Montag, 11. Oktober 2010

Das Volk hat das Vertrauen

... der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?
(Bert Brecht, »Die Lösung«, in: Buckower Elegien, 1953)

Und genau das soll nun geschehen. »Corriger la fortune« à la Riccaut. Die SPÖVP wird nicht zulassen, daß Wien, die sichere Basis ihrer realverfaßten Stabilität des Proporzes durch einen dahergelaufenen Wahlsieger ins Wanken gerät. Daher verschickt Marek per SMS die Devise:

»wien hat gewählt. aber wahlkarten können sie auch heute noch abschicken. ihre christine marek.«

Und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter ist frohgemut, daß sich die SP-Absolute dank Wahlkartenwählern noch ausgehen wird. Er wird es von den Leitern der Städtischen Alters- und Pflegeheime, die für ihre dementen Schützlinge hinterrücks Wahlkarten geordert haben, wohl unter der Hand zugesichert bekommen haben. Wahlen in der DDR unterschieden sich davon eigentlich nur durch die unnötig hoch gefälschten Zustimmungsraten. Wien wie es singt und lacht zeigt den effizienteren Weg: man besteche durch Inserate alle größeren Tageszeitungen. Und man begnüge sich mit 50% + 1 Stimme (oder halt sicherheitshalber ein paar mehr, falls ein renitenter angeblicher Wähler seinen Fall zum Kadi bringen sollte). Dann haben die Leut' das Gefühl, gewählt zu haben, nur ist es sich halt nicht ausgegangen ...

In den 90er-Jahren gab's einen Cartoon von Haderer, wo ein sich vor Lachen fast in die Hosen pinkelnder Vranz (in Sektlaune mit dem schwarzen Koalitionszwilling Bussi-Bär, dem Erfinder der »Bunten Vögel« in Wien, auf dessen Konto auch die Entdeckung der doof-dreisten Christine Marek geht) den Wählern dafür dankt, daß sie noch immer glauben die Wahl zu haben.

Haderer würde sich heute sowas nicht mehr zu zeichnen trauen. Er möchte schließlich seine besten Auftraggeber nicht verärgern — z.B. die Wiener SPÖ, für die er im Wahlkampf Anti-FPÖ-Comics zeichnen durfte ...

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P.S.: Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes? Nun, wenn man sich unter den Einwanderern, denen der Wiener Magistrat die österreichische Staatsbürgerschaft nachgeworfen hat, die Ergebnisse für die SPÖ so ansieht, muß man sagen: exakt das ist eigentlich geschehen ...

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