Freitag, 11. Juli 2025

Heute vor vierzig Jahren starb Botschafter Herbert Amry

von LePenseur
 
 
Herbert Amry? Die meisten werden seinen Namen nicht kennen oder (falls schon ältere Jahrgänge, die damals bereits politisch interessiert waren) längst vergessen haben. 
 
Aber dieser Tod, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Mord war, hat später einen der größten Skandale im Österreich der Zweiten Republik aufzudecken bewogen, wobei aber immer noch genug (und wohl für immer ungesühnt) unter den Teppich gekehrt wurde ...

Ein wirklich überaus informativer Wikipedia-Artikel über diesen am 11. Juli 1985 verstorbenen Diplomaten kann unseren Lesern wärmstens zur Lektüre empfohlen werden!

Herbert Amry (* 21. März 1939 in Wien; † 11. Juli 1985 in Athen) war ein österreichischer Diplomat und Nahost-Experte. Mitte der 1980er Jahre informierte er trotz erhaltener Drohungen wiederholt das österreichische Außen- und Innenministerium über illegale Waffengeschäfte der in Staatsbesitz befindlichen VÖEST-Tochterfirma Noricum mit dem damals kriegführenden Iran. Zahlreiche Beobachter schätzen die Wahrscheinlichkeit als hoch ein, dass sein plötzlicher, bis heute nicht aufgeklärter Tod durch Herzversagen kurz nach seinen eindringlichen Warnungen ein Giftmord war. Im Jahr 2023 überraschte der ehemalige Innenminister Karl Blecha mit der Behauptung, „dass Herbert Amry, Österreichs Botschafter in Griechenland, seinen Informationen nach von einer CIA-Splittergruppe ermordet worden sein dürfte. Jahrzehntelang hatte Blecha darauf beharrt, dass Amry an einem Herzinfarkt gestorben sei.“

Erst mehrere Jahre nach Amrys Tod wurden seine Berichte über die illegalen Waffenexporte im Rahmen des parlamentarischen Noricum-Untersuchungsausschusses sowie mehrerer Gerichts-prozesse bestätigt, was zur Verurteilung mehrerer Manager und zum Rücktritt österreichischer Spitzenpolitiker führte. Die gesamte Affäre inklusive der zahlreichen nachgewiesenen Ver-tuschungen, Falschaussagen, Dokumenten- und Aktenfälschungen durch Staatsbeamte und Politiker wird als Noricum-Skandal bezeichnet.

Amry wurde 1986 (posthum) mit dem privat gestifteten Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte ausgezeichnet. Ansonsten wurde seine Rolle als so genannter Whistleblower, der die Affäre ohne Rücksicht auf sein eigenes Wohlergehen aufzudecken half, bis heute weder von seiten des Staates Österreich noch seiner Heimatstadt Wien gewürdigt. 
Ein wahres Sittenbild tut sich auf, wenn den gesamten Artikel (und noch viel mehr, wenn man den über den Noricum-Skandal) gelesen hat. Nicht nur, daß der mächtige Innenminister zurücktreten mußte und nach dem Untersuchungsausschuß und einem Gerichtsverfahren rechtskräftig verurteilt wurde, auch jede Menge von Beamten und politischem Personal aus seiner Umgebung (und aus dem Außenministerium und der SPÖ) mußten später zugeben, Aktenstücke gefälscht und unterdrückt zu haben. Besonders pikant ist sicher der Fall von Dr. Ingrid Petrik, die trotz einer in dieser strafrechtlichen Aufarbeitung des Skandals später zutage getretenen und rechtskräftig abgeurteilten falschen Beweisaussage es schaffte, als erste Frau an die Spitze des Verwaltungsgerichtshofes berufen zu werden. Verurteilt wurde sie aber erst, nachdem die in den Ruhestand getreten war.
Auch Anton Schulz, der damalige Chef der Staatspolizei, hat gestanden, unter anderem in Blechas Auftrag einen Aktenvermerk über die Qualifizierung eines Tonbandprotokolls zwischen Amry und dem Athener VÖEST-Vertreter Georg Loukas bewusst falsch datiert zu haben.
Jaja, die „Dienste“ — wie immer Schild und Schwert der Herrschenden, nicht nur in der DDR, auch im ach so demokratischen Österreich.
 
„Zuständ' wie im alten Rom“, pflegt man in Wien in solchen Fällen zu sagen ...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wie der Zufall es will, hat sich Uwe Barschel zeitnah (1987) unter Mithilfe des Mossad in einer Badewanne ertränkt. Auch er drohte, illegale Waffengeschäfte Israels aufzudecken bzw. zu unterbinden. Zufälle gibt es ...