben.

Le Penseur hat gesagt…

Cher M. Krapfenbauer,

meinen Sie, was Sie wollen. Anonym ist anonym, und damit basta.

Franz Lechner hat gesagt…

A.K, wenn man bedenkt, dass Sie offenbar um einen möglichst skurrilen Usernamen bemüht waren, ist das ein recht schwaches und ideenloses Ergebnis.

Anastasius Krapfenbauer hat gesagt…

Na ausgerechnet Sie haben es notwendig, Herr Lechner. Ein langweiligerer Nick ist kaum denkbar!

Anonym hat gesagt…

Herr Lechner gehört zu den immer weniger werdenden traditionalistischen, absolut vorkonziliaren Katholiken (hier bisweilen auch "Katholiban" genannt). Als solchem verbietet es ihm das Sittengesetz, anonym mit einem Nick unterwegs zu sein. Was sehr ehrenwert ist.

Franz Lechner hat gesagt…

Auf welchen Paragraphen welches sittengesetzlichen Kodex beruft sich Ihre originelle Ansicht?

Anonym hat gesagt…

@Werter Herr Lechner, als traditionalistischer Sohn der Una Sancta wissen Sie am besten, dass sich das natürliche Sittengesetz aus dem durch den Herrgott der Vernunft eingestifteten Naturrecht herleitet, und damit keine „Paragrafen“ kennt.