Freitag, 14. August 2015

Mereschkowski — who?

Heute vor 150 Jahren, am 14. August 1865, wurde der russische Schriftsteller Dmitri Sergejewitsch Mereschkowski als Sohn eines Hofbeamten zu St. Petersburg geboren.

Bis vor kurzem (als mich ein überaus belesener Freund auf ihn aufmerksam machte) hätte wohl auch ich: »Mereschkowski — who?«  gestammelt, wäre dieser Name gefallen.

Mittlerweile habe ich mehr über, als von ihm gelesen, um ehrlich zu sein — und beide Lektüren hinterließen in mir etwas zwiespältige — to put it mildly! — Gefühle — wer LePenseur kennt, wird nicht ganz verwundert sein ...

Mereschkowskis Werke sind „geprägt von der Idee eines epochenbildenden Widerstreits zwischen Christ und Antichrist und einer Vermischung dekabristischer Traditionen mit mystisch-orthodoxen Elementen“, und er verstand, so Volker Weiß, sein „Schaffen stets auch politisch“. In seinem Ost-West-Dualismus lehnt er das aufklärerische Westliche ab und schwärmt für einen „Osten“ unter Bezug auf das Alte Testament und mystische Traditionen der ägyptischen Antike als das eschatologische „Dritte Reich“.

[...]

Insbesondere durch Arthur Moeller van den Bruck, dessen Mentor Mereschkowski in Paris war, bekam die von Moeller van den Bruck als „Ostideologie“ bezeichnete politische Ideologie Mereschkowskis großen Einfluss auf die jungen Rechten in Deutschland.
... referiert Wikipedia über den Autor. Nun: Einfluß auf Moeller van den Bruck — mehr braucht ein Autor nicht, um als »Nazi« stigmatisiert zu sein ... doch halt! Mereschkowski wurde doch auch von einem Thomas Mann gepriesen (»Dmitrij Mereschkowskij! Der genialste Kritiker und Weltpsycholog seit Nietzsche!«), und der war nun — soviel ist kanonisiert — kein Nazi.

Einem »Westler« (wie LePenseur) wird Mereschkowski wohl immer fremd bleiben. Was nicht heißt, daß man sich mit ihm nicht beschäftigen sollte! Im Gegenteil: erst die kritische Auseinandersetzung mit dem »östlichen« Denken gibt uns die Vergewisserung, welch köstlichen Schatz wir in unserer abendländischen Kultur geerbt haben — und uns nicht von westlicher Un-Kultur hedonistisch verblödet aus den Händen winden lassen sollten!

1 Kommentar:

Max hat gesagt…

Aha, interessant. Das erklärt wohl, warum Mereschkowski in meinem Slawistik-Studium (früher) nicht erwähnt wurde. Mereschkowski hat übrigens einen großartigen Lebensroman über Leonardo da Vinci geschrieben. Wird auch von Sigmund Freud in den "Kindheitserinnerungen des Leonardo" mehrmals erwähnt/zitiert. :-)
Beste Grüße
PS: Ich bin kein Roboter!