Freitag, 30. April 2010

Statt PC-Zensur lieber ein Zensuswahlrecht!

Was ich in diesem Blog und in diversen Foren bereits mehrfach angeregt habe, nämlich die Einführung eines Zensuswahlrechts, wird heute in einem sehr lesenswerten Artikel auf »eigentümlich frei« thematisiert.

Wie zu erwarten, kommen in den Kommentaren sofort die üblichen Bedenken: schwer zu administrieren — wenn das »gerecht« gemacht werden soll, kostet es bataillionsweise neue Beamte — es würde ein Bürgerkrieg drohen, etc. etc.

Nun: die Administration ist in einem modernen Staat mit geregelter Finanzverwaltung kein wirkliches Problem. Jeder Bürger kann in seiner Einkommensteuererklärung ankreuzen, ob er sein Einkommen für Wahlzwecke offenlegen will oder nicht. Will er das, bekommt die zuständige Wahlkommission für jedes Steuerjahr seit der letzten Wahl seinen "Wahlpunktestand" (z.B. für je überschrittene 10.000 EUR eine Zusatzstimme). Bei der Wahl händigt der Wahlleiter dem Betreffenden die erforderliche Zahl von Stimmzetteln und Kuverts aus. That's it.

Wer nun befürchtet, daß, wenn Bill Gates einwandert, auf einmal in einer Wahlbehörde 500 Urnen von Bill Gates gefüllt werden müssen — da kann man ja (wie bei DKT) verschiedenfarbige Zettel verwenden für 10 Stimmen, für 100 Stimmen, für 1000 Stimmen ... Und nur wenn ein Superreicher streng geheim bleiben will, dann muß er sich halt der Mühe unterziehen, z.B. 1723 Einzelstimmzettel anzukreuzen. Sein Pech! Also administrativ ist das sicher kein allzu großes Problem. Ein Staat, der Sozialversicherungsdaten für die Rentenbezüge der Zukunft administrieren kann, kann auch Steuerleistungen für Wahlzwecke administrieren. Und zwar per Knopfdruck!

Das mit den Bürgerkriegen ist wirklich kein Argument — wer seine Randale will, kriegt sie auch in einem One-man-one-vote-System ohne Probleme hin! Man braucht ja nur an die G7- Weltwirtschaftsgipfel der letzten Jahre oder den 1. Mai mit seinen linken Radau-Demos zu denken.

Natürlich wäre es nicht sinnvoll, alles nach dem Zensuswahlrecht bestimmen zu lassen — aber dafür sehr sinnvoll, alles, was vom Staat zu berappen ist, auf diese Weise bestimmen zu lassen. Mit einem Wort: ein Zweikammernsystem mit einer Abgeordnetenkammer und einer Zensuskammer, wobei die jeweils andere Kammer ein gewisses Vetorecht haben soll. Wenn man nun diese beiden Kammern auch noch auf untersfchiedliche Weise wählen läßt (z.B. die Abgeordnetenkammer nach einem strikten Verhältnis-Listenwahlrecht, die Zensuskammer hingegen nach einem reinen Persönlichkeits-Mehrheitswahlrecht), dann ist eine wirksame gegenseitige Kontrolle zu erwarten — und, Hand auf's Herz: was könnte einem freiheitsliebenden Menschen wichtiger sein als das!

Je weniger die sich in den angeblichen »Demokratien« unserer Breiten wie Mehltau auf's politische System legende Parteienoligarchie und -korruption die Chance hat, quer über die verfassungsmäßigen Kontrollmechanismen ihre Macht kurzzuschließen, desto freier das Individuum, und desto geringer auch die Verlockung, bloß kurzsichtige Klientelpolitik zu treiben. Und das — nur das! — würde den Namen »Demokratie« wirklich verdienen, im Gegensatz zu der Parteienmafia, die derzeit in ihren größeren und kleineren Clans bloß die Plünderung und Beherrschung der Bevölkerung betreibt!

Mittwoch, 28. April 2010

Die PC-Diktatur der Schwulenlobbies

»Die Presse« weiß erschütternde Neuigkeiten von den Britischen Inseln:
Wegen einer schwulen- und lesbenfeindlichen Äußerung haben die britischen Konservativen gut eine Woche vor den Parlamentswahlen einen Kandidaten aus der Partei ausgeschlossen. Der schottische Kandidat Philip Lardner hatte auf seiner Homepage geschrieben, dass Homosexualität "nicht normal" sei. Diese Äußerung sei "zutiefst verletzend und inakzeptabel", erklärte der Chef der schottischen Tories, Andrew Fulton, am Dienstag. Lardner sei deshalb aus der Partei ausgeschlossen worden. Die Äußerung wurde inzwischen von seiner Website gelöscht.
Es ist ebenso lächerlich wie rückgratlos, derartig harmlose und berechtigte Äußerungen mit Parteiausschlüssen etc. zu ahnden.

Zunächst einmal ist Homosexualität eben einfach nicht »normal«, denn:
1. ist »normal«, was die weitaus überwiegende Mehrheit macht (Normalverteilungskurve). Und das ist genau eben nicht Homosexualität.
2. ist auch von ihren Wirkungen Homosexualität nicht »normal« i.S.v. normgemäß=zweckmäßig, denn eine Gesellschaft, die nicht zum überwältigenden Teil durch normale Sexualbetätigung fortgepflanzt wird, stirbt schlicht und einfach aus.

Außerdem ist Frage, ob ich jemanden in meinem Privathaus (und darum geht es bei Bed & Breakfast!) beherbergen will oder nicht (und aus welchen Gründen nicht), eine solche der Privatautonomie, und daher von den Betroffenen und nur von diesen zu regeln. Staatliche Bevormundung, daß jemand zwangsweise zur Beherbergung verpflichtet wird, sind nichts anderes als Gesinnungsterror.

Die Tories, wenn sie — wie »Die Presse« aus einer Umfrage zitiert — ohnehin nur von 10% der Schwulen gewählt werden, sollten nicht derartig in die Hosen machen. Wenn bei einem Anteil von maximal 5% an der Gesamtbevölkerung 60% dieser Gruppe die »Liberaldemokraten«*) wählen, dann sind das 3% des Elektorats. Die werden deshalb, weil die Tories in die Knie gehen, auch nicht Cameron wählen — so what?

Wohl aber werden sich viele prospektive Tory-Wähler die Frage stellen, warum sie eine Partei wählen sollten, die ohnehin nur die gleiche Politik wie die Linken betreiben will und sich vor jeder Kritik von links in die Hosen macht. Überzeugende Gegenpositionen sehen anders aus.

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*) die etwa so »liberal« sind wie weiland Heide Schmidt — m.a.W.: Sozen im Tarnanzug, die mit Besteck manierlich essen können und bisweilen freiwillig ein Orchesterkonzert besuchen ...

Dienstag, 27. April 2010

Lehren aus der Leere der Wahllokale

Das Wahlergebnis hat gezeigt, daß unsere Bundesverfassung beim Bundespräsidenten einen entscheidenden Webfehler hat. Es ist ja nicht so, daß dieser der einzige wäre. Völliger Mangel an direkter Demokratie, verfehlte Kasuistik in den Kompetenzartikeln, aufgeblähter Pseudo-Föderalismus, Ineffizienz der Kontrollmechanismen, die allesamt so konstruiert sind, daß sie durch die Parteizentralen der Mehrheitsfraktion(en) still und unauffällig korrumpierbar sind, etc. etc. ...

Wenn manche aus der geringen Wahlbeteiligung ableiten, man möge doch einfach das Amt des Bundespräsidenten abschaffen, kann man dem nur entgegenhalten, daß ein »Staatsnotar« durchaus seine Berechtigung hat. Seine Funktionen einfach den Nationalratspräsidenten »umzuhängen« (mal abgesehen davon, daß eine Figur wie Frau Prammer als Staatsoberhaupt wohl selbst in der Wolle gefärbten Feministinnen und GutmenschInnen die Gänsehaut über den Rücken jagt!) wird angesichts der Fülle an zeitraubendem Kleinkram dieser Funktion, der aber auch »gemacht« werden will, wohl kaum möglich sein. Bestimmte zeremoniöse Funktionen (Beurkundung von Gesetzen, Akkreditierung von Botschaftern, Ehrungen, Ordensverleihungen, Angelobungen etc.) sind einfach in einem zivilisierten Land gebräuchlich, und so, wie wohl die meisten die Frage des Standesbeamten nicht durch ein locker-flockiges »Na, Oide — geh ma ins Bett?« ersetzt sehen möchten, so sollten auch nicht alle herausgehobenen Formen und Gebräuche nach dem Travnicek-Slogan »Wos brauch i des!« abgeschafft werden.

Nur: gerade so ein repräsentatives Ehrenamt ist denkmöglich ungeeignet, durch eine Volkswahl besetzt zu werden! Volkswahl geht in Wahrheit ja nur durch Schaffung von Differenzen, durch klare Abgrenzung, durch auch polemische Darstellung der unterschiedlichen Ziele und Vorstellungen — also genau das, was durch ein repräsentative Staatsoberhaupt eben nicht verwirklicht werden soll! Das Staatsoberhaupt sollte ganz im Gegenteil möglichst unstrittig agieren, getragen von einem breiten Konsens der Bevölkerung. Was durchaus ein Argument für eine monarchische Staatsspitze bedeutet — aber das haben wir eben nicht und werden es auch absehbarerweise nicht bekommen.

Dem gegenüber ist die Bestellung des Bundeskanzlers geradezu darauf zugeschnitten, durch Volkswahl ermittelt zu werden: hier ist »Action«, hier ist die Möglichkeit zu geben, höchst kontroversiell unterschiedliche Regierungskurse zu unterstützen oder eben abzulehnen.

Es wäre daher sinnvoll, statt der verfehlten Volkswahl des Bundespräsidenten eine Direktwahl des Bundeskanzlers einzuführen, den Bundespräsidenten dagegen in der zweckmäßigerweise deutlich zu verkleinernden Bundesversammlung*) am besten durch zwingende 2/3-Mehrheit à la Papstwahl (die Abgeordneten werden im Parlament kaserniert, bis sie einen mit dieser Mehrheit gewählt haben) wählen zu lassen. Das würde zwar keine »spannenden« Präsidenten hervorbringen, aber wenigstens weitgehend dem tagespolitischen Streit enthobene.

Die jetzige Variante hingegen ist völlig unbefriedigend: beim ersten Antreten wird herumgeeiert, um so ein möglichst »staatstragendes« Auftreten mit hinterfotzigen Desavouierungen der Gegenkandidaten unter einen Hut zu bringen. Bei der Wiederwahl ist entweder der chancenlose Gegenkandidat ein bloßer Strohmann (wie Gredler), oder er wird brutal niedergemacht (wie Rosenkranz). Und das bringt’s nicht wirklich …

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*) Niemand braucht 183 NR-Abgeordnete, und der Bundesrat wäre ohnehin sinnvoller durch eine erweitere Landeshauptleutekonferenz zu ersetzen). Neuseelang kam z.B. jahrzehntelang mit 55 Abgeordneten aus. Wenn man das um eine »erweiterte Landeshauptleutekonferenz« mit 15 Mitgliedern (Wien und Niederösterreich je 3, Oberösterreich und Steiermark je 2, der Rest je 1 Mitglied) erweitert, hätte eine solche Bundesversammlung das klassische Konklave-Quorum von 70 Stimmen. Da sollte eine 2/3-Mehrheit doch mit einigem guten Willen und versperrtem Ausgang spätestens nach einigen Tagen erzielbar sein!

