Donnerstag, 23. März 2017

Heute vor fünfundzwanzig Jahren

... starb einer der größten Staats-, Rechts- und Wirtschaftstheoretiker nicht nur des vergangenen Jahrhunderts, sondern wohl der letzten Jahrhunderte: Friedrich August von Hayek. Berufliche Inanspruchnahme (und wohl auch die Scheu, mit minderer Qualifikation aus dem Anlaß eines Gedenktages einem Großen vertrocknete oder kärgliche Blumen zu streuen) hindern mich daran, hierzu einen längeren Artikel zu verfassen. Statt dessen sei eine hochinteressante Diskussion zweier Nobelpreisträger, F.A. von Hayek und James Buchanan, gebracht, die trotz ihrer faszinierenden Thematik beim Youtube-Publikum auf mehr als beschämendes Desinteresse gestoßen ist (wie man aus der angezeigten Zugriffszahl ersehen kann):



Anders als im Falle von Ludwig von Mises habe ich Friedrich August von Hayek noch persönlich kennenlernen dürfen, und erfuhr ihn als überaus humorvollen Redner, der es trotz des damals schon fortgeschrittenen Alters von über achtzig Jahren verstand, mit jugendlicher Frische sein Auditorium in den Bann zu ziehen. Sein trotz jahrzehntelangen Aufenthalts in Großbritannien und den USAcharmant altösterreichisch gefärbtes Englisch ("Se mäin prablem in sis questschn is ...") paßte perfekt zu dem  Grandseigneur, der trotz Nobelpreisträgerwürde völlig unprätenziös seine Argumentionen nicht wie ein in alle Geheimnisse der Welt Eingeweihter, sondern eher wie freundlich-hilfreiche Anregungen zum Weiterdenken darbot.

Seine Schwerhörigkeit war damals seine einzige Beeinträchtigung, und wurde von ihm für die Diskussion nach seinem Vortrag mit der scherzenden Bemerkung beiseitegewischt, daß er zwar nicht dafür bekannt sei, Einflüsterungen von linker Seite nachzukommen, doch für die Fragen aus dem Auditorium bitten müsse, sie vorzüglich von links an ihn zu richten, da er sie sonst einfach nicht verstehen könne ...

Wer sich in die tiefsten Gedanken von Friedrich August von Hayek etwas einlesen möchte, sei auf sein wohl profundestes Werk, "The Constitution of Liberty", verwiesen, und kann zum ersten Kennenlernen dessen Zusammenfassung durch Hayeks Schüler Eugene F. Miller lesen. "The Constitution of Liberty" ist ein höchst faszinierend zu lesender Gegenwurf zu unserer heutigen Mainstream-Welt, und es nimmt wunder, daß sein Autor nicht der sozialen Ächtung verfiel, da er doch so ziemlich alles, was unsere heutige Sozialstaats- und Nanny-Staat-Ideen propagieren, mit klarer Argumentation in Grund und Boden bohrte.

Doch damals waren offenbar noch andere Zeiten, in denen auch unwillkommenen Mahnern wenigstens noch nicht die Existenzberechtigung abgesprochen wurde, wie es die heutigen (wenn auch ein bißchen weniger "hochkarätigen") Mahner wie bspw. Sarrazin erleben müssen. 25 Jahre sind eine kurze, und doch wieder eine lange Zeit: man merkt es, wenn man den Klimawandel betrachtet. Nicht den der Windrad-Lobbyisten und Energiewender, sondern den der zunehmenden Verengung aller Diskussionsmöglichkeiten, die uns spätestens seit der Jahrtausendwende die Luft zu atmen benimmt.

Doch welche Zeit wäre besser geeignet, welche dringender genötigt, "The Constitution of Liberty" wieder zu lesen ...?

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