Freitag, 5. Juli 2024

Die Briten hatten die Wahl

von LePenseur
 
 
... und wie erwartet haben die Tories eine fulminante Ohrfeige erhalten und die Labour Party wurde mit einer überwältigenden Mehrheit der Mandate klarer Wahlsieger. Dabei zeigt der Vergleich zwischen Wählerzahlen und Mandaten das fundamentale Problem des britischen Wahlrechts: Labour mit ca. 34% der Stimmen erhält 410 Mandate (also ca. 63% der Mandate), die Tories mit ca. 24% der Simmen jedoch nur 119 Mandate (also ca. 18% der Mandate). 
 
Bei den Liberaldemokraten ist das Verhältnis Stimmanteil zu Mandatszahl halbwegs ausgeglichen (11% zu 12%), bei Farrages Reform-Partei hingegen geradezu skandalös verzerrt: bei den Wählern sind es 14,3% (also eindeutig mehr als bei den Liberaldemokraten), jedoch nur mit 4 Mandaten, d.h. 0,6% der Mandatszahl. Die Schottischen Nationalisten ziehen bei 2,4% der Stimmen mit mehr als doppelt soviel Mandaten (nämlich 9) ins Unterhaus ... Man muß schon hartgesottener Pferdewetten-Fan sein (wo nach einem kilometerlangen Parcours der Sieger u.U. nur um eine Pferdenasenspitze auf dem Zielphoto "gesiegt" hat!), um sowas auch nur ansatzweise als gerecht und fair zu betrachten.

Es liegt mir fern, den Konservativen ihre Niederlage nicht zu gönnen: zu präpotent, zu abgehoben haben sie seit 2019 regiert, zu skandalös und gleichzeitig konturlos und konfus war ihre Politik insbesondere seit 2022. Ob die Labour Party, die in der Vergangenheit schon oft gezeigt hat, Großbritannien und seine Wirtschaft an die Grenze des Untergangs führen zu können, aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat, bleibt fraglich.

Positiv ist höchstens zu werten, daß Labour deutlich weniger Schoßhündchen des US-Machtkartells ist, als die Konservativen, womit die traditionelle Rolle Großbritanniens als "Flugzeugträger" der USA in Europa vielleicht etwas relativiert wird. Daß Labour allerdings an der Kriegsrhetorik gegenüber Rußland allzuviel ändern wird, ist leider nicht zu erwarten.

Alles in allem: ein Ergebnis, das von einem libertär-konservativen Standpunkt aus mit mehr als gemischten Gefühlen zu betrachten ist ...


4 Kommentare:

Da schau her! hat gesagt…

"Dabei zeigt der Vergleich zwischen Wählerzahlen und Mandaten das fundamentale Problem des britischen Wahlrechts: Labour mit ca. 34% der Stimmen erhält 410 Mandate (also ca. 63% der Mandate), die Tories mit ca. 24% der Simmen jedoch nur 119 Mandate (also ca. 18% der Mandate)."

Dabei zeitgtdieser Satz das fundamentale Problöem des werten Le Penseur. Nach dem angelsächsischen Wahlprinzip "The winner takes it all", also dem puren Mehrheitswahlrecht, kommt nun mal nur derjenige, der den Wahlkreis gewinnt und sei es mit einer einzigen Stime Vorsprung, ins Parlament. Alle anderen nicht. Das kann man mit ernsthaften Gründen ungerecht finden, und deshalb gibt es z.B. in Deutschland eine fein austarierte Mischung aus Mehrheits- und Verhältniswahlrecht, welches die insgesamten Prozente der Parteien widerspiegelt.
ABER: Als in den USA in 2016 wegen des auch dort geltenden reinen Mehrheitswahlrechtes Mr. Trump zum Präsident gewählt wurde, obwohl Mrs. Clinton in absoluten Zahlen ziemlich klar vor Trump lag - da hat sich Le Penseur selbstmurmelnd darun gar nicht gestört und kein "fundamentales Problem" im Wahlprozedere erkannt. :-)

Arminius hat gesagt…

Sozialistische Regierungen in anderen Ländern fördern den heimischen Wohlstand und steigern die eignen Markposition. Man muß die nur im eigenen Land verhindern.

Sandokan hat gesagt…

Gute Analyse der Wahl im UK.

Alexander Mercouris (übrigens Neffe der griechischen Schauspielerin/Politikerin Melina Mercouri) ist Rechtsanwalt und britischer Staatsbürger.
Alex Christoforou wiederum ist Zypriote und wuchs als Sohn eines Diplomaten in den USA auf.

https://www.youtube.com/watch?v=8l6sw0KqkP8

Le Penseur hat gesagt…

Cher Da schau her!

Sie belieben Äpfel mit den sprichwörtlichen Birnen zu vergleichen. Da US-Wahlrecht ist zwar für Repräsentantenhaus und Senat dem britischen vergleichbar (relatives Mehrheitswahlrecht), aber das Präsidentschaftswahlrecht ist durch das Wahlmännersystem und die Gewichtung der Bundesstaats-Struktur völlig unvergleichbar.

Damit wird eben ein "Wahlergebnis" erziehlt - und nicht mehr. Wenn Sie mir auch nur einen ARtikel oder Kommentar aus meiner Feder zeigen können, in dem ich das US-Wahlsystem aus Anlaß der Wahl von Trump besonders goutierte hätte, dürfen Sie sich was wünschen! Aber Sie werden mit Sicherheit nicht dazu kommen, denn so einen Artikel oder Kommentar gibt es schlicht nicht ...

DAß ich bei der Entscheidung zwischen Trump und Clinton durchaus froh war, daß nicht letztere gewonnen hat, steht auf einem anderen Blatt - ändert aber nichts daran, daß ich speziell das relative Mehrheitswahlrecht für demokratiepolitisch mehr als bedenklich halte. Das absolute Mehrheitswahlrecht (mit Stichwahl zwischen den beiden Besten) ist mE auch nicht viel besser (wie eben in Frankreich demonstriert) - es verlagert nur die Unzulänglichkeit der Ergebnisermittlung von der Ebene des Zufalls auf die Ebene der parteipolitischen Kungelei. Ich überlasse es Ihnen, was Sie für demokratie-gefährdender halten ...