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P.S.: Unter dem Titel »Unerträglich« ist auf »Manfreds politischen Korrektheiten« eine vortreffliche Zusammenfassung der geschlagenen Bundespräsidentenwahl in Österreich zu lesen. Besser kann man's kaum zusammenfassen! Schon der Beginn ist ein echter Lesegenuß:
Das Sudelblättchen aus München dokumentiert – weiß Gott nicht zum erstenmal -, dass das Demokratieverständnis seiner Redakteure einen Vergleich mit dem kommunistischer Politkommissare ohne weiteres aushält.
Wer es erträgt, die »Süddeutsche Zeitung« solcherart charakterisiert zu sehen, wird mit Freuden weiterlesen. z.B. das hier:
Ich für meinen Teil finde ganz andere Dinge unerträglich:
■ Dass Schwachköpfe öffentlich als “Intellektuelle” posieren und als solche ernstgenommen werden;
■ dass linke Verfassungsfeinde sich als Verteidiger der Demokratie aufführen;
■ dass Agitpropkäseblätter, in die man nicht einmal Fish’n'Chips einwickeln könnte, ohne dass sofort der Fisch verfaulte, sich als “Qualitätszeitungen” verkaufen;
■ dass noch der charakterloseste Opportunismus, der schäbigste Konformismus, die vulgärste Karrieregeilheit als “Zivilcourage” daherkommen, Mollusken sich gegenseitig für ihr Rückgrat loben und alte Nutten einander zu ihren strammen Jungfernhäutchen gratulieren, ohne dass einer lacht;
■ dass die “Vierte Gewalt” in den Händen von Leuten liegt, die von ihr in demselben Geiste Gebrauch machen wie Roland Freisler von der Dritten;
■ und dass paranoide Hexenjäger unaufhörlich von “Toleranz” reden, ohne auf der Stelle vom Blitz erschlagen zu werden:
Das ist unerträglich!
Allen anderen sei das Lesen aber umso mehr empfohlen — freilich erst nach Abnahme der rosaroten Brille und (gegebenenfalls) Zukauf von Hirn. Wer letzteres nicht brauchen kann oder will, kann ja weiterhin »SZ« lesen ...

Montag, 26. April 2010

Wo nur mehr ans Nehmen und nicht mehr ans Geben gedacht wird

... das sind nicht etwa die Gefilde der Politik und der staatsnahen Korruption, sondern vielmehr »die Bevölkerung«, die nach Meinung unseres p.t. Herrn Finanzministers und Vizekanzlers Pröll höchst verantwortungslos Steuern hinterzieht.

Das kann in Zeiten von Budgetdefiziten, die u.a. aus der Rettung parteinaher Banken und dem eifrigen Verteilen von Bestechungsgeldern ans liebe Stimmvieh (à la »Mindestsicherung«)resultieren, natürlich nicht so bleiben, und so wird prompt eine Verschärfung des Finanzstraf-gesetzes geplant, durch welche Selbstanzeigen bei der Finanz künftig »unattraktiver« werden sollen. Vermutlich hat der Herr Finanzminister keinen Praktiker auf diesem Gebiet (etwa einen kleinen Steuerberater und einen kleinen Betriebsprüfer — um beide Seiten zu hören) befragt, sondern seine spin doctors im Ministerkabinett spinnen lassen. Dementsprechend wird die Gesetzesnovelle auch ausfallen: ein unvollziehbares bürokratisches Monstrum!

Wenn Pröll eine »Verdorbenheit in der Bevölkerung, wo nur mehr ans Nehmen und nicht mehr als Geben gedacht wird«, sieht, dann fragt man sich schon, welche Realitätswahrnehmung ein Berufspolitiker unserer Zeit hat! Hat der p.t. Finanzminister einmal daran gedacht, daß vor allem die öffentliche Hand mit einer Staatsquote von deutlich (!) über 60% des Einkommens immer nur ans Nehmen denkt — und das schon seit Jahrzehnten?

Hat er schon daran gedacht, daß es in Wahrheit er und seinesgleichen, die Politiker nämlich, sind, die nur ans Nehmen denken, und uns dafür irgendeinen ideologischen Schrott in Gesetzesform geben, den die Bürger in Wahrheit nicht einmal geschenkt möchten?

Hat er daran gedacht, daß es in Wahrheit nur der Machthunger und die Selbstdarstellungsgeilheit unserer Politiker ist, die ständig neue Bürokratien und neue Regulierungen, die keiner braucht, erfindet?

Wie wäre es, wenn ein Finanzminister einmal daran dächte,

  • daß bei einer Staatsquote von mehr als 60% der angebliche »Steuerbetrug« in Wahrheit Notwehr ist;
  • daß nicht die pöhsen Steuerzahler, sondern die Unmengen überflüssiger Beamter und leistungsunwilligen, staatsunterstützten Stimmviehs die Budgets sprengen;
  • daß die Steuerschraube nicht weiter anziehbar ist, da exorbitante Verwaltungskosten die Mehrerträge auffressen (schon mal was von Prof. Laffer gehört, Herr Minister?);
  • daß ein Unternehmer, der für »Steuerbetrug« in den Häfen wandert, mit Sicherheit nie mehr nennenswerten Steuern zahlen wird — weil das Unternehmen inzwischen vermutlich bankrott geht.

Aber daran denkt ein Politapparatschik wie Pröll nicht — Hauptsache, die Untertanen blechen brav! Und wählen ihn — oder halt einen anderen Schmarotzer aus den Systemparteien ... es ist doch eh wurscht, wen: »Ein Bund Hadern!«, wie der Wiener sagt ...

Sonntag, 25. April 2010

Der bestätigte Hofbürger

Es ist zwar noch nicht amtlich, aber an den Prognosen wird sich wohl nur im Bereich von unter 1% etwas ändern: Fischer wurde mit ca. 78-79% der gültigen Stimmen gewählt. So weit, so unerfreulich. Statt sich nun einzugestehen, daß dieses Ergebnis offenbar schlagend demonstriert, daß gegen die Manipulationen der linken Medienmafia (ORF und praktisch alle Printmedien) jeder nicht-linke Kandidat chancenlos ist, die österreichische »Demokratie« daher diesen Namen eher nicht wirklich verdient, versucht der eine oder andere, sich die Situation schönzulügenreden.

So auch der von mir sonst durchaus sehr geschätzte Andreas Unterberger in seiner aktuellen »Tagebuch«-Eintragung:
Das Ergebnis 78:16:6 war vorhersehbar. Und sollte doch allen viel zu denken geben. Weder die SPÖ noch Blau oder Schwarz oder auch die Christen haben besonderen Grund zum Jubeln, wenn man das Ergebnis genauer analysiert. Sieger ist nur ein Lager: jenes der 52 Prozent Nichtwähler, also jener, die mit dem Amt oder den angebotenen Persönlichkeiten nichts anfangen können. [Hier weiterlesen]
Nur eine kurze Frage, Herr Dr. Unterberger, zu Ihren inhaltlich richtigen Feststellungen:

Und warum haben auch Sie im Fall Rosenkranz herumlaviert, wie es zwar ärger geht, aber eben durchaus auch weniger arg hätte gehen können?

Warum haben Sie nicht einfach das gesagt, was gesagt werden mußte, als der ORF und die SPÖ-nahen Printmedien schlicht und einfach gelogen haben über Rosenkranz' Äußerungen im ORF-Interview — nämlich daß es sich dabei um einen Medienskandal erster Klasse handelt? Roß und Reiter genannt. Zu erkennen gegeben, daß sie mit dem was sie tatsächlich sagte, völllig recht hat!

Warum haben Sie Rosenkranz als »unwählbar« bezeichnet? Daß sie nicht Ihre »erste Wahl« sein würde, hätte man wohl auch so gewußt — aber zwischen erste Wahl und unwählbar liegen halt Welten!

Warum werfen Sie irgendwelchen anderen Medien vor, Gehring als skurril abgetan zu haben, wo Sie es im Prinzip nicht anders gehalten haben?

Blicken Sie sich doch in den Spiegel, Herr Dr. Unterberger! Versuchen Sie ehrlich zu sein — dann müssen Sie zugeben: bis zum Schluß haben Sie sich jede positive Beurteilung Rosenkranz's tunlichst verkniffen — obwohl von Anfang an klar war, daß diese wohl vor einem Außenseiter-Kandidaten wie Gehring landen würde. Und jede Abqualifizierung daher nur Fischer nützen konnte.

Den Gratis-Mut, nach geschlagener Wahl das Lager der Nichtwähler zum Sieger zu erklären, hätten Sie sich sparen können. Es hätte mehr gebracht, vor geschlagener Wahl etwas mehr Farbe zu bekennen, und nicht in vornehmer Äquidistanz zwischen Fischer und Rosenkranz — och-Gott-wie-objektiv-wir-doch-sind! — mit »zwei unwählbare Kandidaten« herumzueiern.

Sorry für meine etwas harsche Beurteilung — aber wer vor der Wahl nicht Tachles redet, soll (um ein Diktum von Karl Kraus über Journalisten zu zitieren) nicht »nachher alles schon vorher gewußt« haben!

Samstag, 24. April 2010

Mir fällt zu Fischer

nichts ein.

Dafür verdanke ich einem Poster in Unterbergers Tagebuch folgende interessante Überlegung zur österreichischen Demokratie:
Höhere Mathematik:

Wenn sagen wir, einmal grob und großzügig geschätzt, jeder 2te Österreicher gegen den Vertrag von Lissabon ist und man versammelt 182 Österreicher in einem Kasperltheater am Wiener Ring. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß alle 182 für den Vertrag von Lissabon sind?

1 zu 2 hoch 180

das heißt 1 zu einer 1 mit 54 Nullen hinten dran. So groß ist die Chance, daß wir in einer Demokratie leben.

Drum: Rosenkranz ist der letzte winzige Rest von Demokratie in diesem Land.
Sie war die 183te ...
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Außer die graphischen Umsetzung dieser 54 Nullen (oder 182 Nullen — je nachdem man es betrachtet):

1 zu 1.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000

Leider.

Freitag, 23. April 2010

Wahloptionen

Bei der Bundespräsidentenwahl gibt es rein theoretisch fünf Optionen:
  1. man enthält sich der Stimme, indem man nicht zur Wahl geht;
  2. man wählt ungültig (»weiß« oder durch Beschriftung des Stimmzettels durch geeignete Bezeichnungen (z.B. »alles Idioten« oder »Donald Duck for President« — »geht scheißen« ist hingegen weniger zu empfehlen, denn es könnte von der Wahlkommission als Stimme für Heinz Fischer ausgelegt werden);
  3. man wählt Fischer;
  4. man wählt Gehring;
  5. man wählt Rosenkranz.
Was nun bedeuten die einzelnen Optionen?

1. man enthält sich der Stimme:
Mir ist es völlig egal, wer Bundespräsident ist.
Mir ist Politik überhaupt egal.
Mir ist egal, wer über meine Freiheit und mein Eigentum verfügt.
Ich fresse alles — sogar meinen Frust über die Politiker.

2. man wählt ungültig:
Ich will alle drei Kandidaten nicht.
Ich will gegen alle drei protestieren.
Ich will mich nicht auf eine »Wahl des kleinsten Übels« einlassen.
Ich bin frustiert und artikuliere es — aber etwas dagegen zu tun, bin ich nicht bereit.

