Freitag, 11. September 2015

Gastkommentar: »Wo befinden wir uns?«

von Fragolin

In einer Demokratie ist es die Aufgabe der von der Mehrheit des Volkes gewählten Politiker, im Interesse dieses Volkes zu handeln, egal ob der deklarierte Volkswunsch nun ihrer persönlichen Meinung entspricht oder nicht.
In einer Diktatur nehmen sich die Obertanen das Recht, ihr Volk im Sinne des eigenen Vorteils umzuerziehen, zu maßregeln und zu beschimpfen.
Wo befinden wir uns?

In einer Demokratie sind die Politiker verpflichtet, die von der gewählten Volksvertretung ratifizierten Verträge und beschlossenen Gesetze auf Punkt und Beistrich zu befolgen und die Rahmenbedingungen dafür sicherzustellen.
In einer Diktatur kann ein Obertan mit einer einzigen Bemerkung geltendes Recht außer Kraft setzen und die sogenannte Volksvertretung als das entlarven, was sie ist: ein Alibi-Verein zur gespielten Rechtfertigung der obertänigen Anweisungen. Zur Not geht’s eben auch ohne.
Wo befinden wir uns?

In einer Demokratie herrscht Pressefreiheit; investigative Medien haben die Aufgabe, säubernd zu recherchieren und diejenigen zu entlarven, die das System unterwandern und zu eigenem Vorteil ausnutzen wollen.
In einer Diktatur kuschen die Medien vor dem Propagandakommissar und veröffentlichen nur noch die Meinung, die von den Obertanen vorgegeben wird. Brave Redakteure werden belohnt (Förderungen, Inserate…), unliebsame gefeuert.
Wo befinden wir uns?

In einer Demokratie herrscht Meinungsfreiheit. Jeder kann jede Meinung äußern, muss aber damit leben, in einer offenen Diskussion argumentativ an die Wand genagelt zu werden.
In einer Diktatur werden Meinungen, die von der korrekten Vorgabe der Obertanen abweichen, verboten. Wer diese trotzdem äußert, muss mit Ächtung, Bestrafung, sozialer und wirtschaftlicher Vernichtung rechnen.
Wo befinden wir uns?

Die Liste könnte man beliebig fortsetzen. Vorgeschriebene (Gender-)Sprachmuster, vorgeschriebene Quoten, vorgeschriebene Denkweisen, aufgeblähte Beamtenapparate, hochnäsige Abgehobenheit…

Es gibt noch -zig Punkte, die man abarbeiten könnte.

Ein Volk, das in einer Demokratie einschläft, wacht eben in einer Diktatur auf.

Dass dieser Spruch keine putzige Phrase sondern nachweisliche Realität ist, kann man heute erleben.
Wo befinden wir uns?

Mir fällt keine erfreuliche Antwort ein…


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Obenstehender Text erschien als Kommentarposting auf Ortner Online zum — übrigens selbst höchst lesenswerten — Artikel »Die Diktatur der Guten« von Andreas Unterberger.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Der Kommentar ist ausgezeichnet, keine Frage. Dennoch, ein grundlegender Denkfehler darin bleibt bestehen: zwischen Demokratie und Diktatur ist kein grundsätzlicher Unterschied. Erstere ist halt eine Spielart der Diktatur durch Parteien, die sich durch einen Modus genannt "Wahlen" in der Herrschaft über die Bürger pseudomäßig abwechseln.

Ein sehr schönes Zitat dazu von Michael Klonovsky:
"In sein Dorf zurückgekehrt, berichtete der Zentralafrikaner vom Voodoo der Europäer: Man werfe dort alle vier Jahre Zettel in Kisten und hoffe, dass in den nächsten vier Jahren die Wünsche in Erfüllung gehen."

FritzLiberal