Firmen-Weihnachtsfeiern sind nicht ungefährlich und können oft peinlich enden. Ganz besonders peinlich wird’s, wenn sich der oberste Boss daneben benimmt.
Am 17. Dezember feierte das Holding-Management der Telekom Austria Group (TAG) Weihnachten. Der Vorstand hatte rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geladen, hauptsächlich Bereichsleiter. Konzernchef Alejandro Plater, Argentinier und Statthalter des Telekom-Mehrheitseigentümer America Movil, kam zu spät.Er sei nicht sehr gut in Weihnachtsreden, sagte Plater, der bis heute nicht Deutsch kann, auf englisch. Da er nicht so recht wisse, was er sagen solle, erzählte er einen Witz – auf allertiefstem Niveau – im Zusammenhang mit seinem Bruder, einem Gynäkologen. Nicht etwa in kleiner Runde, sondern vor versammelter Mannschaft.
... berichtete Andrea Hodoschek mit bereits typographisch erkennbar verkniffenem Mund im »Kurier« des 31. Dezember 2015. Leider bleibt uns die in der Folge in gutmenschlicher Entrüstung schwelgende Redactrice dann den Witz (oder auch nur eine vage Andeutung desselben) schuldig. »Bruder ist Gynäkologe« reicht wohl auch dem humorkundigsten Rätselfreund nicht ganz zur Agnoszierung ...
Das »Telekom-Pussygate«, wie es der »Kurier« schnell nennt, hätte, so die zornbebende Rächerin des beleidigten Frauengeschlechtes, nicht bloß mit einer Entschuldigung erledigt werden dürfen:
In den USA müsste ein mit derart schlüpfrigem Humor gesegneter CEO wohl zurück-treten.
Ja, und? In den USA wurde letztes Jahr auch eine fesche Lehrerin, die mit einem 17-jährigen Collegeschüler ins Bettchen hüpfte, zu 22 (zweiundzwanzig! Den Wahnwitz muß man ja einmal richtig hinschreiben!) Jahren Knast verdonnert. In den USA herrscht nämlich eine politkorrekte Klemmfotzigkeit, die aus einem im Fernsehen sekundenlang sichtbaren (und ohnehin von einem Goldpapier-Stern verdeckten) Nippel einer Popsängerin ein »Nippel-Gate« zu konstruieren verstand, das seitdem nur noch die zeitversetzte Wiedergaben von Life-Events zuläßt. Eine verbiesterte Heuchlei, von der nur die Angehörigen ethnischer und/oder sexuell devianter Minderheiten ausgenommen sind, denen es selbstmurmelnd freisteht, nach Belieben — auch auf allertiefstem Niveau — Normalos auf die Schaufel zu nehmen. Was — bitte mich nicht mißzuverstehen! — mich keineswegs grämt. Sollen sie doch. Ich erwarte nur meinerseits das Recht, eine Schwuchtel wegen ihrer Vorliebe für's Teil im Hintern ebenso zu veräppeln ...
Vielleicht hätte Frau Hodoschek auch darüber nachdenken sollen, warum in den USA alle möglichen CEOs nicht zurücktreten mußten. Weil sie nämlich sehr gut integrierte Teile des polit-medial-finanz-industriellen Komplexes sind — und munter und profitabel am täglichen Massenmord im Nahen Osten mitschneiden, beispielsweise. Systemnützlinge, sozusagen ...
Doch gegenüber einem orientalische Potentaten bestechenden Rüstungs-CEO, der satt lächelnd in Kauf nimmt, daß zehn-, ja hunderttausende Menschen der Zivilbevölkerung ermordet, terrorisiert oder auch »nur« vertrieben werden — gegenüber einem solchen Musterbeispiel von US-CEO ist mir aber ein »Telekom-Pussygate«-CEO (auch mit dem peinlichsten Witzchen) beim Arsch lieber, als der andere beim Gesicht!
Frau Hodoschek vielleicht nicht. Was freilich auch einiges über sie und ihre Gesinnungsgenossen verrät ...
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