3. man wählt Fischer:
Ich glaube dem Opa einfach alles — sogar, daß er der Opa ist, der doch nur unser Bestes will.
Ich will weiter meine Illusion hegen, daß Österreich eine Insel der Seligen ist.
Mehr Staat und mehr Bevormundung geht schon in Ordnung, denn mehr Freiheit bedeutet mehr Risiko — und da müßte ich mich doch glatt selbst für oder gegen etwas entscheiden!

4. man wählt Gehring:
Mir hängt der linke Mainstream in Österreichs Politik zum Hals raus.
Meine Stimme hat zwar keine Chance, ihn auch nur in die Stichwahl zu bringen — aber die ÖVP soll merken, daß sie entscheidende Teile ihres Wählerpotenzials vergrault (hat), indem sie sich »Mitte-Links« postitionierte und mittlerweile längst jene Politik macht, die vor zwanzig Jahren eindeutig sozialistisch gewesen wäre.

5. man wählt Rosenkranz:
Mir reicht der rot-schwarze Filz in Österreich.
Das System der allgegenwärtigen großkoalitionären Packelei gehört endlich aufgebrochen.
Der Bundespräsident als einzig direkt gewählter Bundespolitiker Österreichs soll nicht nur brav die Entscheidungen der Apparate in Wien und Brüssel abnicken, sondern notfalls im Sinne Interessen der österreichischen Bevölkerung korrigierend eingreifen.
Eine Politik des geringsten Widerstands, der Grundsatzlosigkeit und des Nachgebens gegenüber fremden politischen und soziokulturellen Einflüssen führt zum Zerbrechen unseres bisherigen Wertesystems — und dagegen muß spätestens jetzt etwas unternommen werden.

Mittwoch, 21. April 2010

Pünktlich zum 20. April

... also zur Wiederkehr des Geburtstages eines nicht ganz unbekannten Politikers, hat sich die Bundesregierung Österreichs entschlossen, durch ein als »Terrorismuspräventionsgesetz« behübschtes Gesinnungsstrafrecht die Diktatur der Guten, bzw. derer, die sich dafür halten, endgültig durchzusetzen.

Medienwirksam wird verkündet, daß künftig das »Gutheißen« von terroristischen Aktivitäten mit zwei Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Endlich eine Handhabe gegen Haßprediger, freut sich der dicke Pröll. Ob das überhaupt wirklich handhabbar ist (und angesichts der Islamophilie gutmenschlicher Kreise je gehandhabt wird), ist sehr zu bezweifeln.

Weniger zu bezweifeln ist, daß in einem Aufwaschen gleich eine inflationäre Erweiterung der Meinungsdelikte erfolgte: schon bisher machte sich strafbar, wer Angehörige einer bestimmten Religion, einer Rasse, eines Volkes oder eines Staates wegen dieser Zugehörigkeit verächtlich machte. Das wurde zwar dann ausjudiziert, wenn es darum ging z.B. Moslems, Neger oder Ausländer vor einer »Diskriminierung« zu bewahren, wenn dagegen Katholiken, Weiße oder Österreicher verächtlich gemacht wurden, wurden Anzeigen für gewöhnlich sang- und klanglos eingestellt. Den Papst als »perversen Gauner im Talar« (wie es kürzlich ein britischer Atheismus-Propagandist zu formulieren beliebte) zu bezeichnen ist schon ganz okay, aber etwa einen Nigerianer, der trotz Abweisung des Asylantrags im Flüchtlingsheim auf Staatskosten lebt und seine Kohle mit Einbrüchen, Zuhälterei und Drogenhandel macht, als »verdammten Nigger« zu bezeichnen — na das geht net! Da müssen doch gleich ZARA und Grüne im Doppelpack ausrücken (ein »Doppelpack« im eigentlichen Sinne des Wortes) und einen Staatsanwalt der standesüblich roten Couleur zur Anklage bewegen — natürlich nicht etwa des armen Drogendealers, sondern des pöhsen »Rassisten« ...

Aber das reichte nicht, befanden unsere Politiker, und erfanden flugs ein paar neue Redeverbote: herabsetzende Bemerkungen, die auf das Geschlecht, das Alter, die sexuelle Ausrichtung, die Weltanschauung oder eine Behinderung beziehen, sind künftig ebenfalls strafbar. Ein Blondinen-witz bringt einen ins Gefängnis (wegen Herabsetzung einer Behinderten), das Bezeichnen einer alten Schnepfe als ebensolche ist nicht bloß eine Beleidigung (die ja nur ein Privatanklagedelikt ist), sondern macht das Alter verächtlich und ist daher vom Staatsanwalt ex offo zu verfolgen. Einen Hinterlader einen solchen zu zu nennen, wird ab August auch nicht mehr ratsam sein, und wer diesbezüglich die Bibel zitiert, kann davon ausgehen, im Häfen zu landen. Er könnte natürlich ebensogut — nein: noch viel besser! — hiezu den Koran zitieren, aber diesfalls greift natürlich das Islam-Privileg: die dürfen das natürlich! Wer dagegen was sagt, ist wegen Verächtlichmachung einer Religion dran. Man sah in der Causa Winter, die einen Kinderschänder als Kinderschänder bezeichnete, wie derlei Schauprozesse durch Österreichs Politjustiz inszeniert werden.

Mit einem Wort: eine Horde idiotischer Politiker löst Österreichs gewaltige Probleme nicht, sondern betreibt lieber Untertanen-Disziplinierung durch Pflicht zum Schönsprech. Widrigenfalls ab in den Häfen. Nun, eine Zeit lang wird das wohl auch funktionieren — aber eben nur eine Zeit lang. Allzu lang wird diese nicht sein, denn die ausufernde Staatsverschuldung, der ungehemmte Wildwuchs von Sozialleistungen und Bürokratiemonstren läßt den Kollaps bereits absehbar werden. Wenn die Systeme zusammenkrachen, ist das Interesse der Bürger an gegendert-antidiskriminatorischem Schönsprech meist sehr limitiert.

Aber nicht nur die endgültige Einführung einer umfassenden Gesinnungsjustiz ist mit diesem Datum 20. April künftighin verbunden, sondern auch die gestrige Umbenennung des bereits durch den stalinistischen Bildhauer Hrdlicka verunstalteten Platzes vor der Albertina in »Helmut Zilk-Platz«. Leider war bei der feierlichen Enthüllung der Beschilderung vergessen worden, die Botschafter Tschechiens und der Slowakei einzuladen, der beiden Nachfolgestaaten jener kommunistischen CSSR, für welche besagter Herr Zilk alias »Holec« jahrelang als gutbezahlter Spion tätig war.

Welch Vorreiterfunktion Wien hier doch hat! Vielleicht inspiriert es die rot-rote Stadtregierung Berlins zur Schaffung einer Markus-Wolf-Straße oder eines Mielke-Platzes. Höchste Zeit wäre es, sonst geraten die beiden und ihre Verdienste um den Staat der Arbeiter und Bauern glatt in Vergessenheit ...

Der 20. April ist mit einem Wort ein Tag, der künftig nicht nur Assoziationen erweckt, die Wolf Martin (nicht zu verwechseln mit diesem Heil-Hitler-Martin, der zur Zeit im Europäischen Parlament sein Unwesen treibt) ebenso treffend wie formvollendet an einem 20. April zu formulieren wußte:
Ich feiere, wenn man mich läßt,
Heut jenes Adolfs Wiegenfest,
Der einst in unserm schönen Land
An allererster Stelle stand.

Die Oberhäupter heutzutage
Sind matt dagegen, ohne Frage.
Am Anfang hatte er es schwer,
Denn er war revolutionär.

Es brachte ihn sogar in Haft
Die reaktionäre Kraft.
Doch ändert in der Politik
Oft radikal sich das Geschick.

Es hat in seinen spätern Tagen
Seine Partei den Staat getragen.
Er war integer und legal,
Ein echtes Vorbild allzumal

Und Patriot mit jedem Nerv.
Das war ein Mann, der Doktor Schärf!
Oder an wen dachten Sie denn...?

Montag, 19. April 2010

Prioritäten

Jetzt wissen wir also, was die oberste Priorität im Pflichtenkatalog eines österreichischen Bundespräsidenten ist (zumindest wenn er Heinz Fischer heißt): im Fall einer Kollision zwischen einem international hochrangig besuchten Staatsbegräbnis in Polen, das gleichzeitig einen historischen Durchbruch in den Beziehungen zwischen Polen und Rußland besiegelt, und einer Wahlkampfsendung in einem Wiener Privat-TV mit 2% Zuseherquote wird letzterem der Vorzug gegeben. Denn die Wiederwahl (die eigentlich, glaubt man den veröffentlichten Umfragen, ohnehin völlig unstrittig ist) geht vor.

Österreich hält sich also einen Bundespräsidenten nicht, damit dieser die Republik nach außen vertritt, sondern dafür, daß er mit satter Mehrheit wiedergewählt werden kann. Für die Vertretung nach außen läßt er sich vertreten — duch den österreichischen Botschafter in Polen. Der ist Teilnahme an Staatsbegräbnisen ja gewohnt. Kaum stirbt irgendwo ein Bürgermeister einer größeren Stadt mit Städtepartnerschaft nach Österreich, muß er einen Kranz niederlegen kommen. Oder wenn irgendein Sejm-Präsident a.D. beigesetzt wird. Oder ein Ex-Minister. Oder halt der polnische Staatspräsident, wenn der Bundespräsident wichtigeres zu tun hat. Eine Wahlkampfdiskussion in ATV, beispielsweise ...

Könnte das vielleicht damit zu tun haben, daß Polens Staatspräsident nicht eben jene von Fischer bevorzugte Couleur aufwies? Daß Fischer wohl ein weites und warmes Herz für stalinistische Diktatoren und kubanische Terroristen hat, aber nicht für einen Präsidenten konservativer Überzeugung, zu dessen Beisetzung er vertretungsweise mit Minimalprotokoll einen Beamten schickt.

Die Sache gewinnt zusätzlich an Pikanterie, wenn man sich vor Augen hält, daß es genau die beabsichtigte Teilnahme an dem Staatsbegräbnis in Krakau war, die als Vorwand diente, die ORF-»Pressestunde« am Sonntag nicht live auszustrahlen, sondern am Samstag aufzuzeichnen und — wie man annehmen darf — in gefällig geschnittener Fassung (wenn HeiFisch etwa ein wenig weniger vorteilhaft dreinschaut, wird geschwind auf einen ehrerbietig lächelnden Journalisten geblendet etc.) am Sonntag vormittags auszustrahlen.

Die Frage ist also nicht ganz unberechtigt, wozu wir uns einen Bundespräsidenten antun sollen, der
  • zwar seinen verfassungsmäßigen Repräsentationspflichten im Ausland nur ungenügend nachkommt; dafür aber
  • genau solche Pflichten vorschützt, um sich vom Staatsfunk ein gefälliges Interview schneiden zu lassen.
Denn nur für Ordensverleihungen und Festspieleröffnungen ist der stattliche Millionenaufwand der Präsidentschaftskanzlei wohl etwas viel hinausgeschmissenes Geld ...

Sonntag, 18. April 2010

Heute in einer Woche hat der ORF um diese Zeit

... seine erste Hochrechnung präsentiert, und, wie wir annehmen dürfen, eine, die Heinz Fischer als neuen Bundespräsidenten zeigen wird. Frau Turnher wird aufgeregt — je nachdem, weil sie das Ergebnis beflügelt, oder die bescheidenere Mehrheit für den Bundesheini ärgert — Belangloses ins Mikrophon hecheln. HeiFisch wird selbstgefällig lächeln. Rosenkranz wird gefaßt lächeln. Gehring wird streng lächeln (mit einem Anflug von pastoraler Milde, vielleicht). Und Österreich wird sich auf die nächste, die wirkliche Wahlschlacht mental vorzubereiten beginnen: den Kampf um Wien.

