Donnerstag, 31. Januar 2013

Was ist ein altes Brüderlein gegen ein weißes Negerlein, oder: Luxusdebatten an der Bar der Titanic

Okay, einmal geht's noch — trotz meines im vorherigen Posting geäußerten Wunsches, das »Thema Nr. 1 in Deutschland« endlich schubladisieren zu können. Aber: der Mensch ist schwach, besonders wenn er Mann ist. Und bei manchen Steilvorlagen, wie das so schön Neupiefkonisch heißt, kann mann halt net anders ...

Aber — versprochen! — nur ganz kurz zum »Thema Nr. 1«: Blog-Kollegin Eulenfurz hat darüber einen gar wunderbaren Artikel verfaßt, für den ich sie glühend beneide: »Brüderles Himmelreich«. Der Titel, naja ... ist nicht so inspiriert (wenn ich mir diesen kleinen Einwand erlauben darf), aber wie einst schon Herr von Goethe Euripides nur auf Knien tadeln wollte, so will auch Monsieur LePenseur dadurch die Vortrefflichkeit des Artikels nicht bemäkelt sehen. Also: lesen! Genießen!

Doch nun zu ganz was anderem ... oder vielmehr doch nicht. »Die Presse« berichtete gestern (in einem von APA abgeschriebenen und redaktionell überarbeiteten?) Artikel folgendes:
USA: Werbespot von VW löst Rassismusdebatte aus

Der deutsche Autobauer zeigt in den USA in einem umstrittenen Werbespot einen hellhäutigen VW-Käfer-Fahrer mit einem starken jamaikanischen Akzent. Kritiker halten den 60-Sekunden-Spot für rassistisch.

Der deutsche Volkswagen-Konzern will am Sonntag beim „Super Bowl“, dem Football-Finale in den USA, einen umstrittenen Werbespot ausstrahlen lassen. Kritiker halten den 60-Sekunden-Spot für rassistisch. Der Film steht unter dem Motto „Get In, Get Happy“. Er handelt vom hellhäutigen VW-Käfer-Fahrer Dave, der einen starken jamaikanischen Akzent hat. Dave arbeitet in einem Bürogebäude. Während seine Kollegen jammern, ist Dave immer gut gelaunt. Mit einer Fahrt in einem roten VW-Käfer gelingt es ihm, die Stimmung der anderen Mitarbeiter zu heben. Sie lachen plötzlich und sind ebenfalls fröhlich. Die Botschaft des Autokonzerns lautet: Wer einen VW fährt, ist glücklich. Das ist harmlos. Der Spot ist umstritten, weil Dave mit einem starken jamaikanischen Akzent spricht.

„Ich war schockiert – das ist rassistisch“, sagte Barbara Lippert von Mediapost.com dem US-Sender NBC. Der schwarze „New York Times“-Kolumnist Charles Blow ging ebenfalls auf Distanz dazu, dass einem hellhäutigen Mann die Stimme eines Schwarzen unterlegt wurde.
Also nochmals, zum Mitschreiben: wenn ein Neger wie ein Neger spricht, dann ist das nie rassistisch. Der kann also »nigga« und »black motherfucka« sagen, so viel er will — er darf das (pardon, wir wollen ja nicht sexistisch sein: wenn's eine Negerin ist, darf sie das auch)! Wenn ein Weißer wie ein Weißer spricht, dann kann das rassistisch sein, oder auch nicht. Kommt halt drauf an. Wenn er »nigga« und »black motherfucka« sagt, ist es rassistisch. Immer! Auch sonst natürlich selbstmurmelnd oft — Weiße sind halt Rassisten. Wiss'ma eh ...

Wenn hingegen Sidney Poitier wie ein Weißer spricht (und das konnte und tat er, fürwahr!), ist er natürlich kein Rassist. Absit longe! Wenn jedoch ein Weißer wie ein Neger spricht, dann ist das Rassismus. Kurze Frage zu den Amis: was rauchen die da drüben, daß sie auf solche Diskussionen kommen?

Ich erinnere mich da an den Film »Die unglaubliche Reise mit einem verrückten Flugzeug« mit der köstlichen Szene, in der die beiden Neger in der deutschen Synchronisation in breitestem Bayrisch dahinreden — denn ein negroider Ami-Slang läßt sich halt nur durch eine solche Verfremdung »übersetzen«. Wäre das demnach also auch »rassistisch« gewesen? Und müßte das jetzt auch in allen Filmvertriebskopien purifiziert werden, so wie Pippi Langstrumpfs »Negerkönig« in den Kinderbüchern?

Ich erinnere freilich noch an was anderes (weitaus weniger lustiges, zugegeben): Bill Bonner beziffert das Schuldenloch der USA in einem nicht gerade beruhigend zu lesenden Artikel auf »Bankhaus Rott & Frank Meyer« und kommt auf eine schlanke Zahl von 150 Billionen Dollar. »Billionen«, wohlgemerkt, nicht »billions« (was bekanntlich auf Deutsch »bloß« Milliarden wären!). Was also, Wilhelm Theodor Friedrich (wie der Herr Alipius eine bekannte Abkürzung elegant auszu- und zu um-schreiben pflegt) sollen diese Luxusdebatten an der Bar der Titanic? Haben wir keine anderen Sorgen? Doch haben wir! Aber wir sollen nicht darüber nachdenken, wenigstens nach dem Willen unserer medialen, politischen und staatsindustriellen Verbrechereliten, die hoffen, die Volksverblödung noch ein Weilchen aufrechterhalten zu können, um ihre Kröten vor dem Big Bang in Sicherheit zu bringen — oder, wenigstens, wenn's nicht klappen sollte (und daß das der Fall sein wird, dämmert auch ihnen schön langsam), mit Göring sagen zu können: »Wenigstens zwölf Jahre anständig gelebt«.

Wenn es noch zwölf Jahre sind. Was füglich bezweifelt werden darf ...

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