Freitag, 5. Juli 2024

General a.D. Harald Kujat im Interview

von kennerderlage
 
 
Vom Overtone-Magazin wurde der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, sowie Nato-Chef und Vorsitzender des Nato-Russland-Rats sowie des Euro-Atlantischen-Partnerschaftsrats der Generalstabschefs zum Ukraine-Konflikt befragt:
„Die Interessen der USA und ihrer Verbündeten gehen immer weiter auseinander“

Zeitgeschehen im Fokus (Thomas Kaiser):  Welche Bedeutung messen Sie der Konferenz in der Schweiz vom vorletzten Wochenende zu?

General a. D. Harald Kujat: Der „Friedensgipfel“ auf dem Bürgenstock war nicht wirklich ein Gipfel, und es ging weder um einen Waffenstillstand noch um Friedensverhandlungen. Wenn man einmal von Europa absieht, waren nur wenige Staats- oder Regierungschefs anwesend. Die Tagesordnung war auf drei von zehn Punkten des sogenannten „Selenskij-Friedensplans“ reduziert, die nichts mit Frieden oder einer Friedenslösung zu tun haben: Nukleare Sicherheit, Lebensmittelexport und Austausch von Kriegsgefangenen beziehungsweise Rückkehr ukrainischer Kinder aus Russ­land. Die Kernpunkte des Selenskyj-Plans, vollständiger Rückzug der russischen Streitkräfte, Russland soll für alle Kriegsschäden bezahlen, Sicherheitsgarantien für die Ukraine und Bestrafung der russischen Kriegsverbrecher, standen nicht auf der Tagesordnung.

Selbst dieses anspruchslose Programm haben nur 78 von 92 teilnehmenden Staaten unter-schrieben. Mehrere Staaten, darunter Indien, Saudi-Arabien, Südafrika und die Türkei, forderten Verhandlungen und Kompromisse der beiden Kriegsparteien.
 Auch die Kommentare unter dem Artikel sind sehr aufschlussreich, wie zB:
mexxchen sagt:das hat aber nicht so viel mit Ideologie, wie im Artikel behauptet, zu tun. Die Europäer haben auf den Zerfall Russland und daraus resultierend auf fette Beute gewettet, aber dabei ihre eigenen Wirtschaften riskiert, während die USA zumindest auf den ersten Blick in einer wirtschaftlichen Win-Win Situation sind. Auch wenn das eine nicht klappt, wurde doch europäische Konkurrenz ausgeschaltet, wenn man will, kann man den Europäern das teuer LNG verkaufen und mit ein wenig Glück verlagern die Global Player sogar Teile ihre Produktion in die USA. Während die US-Regierung gegenüber ihrem „Publikum“ wenigsten die Sicherung von Arbeitsplätzen in der Rüstungsindustrie und den Rückfluss der Ukrainehilfen in die Taschen selbiger als Sieg verkaufen kann, stehen die europäischen Regierungen mit sinkendem Wohlstand und nicht nur ohne Erfolgsmeldung sondern auch mit mieser Perspektive da. Da niemand zugeben kann, komplett gegen die Interessen der eigenen Bevölkerung und schlimmer noch in Teilen auch der eigenen Wirtschaft gehandelt zu haben, muss die Farce weitergehen und die Illusion, dass da „noch was geht“, anscheinend selbst bei Strafe des eigenen Unterganges aufrecht erhalten werden…

Am Ende wird es den Westen, wie wir ihn kennen nicht mehr geben, wenn wir Glück haben aber noch eine Welt.
 oder:
Torwächter sagt:

Alle, d. h. Russen, Amerikaner, Europäer, Chinesen usw. haben ein gemeinsames Interesse, nämlich dass Trump die Präsidentschaftswahl gewinnt. Am offensichtlichsten ist das bei den Demokraten. Jeder wusste, in was für einem Zustand sich Biden befindet, und es war von vornherein klar, dass er das Duell verlieren wird. Das wurde auch garnicht runtergespielt, sondern so richtig aufgebauscht. Joe, du musst es für das Land tun, wurde ihm gesagt. Ein Land, das sich den Afghanistankrieg nicht mehr leisten konnte, kann sich den Krieg gegen Russland erstrecht nicht leisten. Aber die Demokraten können es sich einfach nicht erlauben, die Unterstützung der Ukraine einzustellen. Das würde ihnen die Anhängerschaft nie mehr verzeihen. In der BRD wird in jeder Talkshow behauptet, dass die Ukraine den Krieg gewinnen muss, und dass man sie so lange unterstützen muss, obwohl selbst intellektuell anderweitig begabten klar ist, dass die Ukraine den Krieg verlieren wird. Und alle Europäer hoffen, dass sie von ihren ruinösen Versprechen und Unterstützungsleistungen erlöst werden. Den Amis und den Europäern muss jemand aus der Patsche helfen. Und das kann nur einer, TRUMP. Er wird die Unterstützung der Ukraine soweit senken, dass außer Selenskyj alle in der Ukraine zu einem Waffenstillstand bereit sind. Und mit Russland wird ein Deal ausgehandelt, in dem es auf die Eroberung der Ukraine verzichtet, was es ja ohnehin nicht wollte, und dafür die beanspruchten Gebiete erhält. Und alle Schuld für den verlorenen Krieg wird Trump zugeschoben, der nicht respektierte, dass die Ukraine den Krieg gewinnen muss. Aus dieser Sache geht Trump als TEUFEL hervor, oder als GOTTVATER oder als ERLÖSER. Was genau ist ihm egal. Hauptsache UNSTERBLICH.

Und schliesslich eine interessante Stimme aus der ehemaligen DDR:

1211 sagt:

Als ich am Anfang der 70er in die NVA eingezogen werde, hat Kujat wahrscheinlich schon Einheiten kommandiert, von denen ich damals annahm , und vermutlich nicht zu Unrecht annahm, das sie ausgebildet werden, mich und die Meinen umzubringen. Ich bin nicht gerne Soldat geworden, habe jeden einzelnen Tag gehasst , hatte aber das Glück, dass unsere Fähigkeit, Bundeswehrsoldaten zu töten, nie gebraucht und unsere Bereitschaft, uns von diesen töten zu lassen, nie geprüft wurde.

Wenn ich etwas nie erwartet hätte, dann, dass ich einem sehr hohen Militär meines Feindes so vollkommen zustimme. Ich denke, dass es kein Zufall ist, dass in einem politischen Umfeld, das uns als fast magische „gute alte “ Zeit erscheint, Menschen wie er Karriere machten. Das wäre heute, auch wenn ich in Rechnung stelle, dass er, neben erkennbar gesundem Menschenverstand und Anstand, über außerordentliche handwerkliche Fähigkeit verfügt haben wird, nicht mehr vorstellbar.
Wenn ich gegenwärtige Spitzenmilitärs vor der Kamera erlebe, vermute ich zwar, dass auch sie wissen, wie man Menschen in den Tod führt. Das ist man mal die Kernkompetenz des Berufes. Mehr aber auch nicht.
Nicht, dass ich mich denen verbunden fühle. Aber ich wünschte ihnen auch, dass sie ihre handwerklichen Fähigkeiten auch nie unter Beweis stellen müssen.

Wie man sieht: ungeachtet unterschiedlicher politischer Einstellungen kann ausserhalb der Systemmedien durchaus ein profunder Nachdenkprozess festgestellt werden. Dem sich, so ist zu hoffen, auch die Politiker trotz ihrer Korruptheit und Erpressbarkeit sich irgendwann nicht werden entziehen können.
 

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Verbündeten" - DER war gut!