Bundespräsidentenwahlen sind angesichts der limitierten Gestaltungsmöglichkeiten, die man in dieser Position hat, eher mit Schönheitskonkurrenzen (naja, die hätte Frau Rosenkranz eindeutig gewonnen!), oder dem Wettlesen beim Ingeborg-Bachmann-Preis vergleichbar: mehr Fleiß als Preis. Viel Mühe für wenig Ertrag. Und diesmal kommt der Wahl ja auch nur wegen des damit verbundenen Stimmungssignals für die Wiener Gemeinderatswahl eine größere Bedeutung zu.

Vorhersagen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen, wußte schon Mark Twain, dennoch will ich den Blick in die Kristallkugel wagen, und meine Schätzung für den Ausgang diese Wahl abgeben (ich hoffe, keine Ereignisse der kommenden Wochen zwingen mich, sie nochmals zu überdenken).

Wahlbeteiligung: ca. 65-70% — davon ungültige Stimmen: ca. 20-25%

Vom (schon etwas schäbigen) Rest entfallen
  • 60-70% auf HeiFisch
  • 20-25% auf Rosenkranz
  • 10-15% auf Gehring
Alles andere wäre eine mittlere Sensation.

Samstag, 17. April 2010

Auf Wolke 7

... sind derzeit die Bewohner flughafennaher Regionen. Über allen Gipfeln ist Ruh, in allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch. Die schweigenden Vöglein im Walde (so dieser nicht in den 80er-Jahren dem sauren Regen anheimgefallen ist) hört ohnehin keiner. Davon abgesehen freilich herrscht
Apokalyptische Stimmung

in allen Medien. Warum? Weil es sonst nichts zu berichten gäbe, als die abgelutschten Mißbrauchsfälle — aber irgendwann reagiert das Publikum halt einfach nicht mehr, wenn z.B. die Sensationsnachricht durchgesickert wird, daß Papst Benedikt XVI. als Halbwüchsiger einem Mitschüler eine Ohrfeige am Pausenhof gegeben hat. Notariell beglaubigte eidesstättige Erklärung der Kinder des leider schon verstorbenen — naja, der Papst ist auch nicht mehr der jüngste! — Mißbrauchsopfers hin oder her ...

Natürlich kann in diesem Chor der Bedenkenträger Österreichs selbsternanntes Qualitätsmedium (völlig richtig, Sie haben's erraten: »Die Presse«!) nicht fehlen. Sie titelt »Luftverkehr: Nichts geht mehr am Himmel« und bezieht sich damit nicht etwa auf den beklagenswerten Umstand, daß die in einschlägigen Filmchen der 70er-Jahre gern geschilderte Tatsache, daß damals mit feschen Stewardessen in den Flugzeugtoiletten doch das eine oder andere ging, was mittlerweile dank Gender-Mainstreaming längst durch die Computerdurchsage der Flugsicherheitshinweise in geschlechtsneutraler Formulierung ersetzt wurde, sondern auf den noch deutlich unlustigeren Umstand, daß ein paar Entscheidungsträger in der EU offenbar testen wollen, für wie blöd sie die Bürger mit ein paar photogeshopten Satellitenbildern verkaufen können, ohne daß diese merklich aufzumucken beginnen.

Nun, bis jetzt funktioniert es eigentlich blendend: alle Flüge sind abgesagt, die defizitären Bahnen ausnahmsweise ausgelastet, und die Menschen in berechtigter Sorge, ob dieser Vulkanausbruch sich nicht in ein paar Monaten wiederholen könnte, denn da will man dann ja doch nicht mit der Bahn nach Antalya auf Urlaub fahren.

Und unsere Frau Innenminister Fekter (alias Masken-Mitzi) kann die aus den Zeiten der nicht ausgebrochenen Vogelgrippe zu hunderttausenden angeschafften Gesichtsmasken, die sie eigentlich bei der unlängst beworbenen Schweinegrippen-Pandemie — die sich leider auch nicht wie gewünscht entwickelte — geschwind aufbrauchen wollte, bevor das Material brüchig wird, endlich für die Vermeidung der Gesundheitsgefahren aus der Einatmung von Vulkanasche-Feinstaubpartikeln verwenden. Sonst sind Mortalitätsraten über denen des Passivrauchens möglicherweise nicht auszuschließen (naja, irgendwann muß jeder sterben) ...

Es gibt freilich auch andere Stimmen. Natürlich nicht in der Systempresse und im Staats- & Rotfunk, sondern auf diversen Plattformen im Internet. Was wieder einmal die Schädlichkeit von Internet ohne Zensur beweist. Denn an Zensur haben wir uns in der Systempresse schon so gewöhnt, daß ihr Fehlen uns mehr auffiele als ihre regelmäßige Ausübung. So war z.B. mein gestern um 17 Uhr im Qualitätsmedium »Die Presse« in Form eines Postings gesetzter Link auf einen Artikel im »ef-magazin« heute früh schon wieder weg. Kann aber auch ein technisches Gebrechen der Forumssoftware gewesen sein, wer weiß?

Ein blöder Zufall halt, so wie die ganze Geschichte eben irgendwie blöd gelaufen ist. Was bei ähnlichen Geschichten der letzten Jahre meist auch der Fall war, wie z.B. sowohl am 11.09.2001 als auch bei den Londoner U-Bahn-Attentaten zufällig Übungen stattfanden, die zufällig genau dasselbe Szenario behandelten, das sich gerade zufällig tatsächlich abspielte (in London bis hin zu genau denselben U-Bahnstationen), zufällig zuvor Überwachungssysteme wegen Wartung etc. abgeschaltet wurden und deshalb zufällig nicht eingegriffen werden konnte.

Ein tiefer Seufzer der Erleichterung hallte auch vom Campus der University of East-Anglia (Sie erinnern sich? Das waren diese netten Leute, die jahrelang im Auftrag der UNO unsere Klimadaten gefälscht haben) über ganz Europa: endlich gibt es einen Grund, warum die angedrohte globale Erwärmung unsres Planeten ausbleibt. Nicht etwa gefälschte Daten, nein, wo denkt man hin! — ein isländischer Vulkanausbruch ist dafür verantwortlich, daß schon seit zehn Jahren die (laut gefälschten Statistiken) steigenden Temperaturen in Wahrheit sinkende, bestenfalls stagnierende waren.

Gespannt bin ich schon auf die nächsten Maßnahmen der EU-Kommissare zum Schutz der Bürger gegen die Feinstaubbelastung. Wird Fliegen verboten? Wird Vulkanismus verboten? Oder beides? Und wie wirkt sich ein Vulkanismusverbot auf Gender-Budgeting aus?

Fragen über Fragen — deren Beantwortung mich freilich weniger interessiert als z.B. jene nach den Auswirkungen der Griechenland-Pleite auf die Stabilität des Euro. Eine Frage, die medial bereits von Ohrfeigen in Klosterschulen in den Hintergrund gedrängt worden war, und nun in den Vulkanaschewolken über Europa endgültig unserer Wahrnehmung entgleiten soll. It's an ill wind that blows nobody any good ...

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P.S.: der Blog Politplatschquatsch hat unter dem poetischen Titel Der Tod ist eine Asche aus Island einen vorgreifenden Nachruf auf Europa verfaßt, dessen Lektüre man nicht genug empfehlen kann.

Donnerstag, 15. April 2010

Umfragen sind Umfragen

... und Wahlen sind Wahlen — aber was gestern auf Rasmussen Reports zu lesen war, ist doch einigermaßen sensationell:
A new Rasmussen Reports national telephone survey of likely voters finds Obama with 42% support and Paul with 41% of the vote. Eleven percent (11%) prefer some other candidate, and six percent (6%) are undecided.
Besonders interessant (wenn auch leider nicht genau definiert, was jeweils genau dazugerechnet wurde) das Ergebnis im Vergleich von »mainstream voters«, die zu 58% für Ron Paul sind, wogegen Mitglieder der »political class« sich zu 95% noch immer für Obama erwärmen können.

Das Jahr 2012 verspricht interessant zu werden. Auch ohne über den Himalaya schwappende Meereswogen, auf die wir angesichts der ökonomischen und politischen Turbulenzen, in denen wir auch ohne solche Ereignisse stehen, getrost verzichten können ...

Mittwoch, 14. April 2010

Augustinus

... ist für mich alten Pelagianer nun nicht unbedingt ein Lieblingsautor. Manchmal freilich verläßt er seine aus Selbstbeknirschung, Gnadenhoffnung und Gerichtsverzweiflung kraus-manichäisch zusammenlaufenden Gedankengeleise und bringt treffliche Einsichten in die Welt — wie z.B. diese:
Was anderes sind also Reiche, wenn ihnen Gerechtigkeit fehlt, als große Räuberbanden? Sind doch auch Räuberbanden nichts anderes als kleine Reiche. Auch da ist eine Schar von Menschen, die unter Befehl eines Anführers steht, sich durch Verabredung zu einer Gemeinschaft zusammenschließt und nach fester Übereinkunft die Beute teilt. Wenn dies üble Gebilde durch Zuzug verkommener Menschen so ins Große wächst, daß Ortschaften besetzt, Niederlassungen gegründet, Städte erobert, Völker unterworfen werden, nimmt es ohne weiteres den Namen Reich an, den ihm offenkundig nicht etwa hingeschwundene Habgier, sondern erlangte Straflosigkeit erwirbt.

Treffend und wahrheitsgemäß war darum die Antwort, die einst ein aufgegriffener Seeräuber Alexander dem Großen gab. Denn als der König den Mann fragte, was ihm einfalle, daß er das Meer unsicher mache, erwiderte er mit freimütigem Trotz: Und was fällt Dir ein, daß Du das Erdreich unsicher machst? Freilich, weil ich's mit einem kleinen Fahrzeug tue, heiße ich Räuber. Du tust's mit einer großen Flotte und heißt Imperator.

(De Civitate Dei IV 1)
Was für die USA, die EUdSSR und eigentlich auch für alle anderen heutigen Staaten vollinhaltlich anwendbar ist — vielleicht einmal von ein paar Mini-Staaten (seltsamerweise mit der Liste bekämpfter Steueroasen weitgehend ident) abgesehen ...

Montag, 12. April 2010

»Die Betroffenen stehen in psychologischer Betreuung ...«

Irgendwie erscheint mir die heutige Tendenz, alles und jedes als »traumatisierend« und »psychologischer Betreuung« bedürftig anzusehen, ein Vorwand für Wehleidigkeit und Unverantwortlichkeit zu sein! Kaum fährt irgendwo ein Flugzeug beim Landen in die Pampas (ohne Tote und Schwerverletzte, wohlgemerkt!), oder muß notlanden, weil ein Passagier einen Herzinfarkt bekam oder die Stewardeß von einem betrunkenen russischen Oligarchen in den Hintern gezwickt wurde, wird uns schon über Fernsehnachrichten beruhigend versichert: »Die Betroffenen wurden psychologisch betreut«. Na, wie schön für sie.

