von LePenseur
"Capitalism created Poland's miracle, and socialism created Venezuela's catastrophe."
und hinterlegt diese Behauptung mit einer, wie man glaubt, 100% aussagekräftigen Graphik des BIP pro Kopf:
Na, da sieht man's doch: Polen seinerzeit sozialistisch — ein Armenhaus gegenüber Venezuela. Dieses, jetzt sozialistisch, ist gegenüber dem nun kapitalistischen Polen völlig verarmt. Eindeutiger geht nimmer! Wirklich?
Nun wird keiner, der den alten LePenseur kennt, glauben, daß dieser auf einmal eine Liebe zum Sozialismus entwickelt hat ... allerdings mag LePenseur etwas noch weniger als Sozialismus: nämlich weltanschauliche Heuchelei und Propaganda! Denn die augenfällige Graphik unterschlägt halt kitzekleine Kleinigkeiten — zwei geradezu alles entscheidende Faktoren für diese so disparaten Entwicklungen:
1. Sanktionen gegen Venezuela
The U.S. has imposed sanctions on Venezuela since 2005, targeting individuals and entities linked to corruption and human rights abuses. Key events include the expansion of sanctions during the Maduro administration in 2017, additional sanctions in 2019 amid the presidential crisis, and temporary sanctions relief in 2023, which was later reinstated in 2024 due to unmet political conditions.
Na, sieh mal einer an ... rein zufällig beginnt Venezuelas BIP-Entwicklung ab 2006 zu stagnieren und stürzt mit immer weiteren, umfassenderen Sanktionen, an denen nun nicht nur die USA, sondern ab 2017 auch die EU-Staaten beteiligt sind, in den Abgrund. Aber so ein Zufall auch! Wer hätte das gedacht ... und diese für die in Wall Street, Londoner City und Frankfurt sitzenden "interessierten Kreise" höchst willkommene, für Venezuela und seine Bevölkerung allerdings — tja, ein Kollateralschaden, shit happens ... — katastrophale Entwicklung war auch die Inspirationsquelle der Sanktionen gegen Rußland, nur daß es halt dort nicht so recht geklappt hat ...
2. EU-Förderungen für Polen
Na ... was liest man da bei
getsix.de für die Zeit ab 2014? (wer für die Zeit davor genauer recherchieren will — Informationen werden dankend entgegengenommen!):
Obwohl der EU-Haushalt für 2014-2020 im Allgemeinen kleiner ist als
der vorherige, wird Polen fast 4 Milliarden Euro erhalten, mehr als im
derzeitigen Finanzrahmen 2007-2013
Diese Mittel werden unter anderem in folgenden Bereichen investiert:
- Wissenschaftliche Forschung und ihre Kommerzialisierung;
- Die wichtigsten Straßenverbindungen (Autobahnen und Schnellstraßen);
- Geschäftsentwicklung;
- Umweltfreundlicher Verkehr (Bahn und öffentlicher Verkehr);
- Digitalisierung des Landes (Breitband-Internetzugang und E-Government-Dienste);
- Die Einbeziehung von sozialer und beruflicher Tätigkeit;
Zwischen 2014 und 2020 wird Polen 105,8 Milliarden Euro aus dem
EU-Haushalt erhalten – 72,9 Milliarden Euro für die Kohäsionspolitik und
28,5 Milliarden Euro für die Agrarpolitik.
Ach ja ... wie "kapitalistisch" ist es denn eigentlich, wenn ein Staat für seine Wirtschaft üppige Förderungen erhält? Nur so mal aus Interesse gefragt? Und wie sehr ist es ein Symptom des Sozialismus, wenn eine von (insbes. Erdöl-)Exporten abhängige Nation durch Sanktionen (weil den USA die dortige Regierung nicht paßt) in den Ruin getrieben wird?
Nun ja, liebe Kollegen von den "
Young Americans for Liberty" (nur eine kurze Frage, wenn's gestattet ist: wer finanziert
euch eigentlich...?), von euch stammt ja dieser obige markige Satz vom überaus segensreichen Kapitalismus in Polen und dem genauen Gegenteil in Venezuela (offenbar mit der "Moral" von der Geschicht', daß man so ein Land ruhig zwecks mehr "Liberty" angreifen und dessen Regierung stürzen darf, weil man's kann, na, eh klar ... haben die USA immer schon so gemacht) — was denkt ihr euch eigentlich bei solchen Propagandasprüchen? Denkt ihr, daß ihr damit einfach durchkommt?
Blöd ist halt nur, wenn einer ganz kurz mal nachrecherchiert. Aber das steht eh nur auf einem unwichtigen Blog aus Europa, noch dazu auf Deutsch, das liest ohnehin keiner ...
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P.S.: wenn sich einer in den letzten Wochen, Monaten und Jahren gefragt haben sollte: "Was findet dieser LePenseur eigentlich so zum Kotzen bei den Amis und ihrer Weltherrschaft?" ... dann findet er, wenn er lesen kann, in diesem Artikel die Antwort. Und die lautet: "Die Arroganz der Macht" und "Die Heuchelei".
Zwei Dinge, die LePenseur nie leiden konnte ... und gegen die er anschreiben wird, solange er es kann (und, wie man vermutlich hinzufügen muß: noch darf).
Guten Tag an alle,
AntwortenLöschendie hier dargestellten Zahlen sind für den Kenner der Materie keine Überraschung.
