Donnerstag, 18. April 2013

Die trapsende Nachtigall, oder: Was Sie schon immer über einen ganz normalen Arbeitstag von Backaroma wissen wollten, aber sich nicht zu fragen getrauten ...

Der Präsident betritt tiefbraungebrannt vom Solarium, erholt von der Nacht mit seiner Michelle voll Tatendrang das Oval Office, und grüßt seine MitarbeiterInnen mit einem herzlichen »hi, folks!« (oder so ähnlich). Kaum hat er die Morgenzeitungen gelesen, die ihm über erschreckende Vorfälle beim Boston Marathon berichteten (»Terroranschlag!« »Täter noch unbekannt!«), fängt schon die erste Sitzung an: Syrien macht Probleme. Und dann kommt die nächste (das Repräsentantenhaus macht Probleme), dann die nächste (Merkel macht keine wirklichen Probleme, nervt bloß rum), dann eine Besprechung mit dem Stabschef des Weißen Hauses, zwischendurch überreicht der neu akkreditierte Botschafter von Buxdehudistan sein Beglaubigungsschreiben. Routiniertes Lächeln für das Erinnerungsphoto.

Dann kommt endlich der Briefträger und bringt die Post. Gibt's interessante Briefe? Backaroma sieht geschwind die Absender durch: Bernanke, naja, dicker Brief, sicher so'ne Statistik, den kriegt gleich der Geithner, achso, den gibt's nimmer, also der Neue ... wie heißt der bloß ...? Und ein Brief vom CIA, auch dick, vermutlich die neuesten Terrorwarnungen .. okay, das hat noch ein bisserl Zeit bis zum Lunch, aha, und hier ein Briefchen aus Corinth, Moment mal, war da nicht der Apostel Paulus in Corinth? Achso, Corinth in Mississippi! Vermutlich Fanpost, von wem bloß ...? »Paul Kevin Curtis« — na da wollen wir doch gleich nachsehen, was dieser Kevin-allein-zu-Haus so dem Präsidenten zu schreiben hat ... Backaroma reißt schnell das Kuvert auf, und sinkt im nächsten Augenblick ... ...

STOP! WAS SOLL DER BLÖDSINN! DAGEGEN IST JA RAUMSCHIFF ENTERPRISE NOCH EIN TATSACHENBERICHT!

Glaubt so einen Schwachsinn irgendjemand, dessen Intelligenzquotient über Raumtemperatur eines nordkanadischen Eisbärenjagdunterstandes liegt? Genau das aber wäre die Voraussetzung, um diesen »Irgendjemand« zu veranlassen, dem US-Präsidenten einen Brief mit tödlichem Gift zu schicken! Jeder, aber schon wirklich jeder (und wohl auch der größte Trottel im Land!) weiß, daß die Post nicht von Backaroma himself geöffnet wird, sondern von der Poststelle im Weißen Haus. Und jeder weiß ebenso, daß es dort Standardtests und jede Menge Sicherheitsvorkehrungen gibt.

Warum also schickt jemand einen Brief mit Gift an Backaroma, wenn er haargenau weiß, daß dieser ihn nie zu Gesicht bekommen wird — dieser Brief dessen ungeachtet aber beim Absender den Tatbestand des Mordversuches erfüllt, für den er daher in den USA nach einem Prozeß durchaus mit Giftspritze behandelt werden kann. Also nochmals gefragt: welcher Mensch, der nicht auf unglaublich komplizierte Art Selbstmord begehen möchte, schickt einen Giftbrief ans Weiße Haus? Antwort: keiner.

Aber, so könnte man einwerfen: vielleicht wollte der — in genauer Kenntnis der völligen Sinnlosigkeit des Versuches — einfach Aufmerksamkeit erregen und ein Zeichen setzen. Sorry, aber welche Plausibilität hat es, wegen eines bloßen »Zeichens« sein eigenes Leben in Zukunft hinter den Gittern eines Todestraktes eines  Hochsicherheitsgefängnisses zu verbringen, bis man dann halt irgendwann hingerichtet wird?

Diese Fragen lassen m.E. eigentlich nur zwei Antworten zu: entweder ist so ein Täter ganz-total-100%-völlig verrückt — oder er weiß, daß ihm das alles ganz sicher nicht passieren wird.

Muß ich jetzt eigentlich noch erläutern, welcher Täter so etwas denkmöglich wissen kann ...?

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P.S.: Wetten wir, daß »Paul Kevin Curtis« ein Anhänger der Tea Party ist, und daß auf den Bostoner Kochtopfbomben DNA-Spuren von Mahmud Ahmadinedschad »gesichert« werden können ... oder so was, halt ...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Tipp:Steve Sailer beantwortet die Frage.http://isteve.blogspot.de/2013/04/ricin-mail-suspects-website.html