Mir ist nicht bekannt, daß meine Urgroßmutter »psychologisch betreut« wurde, als ihr einziger Sohn 1917 am Isonzo fiel. Mir ist auch nicht bekannt, daß mein Vater, im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront und kurzfristig in russischer Kriegsgefangenschaft, jemals psychologisch betreut worden wäre. Oder meine Mutter, die den Bombenkrieg miterlebte, vor den Russen flüchtete und nach ihrer Rückkehr erfuhr, daß ihre beste Freundin, bei einem Bombeneinschlag verletzt, mit ansehen mußte, wie ihre Mutter von russischen Soldaten vergewaltigt, und ihr Vater, der sie davor retten wollte, krankenhausreif geschlagen wurde. Die genannten haben das ohne psychologische Betreuung, die uns heute inflationär angeboten wird, irgendwie überstanden, obwohl sie in ihren Fällen womöglich durchaus angebracht gewesen wäre.

Und deshalb glaube ich auch nur schaumgebremst an die Geschichte mit den »jahrzehntelangen Folgen« von »Kindesmißbrauch«. Klar: ein brutal vergewaltigtes Kind erleidet ein Trauma. Bei denen, die Watschen bekamen (ich rede nicht von krankenhausreif geprügelt!) glaube ich es schon weniger. Bei denen, die unter Nutzung eines Vertrauensverhältnisses oder einer bereits bestehenden emotionalen Nahebeziehung zu sexuellen Aktivitäten veranlaßt wurden, je nach Alter der Kinder bzw. Jugendlichen von »ja, durchaus« — bis »gar nicht«.

Und ich führe dafür einen plausiblen Grund an: wie sonst hätte die Menschheit in weitaus unlustigeren Zeiten, z.B. als Höhlenmenschen, mit Spießen und Keulen gegen Bären und Wölfe, die sie fressen wollten, psychisch überlebt? So, wie der menschliche Körper erstaunlich robust gebaut ist, so ist es auch die Psyche — wenn man sie nicht verweichlicht. Das ist nun kein Plädoyer für Dresche oder gar Vergewaltigung — nur meine Skepsis gegen die derzeitige Hysterie, mit der diese Dinge aufgeblasen werden, als wären Sie das schrecklichste Ereignis der Menschheitsgeschichte.

Bornemann schreibt in seinem (piis auribus offensivum) »Lexikon der Liebe« zum Stichwort Kindesmißbrauch sinngemäß: je weniger Aufhebens darüber gemacht wird, wenn es vorgefallen ist, desto weniger Folgen hat es auch. Das ist für heutige eine ganz unvorstellbare Äußerung — aber so ganz von der Hand weisen kann ich ihre Plausibilität nicht, wenn ich daran denke, daß wohl die meisten von uns als Kind mit Nachbarkindern »Doktorspiele« veranstaltet haben, die zwar die Eltern entsetzten, aber uns erst durch das von uns mitbekommene Entsetzen der Eltern überhaupt als »Verbotenes« bewußt wurden. Und warum sollten »Doktorspiele« mit Erwachsenen sich da für das Kind völlig anders verhalten?

Insofern plädiere ich für »Entsetzen mit Augenmaß« — und weiß genau, daß genau das wohl die am schwierigsten zu verwirklichende Vorgangsweise sein wird. Und zwar schwierig für nahezu alle:

  • diejenigen, die ihre Frustrationen an der Kirche ausleben wollen, werden in ihrem Haß auf alle Schwarzröcke kein Augenmaß kennen, denn wer wollte sich schon seine Vorurteile durch die schnöde Realität verwässern lassen;
  • diejenigen, die Sensationen solange suchen, bis sie sie finden, erst recht nicht — denn »sex sells«, und solang die Auflage stimmt, wird ganz »spontan« entsetzt, was das Zeug hält (man denke bloß an den armen Kloster-Ettal-Ermittler »Ettal: Mißhandlungen verfolgen Ermittler in den Schlaf« — kurze Zwischenfrage: wie überlebt dann eigentlich ein Entwicklungshelfer z.B. in Haiti? Oder ein Polizist in Mexico City? Stelle ich mir dort irgendwie schlimmer vor, als im Internat Ettal ...);
  • aber auch die Gläubigen, die jetzt den Spagat zwischen postulierter Heiligkeit der Kirche und offenkundiger Unheiligkeit mancher ihrer Diener versuchen müssen, werden eher einer »ratz-fatz«-Mentalität zuneigen und die »Unwürdigen« jetzt tendenziell »in den Boden stampfen« wollen ...

Ach, und hier stehe ich nun als alter, nicht kirchen-unfreundlicher Aufklärer und Freigeist, mit einem melancholisch-ironischen Lächeln im Mundwinkel, und frage mich: was tun? »Que sais-je?«, pflegte mein verehrter Sieur de Montaigne in solchen Fällen zu fragen. Womit auch ich diesen meinen »Essay« beschließen möchte — freilich im Wissen: auch die anderen, die sich jetzt in ostentativem Entsetzen ergehen, wissen es nicht.

Sie tun bloß so ...

Sonntag, 11. April 2010

Aufklärung und Demütigung

Unter diesem Titel findet sich auf dem Blog »Rom, Römer, am Römsten« ein zwar langer, aber lesenswerter Artikel über den derzeitigen Medienhype N°1, »Kirche & Mißbrauch« (was sonst). Mit Genehmigung des Autors will ich diese m.E. ausgezeichnete Zusammenfassung des ganzen Problems meinen Lesern nicht vorenthalten. Eh voilà ... hier ist sie:

Ich muß mir die Geschichte noch mal von vorne anschauen.

Als gesetzt betrachte ich sämtliche realen Vergehen der Kirche (sowohl ihrer Priester als auch ihrer Prälaten) und alle berechtigten Vorwürfe, die man ihr in den vergangenen Monaten machte. Das soll hier nicht Thema sein. Stattdessen drängt es mich, noch einmal die angebliche Realitätsferne des Vatikan dem Verständnis von Realität gewisser Berichterstatter gegen-überzustellen.

Irgendwann zur Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils, spätestens aber mit der Veröffentlichung von Humanae Vitae begann ein Prozeß des Sich-Selbständig-Machens von Kirchenkritik und Pop-Theologie, der in dem ungeschriebenen Gesetz mündete, daß Kirchenklatschen irgendwie immer geht (ein paar Zeilen und Hintergründe dazu hier in einem älteren Eintrag).

Selbst von politisch schwer linkslastigen und extrem säkularisierten Bekannten konnte ich schon in den frühen 90ern nicht selten Sätze hören wie: „Es stimmt wohl, daß Anti-Katholizismus das letzte noch akzeptierte Vorurteil ist.“

Viel früher aber noch begann ein Prozeß, den man nur als atemberaubende Entmachtung der Katholischen Kirche bezeichnen kann. Sicher, hier mag zuerst die materielle Seite auffallen. Wer z.B. einen französischen Bischof oder einen in Rom residieren Kardinal oder auch einen Papst des Jahres 1775 mit seinen zeitgenössischen Amtsbrüdern vergleicht, dem kommen nicht unbedingt die Tränen ob der elenden Not, in welcher Prälaten heutzutage dahinvegetieren. Aber der krasse Unterschied in den äußeren Zeichen, in den Privilegien, in der Lebensführung, im Selbstverständnis, in der besessenen und tatsächlich ausgeübten Macht, in Ansehen und Stand – all dies spricht Bände auch über die Art, wie man Begriffe wie “Kirche“, “Papst“, “Vatikan“ oder “Katholizismus“ heute versteht und kommuniziert und über die tatsächliche Bindung eines ehemals katholischen, dann immerhin noch christlichen Kontinents an seine erste und vorrangige Heilsinstitution.

Mit dem Untergang der weltlichen Macht, mit dem Verlust materieller Güter, mit der fortschreitenden Verdrängung der katholischen Religion aus dem tagtäglichen Geschehen und den individuellen Lebensläufen (“Von der Wiege bis zur Bahre...“) zu einem oft eher verschämt als aufrecht wahrgenommenen, optionalen Angebot unter Vielen hat sich in Europa ein Wandel vollzogen, der von den meisten Menschen begrüßt, wenn nicht bejubelt wird.

Ich schimpfe zwar oft wie ein Rohrspatz über die Auswüchse dessen, was einst als Aufklärung begann und heute in breiten Teilen unserer Gesellschaft in dumpfem, uninformiertem Wiederkäuen alter und dazu oft falscher Vorurteile endete, aber im Grunde meines Herzens bin ich tatsächlich froh und dankbar, daß die Menschen heute die Freiheit haben, sich über bestimmte Sachverhalte ein korrektes Bild zu machen (wenn dies natürlich auch leider viel zu selten geschieht), kritische Fragen zu stellen und auch mal z.B. einem Regierungschef eine Cremetorte ins Gesicht zu drücken, ohne daß sie danach gevierteilt werden.

Daher nehme ich auch den Artikel, der auf der ersten Seite der neuen Ausgabe der ZEIT zu finden ist, cum grano salis. Wenn die Überschrift schon “Die Kirche teilt aus“ lautet, weiß man eh, was einen erwartet. Dennoch gab es in dem nicht besonders originellen (bzw streckenweise unverschämten) Zweispalter immerhin drei Passagen, die mich haben aufhorchen lassen:
“Weltkirche gegen Weltpresse – zwei Sorten Weltgewissen prallen aufeinander, ein religiöses und ein säkulares. Beide Seiten appellieren an denselben Juror: eine Weltöffentlichkeit...“
Das beantwortet so ziemlich jede Frage, die man bzgl. der “Mißverständnisse“ zwischen dem “säkularen Weltgewissen“ [** vernehmlich räupser **] und der Katholischen Kirche zu stellen geneigt ist. Wenn man bei der ZEIT in der Tat glaubt, auch die Katholische Kirche sähe in den fürchterlichen Fällen von Kindesmißbrauch nur ein willkommenes Vehikel, sich bei einer “Weltöffentlichkeit“ durch korrektes Abfertigen der Schuldigen, gute Vorbeugemaßnahmen und schlüssiges Beantworten offener Fragen beliebt zu machen, dann ist man wieder an der Stelle, wo ich schon in der vergangenen Woche fragte: “Wo ist der Glaube?“ oder, anders: “Meint ihr tatsächlich, der Juror, welchen Papst, Bischöfe, anständige Priester und das letzte Häuflein der Getreuen Kirchgänger in Europa im Sinne haben, ist eine in Fragen der Loyalität und Präferenz hochfrequent oszillierende Weltöffentlichkeit? Oder könnte es für diese Leute vielleicht doch einen alten Mann mit Bart und weißem Flattergewand geben, der auf einer Wolke sitzt und sich das muntere bis elende Treiben hier unten genauestens anschaut?“ Damit wir uns nicht falsch verstehen: Natürlich tut der Vatikan gut daran, die Weltöffentlichkeit zu besänftigen. Aber dazu bräuchte er erstens eine faire Berichterstattung in den Medien. Und wer mir erzählen will, daß er diese in den vergangenen Wochen auch immer (oder wenigstens überwiegend) hatte, der soll mir bitte von hinterm Mond ein nettes Souvenir mitbringen. Zweitens ist es eben für Menschen wie den Papst, die Bischöfe, die anständigen Priester und die Gläubigen nicht mit der Weltöffentlichkeit getan. Denn der wahre Juror sitzt woanders. Und der wahre Juror sorgt dafür, daß wir es in der Katholischen Kirche eben mit Leuten zu tun haben, die nicht einfach sagen können: “Okay! Alle Welt liebt uns! Wir haben’s erreicht!“ Ich mache Vertretern des “säkularen Weltgewissens“ nicht den Vorwurf, daß sie das nicht nachfühlen können. Aber man sollte als Journalist, der sich anmaßt Gültiges zum Thema Kirche niederzuschreiben, wenigstens nicht so tun, als existiere diese Seite der Realität nicht.