Man könnte es in einem Merksatz für Schüler formulieren: "Nicht alle kapitalistisches Staaten sind reich, aber alle sozialistischen Staaten sind arm".
Es ist beinahe eine Art "soziales Naturgesetz", dass eine sozialistische Wirtschaftspolitik tendenziell zur Verarmung führt. Selbst in vormals reichen Staaten und solchen, die mit vielen Bodenschätzen ausgestattet sind.
Eine der Gründe dafür ist, dass Sozialisten irgendwann ausländisches Kapital verstaatlichen. Was beim einheimischen Kapital schon zur Verarmung und zu einem erlahmen der wirtschaftlichen Initiative führt, ist bei ausländischen Kapital fatal. Die Eigentümer des ausländischen Kapitals, Hedgefonds, größe private Rentenversicherungen usw. nehmen diese Enteignung nämlich nicht hin. Die ziehen dagegen vor Gericht und haben gute Chancen zu gewinnen.
Das ist die Ursache von Sanktionen von großen Staaten wie der EU oder Amerika.
Was Polen angeht, so ist seine Armut doch relativ eindeutig eine Folge des Sozialismus.
MfG,
Der "NATO-Troll".
P.S.: Sie wollten mir als Entgegnung damals doch einen Artikel schreiben. Wurde der eigentlich schon veröffentlicht?
Cher "Nato-Troll",
Löschensorry, zuerst nicht gleich dazugekommen, dann schlicht und einfach darauf vergessen.
Können Sie mir den Artikel sagen, zu dessen Kommentar von Ihnen ich was schreiben wollte? Offen gesagt: in letzter Zeit hatte ich viel zu viel zu tun und daher keine Ahnung mehr, worum es dabei ging ...
Das ist die Ursache von Sanktionen von großen Staaten wie der EU oder Amerika.
LöschenMeinen Sie das ernst?
Die Sanktionen (die völkerrechtlich größtenteils wohlgemerkt völlig illegal sind!) wurden und werden nicht verhängt, weil "Eigentümer des ausländischen Kapitals, Hedgefonds, größe private Rentenversicherungen usw. [...] vor Gericht [ziehen] und haben gute Chancen zu gewinnen", sondern weil man völkerrechtswidrig einen Wirtschaftskrieg führen will und den Gegner wirtschaftliche ruinieren.
Wie war das denn bloß im 1. Weltkrieg, als bspw. Großbritannien alle Vermögenswerte von deutschen Bürgern per Federstrich enteignete?
Wie war das nach dem 2. Weltkrieg, als sich die Alliierten mit deutschen Patenten und Industrien bereicherten?
Ach, kommen Sie mir doch nicht mit der Legende, daß "Sozialisten irgendwann ausländisches Kapital verstaatlichen" und deshalb eine Verarmung einsetzt.
Waren die Briten 1914 oder die Amis 1945 Sozialisten? Nein! Sie waren dieselben raffgierigen Raubritter, die sie immer waren, schon als sie sich ihre Kolonialreiche zusammengaunerten!
Sehr geehrter LePenseur,
Löschenich muss sagen, dass ich den Artikel auf Anhieb nicht mehr finde. Sehen Sie es mir nach, wenn ich nachliefere, vielleicht in einem anderen Postscriptum?
MfG,
Der "NATO-Troll".
Sehr geerter Herr (?) LePenseur,
AntwortenLöschenliebe stille Mitleser,
Die Sanktionen (die völkerrechtlich größtenteils wohlgemerkt völlig illegal sind!)
Das mit dem Völkerrecht ist mir neu.
Meines Wissens sind Staaten souverän, was bedeutet, dass sie ihr Außenhandels selbst bestimmen können.
Das schließt dann natürlich willkürliche Embargos ein.
Das Blockieren des internationalen Seehandels wäre, zumindest ohne Kriegserklärung, wahrscheinlich illegal, ja.
Wie war das denn bloß im 1. Weltkrieg, als bspw. Großbritannien alle Vermögenswerte von deutschen Bürgern per Federstrich enteignete?
Entschuldigen Sie, aber genau das ist es doch, was in kommunistischen Staaten wie Venezuela oder Kuba ebenfalls früher oder später passiert.
Da wird ausländisches Kapital mal eben verstaatlicht.
Da internationale Finanzinvestoren im Regelfall nicht auf den Kopf gefallen sind, riechen die natürlich die Lunte. Was garantiert denen denn, dass sie nicht als nächstes der Verstaatlichung zum Opfer fallen?
Ergo ziehen sie bei nähster Gelegenheit ihr Kapital aus der Region ab und einige ziehen dann vor Gericht. Das kann ein internationaler Gerichtshof sein oder ein europäischer oder amerikanischer.
Auch Sie können ihr Erspartes in einen internationalen Found anlegen. Das mag zwar nicht viel sein im Vergleich, aber auch Kleinvieh macht Mist, wie der Volksmund weiß.
Ach, kommen Sie mir doch nicht mit der Legende, daß "Sozialisten irgendwann ausländisches Kapital verstaatlichen" und deshalb eine Verarmung einsetzt.
Ich sage nicht, dass das die einzige Ursache ist.
Die Verstaatlichung an sich führt schon zu einer Reduktion von Effektivität und Wirtschaftlichkeit.
Die Zentralverwaltungswirtschaft ist schlicht das unterlegene System gegenüber einer dezentralen Marktwirtschaft.
MfG,
Der "NATO-Troll".