Zu Beginn des Artikels wird festgestellt, daß der Mißbrauchsskandal mittlerweile die gesamte Kirche erfaßt hat und auch ihr Zentrum erschüttert. Das ist auch so eine Geschichte. Seit Ewigkeiten werden jährlich weltweit Hunderttausende (oder besser Millionen) von Kindern mißbraucht. In Familien, in Sportvereinen, in Schulen, in Urlaubscamps, in Nachbars Werkzeugschuppen, in der Kirche und werweißnochwo. Millionen von Opfern jährlich, die gedemütigt, verstört, niedergeschmettert und leidend durchs Leben stapfen. Wenn dann der SPIEGEL von Fällen aus der Katholischen Kirche berichtet und dazu sein tolltes Ekel-Titelblatt präsentiert, dann wird auf einmal überall so getan, als hätte man da ein neues, besonders abscheuliches Phänomen aufgetan, welches sich “Kindesmißbrauch“ nennt. Aber das ist’s natürlich nicht. Denn auch beim SPIEGEL wusste man und weiß man, daß Kindesmißbrauch nichts Neues ist. Das eigentliche Phänomen ist natürlich “Kindesmißbrauch in der Kirche“. Das macht die Geschichte interessant und druckenswert. Wenn man dann noch munter illustre Namen probeweise in den Mix werfen kann, weil an irgendeinem der Dreck schon hängenbleiben wird, dann ist das zwar hübsch “säkular“ aber wo genau das “Weltgewissen“ sich befindet, bleibt offen. Anhand der Zahlen ist für mich eines zumindest nicht auszuschließen: Der Vorwurf, sich nicht vorrangig für die Opfer zu interessieren, muß man sich auch seitens der Medien immer dort gefallen lassen, wo man erst durch das Hineinrühren der – zugegebenermaßen – würzigen Zutat “Kirche“ den Eintopf des Kindesmißbrauchs etwas pfiffiger und verkaufzahlenfördernder zu gestalten wußte. Ginge es um die Opfer, hätte man auch schon früher und allgemeiner den Stein ins Rollen bringen können.

Der Dritte interessante Punkt bringt mich wieder zurück zum Anfang, zum Unterschied zwischen gestern und heute. Da ist irgendwann im Artikel von “Drinnen“ (Wir) und “Draußen“ (Die) der Kirche zu lesen und es wird vor einer Art Gettoisierung zumindest des Vatikan wenn nicht der ganzen Kirche gewarnt. Das ist jetzt nur als Anregung gedacht, aber mich würde schon mal interessieren, warum einerseits zumindest latent eine Tendenz existiert, wild um sich bombende Islamisten oder beim kleinsten Anlaß Botschaften abfackelnde Muslime mit “Die Armen hatten ja so unter den Kreuzfahrern zu leiden und fühlen sich irgendwie gedemütigt“ zu entschuldigen, wenn man bei der Kirche gleich „teilt aus“ sagt, nachdem sie genug eingesteckt und jetzt halt erstmal den Rand voll hat. Wenn ich mir die Präsenz und auch den Einfluß der Kirche in früheren Zeiten anschaue (bei aller gebotenen Vorsicht gegenüber diesen Dingen, versteht sich. Aber für einen Katholiken ist es einfach schön, das Gefühl zu haben, in einer katholischen Gesellschaft zu leben und Teil einer Kirche zu sein, die auch, naja... ein Wörtchen mitzureden hat und große Teile des Volkes eint); wenn ich an die machtvollen, erhebenden und schönen Demonstrationen des katholischen Glaubens denke, die ich leider nur von Schwarz/Weiß- oder Sepia-Photographien kenne; wenn ich von alten Mitbrüdern höre, wie selbstverständlich einst das Nebeneinander von Hirten und Schäfchen trotz klarer Gliederung – ja, manchmal sogar Abgrenzung – verlief, dann empfinde ich zwar nicht gleich “Demütigung“, aber ich kann jeden Gläubigen, jeden Priester, jeden Bischof und sogar jeden Papst verstehen, der manchmal für eine kurze Zeit die Schnauze gestrichen voll hat und mit dem “Draußen“ für ein paar Tage erstmal nichts zu tun haben will. Die Demütigung allerdings beginnt, sich ins Bild zu schleichen, wenn ich kopfschütelnd mit ansehen muß, wie der Mensch - als Folge der Entmachtung der Kirche und auch Gottes - fröhlich zwitschernd sich Schritt für Schritt von seiner Natur lossagen will. Die Demütigung beginnt, konkrete Formen anzunehmen, wenn ich an Deix-Karikaturen, Fernseh-„Sketche“, Titanic-Titelblätter und all den anderen Schund denke, der uns als Triumph der Meinungs- und/oder Pressefreiheit untergeschoben wird und nichts weiter ist als gröbste und dummdreisteste Verhöhnung der Dinge, die Katholiken von Natur aus und vernunftbegabten Menschen guten Willens aus respektgründen heilig sind. All dies, um billigste Lacher abzusahnen und als Krönung dann noch denjenigen, die sich beschweren, die “Aufklärungsfeind!“ oder “Fundamentalist!“-Karte zuzuspielen. Das ganze ist so abgeschmackt und auch fadenscheinig, dass ich mich wirklich immer wieder wundere, wo bei uns im Land eigentlich die Anständigen sind oder diejenigen, die wenigstens für Zwofuffzich graue Zellen haben. Aber, klar: Wo “Aufklärung“ bedeutet, im Fernsehsessel, vor dem Computer oder mit den neuesten “Nachrichten und Kommentaren“ in der Hand ein Dasein als Sklave der Vierten Macht zu führen, da ist das Hinterfragen ihrer Vorgehensweise natürlich eine Aktion gegen die Aufklärung (oder eben das, was dort darunter verstanden wird).

Die Tatsache, daß innerhalb der Kirche Kinder geschändet wurden, ist eklig genug. Durch das permanente Erhöhen des Drucks (oft nur aufgrund einer vagen Vermutung), durch Dauerberieselung mit Kommentaren, die nicht unbedingt immer Perlen der Weisheit sind und durch Kritiken, die sich eben nicht – wie im Artikel behauptet – der Häme enthalten, befindet sich die Kirche unter Dauerbeschuß, muß ständig echte Skandale von wilden (um nicht zu sagen böswilligen) Gerüchten trennen und verliert so die nötige Zeit zur Vorbereitung einer entsprechenden Antwort. Die Medien reißen sonst stets ihre Scherzchen, wie lahmarschig die Kirche ist. Jetzt werfen sie im Minutentakt die neuesten Gerüchte richtung Rom und spielen die Empörten, wenn der Papst nicht einen Augenschlag später in Sack und Asche über den Peterplatz schlurft. Durch diese Bigotterie wird ein gläubiger Katholik, sei er Laie oder Priester oder Prälat, nicht unbedingt dazu eingeladen, sich von dem “Draußen“ bestätigt zu fühlen und ein wenig mehr Vertrauen oder Offenheit zu zeigen. Hier entsteht erneut das ungute Gefühl, daß es nicht vorrangig um die Opfer geht, sondern daß es eine nicht kleine Gruppe von feder- und worterprobten Leuten gibt, die die Skandale gerne zum Anlaß nehmen, die im Laufe der letzten über zweihundert Jahre porös geschossene Kirche endgültig als echtes und wahres Weltgewissen auszuradieren. Anlässe gibt’s genug. Ich kann nicht oft genug wiederholen, daß man streng und genau darauf schauen und sich fragen muß, aus welcher Ecke die ätzende Häme oder die unsaubere Berichterstattung richtung Kirche und Papst kommt, wer in dieser Ecke aus welchem Grund wie viel Macht will und wer am meisten zu verlieren hat, wenn die Lehre der Kirche ernst genommen wird.

Freitag, 9. April 2010

»Christen«

Österreichs selbsternanntes Qualitätsmedium, »Die Presse«, weiß immer aufs neue durch ihre unvoreingenommene Berichterstattung zu fesseln. So berichtete sie gestern über den Präsidentschaftskandidaten der CPÖ (Christlichen Partei Österreichs), Dr. Rudolf Gehring, wie folgt:

Kirche distanziert sich vom „Christen“ Rudolf Gehring
08.04.2010 18:23 (Die Presse)

Der Wiener Generalvikar Franz Schuster kritisiert die Wahlkampfauftakt-veranstaltung Gehrings am Dienstag mit einer Messfeier in einer Pfarrkirche in Wien-Döbling. Rudolf Gehring wies die Kritik zurück.

Die katholische Kirche distanziert sich vom Präsidentschaftskandidaten Rudolf Gehring von der „Christlichen Partei Österreichs“. In einem an alle Pfarrer und Mitarbeiter der Erzdiözese Wien versandten Rundschreiben kritisiert der Wiener Generalvikar Franz Schuster die Wahlkampfauftaktveranstaltung Gehrings am Dienstag mit einer Messfeier in einer Pfarrkirche in Wien-Döbling.

„Jede Instrumentalisierung des Gottesdienstes und kirchlicher Gebäude für politische Zwecke ist entschieden abzulehnen“, so Franz Schuster. „Parteipolitik hat im gottes-dienstlichen Raum nichts verloren.“

Rudolf Gehring wies die Kritik zurück: „Man wird mir meinen Glauben nicht einschränken.“ Er habe die Parteipolitik aus der Kirche herausgehalten, und er würde auch als Bundespräsident immer wieder in die Messe gehen.

Schweigen wir einmal von der Charakterlosigkeit eines katholischen Generalvikars, den einzigen klar erkennbar katholischen Kandidaten dieser Wahl wegen eines Meßbesuchs vor seiner Wahlkampfauftaktveranstaltung zu kritisieren — oder bessergesagt, nein: Charakterlosigkeit kann man es nicht nennen, denn es gehört bei einem Geistlichen schon ein gewisser Charakter dazu, wenn auch keine erfreulicher ... aber was will man angesichts einer Diözesanleitung von Schönborn (Erzbischof) — Schuster (Generalvikar) — Leitenberger (Pressesprecher) schon anderes erwarten?

Aber damit wollen wir uns im Moment gar nicht befassen! Mir geht es eher um die mediale Darstellung, die einen — wie in den vergangenen Wochen regelmäßig — die Bezeichnung »Kloakenschreiber« (© Manfreds politische Korrektheiten) assoziieren läßt. So auch hier.

Mein Leserbrief verschwand — welch Zufall! — in den unergründlichen Tiefen des elektronischen Nirvana, und so blieb den treuen Lesern des selbsternannten Qualitätsmediums eine Kritik an ihrer geliebten Redaktion erspart. Leider doch nicht ganz — hier ist sie nämlich:

Werteste Presse-Redaktion!

Fällt Ihnen nicht auf, daß eine Schlagzeile, die aus dem Christen Rudolf Gehring einen "Christen" Rudolf Gehring macht, eine gezielte Desinformation oder eine völlige Gedankenlosigkeit ist?!

Um die Meldung kurz und prägnant rüberzubringen, hätte es gereicht zu titeln:

Kirche distanziert sich von Rudolf Gehring

Auch das wäre nicht ganz korrekt gewesen, denn Generalvikar Schuster ist nicht die Kirche, sondern bloß der Leiter der Administration der Erzdiözese Wien (so, wie beispielsweise der Wiener Magistratsdirektor nicht Österreich ist). Aber, soll sein, es ist halt eine Usance, einen Funktionär fürs Ganze zu nehmen ...

Indem aber die Presse-Redaktion "Christen" unter Anführungszeichen setzt, insinuiert sie, daß Gehring in Wahrheit kein Christ, sondern eben nur ein sogenannter "Christ" ist. Ein Pseudo-Christ, ein Heuchler, einer, der mit seiner angeblichen Religion bloß hausieren geht.

Man kann nun zum Glauben des Herrn Gehring stehen wie man will (und ich stehe ihm in vielen Aspekten durchaus kritisch gegebenüber und wurde darum schon in Diskussionen von glaubensüberzeugten Diskussionspartnern schlankwegs als Nicht-Christ bezeichnet), aber die unterschwellige Information, die mit dieser Schlagzeile vermittelt wird, Gehring tue ja nur auf christlich, ohne es wirklich zu sein, ist schlicht und einfach infam!

Oder hat die Redaktion Beweise für eine solche heuchlerische Gesinnung? Dann hervor damit! Falls nicht: Korrektur und Entschuldigung!


Nun, zum Schluß noch eine kurze Umfrage unter den Lesern dieses Blogs: glauben Sie, »Die Presse« wird die suggestive Headline korrigieren? Glauben Sie gar, sie würde sich entschuldigen?

Naja ... Tschuldigung! Eine kleine Scherzfrage zum Wochenende wird doch erlaubt sein ...

Donnerstag, 8. April 2010

»Sieg Heinz!«, natürlich ...

In den letzten Tagen ist nach Frau Rosenkranz nun auch Dr. Heinz Fischer, unser aller verehrter Herr Bundespräsident, in den Verdacht geraten, gegen das Verbotsgesetz verstoßen zu haben. War dies im Falle von Rosenkranz freilich nur die Behauptung eines profilierungssüchtigen Wiener Anwalts, der vermeinte, die Anregung auf Abschaffung bzw. Korrektur einiger Para-graphen des Verbotsgesetzes sei bereits ein Verstoß gegen dieses (was eines, juristisch gesehen, originellen Beigeschmacks von Realsatire nicht entbehrte), so steht nunmehr UHBP wegen eines am 15.12.1989 in einer Sitzung des Nationalrats getätigten Zwischenrufs (laut stenographischem Protokoll: »Sieg Heil!«) im Verdacht der NS-Wiederbetätigung.

Dr. Heinz Fischer weiß freilich, wie er solche Verdächte entkräften kann: jeder wisse ja, wo er (d.h. Fischer) stehe, weshalb dieser Zwischenruf, der außerdem nur mangelhaft protokolliert worden sei, nur als Kritik an der Sieg-Heil-Mentalität der FPÖ gemeint gewesen sein kann. Nun, in der Tat, wir wissen, wo Dr. Heinz Fischer stand und steht (wir wissen auch, wo er sitzt, wenn's brenzlig wird, aber das ist jetzt wieder eine andere Geschichte) — er stand z.B. an Kreiskys Seite, als es darum ging, Simon Wiesenthal mundtod zu machen, weil der sich erfrecht hatte, die frühere SS-Mitgliedschaft von Ministern der SPÖ-Regierung Kreisky nicht ganz so charmant zu finden...

Aber vermutlich hat der Stenograph den Abgeordneten Dr. Fischer einfach durch die Klotüre nicht exakt verstehen können. Fischer hatte nämlich unter Bezugnahme auf die Tiroler Herkunft von Dillesberger in Wahrheit »Schi Heil!« gerufen, was durch die Türfüllung (und u.U. auch Klofüllung) allerdings nur gedämpft, kaum vernehmlich, an das Ohr des Stenographen drang und diesen Protokollfehler verursachte ...

Kann doch nur so gewesen sein!

Dienstag, 6. April 2010

Eine gewisse Ungleichgewichtung der Berichterstattung

... fällt doch irgendwie auf,wenn man diesen Artikel mit der derzeitigen Berichterstattung über die Katholische Kirche vergleicht. Wie feinfühlig hier auf einmal jemand von der Grün-Fraktion »journalistischen Mißbrauch« wittert, mit dem Hartmut von Hentigs »Vertrauen ausgenutzt« worden sei, um ihn »zum Tontaubenschießen freizugeben« ...

Ich versuche gerade das Gedankenexperiment, was die Systemmedien so von sich geben würden, hätte z.B. Papst Benedikt XVI. geäußert: »Ein Priester kann nichts Böses getan haben. Wenn überhaupt, könnte allenfalls mal ein Schüler einen Priester irgendwie verführt haben« ...

Tontaubenschießen auf Papst und Bischöfe ist offenbar schon ganz okay, nur wenn's einen »Reformpädagogen« betifft, dann mutiert es flugs zum »journalistischen Mißbrauch«. Ein Papst, der zunächst beschuldigt wird, er habe »einen Mißbrauchsfall vertuscht« (auch wenn er nichts weiter getan haben soll, als die für die staatliche Gerichtsbarkeit völlig irrelevante Versetzung eines todkranken Priesters in den Laienstand nicht durchgezogen zu haben), und wo jetzt herauskommt, daß es halt gar nicht der spätere Papst war, sondern sein Mitarbeiter, der jetzige Kardinal Bertone — ach, wer findet denn an solchen kleinen »Irrtümern« schon was, wo doch die fette Schlagzeile

»Papst vertuscht Mißbrauchsfall«

so schön geknallt hat.

Und dann regt sich diese sensationsgierige, gewissenlose Bagage von Kloakenschreiberlingen noch auf, wenn Kardinal Sodano von »Geschwätz« spricht? Man kann wirklich nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte angesichts dieser Unverfrorenheit, mit der unsere Medien die Tatsachen verbiegen, wie es ihnen in den Kram paßt ...

Freitag, 2. April 2010

Unwählbar?

Unter dem Titel »SN-Kontroverse: Fischer empfehlen?« hat Andreas Unterberger in den Salzburger Nachrichten eine Kolumne geschrieben, in welcher er den SPÖ-Amtsinhaber ebenso wie seine FPÖ-Gegenkandidatin als »unwählbar« bezeichnet.

Nun, hier widerspreche ich Unterberger entschieden — nur, weil er sie beide nicht wählen mag, sind sie deshalb noch nicht »unwählbar«! Daß es dabei nicht um eine bloß rechtliche Frage geht, ist klar (obwohl der Ausschluß von Habsburgern natürlich höchst bedenklich ist!). Rechtlich unwählbar ist, wer die gesetzlichen Voraussetzungen (Staatsbürgerschaft, Lebensalter etc.) nicht erfüllt — aber das ist ja banal. Bei »Unwählbarkeit« ist klarerweise eine moralische gemeint, die es einem Kandidaten an sich verwehren sollte, sich überhaupt aufstellen zu lassen.

Und hier sehe ich nicht bei Fischer, und schon gar nicht bei Rosenkranz eine solche moralische Unwählbarkeit gegeben.

Fangen wir, ladies first, bei Rosenkranz an: was hätte sie in ihrer politischen oder privaten Laufbahn getan oder vertreten, das sie »unwählbar« machte? Auch bei genauer Betrachtung fällt mir dazu nichts, aber schon garnichts ein.

- Sie vertritt ein traditionelles Frauen- und Familienbild. Macht sie das etwa »unwählbar«?

- Sie stammt aus einer deutschnationalen politischen Tradition. Was, bitteschön, soll daran »unwählbar« machen, wo doch Hainisch und Renner seinerzeit ebenfalls Bundespräsidenten und bekennend deutschnational waren!

- Sie stimmte im Nationalrat gegen den Lissabon-Vertrag. Wenn das »unwählbar« macht, dann kann die EU ihre Larve von »Demokratie« gleich fallenlassen und sich in EUdSSR umbenennen. Denn wenn jeder, der politisch einen dissidenten Standpunkt vertritt, gleich »unwählbar« würde, dann haben wir Verhältnisse wie in den Blockpartei-Regimen à la DDR!

Also was sollte sie »unwählbar« machen? Ihr Mann etwa? Na hallo! Haben wir Sippenhaft? Mal davon abgesehen, daß Horst Rosenkranz vollkommen unbescholten ist, und die Einstufung als »Rechtsextremer« durch den linken Vernaderer-Verein DÖW ja direkt als Auszeichnung für Charakterfestigkeit gewertet werden kann.

Man kann gegen Rosenkranz natürlich alles mögliche vorbringen, Mangel an internationaler Erfahrung z.B. — aber m.E. nichts, was sie »unwählbar« machte. Und, nochmals gesagt: das heißt nicht, daß man sie deshalb als geeignetste Person für diese Funktion ansieht. Aber »unwählbar«? Mit Sicherheit nicht!

Nun zu Fischer — auch bei ihm, so wenig Sympathien ich für ihn entwickeln kann, finde ich keinen plausiblen Grund für »Unwählbarkeit« (außer, es kommen Dinge aus seiner Bekanntschaft mit Udo Proksch zu Tage, von denen bisher immer nur nebulos gerüchteweise gegackert wird!):

- Er ist immer opportunistisch mit der Mehrheit seines Parteivorstands geschwommen. Macht ihn das »unwählbar«? Und wenn — warum erst für diese Funktion, erst 2010 und nicht schon 2004 (oder ist mir da ein »Fischer ist unwählbar« aus Unterbergers Mund entgangen)? Wer jahrelang mehrfach zum Nationalratspräsidenten gewählt wird, der kann wohl nicht beim Bundespräsidentenamt auf einmal »unwählbar« sein.

- Er ist »links«. Ja, aber wohl auch nicht viel mehr, als Rosenkranz »rechts« ist. Und bei beiden — und insbesondere bei Fischer als dem deutlich älteren — gilt wohl, daß das Alter zum Ausgleich drängt. Fischer hat vor 30 Jahren sicher manches vertreten, das er heute nicht mehr vertreten würde. Politiker dürfen klüger werden — auch wenn sie nicht Adenauer heißen und als Sozialisten selbst im klügeren Zustand noch immer dümmer sind als ein Adenauer, bevor er klüger wurde (wie mein Vater zu sagen pflegte: »Man muß nicht unbedingt ein Trottel sein, um die Roten zu wählen — aber es erleichtert es einem beträchtlich!«) …

- Fischer und »Nordkorea« ist halt so, wie Horst Rosenkranz bei seiner Frau: man kann Fischer als Vizepräsident eines Freundschaftsvereins nicht für das Regime verantwortlich machen. Und hat sich schon jemand die Mühe gemacht, näher nachzuforschen, wie er überhaupt zu dem Verein gekommen ist? Wer dem »Verein der Alt-Kremsmünsterer« (auch als Vizepräsident) angehört, dem wird man allfällige Mißbrauchsvorwürfe wohl schwer umhängen können — oder wäre der dann, nach dieser Logik, auch »unwählbar«?

Was, nochmals deutlich gesagt, nicht heißt, daß man Fischer deshalb als geeigneten, oder auch nur als »den relativ geeignesten« Bewerber ansehen müßte. Für meinen Teil kann ich mir nicht vorstellen, daß ich Fischer wähle — da friert eher die Hölle zu! Hingegen kann ich mir ebensogut vorstellen, daß ich Rosenkranz oder (den von Unterberger offenbar bevorzugten) Gehring wähle. Wen von den beiden, das sehe ich eher als »taktische« Erwägung. Daß auch diese beiden nicht ganz das sind, was ich mir vorstelle — nun, damit muß ich halt leben! Aber, Hand aufs Herz: welcher unserer bisherigen Bundespräsidenten war schon ganz das, was man sich unter einem Bundespräsidenten vorstellt? Mir fällt da keiner ein (obwohl meine Erinnerung bis Schärf zurückreicht) …

Donnerstag, 1. April 2010

Der Aschenstreuer

... scheint heutzutage eine beliebte Rolle in katholischen Klerikerkreisen zu sein. Man schlüpft ins gutmenschliche Kostüm dessen, der sich für die Verfehlungen anderer (wir wollen es bis zum Beweis des Gegenteils wenigstens unterstellen) Asche aufs Haupt streut. »Cui bono?«, fragt man sich ...

Was haben die Opfer davon, wenn ein Kardinal Schönborn mit einer Theologin, welche auf den putzigen Namen Prüller-Jagenteufel hört, in verteilten Rollen verquaste Sätze liest, von denen man nicht immer weiß, ob man dabei ernstbleiben soll bzw. kann. Ein paar Kostproben:
Christoph Kardinal Schönborn: Dreieiniger Gott, Du hast unsere Mütter und Väter aus der Knechtschaft in die Freiheit geführt und sie die 10 Gebote eines guten Lebens gelehrt. Du bist in Jesus Christus Mensch geworden und hast uns gezeigt, dass die Liebe in allem die Grundregel ist. Du bist bei uns als Heiliger Geist, um uns zu führen.

Veronika Prüller-Jagenteufel: Dennoch werden wir schuldig, vor Dir und aneinander. Ungeheure Schuld ist in diesen Wochen offenbar geworden. Es ist Schuld Einzelner; es ist Schuld geronnen in Strukturen, Verhaltens- und Denkmustern; es ist Schuld aus unterlassener Hilfe und nicht gewagtem Widerspruch.

Beide: Die Verantwortung dafür trifft uns als Glieder der Kirche sehr unterschiedlich. Dennoch sind wir gemeinsam Dein Volk und stehen wir in einer gemeinsamen Verantwortung. So bekennen wir Dir und einander unsere Schuld:

Prüller-Jagenteufel: Wir bekennen, dass wir nicht Gott alleine gefolgt sind, sondern den Götzen unserer Bedürfnisse nach Herrschaft und Überlegenheit.

Kardinal: Einige von uns haben genau dazu andere und sogar Kinder missbraucht.

[...]

Prüller-Jagenteufel: Wir bekennen, dass wir über andere verfügen und sie besitzen wollten.

Kardinal: Einige von uns haben sich deshalb der Körper der Schwächsten bemächtigt.

Prüller-Jagenteufel: Wir bekennen, begehrt zu haben nach Sicherheit, Ruhe, Macht und Ansehen.

Kardinal: Einigen von uns war der Anschein der Makellosigkeit der Kirche wichtiger als alles andere.

Beide: Wir, Gottes Volk, seine Kirche, tragen miteinander an dieser Schuld.

Wir bekennen diese Schuld den vielen, an denen wir als Kirche und einige von uns ganz konkret schuldig geworden sind.

Wir bekennen diese Schuld einander, denn die Kirche ist schuldig geworden an ihren Gliedern.

Wir bekennen Dir, Gott, unsere Schuld.

Wir sind bereit, unsere Verantwortung für Geschichte und Gegenwart anzunehmen, einzeln und gemeinsam; wir sind bereit, unsere Denk- und Handlungsmuster aus dem Geist Jesu zu erneuern und an der Heilung der Wunden mitzuwirken. Wir stellen uns als Kirche in das Gericht Christi.

Kardinal: Du, Christus, sagst, dass Du unsere Schuld auf Dich genommen hast. Doch heute bitten wir Dich: Lass sie uns noch ein wenig. Hilf uns, ihr nicht zu schnell auszuweichen, mach uns bereit, sie anzunehmen: jeder die eigene Schuld und wir gemeinsam die gemeinsame. Und dann gib uns Hoffnung im Gericht: Hoffnung auf die neue Freiheit aus der Wahrheit und auf die Vergebung, auf die wir kein Anrecht haben. Amen.
Betroffenheitslyrik, wie sie schlimmer kaum geht! Und sie kommen sich gut vor dabei, wenn sie solche Aschenstreuungen zelebrieren. »Seht her! Ich spreche es aus, ich wage mich heraus mit meinem Bekenntnis der Schuld ... anderer.«

Ach, lassen Sie's lieber bleiben, Eminenz! Bekennen Sie Ihre eigenen Verfehlungen bei Ihrem Beichtvater, und wenn sie besonders zerknirscht sein wollen, als öffentliche Selbstbezichtigung (falls da was zu bezichtigen ist). Aber feingebügelten Sprachkunstwerke à la »Schuld geronnen in Strukturen, Verhaltens- und Denkmustern«, »bereit, unsere Denk- und Handlungsmuster aus dem Geist Jesu zu erneuern « oder »Hoffnung auf die neue Freiheit aus der Wahrheit und auf die Vergebung, auf die wir kein Anrecht haben« sind völlig entbehrlich. Sie verraten sicherlich eine gepflegte theologische Rhetorik — nicht jeder kann damit so bedeutungsvoll ... nichts sagen. Aber an einem Mangel an Rhetorik hat die Kirche, haben alle Kirchen und Religionen noch nie gelitten.

Hätten Eminenz statt dessen den Mut gehabt, Roß und Reiter zu benennen — wir würden Ihnen applaudieren! Hätten Sie z.B. konkrete Ermittlungsschritte genannt, die Sie vorhaben, eine ungeschminkte Statistik vorgelegt, zu welchen Zeiten und an welchen Orten die Mißbrauchsfälle massiert aufgetreten sind, und wer davon besonders betroffen war. Aber das wäre bei den Medien wohl nicht so gut angekommen ... denn dann wäre wohl klargeworden, daß es v.a. die Jahre des großen konziliaren und nachkonziliaren »Aufbruchs« waren, in denen die Fälle zunahmen. Dann wäre herausgekommen, daß es nicht die konservativen, oder gar pöhsen, traditionalistischen Gemeinschaften waren, sondern eher die zeitgeistbewegten, denen die Ministrantenbuberln am Herz lagen, und nicht nur dort. Wogegen die pöhsen Tradis eher Watschen gaben (wenn Sie mich fragen, Eminenz: ich krieg lieber ein paar Ohrfeigen, als ein Schleckerbusserl vom Herrn Kaplan). Weshalb in der laufenden Diskussion auch »Mißhandlung« und (sexueller) »Mißbrauch« so gern durcheinandergemengselt werden, bis man nicht mehr weiß, ob Pater X jemandem den Hintern versohlt oder gestopft hat ...

Und es wäre beim Zeitgeist und seinen Medien auch nicht gut angekommen, wenn da heraus-gesickert wäre, daß die meisten Mißbrauchsopfer Buben waren, die von schwulen Geistlichen benutzt, und dann noch ein paar Mädchen, die von Klosterschwestern vernascht wurden. Aber fast keine Fälle von heterosexuellen (wie das heute so schön benannt wird) Sexualakten.

Eminenz hätten z.B. sagen können: »Es war ein Fehler, das Entstehen homosexueller Netzwerke in userer Kirche nicht wahrhaben zu wollen, bis es so weit war, daß diese Netzwerke sich in leitenden Positionen faktisch unangreifbar machen konnten.« Sie hätten auch darauf verweisen können, daß die Statistik, keine gefälschte Gefälligkeitsstatistik mit nebulosen Dunkelziffern je nach Gusto, sondern einfach die nüchternen Zahlen der Kriminalstatistik, eindeutig zeigen, daß andere Gesellschaftskreise weitaus betroffener von diesem Problem sind — und daß es unredlich ist, jetzt in verschiedenen Bereichen Änderungen zu verlangen, wenn das, was hier nach dem Willen von Kirchenkritikern geändert werden soll, mit größter Wahrscheinlichkeit am Problem selbst nichts ändert. Weil es das Problem auch nicht verursacht hat. Aber das, ich weiß, wäre im ORF, im Kurier, im Standard, im Falter etc. nicht so toll aufgenommen worden — doch hätte es der Wahrheit entsprochen.

Eminenz: Sie haben mit diesem Bußgottesdienst den Beifall der Medien gehabt. Schön für Sie! Nur: die Illusion, damit etwas Sinnvolles zur Problemlösung geleistet zu haben — die muß ich Ihnen leider rauben. Unterberger hat völlig recht, wenn er schreibt:
Schönborns Schuldeinbekenntnis ist umso seltsamer, als ja der allergrößte Teil der physischen und sexuellen Misshandlungen von Kindern außerhalb der Kirche stattfindet. Aber irgendwie liebt offenbar auch Schönborn den schmerzhaften Bußgürtel, den angeblich der harte Kern der Opus-Dei-Mitglieder unter dem Gewand trägt.

Er spricht aber trotzdem nicht für “die Kirche”, sowenig wie die Päderasten im Talar für diese gehandelt haben.

Und er wird auch von den voller Jagdlust galoppierenden Kirchenjägern in vielen Redaktionen, der des ORF an der Spitze, niemals die von der wahren Kirche immer angebotene Absolution erhalten. Haben diese Jäger doch schon seine Sonderbeauftragte Klasnic in Grund und Boden verdammt, bevor diese auch nur einmal den Mund aufmachen konnte. Ebensowenig werden ihm Mini-Vereine wie “Wir sind Kirche” weiterhelfen, die außer ihren medialen Lautsprechern niemanden hinter sich haben. Schönborn wird auch nicht durch irgendwelche Bußzahlungen zu Lasten Dritter (der schuldlosen Kirchenbeitragsbezieher oder der schuldlosen Nutznießer kirchlicher Sozialeinrichtungen) die Attacken beenden können. Solche Zahlungen werden im Gegenteil noch mehr als Schuldeingeständnis der gesamten Kirche gewertet werden.

Schönborn und den anderen Bischöfen wird nur die Wahrheit helfen. Nicht weniger, aber auch ganz sicher nicht mehr als diese.
Ich fürchte nur: Schönborn wird sich lieber auf Kosten der Kirche bei den Medien beliebt machen wollen, als der unangenehmen Wahrheit ins Auge zu sehen, daß die Kirche sich — je eher, desto besser — aus dem Faulbett des von Kirchensteuern alimentierten Gremialkatholizismus erheben muß. Wer reich und schwach ist, der zieht die Erpresser ebenso an wie die Schmarotzer. Und wenn Schönborn schon Christus zitiert, dann kann er die Option für eine »arme« Kirche wählen. Das heißt nicht, daß die Diözese den Stephansdom verkaufen muß, oder die Monstranzen im Dommuseum — das wäre bloßer Vandalismus. Aber es heißt, daß der üppige »Apparat Kirche« aufs Minimum beschnitten gehört!

Ist niemandem aufgefallen, daß die ehedem stinkreichen US-Diözesen durch Milliardenklagen zwar fast ruiniert wurden, wohingegen irgendwelche dubiose »Black Zion Halleluja Churches« trotz vorgefallener Mißbrauchsfälle in der Regel einfach liqudiert und mit neuer Leitung wieder aufgemacht wurden, jedoch finanziell fast ungeschoren davonkamen? Weil sie eben keine Milliardenzahlungen vermuten ließen, der Gerechtigkeitssinn von Anwälten und Opferverbänden sich aber wenigstens proportional zum in Aussicht stehenden Honorar verhält!

Die Katholische Kirche soll sich nichts vormachen: sie hat seit geraumer Zeit nur begrenzte Sympathien in der Bevölkerung, und in den Medien hat sie fast nur Feinde zu erwarten (auch wenn einige ihre Feindschaft geschickt zu verhehlen wissen). Also sollte sie das Wort von der Klugheit der Schlangen beherzigen. Statt Asche aufs Haupt zu streuen.